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Greyhound George All You Can Eat

Viel Gefühl und hohe Virtuosität


Greyhound George ist der Künstlername von Jürgen Schildmann, einem Blues-Enthusiasten, der wie viele die Gitarre gewählt hat und der mit grosser Virtuosität einen ansprechenden Mix aus Eigenkompositionen und Covers präsentiert. Aktuell liegt seine zweite solo und akustisch eingespielte CD All You Can Eat vor. Diese bietet alle Varianten des akustischen Blues: Slide, mit und ohne Harmonica, Instrumentalstücke wie gesungene, Slide und Picking, oftmals alles im selben Stück. Sein Stil erinnert an grosse Vorbilder wie Son House oder Tampa Red oder – in jüngerer Zeit – der junge Keb’ Mo’. Die CD von Greyhound George macht grossen Spass, und sei den Freunden des akustischen Blues wärmstens empfohlen. Bleibt zu hoffen, dass Greyhound George gelegentlich den Weg in den Süden schafft und dass man ihn auch hier in der Schweiz live erleben kann.

Greyhound George aus Herford im westfälischen Flachland ist ein lebenslanger Blueser. Er ist der Musik hörbar tief verbunden und tritt in verschiedenen Formationen auf: Blues Duo Deluxe, Greyhound George Band, ehemals auch Basic Blues Band sind Bluesfans zwischen Lemgo und Herne, zwischen Bliefeld und Güterloh wohl ein Begriff. Schildmann spielt hier überall mit, ist aber auch als Solokünstler zu erleben. Seine aktuelle CD All You Can Eat (nach Delta Dog, 2008) bietet 17 Tracks, darunter 7 Covers: Saddle Up My Pony (Son House), Dark Was The Night / People Get Ready (Blind Willie Johnson/Curtis Mayfield), Preachin´Blues (Son House/Robert Johnson), Your Mind Is On Vacation (Mose Allison), Ain´t Nobody Home (Jerry Ragavoy) und Jitterbug Swing (Bukka White), Blind Willie McTell (Bob Dylan). Die anderen zehn Songs sind Eigenkompositionen.

Die CD ist keine echte Solo-Aufnahme, bei manchen Titeln erhält Greyhound George Unterstützung von Musikern begleitet, die auch Teil seiner Live-Formationen sind: Seine Ehefrau Heidi Schildmann spielt auf 4 Songs Bass und liefert für 3 Background Vocals, Andy Grünert steuert für 4 Titel die Bluesharp bei und Helmut Sprick, der das Album auch produziert hat, spielt auf 2 Songs Hammond-B3. Die CD ist auch nicht durchgehend akustisch und Gitarre, Blues For You hat George elektrische Unterstützung durch sich selbst und Ain´t Nobody Home bringt ein überraschendes Saxophon-Solo, bei dem das Sax sensationell lebensecht klingt, nicht so steril wie auf vielen Aufnahmen. All dies dient der Abwechslung, der Unterhaltung, der Zelebrierung dieser Musik.

Selbstverständlich gibt es eine Website der Band und Myspace-Auftritte mit Hörbeispielen, aber trotzdem soll hier auch schriftlich versucht werden, dem Sound Greyhound Georges gerecht zu werden. Der Mann spielt bemerkenswert sauber, seine Gitarrenbegleitung ist weniger erdig als bei Son House, Bukka White oder R.L. Burnside, aber es ist offensichtlich, dass er sich an diesen orientiert. Sein Spiel erinnert somit an die Aufnahmen Keb’ Mo’s auf dessen Erstlingswerk oder an Peter Green mit seinen zwei Robert Johnson Coveralben. Greyhound George spielt mit moderner Aufnahmetechnik gespielten Blues, aber es bleibt der gute alte Country Blues. Auf Resonator-Gitarre oder akustischer Dreadnought-Westernklampfe, Schildmann spielt manchmal Slide, manchmal pickt er mit Daumenpick, manchmal klingt es nur nach Haut. Er spielt also den Deltablues so, wie er seit einhundert Jahren gespielt wird. Beim Zuhören verstärkt sich der Eindruck: Georges Blues kommt aus ihm selbst heraus, das ist keine aufgesetzte Modeströmung, er würde auch noch Blues spielen, wenn ihn niemand mehr hören würde.

Greyhound George singt auch, und obwohl er hörbar kein englischer Muttersprachler ist, klingt sine Gesang gut und authentisch. Wie im Gitarrenspiel: auch hier keine falschen Manierismen. Der Mann weiss, was es braucht, und er macht nicht mehr, was eine grosse Kunst ist. Sein Gesang hat einen Akzent, aber der stört an keiner Stelle.

George orientiert sich an den Meistern. Als Beispiele nennt er auf seiner Myspace-Seite folgende absurd lange Liste von Einflüssen: «Muddy Waters,Robert Johnson, Son House, Tampa Red, Mississippi John Hurt, Yank Rachel, R.L.Burnside, Blind Lemon Jefferson, Lightnin´Hopkins, Ry Cooder, Catfish Keith, Little Feat, John Hammond, Buddy Guy, John Campbell, John Long, The Three Kings, Big Joe Williams, Champion Jack Dupree, Lousiana Red, J.J.Cale, Eric Clapton, Derek Trucks, Rory Gallagher, Johnny Winter, The Rolling Stones, John Fogerty and many moe…». Immerhin, so lange die Liste auch ist, gewisse Namen fehlen, so dass es nicht einfach Namedropping ist, sonst wäre Hooker nicht unerwähnt geblieben.

Für die Songs auf der CD gibt es hier Hörbeispiele, hervorgehoben sei der Titelsong, eine art umgebautes Come On in My Kitchen und Dark Was The Night/People Get Ready, eine wunderbare Version der Soul-Ballade Curtis Mayfields. Auch das Dylan-Cover ist toll gemacht. Von den Eigenkompositionen gefiel mir am Besten Blues for You, ein zauberhaft intimer Titel, passenderweise mit Begleitung seiner Frau gespielt.

Die Auftritte der Band, von denen auf der Website berichtet wird, sind allesamt in Westfalen, somit konnte man den Mann in der Schweiz noch nicht live erleben, aber es bleibt zu hoffen, dass er einen Greyhound erwischt und mit Gitarre seinen Weg in die Schweiz findet. Der Mann kann bestimmt auch live überzeugen. 

Greyhound George All You Can Eat
 1.Gone For Good
2.Saddle Up My Pony
3.Dark Was The Night / People Get Ready
4.I´m Doing Fine
5.Chicken
6.Blues For You
7.Preachin´Blues
8.Your Mind Is On Vacation
9.Rats In My Kitchen
10 Hey, Pretty Mama
11.Ice In Her Pocket
12. Ain´t Nobody Home
13.What´s Up
14.Jitterbug Swing
15.What You See Is What You Get
16.All You Can Eat
17.Blind Willie McTell