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John Nemeth Blues Live und Soul Live

Wow Wow Wow!!!

Liebhaber des Westside-Blues aufgepasst! Es gibt einen jungen Musiker der die Flamme des West-Side-Blues weiterträgt: John Németh, ein Musiker, der Anfang des neuen Jahrtausends aus Idaho loszog und der mit seiner mitreissenden Art, den Chicago-Blues zu interpretieren eine grosse Karriere vor sich hat. Um das zu wissen braucht man keine Kristallkugel, da reicht ein Paar Ohren. Was er auf einem Paar im Eigenverlag herausgebrachten Live-CDs zeigt, ist aufregend, begeisternd, beglückend und einfach Song für Song ein Vergnügen. Blues Live und Soul Live heissen die beiden CDs mit 13, bzw. zwölf Titeln und einer Gesamtlaufzeit von 2 Stunden. John Németh wringt sich in den 25 Titeln seine Seele aus, um auch noch die innerste Regung nach aussen zu kehren. Dazu benutzt er eine Bluesharp, wie sie seit dem Tod von Junior Wells nicht mehr zu hören war und vor allem seinen Gesang. Der Mann singt wie ein Bluesengel, mit einer schön anzuhörenden Stimme, die zudem bewundernswert variabel ist: Soul, Rock’n’Roll, Funk ist aller drin und sein Soul-Bluesgesang fast von Howlin Wolf bis fast zu Al Green haut einen schlicht um.

Es gibt manchmal CDs, die zu rezensieren sind, und die man nach dem ersten Anhören einfach nicht mehr aus dem CD-Spieler entfernt. Seit einiger Zeit klingt aus meinen Lautsprechern praktisch nur noch dieser eine Musiker: John Németh, der seit 2002 insgesamt sieben Alben eingespielt hat, und der in den Bands von Junior Watson und Anson Funderburgh spielte. Er wurde für eine Reihe von Awards nominiert und sein Gesang ist wirklich aus einer eigenen Liga: eine hohe aber kraftvolle Stimme, viel Schmelz, viel Soul, viel Gefühl im Gesang und jeden Ton völlig unter Kontrolle.

Hier tritt er mit zwei CDs an den Start um die Gunst des Publikums, und sie ist ihm wirklich zu gönnen. Die beiden Alben Blues Live und Soul Live wurden bei einer Tournee im Februar 2012 während dreier Auftritte in San Francisco, San Jose und Point Arena aufgezeichnet es wenn es auch als zwei separate Titel publiziert wurde, ist es eigentlich ein Album. Ihm zur Seite steht die Toruneeband, bestehend aus A.C. Myles (g), Tommy Folen (b), Nick Fishman (dr) und als weitere Gitarristen Kid Andersen und Bob Welsh. Dies generieren den authentischen Sound, den Németh für seine Stimme braucht, da klingt auch mal eine Gitarre nach Albert Collins oder nach Luther Allison.

Die Titel unterscheiden sich stilistisch zu wenig stark, um eine Einteilung in die beiden Titel nachvollziehbar zu machen, was auch nicht nötig ist, denn jeder Titel ist für sich ein musikalisches Kleinod. Alle Titel sind voller kleiner Details mit verspielten ineinander verschlungenen Melodielinien, die zwischen den Bandmitgliedern hin und her gehen, was zeigt, wie eingespielt die Band zu diesem Zeitpunkt war. Stilistisch lehnt seine Musik stark an die West-Side-Blueser an: Buddy Guy ist nicht nur für die Gitarre prägend, sondern auch für den Gesang, Junior Wells ist als Sänger wie Harmonika-Spieler Vorbild und Németh kriegt den perkussiven Stil des «Godfather of the Blues» perfekt hin. Der Titel Stop Breaking Down etwa ist sogar eine getreuliche Kopie von Junior Wells bis in die Details des Gesangs. Manche Gesangspassagen erinnern an Bobby «Blues» Bland, andere Al Green.

Soul Live hat beim ersten Hinhören vielleicht etwas mehr Einsatz des Wah-Wah-Pedals, enthält Rock’n’Roll-Titel, auch Funksongs oder einen schmachtigen Slow Blues (Said too Much), der aber ebenso stimmungsecht ist wie eine Rockabilly-Nummer (Magic Touch). Aber auf der anderen Seite würde Just Like You vom Blues-Album als Jimi Hendrix-Tribute funktioneren. Das ist einfach grossartige Musik jenweits aller Spartengrenzen, es ist der Blues und seine Varianten, stets mehr als gut gespielt und dazu mit diesem Gesang. In der Schweiz ist John Németh kein Unbekannter, und es ist zu hoffen, dass er nach den Auftritten im Sudhaus/Volkshaus in Basel ebendort im Rahmen des «Blues Now!» bald mal wieder in der Schweiz zu hören sein wird.

John Németh Gesang, Harmonika
Kid Andersen Gitarre
A.C. Myles Gitarre, Background-Gesang
Nick Fishman Schlagzeug, Background-Gesang
Tommy Folen Bass, Background-Gesang
Bob Welsh Gitarre
John Lee Sanders Keyboards
 
John Nemeth Blues Live (2012)
Every Night 'bout This Time                      5:49
Country Boy                                              5:00
Ain't Too Old                                              3:05
She Belongs To Me                                   4:01
Blues In My Heart                                      8:24
Just Like You                                             4:51
She Did Not Show                                     5:17
You Know                                                  3:41
Daughter Of The Devil                              4:42
Love Gone Crazy                                      5:27
You're An Angel                                        4:41
Stop Breaking Down                                 5:30
Mother In Law                                           4:47   
 
Soul Live (2012)
Blue Broadway                                         3:52
Love Me Tonight                                       3:14
Do You Really Want That Woman            4:58
Said Too Much                                          5:59
Funky Feelin'                                             6:30
Magic Touch                                              4:47
Fuel For Your Fire                                     5:16
Too Good To Be True                                3:12
Name The Day                                         4:24
Home In Your Heart                                  3:54
My Future                                                  4:21
She's Looking Good                                  5:01