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Rolf Winter

Bärenstarkes Album

Lilly Martin LookoutSie wurde als erste Frau mit dem Swiss Blues Award 2020 ausgezeichnet, den sie wegen Corona erst 2021 entgegennehmen konnte. In der Zwangspause war sie produktiv und hat ihr fünftes Album eingespielt: «Lookout». Drei Titel daraus sind 2021 auch als Singles erschienen. Erscheinungsdatum des Albums ist der 27. Mai 2022.

«lch wurde durch die vielen positiven Reaktionen auf meine älteren eigenen Songs und durch den Gewinn der Swiss Blues Award ermutigt, dieses Mal noch mehr eigene Stücke zu schreiben.» So äussert sich die Sängerin zu ihrem neusten Album. Gut, hatte sie den Mut, denn herausgekommen ist ein bärenstarkes Album, das man sich gerne mehrfach anhört. Jedesmal entdeckt man neue Feinheiten.

Conny Centeno

Einen New-Orleans Ohrenschmaus

Luca Giordano CD

"Let's Talk About It" ist eine Sammlung von Emotionen und Geschichten, produziert und gemischt von dem bekannten Schlagzeuger und Produzenten Fabio Colella in den Sasha Studios Trasacco Italien. Das Album enthält 11 Tracks von denen 8 Originale von Luca Giordano sind  und 3 Cover von Mighty Mo Rodgers, Eric Davis und Sean Costello.

Das Line-up der Band besteht aus Luca Giordano an der Gitarre und dem Gesang, dem virtuosen Organisten und Pianisten Abramo Riti, Walter Cerasani (der seit Jahren das Rückgrat der Band ist) am Bass und Fabio Colella am Schlagzeug.

Conny Centeno

Ellis Mano Band neue Single

Nach ihrem Debut Album «Here and Now» hat die Ellis Mano Band ihr zweites Album im Kasten. Die Single «Keep It Simple» ist ein erster Vorbote der gleich schon das Wesentliche mit einer belebenden Leichtigkeit auf den Punkt bringt.

Um es vornweg zu nehmen: «Ambedo», das neue Album der Ellis Mano Band ist geprägt vom Spiel mit Licht und Schatten. Schwermut ist die tragende Säule dieses zweiten Longplayers des Quartetts.

Conny Centeno

"Virus de Blues"

Vully Blues Virus de BluesWährend der zweiten Welle des Covid-19 und aufgrund der Tatsache, dass alle Live-Konzerte verboten sind, schien es dem Vully Blues Club der richtige Moment zu sein, die Musiker aus der Region Vully und darüber hinaus zu unterstützen. Aus dieser Idee stammt die Promo-CD «Virus de Blues» mit 15 Titel.

Rolf Winter

Wunderbare Musik und amüsante Lektüre

RichardKoechli TheRealChillCDCoverIst es eine CD mit beigelegter Biografie, oder eine Biografie mit Begleit CD? Nun, es ist beides. Geplant hatte Richard Koechli einen biografischen Roman über J.J. Cale mit einer CD als Beilage. Das Ganze hätte im Frühjahr 2020 erscheinen sollen, doch Mike Kappus, Cales Manager, wollte nicht, dass der Roman veröffentlicht wird und so wird jetzt das Album als «Deluxe Edition» angeboten und das 368-seitige ­Buch gibt es in einer überarbeiteten Version als Gratisbeilage dazu. Damit dürfte es das umfangreichste CD-Booklet der Musikgeschichte sein.

Conny Centeno

Amaury Faivre Solo

Amaury Faivre 2020Amaury Faivre, der Gewinner der Swiss Blues Challenge 2017 und Halbfinalist an der 34. International Blues Challenge in Memphis, hat eine neue CD rausgebracht. Sie heisst ganz einfach: 2020. 

Auf dieser Folk-Blues CD hat Amaury als Solist nebst den Lyrics seiner englischen und französischen Songs und der Musik auch das Recording, das Mixen, das grafische Design der CD selbst gemacht. 2020: ein vielseitiges, spannendes und abwechslungsreiches Werks eines Musikers mit einer ausdrucksvolle und vielseitige Stimme.

Conny Centeno

Hard Times Need Hope

cover hard times need hope 3 uf small

Die neue Single von Lilly Martin, Mikey Wunderbar, Richard Koechli, Michael Dolmetsch. Eine Spendenaktion für den HART Fonds der Blues Foundation

Der Blues revolutionierte die Musik und seine Strahlkraft ist noch immer ungebrochen. Doch ausgerechnet im Ursprungsland USA herrscht in der aktuellen Blues-Szene grosse wirtschaftliche und soziale Not, welche durch die Covid19-Pandemie zusätzlich verstärkt wurde. Aus Respekt und Dankbarkeit gegenüber dem Geburtsort des Blues veröffentlichen vier Schweizer Blues-Musiker nun den Song «Hard Times Need Hope» und lancieren damit eine Spendenaktion für den HART Fonds der Blues Foundationfür USA-Bluesmusiker*innen in Not. «Weil unsere harten Zeiten in der Schweiz nicht annähernd so hart sind wie die unserer Kolleg*innen in den USA», meint Lilly Martin.

Rolf Winter

Kai Strauss in den besten Jahren

KaiStraussInMyPrimeCDCover
Corona sorgt immer noch dafür, dass es kaum Gigs gibt und wenn, dann finden sie unter wenig einladenden Bedingungen statt. Es sieht so aus, als ob dies noch eine Weile dauern wird. Zum Glück gibt es Konserven, auch wenn sie das Live Erlebnis nicht ersetzen können. Am 27. November 2020 wird das neue Album von Kai Strauss, In My Prime, offiziell veröffentlicht, es ist sein sechstes Album. Der Titel passt. Kai Strauss ist hörbar in den besten Jahren und liefert mit diesem Album ein weiteres, begeisterndes Werk ab.

Conny Centeno

Akustische Musik einer uralten Zeit

Beauregard Boys Corde Cassee

 

 

 

 

Von den Weiten des blauen Grases bis zu den dunkelsten Sümpfen... Das ist die Kunst der Musik der Beauregard Boys: den Zuhörer für ein paar Lieder auf einen anderen Kontinent zu entführen!

Rolf Winter

Grosses Kino

 thumb LarissaBaumannGottaBreakFreeCDCover

 

 

 

Pech für die Künstlerin: Geplant war die Albumveröffentlichung für den 7. März mit anschliessender «Gotta Break Free-Tour» mit Terminen bis in den Juni. Leider ist alles anders gekommen. Nachdem als Folge der Anti-Corona Massnahmen das kulturelle Leben in der Schweiz praktisch vollständig zum Erliegen kam, fielen alle Termine von einem Tag auf den anderen ins Wasser. Wann sie wiederholt werden, kann zurzeit nicht gesagt werden.
Rolf Winter

Erfolgreiches Studio Debut

thumb ManuHartmannBadGirlCDCover
Sie schwimmt gerade auf einer Erfolgswelle. 2018 gewann sie mit ihrer «City Blues Band» die Swiss Blues Challenge und in der Folge erreichte sie an der International Blues Challenge (IBC) 2019 das Halbfinale. Dazu ist sie für den Swiss Blues Award 2020 nominiert. Nun hat sie ihr erstes komplettes Studio Album eingespielt. Am 17. Januar war die CD-Taufe im Kulturhotel Guggenheim in Liestal. Produziert wurde die Scheibe von Funky Virus Productions und aufgenommen im Studio der Helium Records.
Conny Centeno

"Black & White Feeling" CD Taufe

JLB Cover Black White Feeling 500 500 300x300Justina Lee Brown, die Gewinnerin des diesjährigen Swiss Blues Challenge, hat sich als Sängerin mit ihrer fantastischen Stimme bereits etabliert. Nun wird Ihre erste eigene CD „Black & White Feeling“ getauft. Sie hat 12 Songs mit dem Badener Gitarrenvirtuosen Nic Niedermann komponiert und mit den besten Musikern in den besten Studios aufgenommen. Die Lieder sind stilistisch breit gefächert, von Blues über Funk und tiefgründigen Balladen bis zu afrikanischen Grooves – ein spannendes Meisterwerk!

Marc Winter

Dem Himmel so nah

ReeseWynansSweetReleaseCDCoverReese Wynans ist vielen Blues-Liebhabern noch immer bekannt als der Keyboarder, der in der letzten Phase der Karriere von Stevie Ray Vaughan (1954–1990) aus der Begleitband Double Trouble effektiv ein «Triple Trouble» machte. Seine Begleitungen auf Vaughans Alben Soul to Soul und In Step waren klare Bereicherungen des wilden Texaners. ­Inzwischen spielt Wynans zusammen mit Joe Bonamassa in dessen Tourband, und als solcher war er auch in Zürich dieses Jahr schon zu hören (hier geht’s zur Konzertkritik). Nun hat Reese Wynans ein Album herausgebracht, bei dem er der Headliner ist, und das sein momentaner «Arbeitgeber» Joe Bonamassa produziert hat: Sweet Release mit 13 Titeln, auf denen alle möglichen Stars sich ein Stelldichein geben, und ein Bisschen Tribute für SRV singen und spielen, aber auch weitere Songs. Ein sehr ansprechendes Album, das dennoch spezifische Fragen nach der dem Sinn von solcher Tribute-Arbeit aufwirft.

Rolf Winter

Boogie hält jung

NicoBrinaBoogieMeUpCDCover2019 ist ein besonderes Jahr für Nico Brina. Er wird fünfzig Jahre alt kann auch noch sein fünfunddreissigstes Bühnenjubiläum feiern. Nicht viele schaffen es, so lange von ihrer Musik zu leben, besonders in unserem kleinen Land mit seinen limitierten Auftrittsmöglichkeiten. Wer trotzdem erfolgreich ist, hat Stehvermögen und Talent. Nico Brina hat beides. Darum hat er in dieser Zeit über dreitausend Shows in neunzehn Ländern weltweit aufgeführt. Müdigkeit scheint er nicht zu kennen, denn seine Agenda ist gut gefüllt. Daneben findet er regelmässig Zeit, neue Alben zu veröffentlichen und die Songs dafür zu schreiben. Sein neustes Werk heisst «Boogie Me Up».

