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The German Blues Project Through the Storm

 Vielseitig

Eine neue Bluesformation macht in Deutschland unter dem Namen The German Blues Project Furore, und das zurecht, denn die fünf Jungs bieten reifen und kräftigen Blues und Rock mit dem gewissen Etwas. Die Band ist eine Art Soupergroup, und nun liegt die erste CD-Veröffentlichung vor: Through the Storm, eine Sammlung von zehn Titeln mit grosser stilistischer Bandbreite, wobei die Butter auf dem Brot der Band der Slow Blues und die Power Ballade sind. Blues von Chicago bis Texas mit Anleihen bei Gospel und Rockabilly sind die Formel, nach der die Band unterhaltsame und mitreissende Songs schmiedet.

Wenn man die CD Through the Storm in Itunes einlegt, um die Songs auf den MP3-Spieler zu rippen, gibt die Genrebezeichnung des Datenbank «Rock» vor. Das ist sicher nicht ganz verkehrt, aber auch nur weil Rockmusik ein so unspezifischer Terminus ist. Hier wird von allem etwas gespielt, die Band hat in ihrer ersten Aufnahme in dieser Formation vieles ausprobiert, was der CD zu Gute kommt. Ein abwechslungsreiches Programm, aber gleichwohl nicht beliebig. Es gibt musikalische Konstanten, die sich durch viele Songs ziehen, etwa das wohl eingespielte Rhythmus-Duo am Bass und Drums.Die Website der Band ist informativ

Der Bandname The German Blues Projectist die Bezeichnung für eine Kooperation zwischen dem Power-Trio Richie Arndt & The Bluenatics (Neben Gitarrist und Bandleader Arndt sind das Bassist Jens-Ulrich Handreka und Schlagzeuger Frank Boestfleisch) mit Tastenmann Georg Schroeter und Harmonika-Virtuose Marc Breitfelder. Das Trio repräsentierte Deutschland bei der «Europäischen Blues Challenge». Schroeter & Breitfelder wurden als erste Nicht-Amerikaner in der «International Blues Challenge» als bestes Duo ausgezeichnet. Unter dem gemeinsamen, aber wenig aussagekräftigen Namen The German Blues Project legen sie spät im vergangenen Jahr eine CD mit einem ebenso nichtssagenden Titel vor: Through the Storm. Die wenig kreativen Namenseinfälle sind denn aber auch alles, was es an dieser Scheibe zu kritisieren gibt, denn musikalisch ist dies reines Gold.

Der Sound der Band basiert auf der Formel «druckvolles Trio schiebt Piano und Harp zu Höchstleistungen». So geht der Ball ständig hin und her von Gitarre zur Harp, vom Gesang Schroeters zu jenem Arndts, die unterschiedlich singen, aber mit gleichem Herzblut. Grundlegend für den Sound ist das enorm virtuos gespielte Klavier und Keyboard Georg Schroeters, das wirklich makellos ist und den Druck des Power-Trios auf eine neue Eben hebt. Es gibt langsame Titel und fetzige Partymusik, jeweils bunt gemischt.

Der Einstiegssong Pillow Blues ist ein gemächlicher Chicago-Blues, bei dem man sich in den Sound einhören kann. Das hervorragende rhythmische Fundament des Duos Handreka und Boestfleisch bietet eine bocksolide Grundlage für die Songs. Der Song bietet viel Blues-Klischee inklusive dem Refrain «When midnight comes, the Blues is on my pillow». Aber das spielt keine Rolle, es sind ja keine Liedermachertexte, und die Band erfüllt alle musikalischen Ansprüche an eine moderne rockige Bluesband vorzüglich. Die Gitarre bietet den grossen fetten Strat-Sound, der nie aus der Mode kommt. Destination FLA kommt als rund rollender Blues mit West-Coast-Feeling daher. Im Gesang ist in manchen Stellen ein Deutscher Akzent zu hören. Happy Without a Reason ist dann nochmal ein Wenig funkier, auch dies ist Gute-Laune-Musik auf der Basis von Blues.

