Geschrieben von Rolf Winter am .

Muddy Feet, Swampland

muddyfeetswamplandcdcover.jpgDie Potsdamer Blues-Band Muddy Feet versteht es, richtig einzuheizen. Die Band, die selbst sich auf ihrer Webseite  als «The Potsdam Berlin Blues Connection» nennt, macht auf ihrer neuen CD Swampland keine Gefangenen. Kompromisslos, manchmal brachial geht es da zur Sache. Ihre Art der Musik, von der Band selbst als «Swamp Bluesrock» umschrieben, definiert sie wie folgt: «Muddy Feet verschmelzen den Blues aus Louisiana, den Rock aus Texas mit dem Mojo des Südens zum Swamp Bluesrock».

Wenn man sich ihre CD anhört, ist auf dem ersten Stück No More Love schon viel davon zu hören, was die Band ausmacht: ein Louisiana Swamp Blues über ein Gitarren-Lick, das aus einer einfachen Kadenz besteht. Im Stück kommt eine Brücke, die von der Harmonika bestritten wird. Der Song wurde ohne überflüssige Schnörkel eingespielt und macht einfach gute Stimmung.

Das nächste Stück Run to San Remo ist dann eine Hommage an den Blues aus Texas. Stevie Ray Vaughan lächelt von seiner Wolke, oder wo immer er sein mag, und freut sich an diesem Stück, wenn er sich auf Fragen mag, wo eigentlich San Remo liegen soll. In Texas liegt es auf jeden Fall nicht, und ich denke, Muddy Feet meint weder ein Nest dieses Namens in Australien (laut Google 4014 Einwohner) noch das italienische Sanremo in Ligurien. Der Musik nach zu schliessen meinen sie einen mythischen Ort zwischen Remo, Nevada und San Antonio Texas.

6:44 dauert dann die der dritte Track, die Ballade Rolling Tears, in dem die Gitarre mit allem kreischen kann, was sie hergibt. Die Gitarre scheint eine Strat zu sein, aber Doc Nice spielt sie in der Art Gary Moores, cremig, sahnig, alle Regler auf 10 und ein ausgedehntes Solo. Der Gesang Doc Nices ist zeitweise etwas angestrengt. Wenn er auch keinen starken Akzent hat und den Gesang durchgehend gut meistert, so merkt man ihm auf diesem Slow Blues die Anstrengung an.

Eigentlich ist inzwischen genügend eingeheizt, doch jetzt kommt Partytime, ein Lied, bei dem nicht nur ein Fuss mitwippt, sondern beide Beine im Takt schwingen. Mit nur 2:36 ist das Stück ein kleiner Leckerbissen, und zu einem grossen Teil ist hierfür das perfekte Schlagzeug Dave Rogers‘ verantwortlich.

Auf dem nächsten Song Boogie Bros. Blues ist erneut vor allem Texas zu hören. Das Stück steckt das Feld ab: harter, aber satter und fetter Rhythmus, röhrende Gitarre. Auch dieser Song macht Laune auf mehr. Als ein modularer Song mit einzelnen sich aufbauenden Ebenen erinnert das Stück an Memphis Soul Stew oder ähnliche Songs, in denen Instrument für Instrument langsam hinzukommen. Da diese Art Stücke vor allem dem Rhythmusduo Bass und Schlagzeug zugute kommen, hört man deren Einfluss hier sehr deutlich. Während Bassist  Mac Pound sauberen Boden legt, hebt das Stück bei Einsatz des Schlagzeuger Dave Rogers richtig ab.

 

Im folgenden Stück Crazy Boy kommt dann wieder etwas mehr Louisiana auf: synkopierte Rhythmen erinnern an New Orleans, uns dies wird gepaart mit dem texanischem Gitarrenklang eines Shuffle sowie einer tollen Bluesharp von Bandleader Doc Nice. Im Solo lässt Gitarrist Doc Nice dann die Höhen erklingen. Dieses Solo ist ein Bijou des Songs. Zum Schluss kommen dann Southern Rock-Klänge, die zunächst etwas fremd erscheinen, aber trotzdem ins Stück passen.

Der nächste Track der CD Swampland, Sneaking Love ist ein Bluessong, der keinen grossen Anspruch erhebt, und nur gute Unterhaltung sein will, und er ist ebendies. Ein fetziger Song in der mittlerweile gewohnten Art von Muddy Feet.

Beim folgenden Titel horcht man auf: Zauber in ihren Augen ist das einzige deutschsprachige Stück der CD. Eine Bluesballade, arrangiert als Mischung aus den Elementen New Orleans-Groove und Gary Moore-Gitarre. Am Anfang des Solos hat Doc Nice sich bei Otis Rush und dem Klassiker All Your Love (I Miss Loving) bedient. Erneut wird um den Refrain herum eine clevere kleine Bridge eingebaut.

Es folgt Mojo Boogie, ein stampfender Chicago-Blues der Doc Nice als Gelegenheit nimmt, seine Harp zu spielen. Auf der CD spielt auch der englische Harp- und Mandolinenspieler Johnny OCaerr Sauberer, aber wer hier auch die Harp spielt, der Song blebt ein kompromissloser Bluesrock mit einem Slide-Solo. Dieses ist eines der stärksten Stücke der CD.

Es folgt Real Stuff, vor dem der Gitarrist sicher die Gitarre gewechselt hat, denn dies ist ein Slidestück, bei dem die Bünde der Gitarre nur für das Thema gebraucht werden, von da an ist alles Slide. Das letzte Stück, Voodoo Music, ist erneut eine Kombination von Stilrichtungen: passend zum Titel hat es wieder diesen Louisiana-Groove, zudem eine schöne Akustische Gitarre. Ich vermag es nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, aber es scheint, als komme hier auch die Mandoline zum Einsatz.

Muddy Feet bringt einfachen, schnörkellosen Bluesrock, in den sie einen gehörigen Schuss Louisiana einbringen und insofern ist die Bezeichnung «Swamp Blues Rock» gerechtfertigt. Ihre Art, die Stilrichtungen zu mixen, ergibt immer Sinn und dient den Songs. Was begeisternd ist an Muddy Feet, das ist ihre Fähigkeit, komplexe Musik zu spielen, diese aber stets einfach und gradlinig klingen zu lassen. Die Band vermittelt Spielfreude und ihre Stücke haben Zug und fetzen. Wenn man ein Motto suchen müsste, dann vielleicht den Wahlspruch der Übersetzer: «so wenig wie möglich, so viel wie nötig».

Hoffe, wir, dass Muddy Feet bald den Weg in die Schweiz antritt und dass man sie live zu hören bekommt.

 

Muddy Feet, Swampland, 2008 

Doc Nice, Gitarre, Gesang und Bluesharp
Dave Rogers, Schlagzeug
Johnny OCaerr, Harp, Gitarre, Mandoline
Mac Pound, Bass

1. No More Love
2. Run To San Remo
3. Rolling Tears
4. Partytime
5. Boogie Bros. Blues
6. Crazy Boy
7. Sneaking Love
8. Zauber in ihren Augen
9. Mojo Boogie
10. Real Stuff
11. Voodoo Music