Marc Winter

Kurzer Abschied

BiscuitJack2000MadisonAveCDCoverMadison Avenue ist eine der Strassen, die Manhattan in Längsrichtung durchzieht, und die bekannt ist für die Werbe-Industrie. Allerdings bezieht sich der Albumtitel der neuen CD von Biscuit Jack nicht auf die die Hausnummer 2000 in Harlem, sondern auf die identische Adresse im Memphis, Tennessee. Dort befindet sich das 1966 gegründete Ardent Studio, wo die Luzerner Band Anfang 2019 ihr neues Album aufgenommen hat, und das deshalb nach dieser Adresse heisst. Das Titelbild zu 2000 Madison Avenue gestaltete Diego Balli und es scheint wohl als Anspielung auf Abbey Road von den Beatles verstanden werden kann. Das Album enthält lediglich noch knapp 26 Minuten Musik und 7 Titel, und wie inzwischen auf der Website der Band zu erfahren ist, stellt das Album auch eine Dernière dar: Biscuit Jack löst sich nach 14 Jahren und über 120 Konzertauftritten auf. 2000 Madison Avenue ist also die vorletzte Gelegenheit, diese Band, die für vielseitigen Blues steht, zu hören. Eine letzte Möglichkeit ist das Abschlusskonzert der Band am 6. Juli. Dafür haben sich Biscuit Jack etwas besonderes einfallen lassen: die «Biscuit Jack Blues Cruise», an der man für einen bescheidenen Unkostenbeitrag von Fr. 50.- teilnehmen kann.

Marc Winter

Solider Blues

JimmyReiterWhatYouNeedCoverDer Norddeutsche Bluesman Jimmy Reiter, dessen Album Told You So bereits auf diesen Seiten rezensiert wurde, meldet sich mit einer neuen Scheibe. Das Cover von What You Need ist eine Strichzeichnung, auf der all die vielen Dinge abgebildet sind, die uns den Alltag vollstellen, aber die wir vielleicht gar nicht wirklich brauchen: ein Fahrradsattel ist zu sehen, ein Taschenrechner und eine Schachtel mit einem Monopoly-Spiel. Trotzdem ist das Cover keine Konsumkritik, denn auch der Arm der Freiheitsstatue ist zu sehen und verschiedene Musikinstrumente – und auf die will Reiter bestimmt nicht verzichten. Und der Song selbst macht dann klar: es geht weniger um Konsumkritik als um die Beziehungen zwischen Mann und Frau.

Marc Winter

Die Zeitkapsel

MoodyBluesInSearchOfTheLostChordCDCoverZeitreisen sind etwas Alltägliches! Auch wenn die Science-Fiction genussvoll an Zeitreisen herumrätseln mag, im Alltag sind sie keine Besonderheit: Ein Geruch transportiert uns in die Vergangenheit, eine Farbkombination trägt uns ans andere Ende der Welt, ein Geräusch kann in unserem Kopf längst vergangene Welten wieder entstehen lassen. Die britische Band The Moody Blues veröffentlichte zum fünfzigsten Jahrestag der Erstpublikation 2018 im vergangenen November eine Deluxe-Edition ihres dritten Albums In Search of the Lost Chord. Die Band – deren bekanntester Hit Nights in White Satin nicht auf diesem Album ist – steht für eine spezifische Variante der Rockmusik in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren, bei der Rock-Musik mit Klangfülle und Klangvielfalt des Symphonieorchesters kombiniert werden. In Search of the Lost Chord ist als Paradebeispiel eine wahre Zeitmaschine, denn für jene, die das erlebt haben, transportiert dieser Sound zurück in eine längst vergangene Zeit und für jene, die das nie gehört haben, ist es eine zugängliche und anregende Möglichkeit, sich auf die Musik einer anderen Zeit einzulassen.

Marc Winter

Die Summe der Elemente

MarkKnopflerDownTheRoadCDCoverSpät im vergangenen Jahr hat Mark Knopfler sein aktuelles Album Down the Road Wherever veröffentlicht, dessen Songs er im kommenden Mai auch im Hallenstadion Zürich darbieten wird (Tickets so gut wie ausverkauft). Down the Road Wherever kommt mit einem ebenso unspektakulärem Cover daher wie der Titel belanglos ist, aber man sollte sich nicht täuschen lassen. Knopfler hat mit diesem Album fast so etwas wie sein eigenes Greatest-Hits-Tribute-Album geschaffen. Er zeigt die gesamte Bandbreite seiner Songwriter-Qualitäten und bringt Lieder unterschiedlichsten Charakters zusammen. Die Rhythmen und Klangfarben, derer sich Knopfler und Koproduzent Guy Fletcher bedienen, erschaffen weite und offene Klanglandschaften auch für Musikstile, die vielleicht nicht überraschen, die man aber in Knopflers Schaffen weniger hört. Dennoch gibt es genügend von dem, was man bei Herrn Knopfler erwarten kann. Was das Album ebenfalls deutlich macht: Mark Knopfler schreibt tolle Songtexte, die unter die Haut gehen können.

Rolf Winter

Attraktiv vielseitig

YoungFastRunningManYoungBirdCDCoverFast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Erscheinen seines Debutalbums Young Fast Running Man wird am 2. November 2018 Fabian Hertrichs zweites Werk erscheinen: Young Bird. Das Album enthält zwölf Eigenkompositionen und knüpft an sein Erstlingswerk an. Traditioneller akustischer Blues, Folk und Country mischen sich mit Rock der Sechzigerjahre. Wer allerdings ein nostalgisches Aufwärmen alter Zeiten erwartet, wird angenehm überrascht. Die Entwicklungen seit jener Zeit haben den in München lebenden Künstler aus Landshut ebenfalls beeinflusst und so präsentiert sich sein Blues klassisch und modern zugleich.

Rolf Winter

Meisterlich old fashioned

MarcoMarchiStandupCDCover

Mit Marco Marchi und seinen Mojo Workers liegt man immer richtig. Live sowieso, aber auch die Alben sind allesamt hörenswert. Die Band um Marco Marchi versteht es meisterlich, sich aus dem Fundus der Spielarten, die sich in der Zeit zwischen dem Anfang und den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt haben, ganz selbstverständlich zu bedienen und daraus ihren unverkennbaren Stil entstehen zu lassen, der auf faszinierende Weise zeitlos und Vintage zugleich ist. Dies gilt auch für die im August erschienene CD Stand Up. Dreizehn Titel sind darauf zu finden, neun davon stammen aus Marco Marchis Feder, die übrigen vier sind attraktiv interpretierte Covers.

Marc Winter

Stimmung, Stimmung, Stimmung

Tri GanticsVinylCoverEin Trio unter dem wenig bescheidenen Namen The Tri-Gantics aus dem österreichischen Feldkirch, bestehend aus Gitarrist Martin Telfser, Bassist Alex und Schlagzeuger Chris. Die Band spielt Vintage-Musik in bester Form: Rockabilly, Rockn’n’Roll und bluesbasierte Klänge werden gespielt, entsprechend dem Bandformat mit klarer Retro-Orientierung. Dabei geht es dem Trio weniger um die historisch akkurate Wiedergabe von Klängen, obwohl die gut gelingt, sondern vor allem um diese explosive Kraft und Dynamik der Musik. Rockn’n’Roll und Rockabilly haben schliesslich mal eine Revolution ausgelöst, und die Tri-Gantics zeigen, dass ein kleines Schlagzeug, ein Stehbass und eine Gitarre auch heute noch in der Lage sind, die Menschen zu verzücken.

Rolf Winter

Familienbande

NettBislin SecondCousins WebCDCoverDas Leben schreibt bekanntlich oft die spannendsten Geschichten. Da ist einmal Cla Nett, einer der Geburtshelfer der Schweizer Bluesszene. Seine Lazy Poker Blues Band war in den Achtzigerjahren weit über die Landesgrenzen hinaus ein Synonym für Schweizer Blues und prägte dessen Entwicklung massgeblich. Der andere, Kurt Bislin feierte mit seinen Formationen Bluecaster, The Raindogs und The D.Biters Erfolge in ganz Europa. In den späten Achtzigerjahren war er Mitglied der Burton Brothers Blues Band. In dieser Zeit trafen sich die beiden bei einem Auftritt der Burton Brothers im Atlantis, als die Burton Brothers Cla Nett auf die Bühne holten, der ein tolles Set spielte. In der Folge blieben die beiden in Kontakt und spielten auch ab und zu zusammen. 

Marc Winter

Weiter im Takt

BuddyGuyBluesAliveAndWellCoverMuss man sich Sorgen machen um den Blues? In den Zeiten von Fake News und professionellen Lügnern an den Stehpulten der Pressesprecher muss man sich Sorgen machen, wenn ein Veteran wie Buddy Guy in einem Albumtitel explizit darauf hinweist, dass es dem Blues ausgezeichnet gehe. In den Boom-Zeiten des Blues, in den 1950er und 1960er Jahren gibt es auf jeden Fall keinen solchen Song, in dem die Verfassung des Genes thematisiert wird. Tatsächlich wird seine Aussage The Blues is Alive and Well noch auf dem Album selbst konterkariert durch den Titel End of the Line, bei dem Buddy Guy darüber klagt, der letzte einer langen Reihe (von Bluesmen) zu sein, und dass es an ihm sei, am Ende das Licht auszumachen. Solange Guy selbst noch Titel einspielt wie die 15 Songs auf The Blues is Alive and Well, solange muss man sich wohl noch keine Sorgen machen, auch wenn dieses Album eine Weiterführung von bestens Bekanntem ist: Chicago Blues des 21. Jahrhunderts.

Rolf Winter

Grosse Klasse

RobMoFromScratchCDCoverRoberto Morbioli ist einer, der sich nicht einfach mit dem Erreichten zufriedengibt, er sucht immer neue Herausforderungen. Der Gitarrist, Sänger und Komponist aus Verona gehört seit langem zu den besten italienischen Acts. 1991 gründete er das Quartett Morblus mit Daniele Scala (kb), Stefano Dallaporta (b) und Diego Pozzan (dr), mit dem er nationale und internationale Erfolge verzeichnen konnte. Von 2011 bis 2016 war er Gitarrist von Big Daddy Wilson. 2015 rief er ein akustisches Trio mit Paolo Legramandi (b) und Nik Taccori (dr) ins Leben. Spezielle Projekte sind The Blues & Soul Brothers, wo er zusammen mit einer anderen Grösse der italienischen Bluesszene, Marco Pandolfi auftritt, sowie The Texas Italian Guitzar Battle mit Willie J. Laws. 2016 erfindet er sich wieder neu. Zusammen mit Stefano Dallaporta und Nik Taccori entsteht das Trio Rob Mo. Vor kurzem erschien das erste Album: From Scratch.

