Roberto Morbioli Trio - Acoustic Me
Sanftere Klänge
Das überrascht erstmal. Der Titel Acoustic Me erweckt den Eindruck, es gäbe ein akustisches Album von Roberto Morbioli, der seit den 1990er Jahren mit Morblues unterwegs ist. Morblues war stets für eine im Soul und Funk gegründete Form des Blues bekannt, und jetzt legt Bandgründer Morbioli ein «unplugged» Album vor? Im Prinzip ja, aber nicht ganz. Roberto Morbioli hat sich nicht neu erfunden, er tritt nur in einem reduzierten und intimeren Trio-Lineup auf, das etwas intimere Klänge erlaubt. Herausgekommen ist mit Acoustic Me ein weiteres feines Album dieses tollen Musikers, eine Sammlung von zwölf Titeln, die zumeist nicht als Blues zu bezeichnen sind, die aber ein tolles Ensemble ergeben, eine abwechslungsreiche Scheibe mit viel Musik von Herzen.
Roberto Morbioli ist auf dem Cover seiner CD zu sehen, alleine und konzentriert über den Hals seiner Kay Truetone Gitarre (Modell K6530 oder Speedmaster) von 1955 gebeugt. Dazu die Worte Acoustic Me, aber das Album ist keine akustische Solo-CD des Vollblutmusikers aus Verona. Für sein jüngstes Album Acoustic Me hat Roberto Morbioli ein nach ihm benanntes Trio aus der Taufe gehoben, wobei er keine neuen Leute suchte, sondern mit Paolo Legramandi dem von der Kooperation mit Big Daddy Wilson bekannten Bassisten vertraut. Schlagzeuger Nicolò Taccori gibt auch in Morblues den Takt an, die Zusammenarbeit mit beiden ist also bestens eingespielt. Mit diesem Duo spielt er ein Album von Titeln ein, die ihm am Herzen zu liegen scheinen, zumindest macht es den Eindruck einer Herzensangelegenheit. Die Titel sind alle sorgfältig arrangiert und konzentriert eingespielt.
Die 12 Songs bieten eine sehr abwechslungsreiche musikalische Mischung. Bereits der erste Song Mother’s House beginnt als schöner akustischer Blues, ehe Morbioli die musikalische Form aufreisst und einen sehr nach Clapton klingenden akustik-Rock-Titel draus macht. So ist jeder Titel ein bisschen akustisch klingend, aber nicht wirklich was der Albumtitel zu verkünden scheint. Love Affair klingt nicht akustisch, wenn es die Gitarre auch sein mag, You Smile ist vollständig elektrifiziert, Specchi Rosa, Specchi blu ist ein sanfter Jazz mit makelloser «comping»-Begleitung, allerdings auch nicht akustisch. Das sagt natürlich nichts über die Qualität des Titels aus, denn der ist zum Dahinschmelzen schön, Italienischer Liedermacher trifft auf traditionalistische Jazz-Band. Morbioli zaubert noch ein wunderbares Solo in den Titel. So einfach kann gute Musik sein.
Childhood Memories, I’m in the Blues sind völlig unplugged, das letztere auch tatsächlich ein Blues. Ein irrer Titel ist Train To Tyngsborough, der mit leichtem Vorsprung längster Titel des Albums. Eine instrumentale Zugsreise, voller Energie und Drive, sanft gespielt, freilich ebenfalls nicht akustisch. Aber dieser Titel reisst mit, er lässt Bilder im Kopf entstehen, man fliegt in diesem Zug durch die Zeit. Viele Titel sind sehr laid-back gespielt, das ist gewissermassen das akustische: das Backporch-Feeling, entspannte Titel unaufgeregt zu spielen. Wenn der Blues-Faktor auch gering ist, der Unterhaltungsfaktor ist gross.
Die CD gibt es für €18.- hier zu kaufen
Acoustic Me Roberto Morbioli Trio (2015)
1. | Mother's House | 3:52 |
2. | My Baby's Gone | 5:02 |
3. | I Love You Much and More | 3:21 |
4. | I'm In The Blues | 4:00 |
5. | Love Affair | 4:46 |
6. | You Smile | 3:57 |
7. | Specchi Rosa, Specchi Blu | 4:38 |
8. | Childhood Memories | 4:51 |
9. | Mama Told Me | 3:47 |
10. | Miracles | 4:05 |
11. | Train To Tyngsborough | 5:09 |
12. | Under A Sky Like This | 3:04 |