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Marco Marchi & The Mojo Workers – Stand Up

Meisterlich old fashioned

MarcoMarchiStandupCDCover

Mit Marco Marchi und seinen Mojo Workers liegt man immer richtig. Live sowieso, aber auch die Alben sind allesamt hörenswert. Die Band um Marco Marchi versteht es meisterlich, sich aus dem Fundus der Spielarten, die sich in der Zeit zwischen dem Anfang und den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt haben, ganz selbstverständlich zu bedienen und daraus ihren unverkennbaren Stil entstehen zu lassen, der auf faszinierende Weise zeitlos und Vintage zugleich ist. Dies gilt auch für die im August erschienene CD Stand Up. Dreizehn Titel sind darauf zu finden, neun davon stammen aus Marco Marchis Feder, die übrigen vier sind attraktiv interpretierte Covers.

Ragtime, Blues, Dixieland, Swing, früher Jazz und New Orleans Klänge sind die Ingredienzien der abwechslungsreichen Songs. Die Covers sind eine rassige Version des Stones Smash Hits Honky Tonk Woman; dann Fats Wallers Ain’t Misbehavin, wunderbar entstaubt; der Protestsong I Feel Like I'm Fixin' To Die Rag des äusserst produktiven «Country Joe» McDonald, das hier völlig umgekrempelt als Ragtime daherkommt und schliesslich eine Live Einspielung, Robert Johnsons Love In Vain. Dieses oft gecoverte Stück wunderbarer Bluespoesie wird meist «werksgetreu» oder schmachtend interpretiert, was keinesfalls negativ gemeint ist. Marco Marchi & The Mojo Workers machen daraus ein fast acht Minuten dauerndes, wunderbares Stück Musik im New Orleans Stil, das gemächlich vor sich hindümpelt. Man hat fast das Gefühl, hinter einer Gruppe durch das French Quarter zu schlendern, angetrieben vom gemütlichen Tuten des Sousaphons. Herrlich! Nach dem Song beginnt bei etwa achteinhalb Minuten ein Ghosttrack.

Die Texte der Eigenkompositionen reichen vom wenig überraschenden Beziehungskistensong What’s Wrong With You über den ironischen You've got Rolex I've got Time bis zum politischen und brandaktuellen No More Fools at the White House. Mit I Believe Yes, But I Don’t Think So klingen Gospelklänge an und Nothing Will Happen ist ein veritabler Dixieland. Überhaupt ist auf dem Album viel Einfluss aus New Orleans zu hören. Eines haben alle Titel gemeinsam: sie strotzen nur so vor Spielfreude und sind mitreissend. Wer hier stillsitzen kann, hat ein Problem.

Neben den Stammmitgliedern Marco Marchi (git, voc), Marco Pandolfi (harm), Fabio Bianchi (tba, el-b) und Toby Glaser (dr) ist in vier Songs der Vareser Schlagzeuger Oscar Trabucchi zu hören. Für den Hintergrundgesang sorgt Fabienne Palasciano in vier Titeln. In den Songs Ain't Misbehavin', I Feel Like I'm Fixin' To Die Rag und Nothing's Gonna Happen wird die Band durch eine Horn Section mit Alex Etter (trp), Kniri Knaus (trb) und Jonas Knaus (cl) verstärkt.

Es gibt zunehmend mehr Gruppen, die in ihrem Repertoire dem Blues und seinen Verwandten aus früheren Epochen Raum lassen, oder sich ihm ganz widmen. Das ist erfreulich. Wenige beherrschen dies so selbstverständlich, so kreativ und so elegant wie die Tessiner Gruppe.

Kurz nach der Fertigstellung des Albums machte sich Marco Marchi auf eine 41 tägige Wanderschaft nach Santiago de Compostela. Wir wissen nicht, welche Musik er in seinem Gepäck hatte, aber wir hätten ihm dieses Album  empfohlen. . .

Marco Marchi & The Mojo Workers – Stand Up (2018)

1. Down The River
2. Honky Tonk Women
3. Stand Up
4. Ain't Misbehavin'
5. Who's the One Next to You
6. I Believe Yes, But I Don't Think So
7. What's Wrong With You
8. You've got Rolex I've got Time
9. I Feel Like I'm Fixin' To Die Rag
10.I Am Not The Boss
11.No More Fools at the White House
12.Nothing's Gonna Happen
13 Love In Vain

https://www.youtube.com/watch?v=PNB09CRM4dU