13. Bluesfestival Baden 2016
Am 3. Mai hatte Jeff Jensen Geburtstag und kurz darauf begann er eine umfangreiche Europa Tournee, die am 29. Mai in Holland endete. Der Auftritt in Baden war das einzige Konzert in der Schweiz und das zweitletzte der Tour. Der charismatische Kalifornier machte als Gitarrist und Bandleader während zweieinhalb Jahren in Brandon Santinis Band auf sich aufmerksam, bevor er 2013 seine eigene Band wiederbelebte, mit der er seither auf Tour ist. In Baden trat er in klassischer Triobesetzung mit dem Bassisten Bill Ruffino und dem Schlagzeuger David Green auf. Es wurde eine Demonstration der musikalischen Leidenschaft. Bereits nach wenigen Songs bot er die Bühnenshow, für die ihn seine Fans lieben: Fliegende Haare, überschäumendes Temperament und immer wieder begeisternde Duelle mit seinem Bassisten. Dabei beschränkte sich die Show in keiner Weise auf Äusserliches, sondern bewies die Stärken des Musikers sowohl als Songschreiber und Gitarrist als auch als Sänger. Es war auch ein Fest der Stilvielfalt mit tief im Blues wurzelnden Songs, aber auch jazzigen Elementen und schönem Bluesrock.
Der folgende JJ Grey & Mofro stand im Gegensatz zu Jensen am Anfang seiner Tournee, die ihn hauptsächlich nach Deutschland bringen wird. Unbeeindruckt vom erfolgreichen Auftritt seines Vorgängers auf der Bühne des Nordportals zog er souverän sein Ding durch und es gelang ihm eine Show hinzulegen, die sich von Song zu Song steigerte. Mit seiner Mischung aus Blues, Blue-Eyed-Soul und Southern Rock/Blues hatte er den Saal im Nu in der Tasche. Es ist genau dieser Mix, den kaum eine andere Band in dieser Form bietet, welche das Publikum in ein Wechselbad der Gefühle von sentimental bis euphorisch tauchen kann. Der Auftritt ragte in den Samstag hinein, der einen fulminanten Schlusspunkt unter das Festival setzte.
Zuerst gab es einen starken Auftritt der finnischen Überfliegerin Ina Forsman. Sie erstaunte zunächst durch ihre unglaubliche Reife, sowohl in ihren Songs, als auch als Sängerin. Seit ihrem siebzehnten Altersjahr ist sie auf Tour, zurzeit auch noch als eine der «Blue Sisters» mit dem Blues Caravan. In dieser Zeit hat sie schon alle Haarfarben zwischen strohblond und rabenschwarz durchprobiert, zurzeit ist es ein rotblond/rot und damit scheint sie einen Nerv getroffen zu haben, wird sie doch seither gerne in der Presse als «die kühle Blonde aus dem hohen Norden» oder ähnlich bezeichnet, ein Klischee, das sich aufdrängt. Nun gut, klappern gehört zum Handwerk, aber viel wichtiger ist dies: Ina Forsman bringt die Tradition der grossen Bluessängerinnen zurück und lässt damit eine vergangene Zeit aufleben. Mit einer Mischung aus R&B, Blues und Swing, angereichert mit topmodernen Elementen der aktuellen Popmusik hat sie bereits ihren eigenen Stil gefunden. Obwohl erst 21 Jahre alt, stand kein Girlie, keine Rockröhre, keine Hoochie-Coochie Woman auf der Bühne, sondern eine kommende Blues-Lady. Dazu kommt, dass sie alle Lieder ihrer Debut CD selbst geschrieben hat und viele davon zum Besten gab. Sie wird bestimmt noch viel von sich hören lassen und das Badener Publikum wird sagen können, dass es bei einem der ersten Auftritte dabei gewesen war.
Das Schlussbouquet des musikalischen Feuerwerks 2016 bildete der Auftritt der spanischen Travellin’ Brothers. Die temperamentvolle Truppe aus Bilbao tritt in drei unterschiedlichen Formationen auf: als Sextett, als Little Band und als Big Band mit 15 Musikern, letztere ist eher selten zu erleben, wie überhaupt Big Bands an Bluesfestivals kaum mehr auftreten, sie sind schlicht und einfach meist zu teuer. Umso schöner, dass Baden sich dazu entschlossen hatte, wieder eine grosse Formation ins Nordportal zu holen. Die Band hatte die Ohren und Herzen des Publikums genauso schnell erobert, wie die Jury der European Blues Challenge, die sie 2015 gewonnen hatte. Die Gruppe um den Sänger Jon Careaga und den Gitarristen Aitor Canibano ist in allen Formationen bekannt für augenzwinkernde, sehr unterhaltsame, aber dennoch musikalisch anspruchsvolle Auftritte, die sie mit schier endloser Spielfreude inszeniert. Auch in Badeen begeisterten sie damit vom ersten Augenblick an die Besucher. Ihr Set beinhaltete Blues, Swing und eine gehörige Portion New Orleans Stil. Ihren Auftritt und damit das gesamte Festival krönten sie mit einer Polonaise durch den Saal ins Freie zu den Klassikern Down By The Riverside und When The Saints Go Marchin’ In.