Rolf Winter

Gelungener Erstling

PascalGeiserLuckyManCDCoverBlues On My Tail heisst einer der Songs auf seinem Debutalbum. Zurzeit ist ihm noch etwas anderes auf den Fersen: der Erfolg. Er gewann in Folge die «Promo Blues Night» des Basler Bluefestivals, die «Swiss Blues Challenge» und belegte den dritten Platz an der «European Blues Challenge» als erster Schweizer. Der richtige Zeitpunkt für ein Debutalbum.  Er liess sich Zeit dazu, weil er keine Kompromisse eingehen wollte. Sowohl bei der Wahl des Produzenten und der Studios, als auch bei der Auswahl der Studiomusiker setzte Geiser konsequent auf hohe Qualität. Am 18. Mai 2018 startet der offizielle Verkauf der CD.

Rolf Winter

Echo der Rockgeschichte

JetboneComeOutAndPlayCDCoverCome Out And Play heisst die im April 2018 erschienene CD der schwedischen Rockgruppe Jetbone. Es ist ihr drittes Album und das erste, seit sie den Sprung ins Profilager gewagt haben. Wer sich durch die zehn Titel hört, begibt sich auf eine Reise durch die späten Sechziger- und Siebzigerjahre. Sie covern jedoch keine Titel, sondern nehmen Stile auf und verarbeiten sie in ihren Songs. Das Ganze nennen sie Funky Rock ‘n’ Roll. In ihren Titeln hört man das Echo von damals, von den Stones, den Beatles, Led Zeppelin, Aerosmith, den Eagles, oder auch Lynyrd Skynyrd.

Rolf Winter

Der zweite Streich

LittleChevyLuckyGirlCoverRund drei Jahre sind ins Land gezogen und in gut 300 Konzerten standen Little Chevy und ihre Band seit dem Erscheinen ihres ersten Albums Sweet Home auf der Bühne. Nun haben sie das zweite Album Lucky Girl veröffentlicht. Am 19. April 2018 wurde die CD im Basler Atlantis offiziell vorgestellt. Das Album enthält vierzehn Titel, alle geschrieben von Little Chevy und dem Schlagzeuger der Band, Andy Lang, ausser den Titeln If I Was A Man und Too Cold Outside, bei dem zusätzlich der Pianist Roland Köppel mitwirkte.

Marc Winter

Feinsinnig, präzise, traditionell

IgnatzNetzerWernerAckerSaitenzauberCDCoverWas wir seit den Büchern um Zauberlehrling Harry Potter wissen: Raum für Magie ist überall. Und so liessen Ignaz Netzer und Werner Acker ihre musikalische Magie erklingen für das Album Saitenzauber, ein Duo-Konzert der beiden Gitarristen, eingespielt im April 2017 im Möbelhaus Endner im süddeutschen Leingarten. Der Roots-Blues-Enthusiast Netzer hat sich für das aktuelle Projekt zusammen getan mit Werner Acker, einem bekannten E-Gitarristen, Studiomusiker und Dozent für Jazz- und Pop-Gitarre an der Musikhochschule Stuttgart. Netzer ist als Bluesman für Gesang, Harp und die akustische Gitarre — gegriffen oder als Slide — zuständig, Acker spielt eine feine Jazz-Gitarre dazu, die nahtlos mit der raueren Rhythmus-Gitarre zusammen geht. Entstanden ist ein Album mit bluesigen Klängen, jazzigeren Songs und insgesamt einer grossen musikalischen Harmonie.

Rolf Winter

Macht gluschtig

PascalGeiserTakeItOrLeaveItSingleCoverEr ist auf Erfolgskurs: Pascal Geiser. 2016 gewann er die Swiss Blues Challenge und kam bei der European Blues Challenge 2017 in Horsens (DK) als erste Schweizer Band auf den dritten Platz. Zeit für sein Debutalbum, das im Mai erscheinen wird: Lucky Man. Aufgenommen wurde es in Los Angeles im Studio des renommierten Singer/Songwriters, Toningenieur und Produzenten Eric Corne, bei dem unter anderem John Mayall, Glen Campbell, Lucinda Williams, Walter Trout, Joe Bonamassa und Jeff Healy, aufnehmen. Zur Seite standen ihm neben seinem Keyboarder Shanky Wyser die amerikanischen Studiomusiker Billy Watts (Gitarre), Taras Prodaniuk (Bass) und der Drummer Dave Raven.

Marc Winter

Die Schwere leicht gemacht

RichardKoechliParcoursCDCoverDer erfreulicherweise viel beschäftigte Richard Koechli hat für einmal eine Pause gemacht nach Projekten verschiedenster Couleur wie Auftritten mit Blues Max oder dem Verfassen von Lehrbüchern oder Romanen und sich ins Studio zurückgezogen. Dabei nahmen die Blue Roots Company, einige Gäste, und Richard Koechli ein Album mit 16 Titeln auf, das er Parcours nannte. Als «Parcours» bezeichnet man bekanntlich auch die Sportart, bei der sich junge Menschen mit grosser Eleganz über halsbrecherische Abgründe und Hindernisse bewegen, als ob sie die Schwerkraft nichts anginge. Koechli und seine 5 Mitstreiter haben das musikalische Pendant dazu geschaffen: Leicht und fetzig kommt die Musik daher, mit grosser Kompetenz geschaffen. Auf Englisch gäbe es für diese Leichtigkeit das schöne Wort «effortless», also «ohne erkennbare Anstrengung», und so groovt das Album von Stück zu Stück. Stilistisch im breiten Raum zwischen Blues, Jazz und souligen Klängen angesiedelt, gibt es Lieder auf Englisch, aber auch auf Französisch und in Schweizer Mundart. Einen persönlichen und berührenden Blumenstrauss an Songs legt Koechli hier mit seinem achten Album vor, das stets tief im Blues gründet, auch wenn es dessen Grenzen sprengt: Das Schwere im Leben wird nicht negiert, aber mit solchen Sounds ist es leichter zu ertragen.

Rolf Winter

Das Amaury Faivre Duo an der IBC 2018

AmauryFaivreDuoMemphisDie Swiss Blues Challenge (SBC) ist mehr als ein nationaler Wettbewerb, die gewinnende Formation wir auch international wahrgenommen. Sie vertritt die Schweiz an der European Blues Challenge, die jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt durchgeführt wird und auch an der International Blues Challenge in Memphis. Beide Wettbewerbe finden jeweils im Folgejahr der SBC statt. 2017 gewann das Amaury Faivre Duo die SBC. Im Januar 2018 reisten Faivre und sein Partner Yves Staubitz nach Memphis, um sich dem Abenteuer IBC zu stellen. Sie schafften es am prestigeträchtigen Wettbewerb ins Hablfinale. Hier ist ihr Video-Bericht dazu:

Rolf Winter

Reif und gelungen 

PhilippFankhauserIllBeAroundCDCoverDie Reduktion auf das wesentliche ist es, die einen Meister auszeichnet. Das gilt für die darstellende genauso wie für die bildende Kunst. Philipp Fankhauser ist dies mit seinem neusten Album I’ll Be Around hervorragend gelungen, es ist sein 17. Album, wenn man die Live Mitschnitte einschliesst. Hier spielt ein reifer Musiker, der sich und der Welt nichts mehr beweisen muss und gerade damit seine Klasse beweist. Er spielte mit seiner ausgezeichneten Band im Sommer 2017 ein tolles Album ein, das fünfzehn Titel enthält, die völlig entspannt daherkommen. Er bringt dabei das Kunststück fertig, dass die Titel auch Musikfreunden gefallen, die sich nicht als Bluesfans im engeren Sinn bezeichnen würden, ohne Zugeständnisse an die Popmusik zu machen, welche die Songs ruinieren könnten. So sind die Songs, wie man so schön sagt, durchaus hitparadentauglich, bleiben aber im Blues und Soul geerdet.

Rolf Winter

Erinnerungen

LillyMartinMinettaCDCoverDer In Sidney Lumets Film «Frank Serpico» zieht der Titelheld, gespielt von Al Pacino, aus Brooklyn in die Minetta Street Nummer 5 – 7, einer hübschen Strasse mit roten Backsteinhäusern, die dem Lauf des ehemaligen Minetta Creeks folgt, der zu Kolonialzeiten ein wichtiger Wasserlauf in Manhattan war. Dort siedelten die Holländer einst die sogenannten «teilweise befreiten» Sklaven an. Anfang vergangenen Jahrhunderts war die Prostitution dort zuhause. Und noch etwas steht in den Annalen der Strasse: Dort, wo heute ein mexikanisches Restaurant ist, gab es in den Sechzigerjahren eine Szenenkneipe namens «Fat Black Pussycat», in welcher Bob Dylan sein Lied Blowin’ In The Wind geschrieben hat.

Marc Winter

Eine Herzensangelegenheit

MorrisonRollWithPunchesCDCoverGeht Van Morrison hier zu seinen Wurzeln zurück? Ist das ein Bekenntnis? Solche Fragen sind nebensächlich angesichts der puren Spielfreude, die der unverwüstliche Ire auf seinem neuen Album Roll With The Punches zur Schau stellt. Unterstützt von einem Who is Who des Blues kommt dieses Album kräftig und frisch daher, mit Humor werden Klassiker ein weiteres Mal zelebriert, aber auch gegen den Strich gebürstet. Und alles wird zusammengehalten von dieser einzigartigen Stimme und Gesangeskunst von Van Morrison, der ein weitere Mal als Bluessänger brilliert. Das neue Album ist auch eine Fortsetzung von Pay The Devil, indem es Americana feiert, ohne Genregrenzen allzu ernst zu nehmen. Das neue Album ist aber nur Blues, zumeist der Chicago-Variante, mit Piano und Mundharmonika, und insbesondere mit wunderbaren Slide-Passagen. Morrison hat sich auf Roll With The Punches auch die Zusammenarbeit mit Gitarrist Jeff Beck, dem Pianist Jason Rebello und den Sängern Chris Farlowe und Paul Jones (Ex-Manfred Mann) gesichert. Das sind – nebenbei bemerkt – alles Briten. 