Der rockigste Titel des Scheibe ist Through the Storm. Der Titelsong der CDist beste Wohlfühl- und Mitgeh-Musik. Es ist die Art von Titel, die man beim Live-Auftritt als letzten Titel des regulären Sets spielt, um die Stimmung hoch zu halten für die Zugaben. Come Home to Me kommt als wunderbar sanfte-schnulzige Ballade daher mit fetter Orgel und akustischen Dobro-Akkorden. Den besonderen Kick gibt die Frauenstimme Mennana Ennaouis in der zweiten Strophe und beim Duett am Schluss. Zum Titel gibt es ein Video der Band auf ihrer Website. Ein so schöner Titel MUSS ja mit einem Happy End schliessen. Rockin‘ USA ist, wie der Titel andeutet, fetziger. Nach einer kräftigen Harp-Eröffnung groovt die Band in einen Bluesrock mit einem Rockabilly-Feeling. Bilder von Cadillacs mit riesigen Flügelflossen drängen sich ins Bewusstsein.

Der längste Titelist mit 8:13 das Gospel-Instrumental Amazing/Amazing Grace. Marc Breitfelder spielt eine ausgedehnte vielseitig improvisierte Version des Spirituals. Die ersten 2:40 Minuten gehören der Solo-Mundharmonika.  Dann setzt die Band ein, sanft und fein, wie es dem Titel gebührt. Die Harp klingt jetzt wie ein Saxophon, breit und mit SEHR viel Vibrato. Ein erneuter Wechsel und die Harp klingt nach Slide-Gitarre (oder ist es das Slide). Was Breitfelder hier abliefert, ist wirklich ein Meisterstück. Nach 6 Minuten übernimmt dann eindeutig hörbar die Gitarre mit einem routinierten und sehr flüssigen Solo. Das Gitarrensolo leitet schliesslich ein gewaltiges Finale ein mit allem, was die Band hergibt: kesselndes Rock-Schlagzeug, kreischendes Tutti mit orgiastischem Schluss. Erst ganz zum Schluss holt die Harp alle wieder ab. Was Breitfelder und der Rest der Bandaus dem uralten Amazing Grace macht, ist voller Verehrung für diesen Zeitlosen Titel.

Hinter dem textlich engagierten CEO Blues verbirgt sich dann in der Folge ein schöner Slow Blues, sehr geschmackvoll, insbesondere die Führung durch Georg Schroeters Tastenarbeit ist erneut eindrücklich. Der Liedtext ist leider nicht sehr gut zu verstehen, was aber der Stimmung des Songs wenig abträglich ist. Too Hot to Handle ist ein Texasblues mit Boogie-Woogie-Piano. Erneut ein Party-Kracher. Same Old Blues schliesst die Scheibe ab, gemächlicher Pianoblues vom Feinsten. So schön kann Klavierblues sein. Der Titel hat noch etwas den Charakter eines Demotapes, was sehr sympatisch daherkommt. Hier wird Vintage-Gefühl durchs Abmischen vermittelt.

Nach Anhören der CD fragt man sich höchstens, von welchem Sturm die Band spricht, hier war eitel Sonnenschein und die Supergroup ist sicher ein Erfolg, denn die Möglichkeiten wachsen und die spielerische Bandbreite auf dem soliden Fundament jahrelanger Erfahrung ist Garant für tolle Musik. Die Band ist am 25. April 2013 im Nordportal Baden beim Blues Festival live zu erleben, die Kostprobe aus dem Studio macht definitiv Appetit auf mehr.

The German Blues Project Through the Storm (2012)
Richie Arndt: electric & acoustic guitars, vocals
Georg Schroeter: piano, e-piano, vocals
Marc Breitfelder: harmonica
Jens-Ulrich Handreka: electric bass & double bass, backing vocals
Frank Boestfleisch: drums & percussion, backing vocals

Mennana Ennaoui: Lead vocals (Come Home to Me), backing vocals

1 Pillow Blues           5:21
2 Destination FLA                         5:14
3 Happy Without Reason 4:24
4 Through the Storm    3:37
5 Come Home to Me 5:39
6 Rockin' USA 2:50
7 Amazing/Amazing Grace 8:13
8 CEO Blues            7:13
9 Too Hot to Handle        4:19
10 Same Old Blues 5:04