Eric Clapton - The 1960s Review DVD
Claptons 60er Jahre
Das Leben von Eric Clapton ist denen, die sich dafür interessieren, seit langem bekannt. Es gibt mehrere Biographien, eine Autobiographie und im Zusammenhang mit den verschiedenen Bands, in denen Clapton gespielt hat, auch Bandbiographien, in denen E.C. stets einen wichtigen Teil einnimmt. Nun gibt es drei neue DVDs des Labels «Sexy Intellectual», welche die Produktionsfirma «Eagles Vision» übernommen hat und nun über einen Katalog von zwischen 50 und 100 Rock-Dokumentarfilmen verfügt, die sie als DVD über die üblichen Kanäle verkaufen. Rock und Bluesrock, Classic Rock, das sind die Genres und so gibt «Sexy Intellectual» nicht regionalkodierte DVDs heraus zu Duane Allman, Eric Clapton, Rush, Pink Floyd, Kraftwerk, Frank Zappa, Nick Cage und vielen anderen. Das Zielpublikum scheinen jene zu sein, die diese Bands noch erlebt haben und die nun oftmals Classic Rock-Radios hören oder ihren Kindern oder Enkeln ihre musikalische Tradition weitergeben wollen. Als erstes Beispiel hatbe ich mir nun die erste von drei DVDs zu Eric Clapton angesehen, die sich mit seinem Werdegang in den 1960er Jahren beschäftigt, also in der Zeit, in der Clapton sich als der herausragende Bluesrock-Gitarrist Englands etablierte und in vier bis fünf Bands spielte.
Die DVD enthält einen Film in der Länge von 2 Stunden und konventionell wird in chronologischer Abfolge die Geschichte erzählt von Eric Claptons Beitrag zu den Bands Yardbirds, John Mayalls Bluesbreakers, Cream und Blind Faith. Die Britische Produktion erwähnt zwar sehr kurz seine Mitarbeit bei Delaney and Bonnie nach der Abschiedstournee von Cream durch die USA, konzentriert sich aber klar auf Clapton als Repräsentant Britischer Musik. Die Duku wirbt auf der Rückseite mit dem auffälligen Schriftzug, dass weder Eric Clapton, sein Management oder sein Plattenverlag diese DVD authorisiert habe, was wohl als Hinweis darauf zu verstehen ist, dass hier die ungeschminkte Wahrheit zur Sprache komme. Nach Durchsicht der DVD muss man sich fragen, ob es wohl einfach nicht authorisiert wurde, weil die DVD Clapton gar nie vorgelegt wurde, denn die enthält nichts wirklich Kontroverses.
Diese Dokumentarfilme stehen und fallen ja weitgehend mit den Augenzeugen, die ihre persönliche Sicht und ihr persönliches Erlebnis schildern, und im Fall der hier vorliegendenden DVD sind diese Zeitzeugen andere Musiker, viele Journalisten und gelegentlich Eric Clapton selbst. Ausser dem Meister kommen zur Sprache: Manfred Manns Solo-Vocalist Paul Jones, seinBandkollege Tom McGuiness, John Mayall, Neil Innes, Chris Dreja (Bassist und Rhythmus-Gitarrist der Yardbirds), Top Topham, Ben Palmer, Dave Kelly, Bill Halverson (Road Manager von Cream) sowie Chris Welch, «Biograph» von Cream und Nigel Williamson, dem Journalisten von «Uncut». Spezielle Erwähnung verdient Alan Clayson, in den 1970er Jahren Bandleader der Formation Clayson and the Argonauts spricht mit unglaublich starkem englischem Oberklasse-Dialekt über die damalige Zeit. Sein Cambridge-Akzent ist so stark, dass er von der Aussage ablenkt, dabei natürlich stets sehr unterhaltsam.
Die Zeitzeugen schildern insgesamt ein sehr positives Bild von Clapton, sie können auch seine Motive für das Verlassen der Bluesbreakers nachvollziehen und sie äussern sich wohlwollend zu Blind Faith, der Band, die Clapton gemeinsam mit Steve Winwood gründete, und bei der Ginger Baker als Drummer wirkte. Die Band hat bekanntlich nur ein Album eingespielt, aber sie war wegweisend für die musikalische Entwicklung Claptons. Wie häufig bei solchen Dokus mit Zeitzeugen kriegen diese sehr viel Raum, um nichtssagende Allgemeinplätze zu verbreiten und so ist es auch hier. Die gelegentlich pointierte Meinung wird eingerahmt von sehr viel Allgemeinplätzen. Und gelegentlich hat man auch den Eindruck, dass die Verklärung der eigenen Jugend hier auch die gesamte Epoche verklärt. Da gibt es sehr viele «weisch no…» Momente. Dazwischen gibt es an Inbformationen vor allem Einschätzungen der Rolle Claptons in den verschiedenen Bands, Mutmassungen über seine Beweggründe, in einer Formation zu bleiben oder diese zu verlassen und immer wieder Anmerkungen zur Frage, wie der Gitarrist mit dem musikalischen Zwiespalt seines Lebens umgeht, dem Dilemma zwischen musikalischer Authentizität und kommerziellem Erfolg. Als im Kontext mit dem Superhit For Your Love der Yardbirds oder der ersten Single-Veröffentlichung von Cream zu hören ist, dass dem kommerziell erfolgreichen Sound der Vorrang gegeben wurde vor dem ursprünglichen Blues à la Robert Johnson, sind durchaus hämische Bemerkungen zu hören, dass E.C. nicht immer der Purist war, als den man ihn später wahrnimmt. Als ob Mitte der 1960er Jahre ein Album wie Me and Mr. Johnson auch nur denkbar gewesen wäre.
Insgesamt dies diese DVD ein netter Einstieg für solche, die die Frühphase der Karriere von Eric Clapton kennenlernen möchten, aber dem Fan bringt es kaum neuer Erkenntnisse. Interessanterweise wird die DVD zu den 60er Jahren auf Amazon zum Preis von 16 Euro angeboten, jene zu den 70er Jahren nur noch für 10 Euro. Für diesen Preis kann man durchaus mal reinsehen, denn die DVDs sind gut gemacht, Text und Bild und Originalton gehen toll ineinander über und die Filme sind hervorragend editiert.