Marc Winter

Grosses Kino

GingerBluesBErlinNightsCDCoverDies ist eine Live-Aufnahme einer Zusammenarbeit, die durch Zufall geschaffen wurde, und dank moderner Aufnahmetechnik kann die ganze Welt nun Anteil haben an dieser Musik. Jessie Gordon ist eine australische Sängern, die offenbar hin und wieder in Berlin bei verschiedenen Bands mitsang. Nun spielt sie mit Jazz- und Blues-Gitarrist Jan Hirte in Berlin dieses Konzert einer wunderbaren Blues- und Jazz-Revue. Gordon kann offenbar singen, was immer sie möchte, ihre Stimme ist von God Bless The Child bis Voodoo Woman stets jeder Herausforderung gewachsen. Der Gitarrenton ist wunderschön und variantenreich, und durch das Setup ohne Schlagzeug bleibt die Musik oft schwebend und leicht unbestimmt, was den Charakter des Sets ausmacht. Die Musik ist frisch und spannungsvoll und die Live-Atmosphäre trägt das ihre bei zur Magie dieses Moments. Die Covers gehen kreativ mit den Titeln um: Durch Überlagerung der Texte von Tennessee Whiskey und I’d Rahter Go Blind wird etwa der Klassiker von Etta James neu belebt. Das Keyboard von Matthias Falkenau trägt den Song perfekt. Dorian Gollis spielt den Bass. Fishing Blues ist ein Old Time-Country Blues, den Gitarrist Jan Hirte über die Rampe schiebt. 12 Titel, jeder mit eigenem Charakter, aber durchgehend ein schönes und gefühlvolles Set.

Marc Winter

Dänische Rock-Power vom Power-Rocker

MikeAndersenDevilIsBackDer Dänische Gitarrist und Sänger Mike Andersen legt mit seiner Band auf dem aktuellen Album Devil is Back elf Titel vor, die weitgehend Standard-Rockmusik darstellen, sehr radiotauglich, ideale Musik für «einohriges Hören» und als Stimmungshintergrund. Das Album besteht aus Rocktiteln, bei denen Andersen klar an Bryan Adams oder sonst eine «Reibeisenstimme» erinnert. Auch musikalisch bewegen sich die Arrangements von Adams bist zu Kid Rock, Weisser Power-Rock.

Marc Winter

Boogie & Blues Piano ganz persönlich

NicoBrinaBoogiefulCDCoverDer unvergleichliche Nico Brina legt sein dreizehntes Album mit Piano Boogie-Woogie. Klingt alles sehr vertraut? Auf den ersten Blick vielleicht, aber  wenn man die Musik anhört, wir klar, dass dies ein ganz neues Spiel ist. Nico Brina spielt ausschliesslich Eigenkompositionen, und manche Stücke dieses Solo-Albums sind mit seinem Gesang angereichert. Er zeigt sich dabei von seiner sehr persönlichen Seite, und selbst die Instrumentalstücke klingen auf Boogieful weicher, persönlicher als auf früheren Alben. Diese vielleicht eingebildete, vielleicht tatsächlich erfolgte Entwicklung geht zurück auf die ungeheure Meisterschaft, mit welcher der in Biel geborene Pianist sein Instrument und die Musik seiner Wahl beherrscht. Dieser Roger Federer des Boogie-Woogie-Pianos weiss zu variieren, anzutreiben und sich zurückzuhalten, dass es eine wahre Freude ist.

Marc Winter

Neu Geboren – zurück zu den Wurzeln

Dee Dee Bridgewater MemphisMit einem Konzert Anfang November in der Zürcher Gessner Allee im Rahmen des «JazzNoJazz» und mit ihrem brandneuen Album Memphis...Yes, I'm Ready empfiehlt sich die Amerikanische Sängerin Dee Dee Bridgewater einem Publikum, das ihre früheren musikalischen Ausflüge vielleicht als zu sehr im Jazz angesiedelt empfand. Das neue Album Memphis führt die in Flint, Michigan aufgewachsene Frau mit der vielseitigen Stimme zurück zu ihren Wurzeln – nach Memphis. Dafür hat sie sich hochkompetente Unterstützung gesucht, und die Songs – grösstenteils Covers – sind geprägt vom Bedürfnis, sie gegen den Strich zu bürsten, aber dennoch die Tradition zu wahren. Das Album geht mit einer erfrischenden Respektlosigkeit auf die grossen Klassiker des Memphis-Sounds los, und das anzuhören macht grossen Spass. Auf dem Konzert hat sie alle Register ihres Umgangs mit dem Publikum gezeigt, aber auch viele Aspekte ihrer Stimme. Nach persönlichen Tiefschlägen ist dieses Album ein Heilungsprozess für Bridgewater, und ein Hörvergnügen für das Publikum.

Rolf Winter

Die ganze Lebenslust New Orleans’

ZydecoPartyBandGumboBrotherhoodCDCoverEr stammt zwar aus Texas, wuchs jedoch teilweise in Louisiana auf und verliebte sich dabei in die Kultur des Pelican State. So war es nur konsequent, dass er sich für lange Zeit in New Orleans niederliess und dort in der Szene um Dr. John, Clifton Chenier und den Neville Brothers die Musik förmlich aufsog. Er entwickelte einen eigenen Stil, ein Amalgam aus Zydeco, Blues, New Orleans Funk und Jazz. Inzwischen lebt er in Los Angeles. Wir haben sein neustes Album: The Gumbo Brotherhood angehört.

Rolf Winter

So klingt Blues heute

RickEstrinGroovinInGreaselandCDCoverRick Estrin gehört ohne Zweifel zu den interessantesten Figuren der Bluesszene. Kein anderer verbindet auf diese unnachahmliche Weise Lebenserfahrung, Ironie, Witz und Zeitkritik miteinander und kann dies auch noch in attraktive Songs giessen. Dabei hat die Band über die Jahre einen eigenen Stil, sowie einen ebenso unverwechselbaren Sound entwickelt. Dazu trägt auch Estrins einzigartiger, cooler Gesang bei. Seit einiger Zeit hat sich der Drummer Jay Hansen aus familiären Gründen verabschiedet, an seiner Stelle sorgt nun Alex Pettersen für den Beat. Geblieben sind der norwegische Gitarrist und Showman Kid Andersen und der vielseitige Lorenzo Farrell an den Tasten. Nun erschien Ihr neustes Album: «Groovin’ In Greaseland».

Rolf Winter

 Attraktiver Erstling

ThreeHoursPastMidnightYouCanStayCDCoverGerne wird die Qualität einer Bluesband daran gemessen, ob sie eigene Songs im Repertoire hat, je mehr, desto besser. Dabei gibt es im Kanon des Blues inzwischen eine Fülle von wunderbaren Songs, derer man sich bedienen kann. Dass viel zu oft nur eine kleine Handvoll dieser Titel gecovert werden, mag ein Grund dafür sein, dass diese Wertung besteht. Welcher Klassikfan möchte schon gerne immer nur die kleine Nachtmusik hören, so schön sie auch ist? Dass es auch anders geht, zeigt die Genfer Band Three Hoiurs Past Midnight auf ihrem Debutalbum, das nach einem Johnny Guitar Watson Erfolg benannt ist: You Can Stay But The Noise Must Go.

Marc Winter

Greggs Goodbye

GreggAllmanSouthernBloodCDCoverGregg Allman hat sein letztes Sololabum veröffentlicht, nach seinem Tod am 27. Mai  ist nun Southern Blood erschienen, eine Sammlung von zehn Liedern, Covern zumeist, in denen mit der musikalischen Klaviatur von Country, Southern Rock, Blues eine Sammlung von schönen Songs zusammenkam, jeder etwas anders im Charakter, aber stimmig im Grundgefühl. Southern Blood ist eine schöne CD, auf der Gregg Allman versuchte, Spass zu haben, aber auch noch einmal sein Innerstes nach aussen kehren wollte. Er zeigt sich bei den Aufnahmen, die im März 2016 begannen und von Don Wes produziert wurden, als leidenschaftlicher Musiker, als Mensch, der gelebt und gelitten hat, und als alter Mann, der unsentimental auf sein Leben zurückblickt.

Marc Winter

Das Ganze noch besser als die Teile

TajMahalKebMoTajMoCDCoverIm Blues sind Kooperationen und Gastauftritte bei Live-Konzerten oder Albumproduktion mittlerweile Usus und normal. Dass sich zwei Bandleader, Songwriter zusammensetzen und ein ganzes Album als Kooperation machen, ist dann schon ein Schritt mehr. Die beiden erfahrenen Musiker Taj Mahal und der neun Jahre jüngere Keb’Mo’ setzten sich zusammen und machten ein richtig gemeinsames Album. Und die gemeinsame Veröffentlichung TajMo mit gemeinsam eingespielten und teilweise auch gemeinam geschriebenen Titeln ist goovig und bluesig und zeigt auch die Verbundenheit der Musiker mit Traditionen ausserhalb des Blues. Eine CD, die enorm Spass macht und einfach stimmige Musik bietet, gesungen von zwei der besten Sänger, die es gibt.

Marc Winter

Tiefer Einblick in den West Side Blues

JimmyDawkinsWestSideChicagoBluesDVDONstageBlues ist Leiden, Blues muss weh tun! Mehr als andere Bluesmen stand Jimmy Dawkins (1936–2013) für dieses Credo. Dieser frühe Vertreter des sogenannten «Westside»-Sounds von Chicago war ein Pionier der harten, übersteuerten Version des Blues, doch im Gegensatz zu anderen Westside-Ikonen wie Luther Allison, Otis Rush oder Buddy Guy blieb ihm der grosse Erfolg und die gebührende Anerkennung verwehrt. Nun liegt mit West Side Chicago Blues eine Filmaufnahme vor, auf der ein Bühnenauftritt in Wales und ein ausführliches Interview mit Dawkins zu sehen sind.

Rolf Winter

John Lee Hooker’s Finest

JohnLeeHookerWhiskyAndWimmenCDCoverEr prägte die Entwicklung des Blues, Jazz und Rock wie nur wenige andere Künstler. Er transportierte den rauen Deltablues auf die elektrische Gitarre und blieb seinem einzigartigen Stil sein Leben lang treu. Unzähligen Musikern war er Vorbild. Am 22. August 1917 – vielleicht war es auch 1912 – kam er in Clarksdale, MS zur Welt, machte aber Karriere weit weg vom Delta. Noch vor seinem hundertsten Geburtstag brachte Veejay/Universal im März 2017 eine Kompilation seiner besten Songs heraus.

