Geschrieben von Rolf Winter am .

Freddie King Live In Euope

Blues Legends: Freddie King, Live In Europe (2003)

Dolby Digital Stereo - English

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  Tracks:
  1.Have You Ever Loved a Woman (Version One)
  2. Look Over Yonders Wall
  3. Ain't No Sunshine
  4. Big Legged Woman
  5. Have You Ever Loved a Woman (Version Two)
  6. Blues Band Shuffle (Version One)
  7. Woman across the River
  8. Ghetto Woman
  9. Blues Band Shuffle (Version Two)
10. Sweet Home Chicago

 

Diese DVD bringt Aufnahmen von «Texas Cannonball» Freddie King, die auf drei seiner Konzerte in Europa gemacht wurden. Die erste Aufnahme vom 29. Juni 1973 stammt vom Montreux Jazz Festival, die zweite 19. Dezember 1974 aus dem «Fun House» in Stockholm, Schweden, sowie eine im Vergleich dazu ältere Aufnahme vom 4. Juli 1973 im Oppopoppa, ebenfalls in Stockholm.

 

Diese DVD enthält entsprechend dem Zeitpunkt der Aufnahme eine veraltete Tontechnik, Hier gibt es ein Dolby 5.1 und auch die Kameraführung ist entsprechend der Zeit anders als heute. Wer das nicht abkann, wer unbedingt die Illusion haben muss, während eines Solos auf dem Pickguard zu sitzen, der sollte von dieser Aufnahme die Finger lassen.

Für alle anderen lohnte ich die Anschaffung dieses Disk meiner Meinung nach. Und das gilt nicht nur für jene, die gerne mal den an sich selten zu bestaunenden Freddie King sehen möchten. Es gibt nicht viele Aufnahmen von Eric Claptons Lehrer in Sachen Blues, und als einer der Stammväter des elektrischen Texas-Blues und somit Vorbild von u.a. Stevie Ray Vaughan ist dies schon für sich genommen schade. Freddie King war aber auch ein toller Showman, ein begnadeter Sänger und als ein Gitarrist, der mit Thumbpick und Index-Pick spielt, war er zudem auch gitarrentechnisch eine Spezialität.

 
 

Diese DVD ist aber auch aus anderem Grund empfehlenswert: sie ist ein Zeitdokument. Ich habe mich ja schon verschiedentlich als Fan des Blues in den 70er Jahren zu erkennen gegeben. Ich finde, in den 70er Jahren war der Blues wild und überschäumend, die Soli waren uferlos und die Instrumentierung experimentell. Die Musik rezipierte den Bluesrock der British Invasion und war damit ebenso frei wie die schwarzen Bluesmusiker es seit der Bürgerrechtsbewegung waren. Diese neuen Freiheiten und das Abstreifen der alten Rollen drückten sich aus in riesigen Hemdkragen, grossen Hosenaufschlägen und grossen Bart-Koteletten. All dies gibt es hier zu bestaunen, und Freddie King trägt ein over-the-top Bühnenoutfit, das wirklich einen Blick wert ist.

 
 

Und musikalisch? Die Arrangements leben von knalligem Schlagzeug und einer fetten Hammond B-3, die das Stück tragen, und die Freddies stechende, kratzende und aggressive Gitarre tragen. Die Aufnahmen haben entsprechend enormen Swing und gehen enorm in die Beine. Mit anderen Worten: Wer Freddie nicht kennt, diese DVD gibt einen guten Einblick.

 
 

Wer sollte die DVD nicht kaufen, bzw. nicht ansehen? Vor allem jene, die zufällig im Besitz der schwedischen DVD The Beat von 1966 sind, denn das drotte Konzuert entspricht genau dem dort enthaltenen Material. Ebenfalls nicht zu empfehlen ist die DVD wie gesagt für Tontechniker, die die modernste Technik erwarten. Für uns andere gilt: einlegen, anschnallen und sich einen der wahren Meister des elektrischen Blues anhören.