BB King The Life Of Riley
Biographie des Königs
Jon Brewer, der 2010 schon eine Dokumentation über das Leben von Jimi Hendrix veröffentlichte mit dem Titel Jimi Hendrix – Guitar Hero, hat in einem nächsten Werk nun die Lebensgeschichte B.B. Kings aufgearbeitet. Mit viel Sorgfalt in den einzelnen Bildern und mit grossem Respekt für den grossen Sohn des Staates Mississippi. Dabei kommen neben der Hauptfigur auch Mitmusiker zu Wort und – und das macht die Doku wertvoll – Verwandte, Weggefährten, Bandmitglieder der ersten B.B. King Blues Band. Für intime Kenner, die früher erschienene Biographien in Buchform gelesen haben, enthält der Film logischerweise wenig Neues, doch auch diese Fans des Blues Boy können sich an seiner Persönlichkeit begeistern, die in der Dokumentation ausgiebig zum Ausdruck kommt. Der Titel der Dokumentation The Life of Riley mag eine Anspielung auf eine Radio-Sitcom der 1940er Jahre sein, die sehr erfolgreich war, die aber – mindestens in Europa – wohl niemand mehr kennt.
Die Dokumentation orientiert sich im Erzählstrang an den wichtigsten Stationen im Leben B.B. Kings, also Kindheit und Schulzeit, die erste Phase in Memphis in der Obhut Bukka Whites, dann seine Zeit als Diskjockey beim Radiosender WDIA, erste Plattenaufnahmen beim Label der Gebrüder Bihari undder Wechsel zu ABC. Vom Moment an, da B.B. King anfing zu Touren, hörte er ja nie wieder auf – bis heute. Also legt Jon Brewer (Bild rechts)den Fokus von seiner Person um zur Entwicklung seiner Karriere, vom Chitlin Circuit über erste Auftritte vor Weissem Publikum und erste Auftritte im Ausland, namentlich Europa, bis zu den Konzerten in Zaire im Rahmenprogramm zum Weltmeisterschaftskampf zwischen den Boxern Muhammed Ali und George Foreman. Da er bei diesen Konzerten nicht mit seiner normale Band spielte sondern mit den Crusaders, nahm er mit diesen weitere Alben auf und entwickelte seinen Sound weiter. Es folgt der Welterfolg The Thrill is Gone und seine Tour mit U2, von der allerdings nur Bono zu Wort kommt. Gegen Schluss der Dokumentation klingt so etwas wie ein Nachruf an, denn mit 88 Jahren ist B.B. King nun mal näher am Grab als an der Wiege, wie er selbst als erster zugeben würde. Vermischt mit diesen Tönen wird den Ehrungen viel Raum zugestanden, die er erhält, inklusive der Einrichtung eines «B. B. King-Days» im Staat Mississippi, eine Ehrung, die den grossen Man in Tränen zurücklässt.
Die Musiker, die zu Wort kommen, sind natürlich alle Weggefährten, die jemals mit King spielten: Bono, Eric Clapton, Bobby Bland, Buddy Guy, Leon Russell, aber auch andere, die ihn getroffen haben, seinen Einfluss nicht abstreiten können oder für eine kurze Kollaboration mit ihm arbeiteten: Bill Wyman, Dr. John, Joe Walsh, John Mayall, Bruce Willis, Carlos Santana, Slash, Bonnie Raitt, George Benson, Derek Trucks, Susan Tedeschi und andere. Selbstverständlich ein ganzes Who is Who der Rockmusik, wobei auffällt, dass ausser Buddy Guy und Dr. John wenig reine Bluesmen zu hören sind. Die Statements sind die zu erwartende Lobhudelei. Einzig Carlos Santana sticht heraus, der für die esoterisch angehauchten Statements zuständig ist und durchwegs etwas neben der Schiene wirkt. Eric Clapton bricht an einer Stelle in schallendes Gelächter aus, so dass er kaum mehr atmen kann, auch das eine bemerkenswerte Szene. Als Erzähler wurde Morgan Freeman engagiert, der wie Bill Cosby im Eröffnungsstatement klar machen soll, dass das Schicksal Kings zwar einzigartig war, aber auf denselben Voraussetzungen fusste wie Millionen andere.
Was diese Doku auszeichnet, das ist der grosse Raum, der King selbst zugestanden wird. Er kommt richtig ins Erzählen und kann seine eigene Binnensicht der Tatsachen schildern. Dabei wird deutlich, dass B.B. King mehr noch als ein grossartiger Musiker ein wunderbarer Mensch ist, eine grosse Seele, sozusagen, der jeden und alle berührte, die ihn trafen. Ein spezieller Mensch, dessen einzigartige Karriere nur eine folgerichtige Konsequenz seiner Persönlichkeit war. Selbst wenn man B.B. King nicht kennt zum Zeitpunkt, da man die DVD einlegt, nach 2 Stunden hat man nicht nur eine Ahnung, wer dieser Mann ist, man kommt auch nicht herum, ihn zu mögen.
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