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Phil Upchurch

Geboren in Chicago im Jahr 1941, ist es vielleicht kein Wunder, dass Phil Upchurch eine tiefe und grundlegende Liebe zum Blues hat, die sein gesamtes Schaffen durchzieht wie ein blauer Faden. Der Gitarrist (und zeitweise Bassist) wird zwar häufiger als dem Jazz zugehörig kategorisiert, was auch kein Wunder ist, wenn man die Titel seiner unter eigenem Namen veröffentlichen Songs genauer betrachtet, unter denen sich Klassiker finden wie Take Five, Angel Eyes oder Misty. Schon sein Vater war Jazz-Musiker gewesen, ein Pianist, der ihn mit den Klängen von Duke Ellington, Nat King Cole oder Charlie Parker vertraut machte. Trotz all dem ist das Schaffen von Upchurch, sein Zugang zum Takt und der Phrasierung seines Gitarrenspiels im Kern Blues.

Der kleine Phil erhielt mit 15 von seinem Vater eine Ukulele und grundlegende Anleitung, was man damit tun könne. Alles Weitere brachte er sich selbst bei. Erst nach 25 Jahren als Profimusiker lernte er richtig Noten lesen, als er nämlich Arrangements für seine eigene Band machen wollte. Bis dahin aber hatte sich Phil Upchurch bereits einen Namen gemacht als erstklassige Unterstützung im Studio oder auf Tour. Bei «Chess» wurde er als regelmässiger Studiomusiker gebucht für Aufnahmen auf dem Label «Cadet», das Chess gehörte. Die Hausband des Labels nannte sich The Soulful Strings und sie bestanden neben Upchurch aus Vibraphoist und Organist Charles Stepney, Flötist Lenny Druss, Bassist und Cellist Cleveland Eaton sowie Schlagzeuger Morris Jennings. Ende 1960er Jahre nahm die Band (mit weiteren Mitgliedern) sechs Studio- und ein Livealbum auf. Ihren grössten Hit Burning Spear, kann man auf dem Sampler Chicago Soul von 2004 hören. (Hier gibt es ein Interview zu seiner Zeit bei «Chess»)

PhilUpchurchjungSWPhil Upchurch spielte mit aus Aufnahmen von Otis Rush und Jimmy Reed und später mit den Bürgerrechts-Ikonen Staples Singers und vor allem Curtis Mayfield. Seine Gitarre erklingt aber auch auf Aufnahmen von Woody Herman, Stan Getz, B.B. King, John Lee Hooker, Dizzy Gillespie, Grover Washington, Jr. oder Cannonball Adderley.

In den 1970er Jahren unterstützte er die grossen Namen der Zeit: Quincy Jones, Ramsey Lewis, George Benson, Mose Allison, Gary Burton, Natalie Cole, Carmen McRae, Cat Stevens und sogar Michael Jackson (Off the Wall). Der kanadische Gitarrist Lenny Breau und Jimmy Witherspoon spielten ihrerseits auf Upchurchs Album Companions mit. Bemerkenswert auch seine Zusammenarbeit mit Muddy Waters auf dessen einzigartigem psychedelischem Album Electric Mud. Weitere Gitarristen auf dem Album waren Roland Faulkner und Pete Cosey.

Seine musikalische Vielseitigkeit zeigt sich auch vor allem auch bei seinen unter eigenem Namen veröffentlichten Aufnahmen. In den frühen 1960er Jahren gründete er die Phil Upchurch Combo, PhilUpchurchTeelTheTruthCDCoverderen grösster Hit das Instrumental You Can't Sit Down von 1961 war. Später folgten in unterschiedlichsten Formationen insgesamt 25 Alben (vgl. hier für eine Diskographie), die jüngsten Tell the Truth (2001) und Love is Strange (1995) sind perfekt ausgewogene Alben mit ansprechend gespielter und stilistisch variantenreicher Musik, die aber stets im Kern bluesig oder funky ist. Persönlicher Favorit bleibt sein Album Whatever Happened to the Blues? aus dem Jahr 1992. Auch die Alben der 1970er Jahre, Lovin’ Feeling (mit dem Titelsong als instrumentale Fasung von Nancy Sinatra und Lee Hazelwoods grossartigem Schmachtfetzen). Auf Darkness, Darkness ist seine Fassung von Willie Nelsons Fire & Rain zu hören, aber auch Marvin Gayes Inner City Blues. Jede dieser aufnahmen hat ihren eigenen Charme und er macht sogar einen Folksong wie Carole Kings You’ve Got a Friend bluesig.

Auf seiner Homepage kündigt er sein neuestes Album an: Phil Upchurch und seine Ehefrau, Sängerin Sonya Maddox: Truly (nur hier verfügbar)

Der Groove ist ein wichtiges Element seiner Aufnahmen und in der Frühphase arbeitete Upchurch mit dem kürzlich verstorbenen Schlagzeuger Maurice White, der seinerseits Earth, Wind & Fire gründete. Deshalb ist es vielleicht auch kein Wunder, dass Upchurchs Sohn Sean Rickman ein professioneller Schlagzeuger wurde. Phil Upchurch hat früh begriffen, was gute Soul-Funk-Blues-Jazz-Musik verbindet: mitreissende Grooves und spannende Melodielinien, und solche Musik zu spielen war sein Leben lang sein Ziel und Motivation.