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Don P and The Blue Jags

Starke Basis und neue Klänge

Das Album, das gleich heisst wie die Band, heisst also Don P & The Blue Jags enthält 41 Minuten geballte Texas Blues power, mal heftiger, mal sanfter. Die 12 Songs sind allesamt Eigenkompositionen und sie bringen eine dunkle Seite zum Ausdruck. Die Songs erzählen von Wut und Trauer, von Frustration und enttäuschter Liebe, aber die Musik bleibt treibend und upbeat. Manche Songs flirten mit Chicago Blues oder einem Louisiana-Stil, aber im Kern bleibt es Texas Blues in bester Tradition von Freddie King, U.P. Wilson und natürlich dem grossen Vorbild Stevie Ray Vaughan.

Für diese 2012er CD wurden Don P und die Band verstärkt durch Tastenmann Pat Rusconi. Auf den Alben Soul to Soul und In Step wurden Stevie Ray Vaughan and Double Trouble ja eigentlich zu einem «Triple Trouble» durch die Verpflichtung von Keyboarder Reese Wynans. Pat Rusconi leistet einen vergleichbaren Beitrag für Don P: der Organist steuert neben den zu erwartenden Soli einen guten musikalischen Boden bei, der auch Don P mehr Raum lässt. Die Rhythmus-Abteilung mit Dänu Hahn an den dicken Saiten und Martin Detig an den Fellen ist bocksolide, verlässlich und das Zusammenspiel wurde in einer mittlerweile ansehnlichen Zahl von Gigs gehärtet und eingespielt.

Die Musik wird komplexer, bleibt dabei aber dem unverwechselbaren Sound der Band treu: Gitarrengetriebener Texas Blues. Dazu kommt der gute Gesang von Don P. Seine Stimme passt toll zur Musik, er bringt ein gutes Mass an Emotionalität in seine Stimme und seine englische Aussprache ist eine Freude. Alle Aufnahmen stammen von Live-Auftritten, es ist also kein Live-Album, das einen Auftritt abbildet, sondern ein Live eingespieltes Album. Publikumsreaktionen gibt es allerdings keine zu hören, da wurde in der Produktion entschieden, die Stücke lieber schnell auszublenden.

Der Opener That’s What I’m Living For ist ein sehr schneller Shuffle. Der Gesang hat einen interessanten Hall, der die Live-Atmosphäre toll zur Geltung bringt. Man nimmt der Band ab, dass es dieser Sound ist, für den sie lebt. Das Keyboard kommt hier nicht zur Geltung. What a Thrill ist ein Shuffle mit rollendem Boogie-Feeling, der Titel geht enorm in die Beine. Blues Satellite bringt dann ein erstes Mal den Einsatz der Hammond-Orgel. Der Sound wird merklich breiter und transparenter. Der Titel hat ein klares Rock-Feeling, aber wird von der Band bluesig umgesetzt. Vor dem Gitarrensolo kommt ein kurzer Moment der Stille, der eine Idee zu lange scheint.

Little Honey ist ein scheinbar schwermütiger Titel mit tollem Orgelsolo. Die Kommunikation zwischen den nun vier Musikern funktioniert wunderbar. Ein Blues, in dem man sich suhlen kann. Mit 5:42 ist es der längste Titel des Albums und das Gitarrensolo ist Don P sehr geschmackvoll: grossartiger schmatzender Strat-Ton, dass es eine Freude ist. It Feels so Fine sägt sich dann wieder ins Ohr, ein druckvoller Shuffle des Trios, bei dem der Gesang gut rüberkommt. Was Blues Satellite noch bluesig, so ist dies ein Rock’n’Roll-Song. Beautiful Day – erneut mit Keyboard-Unterstützung – ist ein Shuffle, bei dem die Instrumente sehr räumlich klingen, was mir gut gefällt, wenn es auch nicht der Qualität einer Studio-Aufnahme entspricht, es ergibt dafür ein Vintage-Feeling.

What Happened is bringt dafür Louisiana-Feeling. Der Titel erinnert an Clarence «Gatemouth» Browns Ansatz des Blues: schnell, kurz und trocken in der Rhythmus-Arbeit. Ein aussergewöhnlicher Titel, bei dem erneut dieses Vintage-Feeling aufkommt. Der Titel ist nämlich zeitlos: Tanzmusik American Style. Martin Detig hat einen kurzen Auftritt am Schlagzeug. She was My Star ist ein Bluesrock mit eingängigem Riff. Die Orgel kriegt hier erneut viel Raum, den Pat Rusconi zu nutzen versteht. Der zweitlängste Titel (5:40) bringt ein weiteres Gitarrensolo mit diesem fetten Ton. Gegen Schluss greift Don P im zweiten Soloauf einen Trick zurück, der schon bei Luther Allison immer gut ankam: Mitsingen oder vielmehr mit der Gitarre scatten.

War die Gitarre eben noch fett und «beefy», so brilliert My Love Goes Bad mit den klirrenden Fender-Klängen. Eine Funk-Stimmung kommt hier auf, so etwas Leichtes, Schwebendes. Die CD endet mit My Soul is Frozen, einem weiteren Shuffle, aber weicher, zarter als frühere Titel des Albums. Mehr Chicago als  Austin. Don Plegt beim Gesang nochmal eine Schippe drauf und singt sogar mit Südstaatenakzent, eine kleine Verneigung vor der Heimat der Musik.

Die CD zeigt deutlich, dass Don P & The Blue Jags nicht bloss eine Tribute-Band sind, die Stevie Ray Vaughans Blueskanon rauf und runter spielt. Auf der Basis des grossen Texaners suchen – und finden – Don P und seine Bandkollegen ihre eigene Stimme, ihren eigenen Ausdruck. Die erste Adresse für Texas Blues in der Schweizer Bluesszene ist in dieser Hinsicht legitim in eine Reihe zu stellen mit Chris Duarte, Melvin Taylor oder Kenny Wayne Shepherd. Die selbst geschriebenen Songs zeigt Don P als den Paten des Texas-Blues der Schweizer Szene. Und seine Gitarre ist eine pure Freude anzuhören. Die zwischenzeitliche Erweiterung vom Trio zum Quartett macht die so erweiterten Songs transparenter, luftiger, und der Sound der Band profitiert insgesamt davon.

Die CD gibt es hier für brutto Fr. 25.- zu bestellen
 
Don P & The Blue Jags Don P & The Blue Jags
Guitar/Vocals Don P
Bass Dänu Hahn
Drums Martin Detig
Keyboard Pat Rusconi
  1. That’s What I’m Living For
  2. What a Thrill
  3. Blues Satellite
  4. Little Honey
  5. It Feels so Fine
  6. Beautiful Day
  7. What Happened Is
  8. She Was My Star
  9. My Love Goes Bad
  10. My Soul Is Frozen