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John Mayer Where the Light is Live in Los Angeles

Kleider machen Leute

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John Mayer spielt auf der Konzertaufnahme Where the Light is : John Mayer Live in Los Angeles mit Herz und viel Seele, und er zeigt, welch unglaublich guter Musiker er ist. Das Konzert ist eine einzigartige Folge von drei Sets, auf denen er alle Facetten seiner Vielseitigkeit zeigt: er zieht sich für jedes Set um. Es sind, wie er selbst sagt, «drei Inkarnationen» seiner selbst. Doch was über die 22 Titel gleich bleibt, sind zwei Konstanten: John Mayers Musik gründet im Blues, wächst hervor aus dem Blues und kehrt immer wieder zum Blues zurück, und er hat eine unbeschreiblich gute Stimme für diese Art der Musik. Das Konzert ist grosse Show und ein Vergnügen, anzusehen oder anzuhören. Es gibt eine Aufnahme auf einer Doppel-CD und ein Konzertfilm von Danny Clinch, der etwas über zweieinhalb Stunden dauert. Die CD ist grossartig, aber die Erfahrung, ihn beim Spielen zu sehen, eröffnet eine weitere Dimension. Und dabei ist der Mann auch immer gut angezogen. 

John Mayer war zum Zeitpunkt der Konzerts genau 30 Jahre alt und er hat schon viele Höhen und Tiefen erlebt: Er hatte alles erreicht: Signature Gitarren von Martin und Fender in streng limitierter Auflage, er war ein Star und eine Celebrity, spielte auf Eric Claptons Crossroads-Konzerten und hat Grammies gewonnen (Best Male Vocal Performance 2003 für Your Body Is A Wonderland und 2007 für Waiting on the World to Change und im selben Jahr für Continuum als Best Pop Vocal Album).  Zeitweise aber war er mehr in den Zeitungen wegen seiner Beziehungen zu Jennifer Love Hewitt, Jessica Simpson oder Jennifer Aniston. Er hatte in Interviews unkluge, weil ehrliche oder weil witzig gemeinte Antworten gegeben, einige Fettnäpfe betreten und die Medienmaschinerie kostete das aus: Papparazzi wohin er ging, das Übliche eben. Dieses Konzert sollte ein Wendepunkt sein für John Mayer, bei dem er wieder den Fokus auf seine Musik lenken wollte. Dies versucht er nach eigener Aussage mit diesem Konzert am 8. Dezember 2007 in Los Angeles, das während seiner Promotiontour für das 2006 veröffentlichte Album Continuum stattfand. Es war also bereits so etwas wie ein erster Comeback-Versuch. Veröffentlicht im Juli 2008, kamen die CD wie auch DVD erst neulich in unser Bewusstsein bei der Bluesnews-Redaktion und somit erfolgt erst jetzt eine Besprechung des Albums.

John Mayer entschied sich (er produzierte die DVD auch selbst), das Konzert in drei Teile aufzuteilen: 5 Titel als akustische Vorgruppe seiner selbst, 7 Titel mit dem 2005 gegründeten Trio und 9 mit der Tourband, mit der er zu jenem Zeitpunkt sicher am vertrautesten war. Heraus kam ein Album, das abwechslungsreich ist und musikalisch vom allerfeinsten. Eine wahre Ohrenweide und in DVD-Form auch eine Augenweide, denn Mayer wirkt elektrisiert und euphorisch, aber er vermag dies zurück in seine Musik zu lenken und er spielt streckenweise wie von einem anderen Stern. Nicht nur kann er die alten Meister imitieren, er bleibt auf bei einem Slow Blues oder einer klassischen Bluesnummer wie Come When I Call (die klingt wie ein Original Chess-Blues, aber eine Eigenkomposition Mayers ist) zutiefst kreativ, stets auf der Suche nach einem überraschenden Lick.

