Freddie Kings 40. Todestag
Der Herzanfall, der das Leben des als Frederick Christian geborenen Freddie Kings akut beendete, war keine grosse Überraschung. Der Texaner hatte seit Jahren Raubbau an seinem Körper betrieben, nie endende Tourneen und nachlässige Sorge für seine Gesundheit forderten letztlich ihren Tribut. So wird ihm die Angewohnheit nachgesagt, beim Aufbau von Konzerten anstelle fester Nahrung Bloody Marys zu sich genommen zu haben, weil dies Zeit sparte. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er offene Magengeschwürde und eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, zudem ist auf allen Bildern sein Übergewicht deutlich zu erkennen.
Mit seinem Tod endete das Leben eines grossen Bluesman, der nicht nur eine beachtliche Reihe von Titeln verfasst hatte, sondern der vor allem als flamboyanter Performer mit seiner roten Gibson ES-Gitarre bei jedem Auftritt alles gab und damit auch einen Standard setzte für intensiven Austausch mit dem Publikum. Auf allen Live-Auftritten ist diese Intensität deutlich zu hören, so gibt es auf seinem Album Live in Germany, eingespielt 1975 in Bremen und Hamburg Momente höchstes Spannung zwischen Publikum und Performer, und zwar bei langsamen Songs wie Ghetto Woman ebenso wie bei Krachern wie Big Legged Woman. Diese Bühnenpräsenz wird wohl auch etwas von dem gewesen sein, was sich der junge und scheue Eric Clapton von seinem Vorbild kopieren wollte. Zudem sang Freddie King mit einer Intensität, wie sie nur sehr selten zu hören ist.
Freddie King erhielt seinen ersten Unterricht von seiner Mutter und seinem Onkel. 1950 übersiedelte die Familie nach Chicago und die erste Bandgründung The Every Hour Blues Boys folgte bald darauf. Später spielte er mit Hound Dog Taylor zusammen, dessen rauher Country-Stil auch im elektrischen Blues von King ausgemacht werden kann.
In den 1960er Jahren folgten eine Reihe von Hits mit Songs, die Freddie King geschrieben hatte. Dabei fällt vor allem auf, dass er immer wieder Instrumentals schrieb und somit die elektrische Gitarre als Instrument des Blues in den Köpfen verankerte: Sen-Sa-Shun (= Sensation), San-Ho-Zay (= San Jose), Swooshy, The Stumble, Texas Oil und natürlich Hideaway sind hier zu nennende Titel. The Stumble wurde von Peter Green auf John Mayalls Erfolgsalbum A Hard Road gecovert (sowie später auch von Jeff Beck, Bugs Henderson, Gary Moore und Ronnie Earl).
Daneben schrieb er mehrere zeitlose gesungene Titel, etwa I’m Tore Down, Palace of the King, Love Her With a Feeling und den von Clapton zu Weltruhm gebrachten Titel Have You Ever Loved a Woman. Viele dieser Titel schrieb er gemeinsam mit Sonny Thompson (1916–1989), einem Pianisten und Produzenten für «Federal Records», bei denen King während der frühen 1960er Jahre unter Vertrag stand. Nach 1968 lotste King Curtis den Texaner zu «Atlantic Records», wo er für das Sub-Label «Cotillion Records» 2 Alben einspielte, die Curtis produzierte.
Zeitlebens ein Gibson-Spieler spielte Freddie King in den 50er Jahren eine P90-Goldtop durch einen Gibson G4-Verstärker, später die Rote ES-345 und vor allem ES-355, sozusagen die Chuck Berry-Gitarre. Er pickte mit Daumen-Pick und metallenem Zeigefinger-Pick, eine Spieltechnik, die ihm Jimmie Rogers beigebracht hatte.
Der als «Texas Cannonball» apostrophierte King beeinflusste mit seinem Stil Zeitgenossen wie Albert Collins, aber vor allem jüngere Spieler wie Green oder Clapton, und in seiner Heimat wohl vor allem Bugs Henderson, U.P. Wilson und Stevie Ray Vaughan, die alle Tradition des flamboyanten Texas-Blues bewahrten.
An posthumen Ehren mangelt es nicht, so erklärte die damalige Gouverneurin von Texas Ann Richards ihm Jahr 1993 den 3. September zum «Freddie King Day», was eine Ehre ist, die grossen Musikern des Lone Star Staates zuteil wird wie Buddy Holly. Die Zeitschrift Rolling Stone führt ihn auf Platz 15 ihrer Top 100 Gitarristen aller Zeiten und 2012 wurde Freddie King in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, aber nach Anhören seiner Musik kriegt man den Eindruck, dem Mann wäre es lieber gewesen, man würde seine Musik mal wieder auflegen und diese enorme Energie spüren, die von ihm ausgeht.