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Crushice - What Went Wrong?

Keine Sorge, Mit dieser CD ist alles in Ordnung!

CrushIceWhatWentWrongCDCover.jpgDie Band CrushIce wurde auf bluesnews bereits in diesem Kurzporträt vorgestellt , jetzt ist von der jungen Schweizer Band ein neuer Tonträger verfügbar, der die musikalische Bandbreite der Einflüsse widerspiegelt. In erster Linie aber sind die 14 Songs ein Garant für gute Laune. CrushIce müssen sich entgegen ihrem Albumtitel wirklich keine Sorgen machen, ihre jüngsten Studioaufnahmen sind eine Freude anzuhören.

CrushIce scheint einer dieser Fälle zu sein, bei der alle Bandmitglieder gleichberechtigt zusammenarbeiten. Die Stücke tragen die Handschrift der einzelnen Musiker und das Programm ist sehr abwechslungsreich und unterhaltsam.

 

 

Das Titelstück What Went Wrong ...? ist bereits eine gute Visitenkarte für die Musik des Albums: Kurzer Eingangsgesang und dann reichlich Platz für Gitarren- und Hammondsolo. Die beiden Gitarristen Gerber und Gämperle sind auf der Band-Website mit einer Semi-akustischen-Gitarre, bzw. einer Telecaster zu sehen und vermutlich spielen sie diese auf dem Album, denn der Humbucker-Sound und der Singlecoil-Twang sind stets gut auseinander zu halten. Der Gesang auf diesem ersten Stück ist allerdings nicht so einnehmend, die Betonung der Wörter ist manchmal forciert und der Akzent ist an vielen Stellen allzu deutlich.

A Good Time bietet u.a. ein grossartiges Harmonikasolo, inklusive einer charmanten Referenz an die Volksmusik. Das fordert Organist Marcel heraus, der auf der Hammondorgel eine kurze knackige Replik gibt. Das zweite Stück Tonight ist eine faule Ballade, im Sinne von einer Ballade, die mit einem «lazy Beat» schwüle Louisianasümpfe die Ehre erweisen. Hier ist dem Klang nach Martin Gämperle mit geschmackvoller Gitarrenarbeit hervorzuheben. Ein romantischer Song mit dem Versprechen «Tonight I'm gonna give you my love».

Der darauf folgende Slow Blues Everything Under Control ist ein weiteres geschmackvolles Stück mit einem gepflegten Gitarrensolo, auf dem der Solist (diesmal Raphael Gerber?) keine Pyrotechnik abbrennt, sondern sich an sicheres Material hält, das er auch mit Stil und Gefühl rüberbringen kann. So entsteht ein gutes Solo, das tonal kein Neuland erschliesst, das aber ein authentisches Bluessolo bietet. Und ist das nicht die Essenz des Blues? Nicht so viele Noten wie möglich zu spielen, sondern die richtigen?

Rockin' Lady ist kein Blues, sondern deutlich der Sparte Country zuzuordnen, mit einem deutlichen Schuss Rockabilly. Ein lustiges und fröhliches Stück, das nach den beiden bequemeren zuvor wieder mehr Leben in die Füsse bringt. Der folgende Titel Ain't No Woman bietet dann funky Bluesklänge mit einem tiefen Groove. Die Rhythmusabteilung brilliert hier und wenn die auch zuvor die Stücke schon in schöner Weise getragen hat, so ist dieser Song geradezu ein Anschauungsbeispiel für die Wichtigkeit von Bass und Schlagzeug. Marcel Gämperle ist hier zurück am Klavier und es gibt erneut ein kürzeres Harmonika-Solo. Der Schluss ist bemerkenswert: das Stück bricht mehr ab als dass es ein Outro hat, aber da es kurz und schmerzlos geht, ist das nicht so schlimm.

Mary Had A Little Lamb ist schlicht eine Kopie der Stevie Ray Vaughan-Vorlage, mit zusätzlichem Hammond-Solo. Sicher beliebt bei Live-Gigs, ist es nicht das stärkste Stücke der CD, denn die Interpretation bringt keine neuen und überraschenden Einsichten, ist aber sauber gespielt. Der Funk-Song Feels So Good bietet guten, relativ akzentfreien Gesang. Auch dies ein Wohlfühl-Titel, der sie Stimmung hebt.