Darin liegt vielleicht die Genialität John Mayers: Wie sein grosses Vorbild Stevie Ray Vaughan (dessen Initialen er tätowiert hat) macht Mayer nicht unbedingt etwas Neues, aber er macht das Alte so perfekt, so auf die Essenz reduziert und darin neu interpretiert, dass es neu und überraschend klingt. So ist seine Gitarre nicht Hendrix, nicht Clapton, nicht Vaughan und nicht Albert King, aber er nimmt von jedem etwas und kombiniert dies zu einer kraftvollen und modernen Mischung. Dies gilt für seine Licks, aber auch für seinen Gitarrenton, zumeist einen bluesigen Strat-Sound irgendwo zwischen «Fender Bassmann» und «Fender Twin Reverb», aber durchaus den Segnungen moderner Digitaltechnik nicht abhold. Zudem mit den dicken Saiten von SRV (vielleicht nicht sooo dick) ausgerüstet, hat sein Gitarrensound diese kernige Knackigkeit, die seit Texas Flood für junge Gitarrenhelden vorgeschrieben scheint. Es gilt aber auch für seinen Gesang, der ein Brüllen ist, ein kehliges Schreien, heiser und ursprünglich, intensiv und packend. Es leuchtet ein, ihm den Grammy für Gesang gegeben zu haben, obwohl sein Gitarrenspiel auch Auszeichnungen verdient hätte und sicher noch erringen wird. Einen Abzug gibt es beim Gesang einzig und alleine für seine Aussprache, die es kaum jemals erlaubt, einen zusammenhängenden Satz zu verstehen.

johnmayerlivelosangelessolo.jpgJohn Mayer beginnt mit einem Solo-Set, schlicht in T-Shirt und Jeans, akustisch, nur mit Barhocker und Gitarre. Er eröffnet mit Neon, einem eingängigen Stück von 1999 und kommt dann auf die aktuelle CD: Stop This Train. Es folgt ein zuvor unveröffentlichter Titel In Your Atmosphere, mit dem er erstmals den direkten und intensiven Kontakt zum Publikum sucht. Dies tut er im Konzert immer wieder, sei es mit Händeschütteln oder gesprochenen Passagen in den Songs oder auch mit seinen Ansagen. Er versucht als gradliniger und ehrlicher Typ rüber zu kommen, der einfach Freude an seiner Musik hat und haben möchte. Seine Ehrlichkeit und Offenheit erstaunen dabei etwas, aber sie berühren auch. Am Schluss des akustischen Sets wird er dann begleitet von den zwei Gitarristen der Tourband, Robbie McIntosh, der Slide spielt und David Ryan Harris. Am Schluss folgt Tom Pettys Free Fallin‘, das nach der CD auch als Single ausgekoppelt und ein Erfolg wurde.

Das Trio, mit dem er die Songs 6-13 bestreitet, ist eine Zusammenstellung von Musikern erster Güte. Er gründete diese Bande mit Steve Jordan  an den Drums und Pino Palladino am Bass, was für sich schon etwas über die Mayers Qualitäten aussagt: Jordan und Paladino sind Legenden an ihren Instrumenten, Palladino machte unter anderem Aufnahmen mit The Who, Genesis, Eric Clapton, Jeff Beck, David Gilmour, und Simon & Garfunkel, Jordan spielte für Stevie Wonder, die Saturday Night Live Band, bzw. die Blues Brothers, aber auch für Clapton, Keith Richards and the X-pensive Winos. Die vielleicht schillerndste Referenz: Auf dem Rolling Stones-Album Dirty Work vertrat er Charlie Watts. Hier spielen sie in selten gehörter Transparenz auf. Die Leistung anderer Rhythm Sections von Blues-Trios verblasst angesichts dieser Begleitung. Der Ball fliegt ständig hin und her und die drei treiben sich gegenseitig zu immer neuen Höhen an. Für diesen Teil der Konzerts wechselt die Band in scharfe schwarze Anzüge mitextrem schmalen Kravatten. Es kommt ein 50-Jahre Feeling auf.

