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Boris Pilleri (1960 - 2023)

Leidenschaft pur

boris pilleriAm 5. Februar 2023 starb Boris Pilleri unerwartet im Alter von 62 Jahren. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr stand der Berner Bluesgitarrist auf der Bühne und gehörte zu den besten Bluesgitarristen hierzulande. Jammin’ the Blues hiess seine Band zu Beginn, später wurde sie zu Boris Pilleri’s Jammin’ und wuchs über die Jahre mit wechselnder Besetzung vom Trio zu einem Septett mit Horn Section und Keyboard. Erste Konzerte gab es in lokalen Klubs. Sein Gitarrenspiel war temperamentvoll und wuchtig. Das Publikum schätzte ihn und so eroberte er mit seiner Band die Bühnen über Bern und die Schweiz hinaus. Bald war die Band so erfolgreich, dass sie als Opener für Eric Burdon, Albert Collins und John Mayall eingeladen wurde. Mayall wollte die Band für den Rest seiner Europatour als Opening Act verpflichten.

In den Achtzigerjahren hatte sie zahlreiche Auftritte hinter dem eisernen Vorhang, vor allem in Ungarn. Deswegen wurde sie als einzige Schweizer Band zum Freedom Festival eingeladen, das vom 4. bis 6. Juli 1990 in Philadelphia stattfand.  Man feierte damit den Fall der Berliner Mauer und war überzeugt, dass der Kampf der Ideologien und die Ost-West Zankerei beendet sei und eine friedliche Zukunft bevorstand. Das Patronat hatte der ehemalige Präsident Jimmy Carter, ein grosser Bluesfan. Es war ein gigantischer Anlass mit über vierhunderttausend Zuschauern und Boris Pilleri’s Jammin’ reihte sich ein in internationale Topstars wie Bo Diddley und Crosby, Stills & Nash.

Bei allem Erfolg blieb der Musiker geerdet und arbeitete weiter als Grafiker und Illustrator. Er gab auch in seinen Profilen als Beruf «Grafiker & Musiker» an. Unter anderem stammt das Etikett des Bärner Müntschi Bieres der Felsenau Brauerei von ihm. 2017 entwarf er für die Post die Weihnachtsbriefmarken. Das Besondere dabei: Beim Scannen mit der Post-App spielte ein Video mit Weihnachtsklängen ab.

Seine erste Single, «Jammin’ The Blues» erschien 1980. Zwischen 1981 und 2022 spielte er 17 Alben und Singles ein, zuletzt im Herbst letzten Jahres. Mit dem Album «Blues Never Sleeps» hinterlässt er ein gereiftes Werk. Kraftvoll und funky. Es ist eines seiner besten, wenn nicht das beste Album.

Pilleri war tief mit dem Blues verwurzelt, kannte aber gleichzeitig keine Scheuklappen. So entwickelte sich seine Musik ständig, wurde komplexer, stilistisch breiter, arrangierter, ohne das rohe des Blues zu verlieren. Dafür sorgte er mit seiner Gitarre. Zuletzt bot er eine Mischung aus Blues, Funk, Soul und Rock. Die Schweizer Bluesszene verliert einen interessanten, leidenschaftlichen und unverkennbaren Musiker.