Marco Marchi & The Mojo Workers - My Old River
Zweiter Streich der Tessiner Gruppe lässt aufhorchen
Erst 2009 gegründet, haben Marco Marchi and The Mojo Workers mit ihrem unverkennbaren Stil nicht nur die Herzen des Publikums und den Respekt der Fachwelt in der Schweiz erobert, sondern mit ihrer Teilnahme an der EBU in Berlin, sowie an der IBC in Memphis auch international Aufmerksamkeit gewonnen. Die Gruppe aus Marco Marchi (g, voc); Claudio Egli (har); Fabio Bianchi (tba, eb) und Toby Stiftner (dr) konnte deshalb mehrere hochkarätige Künstler gewinnen, die das Projekt Mojo Workers so interessant finden, dass sie auf dieser CD als Gastmusiker mitmachten: Roby Panzeri (dr, Waschbrett), Andrea Quaglia (b), Andy J. Forest (har), Washboard Chaz (Waschbrett), Rich del Grosso (mand), Sean Carney (g) und Sam Burckhardt (sax).
2010 erschien ihre erste CD «Listein' To My Soul» (Rezension). Nun haben sie ihr zweites Werk heraus gebracht. «My Old River» heisst die CD mit 12 Songs und einem Bonus Track. Der Titel der CD und des zwölften Songs bezieht sich auf das Gemeinsame der Bandmitglieder, für die jeweils ein Fluss eine besondere Bedeutung hat: Po, Ticino und Rhein und die natürlich den Mississippi, der für die Herkunft der Musik steht.
Sieben der Lieder stammen aus der Feder von Marco Marchi. Die sechs übrigen sind Material der frühen Blueser Arthur «Blind» Blake, Blind Boy Fuller und Willie Brown, einer davon, «Big Bad Billy», ist eine Komposition aus dem Jahr 1924 von Milton Ager mit Text von Jack Yellen. Er war ein Hit und wurde von vielen Künstlern gecovert, darunter Ry Cooder, van Halen, aber auch Peggy Lee. Die anderen stammen von frühen Meistern aus der Gründerzeit, deren Biographien oft rudimentär sind und wurden etwa im zweiten Viertel des vorigen Jahrhunderts geschrieben.
Heraus gekommen ist eine AAA Scheibe, um es mal in der Sprache der Rating Agenturen auszudrücken. Das Album gehört zum Originellsten was die Schweizer Bluesszene seit langem hervor gebracht hat. In einer Zeit, in der von Musikern und Publikum unter der Bezeichnung Crossover die Begriffe gerne mal verwässert werden und viele denken, der Blues entfalte seine Wirkung erst wenn es laut und wild zugeht, schärft die Band eindrücklich die Konturen und hebt sich wohltuend vom Mainstream des derzeit allgegenwärtigen Bluesrock ab. Roots Musik vom Feinsten. Marco Marchi and The Mojo Workers führen den Zuhörer mit ihrem unverwechselbaren Klang durch die Stile des Blues zwischen dem frühen letzten Jahrhundert und 50er Jahre. Sie schliessen Delta Blues, Ragtime, Swing, aber auch Folk und Gospel ein. Die Produktion erfolgte im Blackhill Studio Chiasso und im Onedrop Studio in Basel und ist technisch überzeugend.
Es beginnt mit Sometimes Baby, einem gut aufgelegten Song im typischen Sound der Band, gefolgt von When I'm Gone. Hier liefern Sam Burckhardt und Roby Panzeri ihren ersten Beitrag. Burckhardt bringt haucht Swing in den Song. Mambo at The Mocambo zaubert dann, wie man vermutet, kubanische Rhythmen herbei - ein wunderbarer, astreiner Mambo. Ein entspanntes Do You Remember zeigt Marchi in bester Spiellaune. Sein Picking klingt zuweilen wie ein Duett. Tolle Basslinie von Andrea Quaglia.
Mit der augenzwinkernden Moritat von Big Bad Bill greift die Band einen Song aus der Zeit auf, als hierzulande Ausgerechnet Bananen ein Hit war. Hier ist das Original mit Billy Murray auf Youtube zu hören.
https://www.youtube.com/watch?v=cdGlA04laNM
Rich del Grossos spielt die Mandoline leicht und folky, dazu brummt Fabio Bianchis Tuba, wie auch im folgenden Stück Fight For The Right. Mit Early In The Morning wird ein Klassiker des Piedmont Blues entstaubt. Es beginnt mit akustischem Picking, dann setzt subtile Gitarrenarbeit von Sean Carney ein. Zusammen mit Claudio Eglis klagendem Harmonikaspiel wird aus dem Ragtime langsam ein veritabler, dampfender Blues. Meat Shakin' Woman ist dann ganz Ragtime, wie auch der folgende Diddie Wa Diddie und Washboard Chaz lässt hören, wieso er so genannt wird . Ganz gut, auch mal wieder auf die ganzen deftigen und berührenden Texte zu achten. Das gilt auch für Ragged and Dirty, mit welchem uns die Band tief ins Delta entführt. Marco Marchi solo: My Old River ist ein Kabinettstück des Fingerpickings.
Fazit: Stück für Stück hat die Gruppe mit Respekt vor der Tradition und grosser Musikalität ein herausragendes Album mit erfrischend aufgearbeiteten Covers und originellen Eigenkompositionen heraus gebracht. Marco Marchi & The Mojo Workers demonstrieren eindrücklich: Auch ein Jahrhundert nach der «Erfindung» des Blues ist dessen Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen.
01. Sometimes Baby, (M. Marchi), 5.26
02. When I'm Gone, (M. Marchi), 3.46
03. Mambo At The Mocambo, (M. Marchi), 3.31
04. Do You Remember, (M. Marchi), 5.32
05. Big Bad Billy, (M. Ager/J. Yellen), 3.10
06. Fight For The Right, J. Yellen, 5.01
07. Early In The Morning, (A. Blake), 7.28
08. Meat Shakin' Woman, (B.B. Fuller), 4.22
09. Diddie Wa Diddie, (A. Blake), 3.19
10. Ragged & Dirty, (W. Brpwn), 4.08
11. Let The Circle Be Unbroken, (Trad.), 3.18
12. My Old River, (M. Marchi), 3.24
Bonus Track
13. Joy (M. Marchi/M. Catti), 4.35
Marco Marchi (g, voc)
Claudio Egli (har)
Fabio Bianchi (tba, eb)
Toby Stiftner (dr)
Roby Panzeri (dr, Waschbrett - Tracks 2, 3, 4, 5, 6, 11)
Andrea Quaglia (b - Track 4)
Andy J. Forest (har - Track 9)
Washboard Chaz (Waschbrett - Track 9)
Rich del Grosso (mand - Track 5)
Sean Carney (g - Track 7)
Sam Burckhardt (sax - Track 2).