Es folgt ein weiterer Slow Blues mit dem Titel Mr. Blues, der allerdings nichts mit dem Bandleader von Tight Groove zu tun hat. Allerdings ist es auch nicht nur eine weitere Personifikation des Blues, hier wie ja früher schon von Buddy Guy respektvoll als «Mr. Blues» angesprochen. Der Text des mit 8:17 längsten Stücks der CD nimmt in Anspruch, dass der Erzähler selbst als «Mr. Blues» bekannt sei, sei er doch in den Baumwollfeldern aufgewachsen. Das Gitarrensolo (Gämperle) beginnt dann sehr verhalten, voller Vorahnung, und Gämperle klingt hier tatsächlich etwas nach Buddy Guy, dann wird es zur Clapton-Kopie, was etwas schade ist, aber makellos gespielt. Das Pianosolo greift dann tief in die Kiste der Jazz-Harmonien. Hier klingt definitiv die klassische Klavierausbildung nach. Das zweite Gitarrensolo (Gerber) schliesst das Stück ab. Das Baumwoll-Klischee hätte man meiner Meinung nach stecken lassen können, es ist etwas viel Folklore, aber das Stück ist gut arrangiert und unterhaltsam.

A Good Old Cowboy Song, das zehnte Stück der Scheibe, wird manchen überraschen, denn es ist musikalisch ganz und gar kein «good old cowboy song», vielmehr ein Blues mit texanischem Feeling, erneut recht «lazy» gespielt. Der Sänger in diesem Stück versucht, den «drawl» eines Südstaatenakzents nachzumachen, was bedeutet, dass beispielsweise «dreams» eben genauso ausgesprochen wird wie geschrieben: mit dem Diphtong e-a. Das wirkte auf mich leider sehr gekünstelt.

Der folgende Titel Hot Summer Night ist eine schnelle Tanznummer mit einem leicht an ZZ Top erinnernden Beat. Ein Stück um in klares Riff, erneut mit viel Gitarrenmusik angereichert. Auch dieses Stück dürfte bei Live-Auftritten ein Knaller sein. Die Schlagzeugbegleitung von Martin Fröhlich ist erneut lobend hervorzuheben. Das akustische Stück Blue Moon wirkt erneut sehr gefühlvoll, eine schöne Ballade mit akustischer Gitarrenbegleitung und entsprechender Folk-Stimmung. Eine sehr schöne Komposition mit modernem Bluesklang, ohne einfach ein akustischer Blues zu sein, das Stück erinnert etwas an eine Komposition von Keb' Mo'. Auch hier ist der Gesang schön und es gibt ein kleines Slide-Solo.

Das zweite Cover der Scheibe, Mystery Train, ist der Klassiker, den schon Elvis coverte und eine Million anderer Bands. In dieser schnellen und wuchtigen Version ist als Eigenheit der sehr stark an das Stampfen des Zuges anklinge Rhythmus zu nennen, inklusive einer wunderbaren Verlangsamung zum Schluss des Songs hin, und das Harmonika-Solo, bei dem sich Gerber voll reingibt. Das kurze instrumentale Outro ist hübsch, aber steht etwas schräg in der Landschaft. Mit 0:33 ist es ein kleiner Nachgedanke zur CD.

Musikalisch ist die Band CrushIce auf einem guten Weg, wie sie mit dieser CD unter Beweis stellt. Die Arrangements sitzen gut, die Mitglieder sind aufeinander eingespielt und die Band hat sichtlich Freude am Spielen. Die beiden Gitarren haben ihre jeweilige spezifische Stimme und so dominieren die Gitarren nicht, wenn auch in sehr vielen Stücken zwei Solos vorkommen, was manchmal etwas viel ist. Die Stärken der Bands liegen neben der Rhythmusgruppe beim Pianisten, dem einen der beiden Gämperle-Brüder, der wirklich in jedem seiner Soli dem Song eine interessante Wendung verleiht. Auch das Harmopika-Spiel ist hervorzuheben, sicherlich eine Stärke von Martin Gerber. Einziger Kritikpunkt bleibt der der Gesang auf der CD, eines der Bandmitglieder singt mit sehr starkem Akzent und das ist dem Musikgenuss an manchen Stellen abträglich oder wirkt forciert. Aber dies als Antwort auf die Titelfrage des Albums zu benennen, ginge wohl deutlich zu weit. An dieser CD lief gar nichts richtig falsch, da sollten sich CrushIce keine Sorgen machen.

CrushIce What Went Wrong ...?

14 Titel, 57:47 Gesamtzeit

Raphael «Raphi» Gerber, Gitarren, Blues Harp, Gesang
Martin «MG» Gämperle, Gitarre, Gesang
Marcel «Mäse» Gämperle, Hammond-Orgel, Piano, Gesang
Manuel «Manu» Schmid, Bass
Martin «Tinu» Fröhlich, Schlagzeug  

1. What Went Wrong
2. A Good Time
3. Tonight
4. Everything Under Control
5. Rockin' Lady
6. Ain't No Woman
7. Mary Had A Little Lamb
8. Mr. Blues
9. Feels So Good
10. A Good Old Cowboy Song
11. Hot Summer Night
12. Mystery Train
13. Blue Moon

14. Outro

Weblinks zur Band: http://www.crushice.ch/