Rolf Winter

Nostalgisches modern präsentiert

Lohmann1000DancesCDCoverGesellschaftstänze gibt es seit vielen Jahrhunderten. Während langer Zeit war ihre Zahl überschaubar. Mit dem Einfluss der Musik der schwarzen Bevölkerung in den USA begann sich das im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts zu ändern. Bis in die Siebzigerjahre brachte fast jedes Jahrzehnt seine eigenen Tänze hervor. Die meisten davon waren Modetänze und verschwanden ebenso rasch, wie sie aufgetaucht waren. Die Lohmann Rhythm And Blues Kapelle hat einigen von ihnen mit dem im Frühjahr 2017 erschienenen Album The Amazing Land Of 1000 Dances ein Denkmal gesetzt.

Rolf Winter

Chuck Berrys Vermächtnis

ChuckBerryChuckCDCoverEin Vierteljahr nach seinem Tod erscheint Chuck Berrys letztes Album: «Chuck». Es ist nicht etwa eine rasch zusammengenagelte, aufgehübschte Sammlung seiner erfolgreichsten Titel, mit der noch mal mit viel Werbe-Tamtam tüchtig Umsatz gemacht werden soll, sondern sein Vermächtnis, mit dem er sich verabschieden wollte. Er hatte seit 1980 daran gearbeitet und konnte es auch komplett zu Ende bringen. Im Oktober 2016, anlässlich seines neunzigsten Geburtstags, hatte er die Fertigstellung des Albums bekannt gegeben und es seiner Frau Themetta mit den Worten: «My darlin’ I’m growing old! I’ve worked on this record for a long time. Now I can hang up my shoes» gewidmet. Tatsächlich ist es sein erstes Album nach dem 1979 erschienenen «Rock It».

Rolf Winter

Beschwingtes Blues Soufflé

WaltsBluesBox FlickTrickCDCoverEs gibt wenig Hartnäckigeres als Klischees. Ab und zu behaupten deshalb Unbelehrbare immer noch, Blues sei traurige Musik. Ihnen sei empfohlen, sich das neuste Album der Winterthurer Band Walt’s Blues Box anzuhören. Sie werden darauf vierzehn luftige, fröhliche Bluessongs hören und keine Traurigkeit finden, auch nicht in den Titeln mit ernstem Inhalt. Es ist nach «Live At Albani» (2007), «Walk Down The Road» (2009) und «The Cat Walk» (2011) das vierte Album der Gruppe in der typischen Handschrift Walter Baumgartners und es verbreitet von Anfang bis Ende gute Laune.

Rolf Winter

Reduced to the max

MichaelVanMerwykFightTheDarknessCDCoverFight The Darkness heisst Michael van Merwyks erstes Soloalbum. Es sei «die Antwort auf die Ungerechtigkeiten des Lebens», schreibt er dazu auf seiner Website. Man könne sich «darüber ärgern, sich darüber beschweren, oder ihnen den Kampf ansagen» und darum geht es in den vierzehn Songs, die alle aus der Feder Merwyks stammen. Die Aufnahmen erfolgten «live» im Bielefelder Watt Matters Studio ohne Overdubs und sind eine One-Man-Show. Zum Einsatz kamen eine akustische Gitarre, eine Resonator Gitarre und eine Diddley Bow. Heraus gekommen ist ein wunderbares, akustisches Album irgendwo zwischen Blues, Soul und Country, meisterlich gespielt und schön gesungen, mit attraktiven Texten.

Rolf Winter

Beam Me Up Scotty

BluesRocketMenLiftedCDCoverPete Borel, János Szenogrady alias Grady Lee und Imad Barnieh kennen wir von ihren eigenen Karrieren. Golden Blues Band nannte sich die Gruppe mehr als drei Jahre lang, bevor sie sich nun in Blues Rocket Men umbenannt hat. «Lifted» heisst das Anfang 2017 bei «Stormy Monday Records» erschienene Album und bleibt damit im Weltraum-Jargon. Das Cover zeigt auch das Portrait eines Astronauten. Da ist es nur konsequent, dass der erste Song der CD, Diamond Lil, als Countdown beginnt. Doch zündet die Rakete auch? Ja, sie hebt ab, und wie!

Rolf Winter

Feinster Blues aus Dänemark

TimLotharDer dänische Gitarrist, Sänger und Komponist Tim Lothar hat 2014 den German Blues Award gewonnen, wurde am «Copenhagen Blues Festival» als Blues Artist Of The Year ausgezeichnet und erhielt 2008 den dänischen Musikpreis für das beste Musikalbum. Er repräsentierte Dänemark 2011 an der European Blues Challenge und war Halbfinalist an der International Blues Challenge 2014.  Fünfundzwanzig Jahre lang sass er am Schlagzeug, bevor er 2004 die Gitarre in die Hand nahm und zwei Jahre später seine Debut CD «Cut To The Bone» einspielte. Seither hat er fünf weitere Alben produziert. Wir haben die beiden neusten angehört.

Marc Winter

Sampler für aktuelle Blues-Frauenstimmen

BluesCaravan2016CD DVDCDCoverDie 2016er Ausgabe des Blues Caravan wurde bestritten von drei Frauen mit starken Stimmen, die auf dem hier veröffentlichten Sampler alle als Solo-Act sowie als All-Star-Formation zu hören sind. Es sind dies Ina Forsman, Layla Zoe und Tasha Taylor, und die drei Damen werden begleitet von einer kleinen Band, bestehend aus Gitarrist Davide Floreno, Bassist Walter Latupeirissa und Schlagzeuger Markku Reinkainen, die den Namen zufolge wohl die reguläre Begleitband von Finnlands Blues-Export Ina Forsman darstellen dürften. Das Album ist ein kombiniertes Doppelformat von CD und DVD. Das Album umfasst drei bis vier Solo-Performances jeder Künstlerin mit eigenem Material und dann einen gemeinsamen Auftritt alles drei, bei der sie sich auf den kleinsten musikalischen Nenner einigten und u.a. einen Song der Beatles, Stones und B.B. Kings covern.

Marc Winter

Dem Konzept treu geblieben

ThornjoernRisagerChangeMyGameCDCoverEin weiteres gutes Album legt der dänische Bandleader mit Change My Game vor, professionell eingespielt, schöner Gesang, mit stilistischer Vielseitigkeit. Aber es gilt weiterhin, was hier bereits bei der Rezension eines früheren Albums festgestellt wurde: Die Musik der Band bleibt eine stilistische Wundertüte, wo für jeden etwas dabei ist, aber auch für niemanden alles. Somit bleibt wirklich die grösste Frage, wieso dieses Album Change My Game heisst. Sogar die Ästhetik des Cover Shots gleicht den früheren Veröffentlichungen. Aber die Band bleibt dem Konzept treu: Musik, die nicht zu auffällig ist, die im Mix leben kann, und die sich an unterschiedliche Vorlieben richtet, indem sie für jeden was dabei hat.

Marc Winter

Schnellzug Chicago – Texas

GProjectBluesBandDiversifiedCDCoverWas passiert, wenn man einen Texas-Style Gitarristen und einen Chicago-Style Pianisten in einer Band von einer Hammer-Rhythmusgruppe treiben lässt, das führt die GProject Blues Band auf ihrer CD Diversified vor, wo sie schwere Chicago-Rhythmen und perlendes Piano mit der brachialen Gitarre «Leo» Kyriakakos im Texasstil mischt. Was die GProject Blues Band spielt ist moderner Blues, der die Traditionen in sich verarbeitet hat, und die Band spielt ihn meisterlich. Seien es Covers oder eigene Titel, jedes Stück ist eine Freude für Bluesfans. Auf der Website gibt es fünf Hörbeispiele. Die Band ist in jeder Hinsicht gut besetzt und die Jungs wissen, was zu tun ist: Blues der in die Füsse geht und ins Herz, Blues mit stilistischer Variation. Ein schönes Album einer Band, die Freude an ihrem Sound hat und die Fähigkeit, dies auch rüber zu bringen.

Marc Winter

Journeyman zurück bei sich

MikeZitoMakeBluesNotWarCDCoverDer äusserst umtriebige Gitarrist und Sänger Mike Zito hat sein dreizehntes Album veröffentlicht. Nach seiner Trennung von der Royal Southern Brotherhood ging er zu Ruf Records, um dort mal wieder richtig die sprichwörtliche Sau rauszulassen. Zumindest klingt die neue Scheibe genauso: Spielfreude, starke Verzerrung, treibende bis leicht gehetzte Rhythmen und eine in die Ohren sägende Gitarre, die Echos von Luther Allisons Slidespiel und von Roy Buchanans Solospiel in sich vereint. Auch der Künstler selbst bezeichnet es als «Really fun Album», und das ist auch zu hören: Hier kann Mike Zito so ans Werk gehen, wie er das will und das tut er dann auch.

Marc Winter

Musik von Hand gemacht

BadTemperJoe SolitaryMind CDCoverDie Deutsche Sprache verdankt das inzwischen etwas angestaubte Wort «Liedermacher» angeblich Wolf Biermann, der es als proletarisches Äquivalent zum «Schumacher» verstanden haben wollte, also als ehrlichen, fast handwerklichen Beruf, bei dem der Liedermacher einsteht für sein Produkt, das er selbst plant und ausführt. In dem Sinn ist Bad Temper Joe ein Liedermacher – seine Musik ist von A bis Z sein eigenes Ding: er schreibt die Titel selbst und spielt die Saiteninstrumente dazu. Entsprechend authentisch und engagiert klingt das auch: akustischer Blues der edlen Sorte, mit viel Gefühl gesungen und gespielt.

Rolf Winter

Groovige Sounds

Dr.JohnSkeDatDeDatCDCoverDer selbsternannte Bannerträger der speziellen musikalischen Tradition von New Orleans, Dr. John, hat ein Album mit launigen und musikalisch abwechslungsreichen Covern von 13 Songs veröffentlicht, die Louis Armstrong einst sang. Dazu hat er sich «Guest Stars» eingeladen, und er teilt die Songs u.a. mit den Blind Boys of Alabama, Bonnie Raitt, Shemekia Copeland, Anthony Hamilton und der Dirty Dozen Brass Band. Der Charakter jedes einzelnen Covers ist so unterschiedlich wie die Kooperationen, und es ist die spezielle Singstimme Mac Rebenacks, die als Klammer um das Ganze herum dient. Manche Titel bleiben dem Original treu, andere sind nur noch am Text zu erkennen. Das ganze Album ist unterhaltsam anzuhören und wer Dr. Johns Stimme etwas abgewinnen kann, wird viel Vergnügen haben.

