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Cyndi Lauper Memphis Blues

Minnie Mouse in Memphis

2010 erschien die CD Memphis Blues der 80er Jahre Ikone Cyndi Lauper. Diese ist eine reinrassige Blues-CD, aber es braucht etwas Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat. Das Album enthält elf Titel, und dabei greift das schrille Girlie von Girls Just Wanna Have Fun auf fachkundige Hilfe zurück. Unter Mithilfe von Charlie Musselwhite, Allen Toussaint, Johnny Lang und sogar B.B. King konnte sie so ein interessantes Album einspielen.

Die CD dreht seit einiger in meinem CD-Spieler, und dies zunächst nicht deshalb, weil ich sie so gut finde, sondern vor allem deshalb, weil ich versuche, mir einen Reim darauf zu machen. Das Album ist musikalisch tadellos. Cyndi Lauper hat sich eine tolle Band zusammengestellt, oder vielleicht zusammenstellen lassen (darauf deutet ihre Danksagung hin: «It was an honor to sing and play with you» klingt nicht wie eine vertraute musikalische Beziehung). Schlagzeug und Perkussion: Howard Grimes, Bass Leroy Hodges, Klavier und Orgel Lester Snell, Gitarre Charles «Skip» Pitts. Die Bläser-Arrangements der Blechbläser stammen von Marc Franklin, jene der Saxophone von Kirk Smothers und Derrick Williams. Manche der Namen liessen sich googlen, es sind allem Anschein nach alles Studiomusiker aus Memphis, die hier einen bocksoliden musikalischen Teppich legen, auf den Frau Lauper ihren Gesang setzt.

Was schwierig ist an dem Album und die Herausforderung, das ist nicht nur das Bild im Kopf von der Kaugummi-fröhlichen und farbenfrohen Konkurrentin Madonnas. Cyndi Lauper behält ihre luftige und leicht quietschige Stimme, die so gar nicht zu Billie Holiday oder Bessie Smith zu passen scheint. Dies ist keine vom Leben gezeichnete Stimme, obwohl es auch Lauper nicht einfach hatte: 10 Alben, darunter ein akustisches und ein Weihnachtsalbum sind ihr gesamte Oeuvre: nicht viel für 35 Jahre Musikbusiness. Der erste Eindruck war also, dass hier eine alternde Popsängerin versucht, sich dem Blues zu nähern, denn der vergibt ja vieles: Bruce Willis oder Nicholas Cage haben sich ja auch schon daran versucht, wieso also nicht Cyndi Lauper. Die gibt einige Interviews, in denen sie brav zu Protokoll gibt, dass sie sich immer schon sehr für den Blues begeistert habe und früher immer alte LPs gehört habe etc etc.

Doch dies ist nur der erste negative Eindruck, und über diesen gilt es hinwegzukommen, wenn man der CD gerecht werden will. Lauper spielt eigenwillige Interpretationen ein, die zu ihrer Stimme passen, und sie hat mit der Wahl der tief im Blues verankerten Musiker eine gute Wahl getroffen. Insbesondere die drei Titel mit Allen Toussaint sind ein Vergnügen, aber auch das Duett Rollin’ and Tumblin’ mit Ann Peebles ist ein schöner Song geworden. Musikalisch erinnert dies etwas an Joan Osborne, eine gewisse Dringlichkeit tritt in ihrem Gesang zu Tage. Die Titel, für die Charlie Musselwhite verantwortlich zeichnet, sind schneller, Chicago-artiger, während der Rest des Albums eine Delta-Gemütlichkeit ausstrahlt.

Bei dem langsamen Big Bill Broonzy-Titel Romance in the Dark wird deutlich, dass ihre Stimme für Schmetterballaden wirklich nicht ausreicht. Sie krempelt den Titel für meinen Geschmack etwas zu sehr um. Man ist froh, wenn die gnädige Orgel übernimmt. Dafür ist Don’t Cry No More ein echter Hit. Die Stimme Laupers passt perfekt zu diesem von Bläsersätzen vorangetriebenen Song. 

Eine besondere Erwähnung verdient auf jeden Fall Johnny Lang, der mit wunderbarer Stimme auf Crossroads und How Blues Can You Get mithilft, diese wirklich schon unzählige Male eingespielten Titel abzustauben und attraktiv zu machen. Sein Gitarrenspiel auf How Blue… ist zudem demjenigen B.B. Kings täuschen ähnlich. Es ist immer wieder faszinierend, wie wandlungsfähig dieser Mann ist. 

Insgesamt ist dies eine interessante Scheibe, auf der man bei jedem Anhören Neues und mehr entdeckt. Cyndi Lauper scheint ihren Spass gehabt zu haben und der Blues hat einen breiten Buckel, denn es gilt: wenn’s fetzt ist alles in Ordnung, und dass es dies auf Memphis Blues tut, das stellen die Musik sicher, und das erwachsen gewordene Girlie setzt mit ihrer Stimme Ausrufezeichen an den richtigen Stellen. Die CD erscheint in den USA und in Europa mit unterschiedlichen Covern, enthält aber jeweils dieselbe Musik.   

Cyndi LauperMemphis Blues (Downtown, 2010)

1. Just Your Fool                      3:35 (mit Charlie Musselwhite)
2. Shattered Dreams              3:52 (mit Allen Toussaint)
3. Early In The Mornin'            3:51 (mit Allen Toussaint und B.B. King)
4. Romance In The Dark        5:42
5. How Blue Can You Get?    5:21 (mit Johnny Lang)
6. Down Don't Bother Me       3:01 (mit Charlie Musselwhite)
7. Don't Cry No More               2:43
8. Rollin' And Tumblin'            3:26 (mit Ann Peebles)
9. Down So Low                      3:53
10. Mother Earth                      5:18 (mit Allen Toussaint)
11. Crossroads                       4:42 (mit Johnny Lang)