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Zum 85sten Geburtstag von Jerry Lee Lewis

Der Killer lebt

Jerry Lee Lewis alt farbeEr war ein begnadeter Performer, weshalb man ihn den «Killer» nannte. Er war Mitglied des «Million Dollar Quartets» und Gegenstand eines Skandals in den prüden USA der 1950er Jahre, der den unüberbrückbaren Gegensatz zwischen «Norden» und «Süden» deutlich machte. Aber vor allem passte Jerry Lee Lewis nie in die amerikanische Mainstram-Unterhaltung, denn er war das, was die USA gerne unten den Teppich wischt: aus einer weissen aber armen Familie. Am 29. September wird Jerry Lee Lewis 85 Jahre alt. Herzliche Gratulation!

Der Pianist und Sänger Jerry Lee Lewis (*29.9.1935 in Louisisana) lebt noch immer. Der letzte der grossen Pioniere des Rock’n’Roll kam wie die anderen nach Memphis , und er hat sie alle überlebt: Fats Domino (1928–2017), Little Richard (1932–2020), Roy Orbison (1936–1988), Chuck Berry (1926–2017) sind alle vor ihm verstorben. Carl Perkins (1932–1998), Johnny Cash (1932–2003) und natürlich Elvis Presley (1935–1977) waren die drei anderen des Million Dollar Quartets (Bezeichnung für ein Album von Sun Records von 1956), und auch hier ist Jerry Lee Lewis der «Last Man Standing».

JerryLeeLewis 50er Promobild SWDas ist selbstverständlich erfreulich, aber auch etwas überraschend, denn «The Killer» war in einen Skandal verwickelt, der ihn um ein Haar seine Karriere gekostet hätte und wohl zum Teil auch gekostet hat, denn nach dem Skandal erreichte er nie wieder die breite Popularität, die er in den frühen 1950er Jahren genoss. Der Pianist nahm die Klavierbegleitung des Blues, verlegte den Akzent auf den Schlag und Rock’n’Roll war geboren. Mit dieser Formel schaffte er unsterbliche Klassiker wie Whole Lotta Shaking Going On oder Good Golly Miss Molly und natürlich seinen Signature-Hit Great Balls of Fire. Bei der Aufführung dieser Songs zeigte Jerry Lee Lewis, dass auch Pianisten nicht bloss auf dem Klavierschemel sitzen, sondern eine Show bieten können: er spielte mit den Füssen, tanzte um sein Instrument und animierte die Jugend zum Tanzen. Lewis war die geborene Rampensau, der jeden Saal zum kochen bringen konnte.

Doch dann kam der Skandal: 1958 wurde während einer Tournee in Grossbritannien publik, dass der 21-jährige Jerry Lee Lewis Im Dezember 1957 seine damals 13jährige Cousine Ersten Grades Myra Gale Brown geheiratet hatte, die Tochter des Bassisten seiner Band J.W. Brown. Das entsprach dem Klischee des Südstaaten-Hillbillys und des «poor white trash», und darüber rümpfte das lillienweisse Amerika so sehr die Nase, dass Lewis zum Buhmann erklärt wurde. Er brach die Tournee ab und musste seine Karriere neu beginnen. Brown blieb bis zur Scheidung 1970 seine Ehefrau und verfasste danach eine Biographie über ihren Ex-Mann: Great Balls of Fire: The Uncensored Story of Jerry Lee Lewis aus dem Jahr 1982, das die Grundlage bildete für den Bio-Pic Great Balls of Fire! (1989) mit Dennis Quaid in der Hauptrolle.

Jerry Lee Lewis erfand sich neu als Country-Musiker, wechselte 1963 zu einer neuen Plattenfirma und nahm dann das Live-Album Live im Star-Club Hamburg auf, das bis heute zu den grossartigsten Rock’n’Roll Alben gehört und neben seinen Klassikern auch Aufnahmen von Country-Songs wie Hank Williams’ Your Cheatin' Heart enthält. Lewis hatte damit die Erfolgsformel gefunden, mit der er weisse Südstaatler unterhalten konnte: Eine Mischung aus Rock’n’Roll und Country und er bediente seine Klientel damit und verbuchte immer mal wieder Hits. Er blieb ein grosser Name im Süden und die «Yankees» konnten auf den «white trash» herunterblicken und Sinatra hören, Jerry Lee Lewis blieb ein populärer Musiker im Süden.

2006 veröffentlichte er das Album Last Man Standing mit Duetten, das wohl auch als eine musikalische Rehabilitation verstanden werden kann. er singt dort u.a. mit Mick Jagger, Bruce Springsteen, Kris Kristofferson, Don Henley, John Fogerty, Jimmy Page, Neil Young, Rod Stewart, Kid Rock und B.B. King. Drogen, Skandale und das wilde Leben eines Rock’n’Roll Pioniers hat Lewis hinter sich und feiert heute seinen 85sten Geburtstag. Bluesnews gratuliert