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Robben Ford - Bringing It Back Home

 

Musik ist Freude
Der Kalifornier sieht zwar noch immer aus, als hätte er eben erst das College abgeschlossen, aber Robben Ford ist in jeder Hinsicht ein Veteran des Musikgeschäfts, dessen Publikationen mit grosser Kontinuität erscheinen. Mit mehr als 60 Jahren Lebens- und über 40 Jahren Bühnenerfahrung weiss er was er will und was er kann. Seine Kooperationen mit anderen Musikern (Miles Davis, Joni Mitchell, Jimmy Witherspoon, Larry Carlton) sind legendär und seine Künste als Gitarrist sind unbestritten (fünf Grammy-Nominationen). Seine Kunst gründet stets im Blues, insbesondere, was Ausdruck und Artikulation angeht, aber seine harmonischen Touren bringen ihn in alle musikalischen Gefilde: Funk, Fusion, Jazz, Folk, in allen Sparten ist der im Dezember 62jährige gleichermassen bewandert. Auf seinem aktuellen Album Bringing It Back Home geht er neue Wege, indem er einfach Musik spielt, die Freude bereitet, ohne dabei auf gitarrentechnische Feuerwerke Wert zu legen. Was er so in Fingerfertigkeit vermissen lässt, gewinnt Ford in Feeling und Gesang. Das ganze Album steht scheinbar unter dem Motto: Musik macht Spass. Und zwar gleichermassen für die Musiker, die sie einspielen wie für die Hörerinnen und Hörer, die Musse und Ohren für diese wunderbare Musik haben.

 

 

Robben Ford spielte auf zwei seiner letzten Kooperation mit Larry Carlton zusammen, dem ebenfalls aus Kalifornien stammenden Smooth-Jazz Gitarristen, der auch als «Mr. 335» bekannt ist. Beide Künstler, Carlton ist nur drei Jahre älter, scheinen sich in den letzten Jahren musikalisch ausserordentlich befruchtet zu haben, was nicht nur durch die zwei Veröffentlichungen Live in Tokyo (2009) und Unplugged (2013) belegt ist, sondern auch durch die Tatsache, dass Ford hier einzig seine Epiphone 335 spielt (beide verwenden zudem den extrem seltenen Dumble-Verstärker Overdrive Special). Was Ford aus der Zusammenarbeit mitgenommen zu haben scheint, dass ist die entspannte Ruhe eines Larry Carlton, die konsequente Umsetzung des Prinzips «weniger ist mehr», das Robben mit einer genialen Begleitband hier praktiziert. Zehn Titel, darunter neun Covers sind auf dem Album zu hören, und beim Durchhören fällt einem an jedem Titel etwas spezielles auf, was den Titel einzigartig macht. Ford spielt auf Augenhöhe mit seinen Bandmitgliedern, die er für dieses Album zusammen gebracht hat.

Es sind dies sind Organist Larry Goldings (Orgel), der mit John Mayer, James Taylor und Melody Gardot spielte, Schlagzeuger Harvey Mason (Headhunters und Fourplay), Bassist David Piltch und Posaunist Steve Baxter (Macy Gray, Bette Midler, Barry Manilow, Stevie Wonder, The Crusaders) bringt eine willkommene und grossartige Abwechslung. Jeder einzelne eine Wucht an seinem Instrument, ist die Zusammenarbeit schier unglaublich. Das Timing, der Groove, die Leidenschaft, die sich laid-back ihren Weg sucht, insbesondere das Zusammenspiel von Ford und Organist Larry Goldings ist eine pure Freude.

Was das Repertoire angeht, so ist alles Mögliche und Unmögliche vertreten, eben Titel, die Ford schon lange mal spielen wollte und die ihm wichtig sind. Zugleich Covers von Titeln, deren Original wohl niemand im Ohr hat, allessamt sind dies seltene und somit originelle Titel. Ein gewisses Schwergewicht liegt dabei auf New Orleans-Songs: Neben 2 Songs von Allen Toussaint (Everything I Do Gonna Be Funky und Fair Child) ist dies auch ein Funk-Titel von Earl King (Trick Bag). Ein entstaubter Blues-Klassiker (Birds Nest Bound) und seine Eigenkomposition Oh Virginia, ein balladenartiger Song sind weitere Höhepunkte. Manchmal etwas funky, manchmal etwas jazzig, aber der Gitarrenton bleibt pur und ungefiltert, direkt in den Amp, und dabei stets den Blues im Blick.

Die beiden bemerkenswertesten Titel, die über den Blues hinausgehen sind On That Morning, klar mein Favorit auf diesem herausragenden Album. Dies ist ein 7:16 langes Jazz-Instrumental, auf dem Ford mit einem an Wes Montgomery erinnernden Anschlag spielt, weich wie Butter und sanft wie Samt, dazu kommt die Hammond-Orgel und das geniale Duo Montgomery und Jimmy Smith scheinen wieder auferstanden. Der andere Titel ist Most Likely You Go Your Way And I'll Go Mine von Bob Dylan, an dessen Gesang sich Ford hörbar orientiert, ohne dass er ihn imitiert.

Überhaupt ist Robben Fords Gesang auf diesem Album herausragend und reif. Seine eher hohe Stimme schillert ohne Überanstrengung und zu jeden Zeitpunkt des Albums ist Ford auf der Höhe der Ansprüche. Insgesamt ist dies eine der besten CDs des Jahres, basierend auf dem Blues und mit zahlreichen kleinen und grossen Ausflügen darüber hinaus, mit Virtuosen an allen Instrumenten ist Bringing It Back Home ein einziges Vergnügen. Anscheinend war es das auch für die Musiker, und Ford selbst hat ein verspieltes Photo von sich selbst als Jugendlichem auf die Rückseite gestellt. Es sagt, dass die Leidenschaft ihn ebenso antreibt wie damals als Jugendlicher, der sich aufmachte, einer der besten Gitarristen der Gegenwart zu werden.

Interview mit Robben Ford

Robben Ford Bringing It Back Home (2013)
Robben Ford (Gitarre, Gesang)
Larry Goldings (Orgel)
Harvey Mason (Schlagzeug)
David Piltch (Bass)
Steve Baxter (Posaune)
 
1 Everything I Do Gonna Be Funky Allen Toussaint 4:55
2 Birds Nest Bound Big Joe Williams 5:51
3 Fair Child Allen Toussaint 4:24
4 Oh, Virginia Robben Ford 4:18
5 Slick Capers Charlie Doyle 3:50
6 On That Morning arr.Robben Ford 7:14
7 Travelers Waltz Ann Kerry Ford, Michael McDonald 3:34
8 You Go Your Way and I'll Go Mine Bob Dylan 4:57
9 Trick Bag Earl King 4:06
10 Fool's Paradise Bob Geddins, Earl Fuller & David Avid 5:37