Geschrieben von Rolf Winter am .

Minor Cabinet – Black Ink On White Sheets

Makelloser Erstling

MinorCabinetBlackInkOnWhiteSheetsCDCoverDie Band Minor Cabinet wurde 2012 von Julian Jasny und Roman Dönicke gegründet und gab bereits 2013 ihre erst EP heraus. Nun ist im September 2015 ihr erstes Album erschienen: Black Ink On White Sheets. Zwölf Titel und ein Fragment sind darauf zu hören, alles eigene Kompositionen. Die Band bezeichnet ihren Stil als «blues based indie rock». Blues ist zwar nur in Spuren zu finden, aber es ist ein attraktives Werk geworden, das vor Einfällen nur so sprudelt.

 

«Black Penny Records» heisst das Label, welches Kris Pohlmann Anfangs 2015 gegründet hat und das junge, talentierte Musiker fördern soll. Als Pohlmann das Material im Tonstudio hörte, war er davon so begeistert, dass er sie unbedingt als erste Band im neuen Label unter Vertrag haben wollte. Hört man sich die CD an, kann man das gut verstehen.

Als erstes fällt das Handwerkliche auf. Alle Musiker spielen auf beeindruckend hohem Niveau, sowohl in den lauten und temperamentvollen Stücken, als auch in den leisen. Zweitens sind die Titel sehr sorgfältig arrangiert. Jeder Song ist ein kleines Meisterwerk. Drittens: Die Band versteht etwas von Erwartung, Steigerung und Timing. Das sind nicht einfach zwölf mehr oder weniger ähnliche Songs, wie man sie besonders bei Debutalben oft findet. Jeder ist ein wenig anders und die Titel sind auch in sich voller Überraschungen. Das macht ihre Musik abwechslungsreich und spannend. Die Songs sind trotz ihrer Komplexität eingängig. Auch der Gesang stimmt, sowohl der Sänger Julian Jasny, als auch die Gastsängerin Aylin Bruns überzeugen. Der Leadgitarrist Clemens Bombien beherrscht die sanften Töne ebenso souverän wie die krachenden Riffs. Tarek El Kassar bereichert die Songs mit gefühlvoll gespieltem Keyboard und glänzt vor allem in der zauberhaften Ballade Already Gone. Leider wird der Keyboarder die Band verlassen, um sich auf seine berufliche Karriere zu fokusieren. Ganz stark ist hier auch das Duett Jasny/Bruns. Dazu kann sich die Band auch auf eine solide Rhythmusgruppe stützen, bestehend aus dem Bassisten Paul Krobbach und Roman Dönicke am Schlagzeug.

Der Opener Daybreaker ist ein wuchtiges Stück, das zunächst den Eindruck erweckt, man habe ein Hardrockalbum vor sich, doch das täuscht. Die Band lotet das ganze Spektrum an Varianten aus, vom erwähnten ersten Song bis zum poetischen V1, oder dem hübschen Fly Into The Sun, der beides vereint, harte Rockklänge und einen zärtlichen Kinderreim.

Müsste ich mich entscheiden, welcher Song mir am besten gefällt, hätte ich grosse Schwierigkeiten, etwas anders zu sagen als: alle. Selten findet man ein Debutalbum mit so viel Abwechslung, Perfektion und Reife. Ganz einfach grossartig!

Minor Cabinet – Black Ink On White Sheets (2015) Black Penny Records

 1 Daybreaker (3:32)
 2 BOG (3:35)
 3 Crawl On By (4:40)
 4 Stationary (4:31)
 5 V1 (2:31)
 6 Fly Into The Sun (5:46)
 7 Blessed Are The Pure In Heart (4:04)
 8 Island (3:50)
 9 Devotion (4:48)
10 To The North (4:29)
11 Already Gone (4:37)
12 Running For Someone (7:12)
13 Daybreaker II (0:45)

Julian Jasny (git, voc)
Clemens Bombien (git)
Tarek El Kassar (org, p, rhodes, bvoc)
Paul Krobbach (b, bvoc)
Roman Dönicke (dr, perc, bvoc)

Aylin Bruns (voc tracks 6,11)
Thomas Hannes (git tracks 9,12)

https://www.youtube.com/watch?v=1iqAL1yN3dM