Hier kann Mayer zeigen, was er von Hendrix geerbt hat, weshalb er hier mit Wait Until Tomorrow und Bold as Love zwei JohnMayerLiveLosAngelesTrio.jpgSongs von Axis : Bold as Love covert. Auf beiden kommt er dem Übervater aus Seattle nahe in diesem grenzenlosen Selbstbewusstsein, zu wissen, dass er das Richtige tut und sich Zeit lassen kann. Er eröffnet das Trio Set mit Everyday I Have The Blues; aus dem er tatsächlich mit der beschriebenen Methode noch etwas Neues herausholt. Es folgen mehrere Titel, die das John Mayer Trio schon 2005 auf Try! veröffentlichten. Überraschend dabei wirklich der beinahe museale Blues Come When I Call (was die Angesprochene natürlich nicht tut, deshalb dieser Blues), der wie ein Lehrstück für den perfekten Bluessong aufgebaut ist, ein wahres Kleinod. Es folgt der Slow Blues Out of My Mind, der Gänsehaut von oben nach unten und wieder zurück jagt. Eine einfach nur makellos zu nennende Performance von 10:10 Länge. Vultures ist ein Stück, das zwar kein Blues ist, aber wo Mayer zeigt, dass er musikalisch knietief im Deltaschlamm steckt, Der Song beginnt wie Rock, wird dann aber mit der funky Gitarre sehr fetzig.

Das Band Set ist dann die grosse Kiste: Drei Gitarren, Keyboards, Bass, Schlagzeug, Trompete, Saxophon und Jayers Stimme können eine Menge Druck erzeugen. Die Band spielt erwartungsgemäss viele Titel von Continuum, aber dazwischen auch Neue Dinge. Dabei sticht insbesondere I Don't Need No Doctor raus, das Mayer als Gast bei John Scofields Ray-Charles-Tribute-CD What I'd Say schon zum besten gab. Gravity ist ein weiteres gutes Beispiel für John Mayers musikalisches Fundament im Blues: eigentlich ein konventioneller Kuschelrock-Titel, blitzen immer wieder Elemente einer höheren emotionalen Intensität auf wie bei einem Slow Blues. Der Titel ist ausgesprochen überzeugend eingespielt und bringt schöne Soli der Bläser. Es folgt ein Zugabenteil mit zwei Titeln mit der ganzen Band und erneut ein intimer Schluss mit I'm Gonna Finad Another You, das er alleine mit der halbakustischen Jazzgitarre begleitet.

Die Botschaft des Albums ist somit: Man ist am Anfang alleine und am Ende alleine, aber dazwischen kann man viel gute Musik mit anderen machen. Egal, ob Solo, Trio oder Oktett, John Mayer hat Spass daran, virtuos emotional aussagestarke Musik zu machen. Er ist ein Meister der Gitarre und des Gesangs und Where The Light is - John Mayer Live in Los Angeles ist ein gutes Zeugnis seiner Klasse und seine Persönlichkeit.  

Weblinks:

Es gibt eine Wikipedia-Seite zum Konzert! Dort sind natürlich alle Songs detailliert aufgelistet mit Urheberangaben und Chart-Ständen.

Acoustic Set

John Mayer Lead Vocals, Guitar
David Ryan Harris Guitar, Tambourine, Backing Vocals
Robbie McIntosh  Guitar, Slide Guitar, Backing Vocals

01 Neon
02 Stop This Train
03 In Your Atmosphere
04 Daughters
05 Free Fallin' 

Trio Set

John Mayer Lead Vocals, Guitar
Steve Jordan Drums, Backing Vocals
Pino Palladino Bass 

06 Everyday I Have The Blues
07 Wait Until Tomorrow
08 Who Did You Think I Was

09 Come When I Call
10 Good Love Is On The Way
11 Out Of My Mind
12 Vultures
13 Bold As Love

Band Set

David Ryan Harris Guitar, Tambourine, Backing Vocals
Robbie McIntosh  Guitar, Slide Guitar, Backing Vocals
David LaBruyere Bass
J.J. Johnson Drums
Tim Bradshaw Keyboards, Lapsteel Guitar, Backing Vocals
Bob Reynolds Tenorsax, Sopransax
Brad Mason Trompete, Flügelhorn 

14 Waiting On The World To Change
15 Slow Dancing In A Burning Room
16 Why Georgia
17 The Heart Of Life
18 I Don't Need No Doctor
19 Gravity
20 I Don't Trust Myself (With Loving You)
21 Belief
22 I'm Gonna Find Another You