Rolf Winter

Alligator Records ehrt einen fast Vergessenen

BlindWillieJohnsonGodDontNeverChangeEr ist nicht mehr sehr bekannt, obwohl seine Musik längst ihren Platz im Kanon nicht nur des Blues gefunden hat: «Blind» Willie Johnson. Sein Song Dark Was the Night - Cold Was the Ground wurde als einer der musikalischen Beiträge für die «Golden Records» ausgesucht, jenen beiden Datenträgern, die 1977 den Raumsonden Voyager 1 und 2 von der NASA auf eine Reise ohne Ziel in die Unendlichkeit mitgegeben wurden. Die Datenträger sollen allfälligen extraterrestrischen Lebewesen, welche die Raumsonden vielleicht eines Tages entdecken, ein Bild von der Erde und den Menschen vermitteln. Nun erweist Alligator Records zum 120ten Geburtstag dem Musiker und Prediger die Ehre mit einer Kompilation, die elf seiner Songs enthält, welche von verschiedenen Künstlern interpretiert werden.

Marc Winter

Das muss kesseln

DanPatalanskyIntroVertigoCDCoverSüdafrikas Hard-Bluesrock-Gitarrist Dan Patlansky hat der Bluesnews-Redaktion seine zweite CD zukommen lassen, und sofort wird klar: er macht dort weiter, wo er mit Dear Silence Thieves aufgehört hat: harter Bluesrock gespielt von einer kleinen Band (Trio plus Hammond/Keyboard), produziert von Theo Crous und aufgenommen in den Bellville Studios in Südafrika. Also in jeder Hinsicht eine Fortsetzung des vorhergehenden Albums, und auch die Musik unterscheidet sich nicht: Patlansky ist Südafrikas Antwort auf Stevie Ray Vaughans meteoritenartige Erschütterung der Bluesszene, und wie der Texaner mit den sagenhaften Riesenhänden spielt auch der weisse Südafrikaner eine abgeruntzte Sunburst Fender Strat, und auch er ist Endorser bei der kalifornischen Firma. Insofern gibt es wenig Neues zu sagen, und auch wenn die in der letzten Rezension geäusserte Hoffnung, diesen Mann dereinst auf einer Schweizer Bühne sehen zu können, sich durch einen Auftritt in Lausanne umsetzen liess, so bleibt gleichzeitig zu hoffen, dass er auch an einem grösseren Festival in der Deutschschweiz dereinst zu sehen sein wird.

Marc Winter

Eindrückliches Studiodebut

FurhammerTarredFeatherdCDCoverDie Schweizer Band mit dem eingänglichen, weil einzigartigen Namen Furhammer legt mit Tarred & Feathered ihr Debutalbum vor. Die zwölf bluesigen Titel sind alles Eigenkompositionen und das Album wurde per Crowdfunding produziert. Die Tatsache, dass das Crowdfunding den angestrebten Betrag um 10% übererfüllt hat, kann sicher als Zustimmung zur Musik und dem Groove-Feeling der vier Musiker aus dem Grossraum Zürich gewertet werden, die in den letzten Jahren zahlreiche Gigs gespielt und sich so die nötig Erfahrung erspielt hat.

Marc Winter

Blues als Teamleistung

RollingStonesBlueAndLonesomeCDCoverMit grossem Tamtam wurde das neue Album der Rolling Stones angekündigt. «Back to the Blues» titelte das Magazin «Rolling Stone» über das 26. Studioalbum der Britischen Namensvettern. Verständlicherweise ist bei den Rolling Stones alles eine Nummer grösser. So gibt es nach diversen Vorveröffentlichungen nun das gesamte Album, und bereits zwei Tage nach Veröffentlichung auch schon die Wikipedia-Seite zum Album – und zwar in elf Sprachen! Dort liest man die Eckdaten des Albums: Erstes Album der Stones überhaupt mit ausschliesslich Coversongs, Erstes Album seit Dirty Work (von 1986) auf dem Mick Jagger keine Gitarre anfasst. Guest appearance Eric Clapton. Auch die Namen der Komponisten und der Bandmitglieder werden genannt und neben den einzelnen Titeln gibt es schon eine Spalte für die höchste Charts-Platzierung der Songs. Was man im Netz noch selten findet, sind Rezensionen des Albums, nachdem man es tatsächlich gehört hat. Bluesnews.ch bietet nun eine solche, denn in den Redaktionsräumen liefen die Titel jetzt intensiv.

Marc Winter

Bewährtes Duo

GreyHoundGeorgeAndyEggertLongestRoadCDCoverDer norddeutsche Slide-und Roots-Gitarrist Greyhound George wurde schon vermehrt mit seinen Alben vorgestellt. So wurden seine Veröffentlichungen von 2013 und 2014 hier bereits erörtert, weshalb sich hier ein kurzer Hinweis empfiehlt. Für das neue Album The Longest Road I Know hat der «Windhund» erneut die Zusammenarbeit mit dem «Alligator» gesucht und so ist das Album als Koproduktion mit Andy Grünert veröffentlicht. Der Harp-Spieler und der Gitarrist haben schon auf Cleaning Up wunderbar harmoniert und das ist hier nicht anders: 13 Songs, davon 3 von Greyhound George selbst geschrieben (unter dem Klarnamen Jürgen Schildmann) und einige berückend schöne Covers. Insbesondere Fats Dominos Sick and Tired hat es mir angetan. Im Gegensatz zur Veröffentlichung von 2014, auf der vor allem Eigenkompositionen zu Gehör gelangten, sind es hier die Coverversionen, die dominieren.

Marc Winter

Perfekt nachempfunden

SiCranstounOldSchoolCDCoverDer Engländer Si Cranstoun hat sich der Vintage-Musik verschrieben, sein Engagement mit seiner Band in Old-Time-Diskotheken der Themse-Stadt hat ihn den rechten Groove finden lassen, und sein aktuelles Album Old School zeigt, was die Band kann und vor allem auch, was Si Cranstoun selbst kann, dessen Gesang herausragend die Stimmung von Rock’n’Roll-Unterhaltungsmusik der 1950er Jahre nachempfindet. Beeinflusst von seinen Vorbildern klingt er wie Jackie Wilson oder Sam Cooke, also mit mehr Soul in der Musik als die Rock’n’Roll Revues von Elvis-Impersonatoren. Seine Musik baut auf die Kerninstrumente Gitarre, Bass, und Schlagzeug mit nur seltenem Einsatz von Bläsern, Piano oder Background-Sängern und die Band hat das erforderliche Feeling: gemächlich und geniesserisch werden die Titel zelebriert – grosses Kino und eine Scheibe, die nicht nur bei der Ü50-Party für Furore sorgen dürfte. Die Musik ist ebenso gut dem Original nachempfunden wie das CD-Cover. Vintage  ohne Kompromisse wird hier geboten.

Marc Winter

Der eigene Weg

DevonAllmanRideOrDieCDCover«Rock-Gitarrist, aus Texas, Alter Mitte vierzig, mit Band und einiger Erfahrung, sucht seinen Platz im Rampenlicht.» Was wie eine x-beliebige Kontaktanzeige daherkommen könnte, ist keine ganz normale «Bewerbung» um Ruhm und Ehre – denn der fragliche Mann trägt den Nachnamen erlauchter Angehöriger des Blues-Rock-Adels in den USA: Allman. Was Devon Allman, dem 1972 geborenen Sohn von Gregg Allman und Shelley Kay Jefts, aber höchstens genetische Vorteile brachte, denn die Eltern trennten sich und Devon wuchs in Texas als normales Vorstadtkind auf und lernte seinen Vater erst als Teenager kennen. Devon Allman war Mitglied der Bands Honeytribe und Royal Southern Brotherhood, und nach dem Erstling Ragged & Dirty mit der Devon Allman Band liegt nun mit Ride or Die schon das dritte Album vor. Zu hören ist Rock mit Anspruch, sorgfältig arrangiert und vorzüglich abgemischt (Kompliment an Ruf Records), kaum etwas daran ist Blues, die Musik ist eher als Country-Rock oder Southern Rock.

Marc Winter

Beth Harts Altersrente

BethHartFireontheFloorCDCoverDie amerikanische Sängerin Beth Hart hat eine Stimme wie geschaffen für den Blues. Auf ihrem neuen Album Fire on the Floor, produziert von Oliver Leiber in den «Ollywood Studios» in der Filmmetropole bei Los Angeles setzt sie diese Stimme ein für schmalzige Balladen und Popmusik im Wortsinn. So «populär» diese Songs auch werden dürften – denn Radiostationen spielen solche Musik weltweit gerne zwischen Staumeldungen und überflüssigen Aufrufen zur Interaktivität — für Bluesfans ist das Album eine grosse Enttäuschung. Wer Blues mag, wird bei zwei oder drei Titeln ansatzweise auf die Rechnung kommen, der Rest des Albums ist mit hitparadenkonformem Pop angefüllt, bei dem zwar noch immer Harts Stimme obenaus schwingt, der aber mit dem Genre, um das wir uns auf dieser Website am liebsten kümmern, kaum mehr Ähnlichkeit aufweist.

Marc Winter

Durchs Jahr mit Zed Mitchell

ZedMitchellBandOnStageZed Mitchell hat lange auf seine Chance gewartet, und allmählich wird es Zeit für ihn, als Sideman und Studiogitarrist aus dem Schatten grosser Namen zu treten und sich um die eigenen Veröffentlichungen und den eigenen Namen zu kümmern. Der bereits seit 1970 als Profimusiker spielende Mitchell geniesst seit einem Hit namens Shoshana von 1974 einen gewissen Erfolg, und Insidern ist er als glänzender Gitarrist bekannt. Der im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsene Mitchell hat sich in Deutschland etabliert und er hat seine Tourneen als Support-Act absolviert (u.a. Für Deep Purple und Focus), aber nun sucht er Ruhm und Erfolg unter seinem eigenem Namen. Wie das Leben   spielt: mittlerweile ist sein Sohn Ted seine Begleitung auf der Bühne, und der kahlköpfige Gitarrenpatriarch ist der unbestrittene Bandleader, der auch vorgibt, wie die Musik zu sein hat: in höchstem Mass radiotauglicher Pop-Rock mit sahnigen Gitarrensounds, süffiger Begleitung und Songtexten, die vor Klischees nur so strotzen. An der Musikalischen Qualität gibt es nicht das Geringste auszusetzen, die Kreativität und Innovation bleibt vielleicht etwas auf der Strecke, aber Mitchell ist eine unbestreitbare Macht als Gitarrist mit dem Händchen für Bluesrock-Power-Balladen.

Rolf Winter

Groovy und beschwingt

NicoBrina25HoursCDCover25 hours, 8 Days a Week, so heisst Nico Brinas 13. Album. Nun wissen wir endlich, wie der Bieler Pianist, Sänger und Komponist es schafft, neben seiner prall gefüllten Tour-Agenda, in schöner Regelmässigkeit ein neues Album zu veröffentlichen: Mit einem 25 Stunden Tag. Mit jeder neue CD hat sich der Tastenzauberer bisher ein Stück weiterentwickelt. Das ist auch auf diesem Album zu hören. Musikalisch ausgewogen spannt er den Bogen vom groovigen Boogie bis zur romantischen Ballade. Und es ist sein bisher persönlichstes Album. Am 4. November 2016 ist die CD Taufe im Playoff Thun.

Marc Winter

Jung oder Alt — das Genie bleibt

AllenToussaintaltAmericanTunesCDCoverDer erste Todestag des Komponisten, Arrangeurs, Songschreiber, Produzenten und Pianisten Allen Toussaint (1938–2015) jährt sich am 10. November (hier unser Nachruf) und bluesnews.ch hat die Publikation seines posthumen Albums American Tunes zum Anlass genommen, dieses Spätwerk mit Toussaints früher Schaffensperiode zu vergleichen, als er von 1972 bis 1978 mehrere Alben für «Warner» herausgebracht hat. Diese Aufnahmen sind 2003 erschienen auf dem Doppelalbum The Complete Warner Recordings. Der Unterschied zwischen dem jungen Arrangeur und Produzenten in seinen Dreissigern, und dem Elder Statesman des New Orleans Pianos, den er als gesetzter Herr gab, ist stilistisch offensichtlich, nicht aber, was die Virtuosität und das legendäre Rhythmusgefühl des Bandleaders angeht. Die Warner-Titel sind eine Wundertüte, aber darin finden sich Trouvaillen von rarer Schönheit. Gemeinsam mit den Covers auf American Tunes demonstrieren die beiden Alben die Vielseitigkeit dieses Mannes, den man als «Cole Porter von New Orleans» bezeichnet hat.

Marc Winter

Recycling Eric

ERicClaptonLiveSanDiegoCDCoverEnde September ist ein Doppel-CD-Album erschienen von der allgemein als grossartig empfundenen Tournee Eric Claptons aus dem Jahr 2007, auf der dieser sich mit den Sidemen Derek Trucks und Doyle Bramhall II umgeben hatte. Es mag ja sein, dass Clapton wegen seiner seit 2013 wiederholt eingeräumten Beschwerden beim Gitarrenspiel nicht mehr so lange im Studio sein mag wie früher, aber ein neun Jahre altes Konzert zu veröffentlichen scheint dennoch etwas sehr befremdlich (im Mai 2017 wird er allerdings wieder in der Royal Albert Hall spielen). Die CD als Scheibe oder als Download zu kaufen, kommt informationsmässig aufs Selbe raus, bei der CD gibt es kein Booklet und keine sonstige Information. Bemerkenswert ist ausserdem, dass Bramhall und Trucks nirgends erwähnt werden. Sie sind auf dem Ausklapp-Foto in der Mitte zu sehen, auf dem hinteren Umschlag sind nur die beiden älteren Herren zu sehen, obwohl das eine Aufnahme von der Bühne ist, als alle vier am Bühnenrand sitzen.

Rolf Winter

Zurück in die Siebzigerjahre

The Blue PoetsThe Blue Poets heisst das Debutalbum der gleichnamigen Band, die der versierte Gitarrist Marcus Deml 2015 gegründet hatte. Davor war er hierzulande durch sein früheres Projekt, die Band Errorhead, bekannt geworden. Es ist ein Vintage-Album geworden und Freunde des Bluesrocks/Rocks/Blues der Siebzigerjahre kommen sowohl musikalisch, als auch was die Aufnahmequalität und den Sound betrifft, voll auf ihre Rechnung.

Marc Winter

Joe und das Königstrio

JoeBonamassaLiveattheGreekTheaterCDCoverNachdem sich Ausnahmegitarrist und Blues-Historiker der besonderen Art Joe Bonamassa bei seinem Konzert in Red Rock der Musik von Muddy Waters und The Howlin’ Wolf angenommen hat, folgt nun auf seinem aktuellen Live-Album Live at the Greek Theater (Erscheinungstermin: 23. September 2016) seine Referenzerweisung an die drei «Könige» des Blues. Die Tournee lief denn auch unter der Bezeichnung «Three Kings Tour». Er covert darin Titel von Freddie King, Albert King und B.B. King, also von drei der grössten Publikumsmagneten der 1960er und 1970er Jahren und gleichzeitig den Vorbildern seiner eigenen Vorbilder – den britischen Bluesrock-Pionieren der 1960er Jahre. Seine neu eingespielten Fassungen sind klar als Covers zu erkennen, aber er sucht dennoch nach einem neuen Ansatz und eine neue Formulierung für diese Songs. Insbesondere von Albert King spielt er einige frappante Covers, und zu hören sind allzu selten nachgespielte Moll-Blues-Klassiker Titel wie Angel of Mercy oder I’ll Play the Blues for You. Das Konzert ist jetzt verfügbar als DVD oder Blu-Ray Filmaufnahme, als CD sowie als 4 LP Deluxe Vinyl-Schallplatte, sowie natürlich als Download. Auf der Homepage des Künstlers gibt es sonst noch alle Permutationen des modernen Merchandisings, wobei es etwas den Eindruck erweckt, als wolle Joe Bonamassa sein comicartiges alter ego mit Gibsons futuristischer Flying V-Gitarre auf dem Cover breiter vermarkten, zumindest gibt es das auch als Kühlschrankmagnet. Das Album ist bereits jetzt die Nr. 2 im Bereich Blues auf Amazon – nur übertroffen von Blues & Lonesome, dem für Dezember angekündigten Blues-Album der Rolling Stones.

Marc Winter

Die letzte Show der 60er Jahre

JimiHendrixMachineGunCDCoverDer unsterbliche Jimi Hendrix! Nach drei Alben in seiner kurzen Lebenszeit (1942–1970) und 43 offiziellen Alben seither (sowie unzähligen Bootleg-Veröffentlichungen) erscheint nun also, u.a. produziert von Stiefschwester Janie Hendrix, eine weitere Konzertveröffentlichung seines Auftritts im Fillmore East  in New York City am Sylvesterabend des Jahres 1969. Von den vier Auftritten, die Hendrix und die Band of Gypsys damals spielten, ist dies der Mitschnitt der ersten Show, und natürlich heisst es im Booklet — auf der Suche nach einem Superlativ — dass dies «one of the most important, exhilarating and misunderstood concerts» gewesen sei. Die Missverständnisse um Jimi Hendrix liessen sich in den 46 Jahren seit seinem unzeitgemässen Ableben weitgehend ausräumen, und so bleibt ein weiteres Live-Album für die Fans von Hendrix und eine Veröffentlichung seiner Familie — sowie 11 Titel, die das Genie Jimi Hendrix in einer gewissen Breite abbilden, da sie eine neue Seite zeigen, eine Ahnung, davon, was noch möglich gewesen wäre, hätte sich Jimi Hendrix nicht dem «Klub 27» angeschlossen.

Marc Winter

Vier Freunde – und mehr

PassoverBluesNoFruitsWithoutRootsCDCoverAuf Bluesnews.ch wurden bereits zwei Alben der vier Freunde und Weggefährten über ein Vierteljahrhundert besprochen. Nun haben sie zum 25jährigen Bandjubiläum ein weiteres Album veröffentlicht, dem sie den Titel  No Fruits without Roots gegeben haben. Das ist eine poetische Umschreibung des Schweizer Sprichworts «Vo nütt chunnt nütt» und dieses Motto scheinen die vier Musiker wirklich verinnerlicht zu haben. Ihre Musik baut auf solidem Beherrschen der Instrumente auf, auf kernigen Sounds, auf einem soliden Bandzusammenhalt. Und weil eine gute Band immer mehr ist als die Summe ihrer Elemente, spielen die vier makellos gut gespielte Musik, meistens Blues, aber durchaus auch anverwandte Musikgenres. Hierzu haben sich die vier Bandmitglieder etwas Hilfe geholt, und ihren ursprünglich auf Gitarren, Bass, Schlagzeug und Bluesharp abonnierten Sound durch Orgelklänge, ein Saxophon und Background-Sänger angereichert.

Marc Winter

Die Wiedergeburt der Hammond B3

thumb CoryHenryRevivalCDCoverIn meinem Bekanntenkreis gibt es eine Reihe von Leuten, die ich mit Cory Henrys Solo-CD The Revival vertreiben könnte – die elektro-mechanische Orgel Hammond B3 ist nicht jedermanns Sache. Wer aber die B3 liebt, wer Jimmy Smiths geniale Soloarbeit oder seine Duos mit Wes Montgomery schätzt, wer Baby Face Willettes, Keith Emersons oder Joey DeFrancescos emotionale Erkundungen auf dem Instrument liebt, der wird an Cory Henry seine helle Freude haben. Das Album bleibt schon von der Tonfarbe her im Bereich des Gospels, aber Cory Henry geht weit über das Kirchenfeeling hinaus auf seiner (fast) Solo-CD, die es an seinen Ursprüngen aufgenommen hat – in der Kirche in Brooklyn, an der sein Vater Pfarrer ist. Das Konzert gibt es als CD und dazu gibt es die leider völlig lieblos dazuproduzierte DVD mit dem Konzert.

Marc Winter

Der Dritte Streich

CharlesBradleyChangesCDCoverDer 68jährige amerikanische Soul- oder R&B-Sänger Charles Bradley war diesen Sommer bereits in Luzern zu hören, und im November kommt er erneut in die Schweiz und spielt im X-Tra in Zürich. Für Bradley sind internationale Auftritte und weltweiter Ruhm ein neues Phänomen, noch vor einem Jahrzehnt kannte man ihn nicht. Sein Album No Time for Dreaming von 2011 bedeutete seinen Durchbruch, und in dieses Jahr fällt auch sein Auftritt am «Jazznojazz» und damit sein Debut in der Schweiz. Der Soulsänger setzt dabei alle Tricks seiner Vorgänger gekonnt ein, und seine Musik klingt denn auch wie eine Synthese aus Bobby «Blue» Bland, Joe Cocker und James Brown. Mit dem «Godfather of Soul» teilt Charles Bradley auch die Stimmlage. Von Bland, bzw. Cocker stammt der seelentiefe Schrei, der Bradley den etwas gesuchten Spitznamen «The Screaming Eagle of Soul» eingebracht hat. Die Dritte CD Changes liegt nun vor mit 11 neuen Titeln, darunter ein wunderbares Cover. Er nimmt sich für seinen Titelsong eines Black Sabbath-Titels an und brilliert.

Marc Winter

Big News From Baton Rouge

JonathanBoogieLongLiveNewOrleansJazzFestCDCoverErneut ist Baton Rouge in Louisiana als Geburtsort eines Bluesman zu nennen. Nach Buddy Guy und Kenny Neal, von dessen Album von 1990 die Überschrift dieses Beitrags stammt, gibt es nun also einen jungen Mann aus Louisisana, der mit ebensoviel Feuer und Energie in die Blueswelt stürmt wie seine Vorgänger: Jonathon Boogie Long. Der junge Weisse, der in einer Baptistenfamilie aufwuchs, wie er auf seiner Website schreibt, wählte den programmatischen Künstlernamen Boogie Long, und seine Musik ist harter Bluesrock à la Warren Haynes oder Joe Bonamassa. Wie diese beiden baut seine Musik auf Gitarrenvirtuosität auf und bleibt im Bereich Bluesrock und Southern Rock konventioneller Machart, aber ausgezeichnet gespielt, wie 2013 in Montreux bereits zu hören war. Wir stellen sein Bootleg-Album Live at 2014 New Orleans Jazz & Heritage Festival vor und die erste eigene Veröffentlichung: Jonathon Boogie Long and The Blues Revolution.

Marc Winter

Umfassende Betrachtung

NickMossFromtheRoottotheFruitCDCoverVon den Wurzeln bis zu den Früchten klingt nach Werkschau. Ist die neue CD also eine Karriere-Retrospektive von Nick Moss? Weit gefehlt. Trotz des Titel From the Root to the Fruit ist das neue Album der Nick Moss Band weniger Best of-Material als Blues-Musikgeschichte, und in diesem Zusammenhang auch ein Album zur Band. Das Studio-Doppelalbum From the Root to the Fruit beinhaltet neu eingespielte Bluestitel im traditionellen Chicago-Stil, die wohl die «Wurzeln» darstellen, aber CD 2 enthält dann auch die daraus erwachsenden «Früchte»: Musik mit einem Blues-Feeling, das aber kein Blues ist, sondern vielleicht als Rock oder R’n’B bezeichnet werden kann. Das Album erscheint dennoch wie aus einem Guss, was mit Nick Moss’ einheitlicher musikalischer Vision zu tun hat, aber auch mit der Kompaktheit der Band. Einmal mehr ein Album mit Blues-basierter Musik von Nick Moss, dessen Frau Kate das nach meinem Empfinden uninspirierte weil allzu plakative CD-Cover designt hat. Herausragend ist der Gesang von Michel Leadbetter, eines Sängers mit Opern-Schulung, der ebenfalls von Kate Moss entdeckt wurde. Wenn es eine Erkenntnis gibt aus dieser CD, dann die, dass Nick Moss das Konzept einer Bluesband als einer Einheit hochhält. Hier geht es nicht um Individualisten, das Kollektiv ist der Star — Chicago-Bluestradition eben.

Marc Winter

Volle Röhre

SariSchorrForceofNatureCDCoverMitte August erscheint das Debutalbum einer jungen Amerikanerin mit einer grossen Stimme. Bluesnews.ch hat die Möglichkeit genutzt, ein erstes Ohr voll zu nehmen von Sari Schorr, einer in Queens, N.Y. geborenen Sängerin, über die es Vorauslorbeeren regnet wie Frühlingsregen: Musik-Veteran Mike Vernon habe sich aus der Pension wieder zurück ins Studio begeben, lautet der Gründungsmythos, um diese junge Frau — aber bereits eine erfahrene Veteranin — zu produzieren. Ihre Stimme wird als Mischung aus Tina Turner und Janis Joplin beschrieben und ihr Stimmvolumen umfasse 5 Oktaven. Für ihr Album A Force of Nature baut sie auf die Zusammenarbeit mit Walter Trout, Innes Sibun und Oli Brown, ein British-Amerikanischer Mix von Könnern. Beim Anhören der CD verfliegt die angelesen Begeisterung dann wieder etwas: süffige Radio-Hits werden präsentiert, selbst eine Schnulzballade wird geboten, und ihrer 5 Oktaven lässt sie nicht erklingen, sondern sie bewegt sich im angestammten Gesangsband einer «Blues- oder Rockröhre». All das wird ihr zu Recht grossen Erfolg bringen. Aber für eine Sängerin mit Blues-Hintergrund (Popa Chubby, Joe Louis Walker) zeigt sie doch relativ wenig vom «good stuff». Liebhaber von «Röhren» und hartem Blues-Rock werden ihre Freude haben, wer die feinen Zwischentöne von Joplin oder Turner sucht, vielleicht weniger.

Marc Winter

Vintage-Blues vom Feinsten

RedHotSerenadersDownTheBogRoadCDCoverEs gibt Neues vom umtriebigen Duo The Red Hot Serenaders: Mit Down the Big Road stellen die beiden Mitglieder des Deutsch-Schweizerischen Akustik-Duos ihre zweite CD vor. Das seit 2011 bestehende Gespann greift für das aktuelle Album tief in die Kiste des Blues und bringt Titel zu Gehör, die teilweise seit Jahrzehnten stumm blieben. Dafür haben sie sich für Down the Big Road stilistisch stärker fokussiert – auf den Blues nämlich, und so haben sie diesmal Ragtime-Nummern oder Swing- und Jazz-Titel draussen gelassen. Die Konzentration hat ein stilistisch einheitliches und stets transparent klingendes Album ergeben – ein schönes Zweitalbum, erneut voller Freude und Lust an den alten Titeln eingespielt.

Marc Winter

Zeitloses Fingerpicking

ThomasSchleikenEchoesCDCoverDer Fingerpicker Thomas Schleiken, zugleich Publisher von geschmackvollem Blues in Handarbeit im Rahmen seines Musiklabels «Blind Lemon Records», wurde hier bereits porträtiert. Zu seinen Künstlern zählen unter anderem Tom Shaka, Adam Franklin, David Evans und Alwin Schönberger. Mit Echoes legt er jetzt seine dritte selbst eingespielte Scheibe vor, eine Sammlung von 15 Titeln, meistens Eigenkompositionen, die Schleiken mit gelegentlicher Begleitung einer Harmonika und einer Geige zum Besten gibt. Er übernimmt Gitarrenspiel und Gesang. Die Aufnahmen klingen richtig gut, die Aufnahme erwartungsgemäss makellos, und das ist von der Aufnahmetechnik ebenso beeindruckend wie der kleine Hinweis «no overdubs» hinten auf der CD.

Rolf Winter

Imposant vielseitig

CurtisSalgadoBeautifulLowdownCDCoverThe Beautiful Lowdown ist ein wichtiger Schritt in Curtis Salgados musikalischer Entwicklung. Zum ersten Mal in seiner Karriere legt er damit ein Album vor, das ausser dem letzten Titel, Hook Me Up (Johnny «Guitar» Watson) nur eigene Songs enthält. «Ich wollte eingängige Songs mit starken Melodien schreiben, die dir im Ohr bleiben», so der 62-jährige Sänger und Harpspieler. Das ist ihm gut gelungen. Ausserdem war er Koproduzent neben Toni Braunagel und Marlon McClain und arrangierte sowohl die Bläser, als auch den Hintergrund-Chor. Dafür liess er mehrheitlich seine Harp in der Tasche stecken und konzentrierte sich ganz auf seine Stimme.

Marc Winter

Muddy Waters und B.B. King

MuddyWatersBBKingEbbetsFieldCDCoverEin Gipfeltreffen der Superlative? Ein Blues Summit? Ja und Nein! Die Veröffentlichung eines Konzertmitschnitts von 1973 bringt einen gemeinsamen Auftritt von B.B. King mit der Muddy Waters Blues Band und sogar einem gemeinsamen Song. Ein grossartiges Konzert, das mitsamt seiner akustischen Unzulänglichkeiten viel Stimmung schafft. Pinetop Perkins ist schlicht phantastisch bei diesem Auftritt und Muddy Waters, der 1969 einen schrecklichen Autounfall hatte, der ihn monatelang ins Krankenhaus zwang, ist Muddy Waters hier wieder erstarkt, früh in seiner «Zweiten Karriere» zu hören, in der er mehr Bandleader ist als Solist. B.B. King spielt wie auf Live in Japan oder Live at the Regal mit Kraft und starkem Ausdruck, makellos.

Marc Winter

Zurück zu Bewährtem

EricClapton I Still Do Die vielleicht grösste Überraschung auf dem Umschlag von Eric Claptons neuestem Studioalbum dürfte der Hinweis «Produced by Glyn Johns» sein. Mithilfe des Produzenten, der für die Beatles versucht hatte, Let it Be fertig zu stellen, hat Clapton 1977 und 1978 die Alben Slowhand und Backless produziert, aber seither nichts mehr. Jetzt, nach den Feiern zum runden Geburtstag im letzten Jahr ging er wieder in London ins Studio und engagierte für die Arbeit auf der anderen Seite der Glasscheibe Johns, der fünf Jahre älter ist als Clapton, aber wie dieser aus der Grafschaft Surrey stammt. Überhaupt geht E.C. in vielen Bereichen zu bewährten Mustern zurück: War ja Old Sock in Los Angeles aufgenommen worden in der Pause zwischen Tourneen, so ist dieses Album in England produziert und mit etwas mehr Sorgfalt für Details. Es wurde ein gutes Album, ein verlässliches Album, das auch bei mehrmaligem Durchhören noch Entdeckungen anbietet.

Marc Winter

Live mit Freude

NickMossLiveLusciousCDCoverÜber eine Stunde Spielzeit mit 8 Titeln? Das ist bemerkenswert, ausser man kennt Nick Moss und seine Freude an Live-Auftritten. Der hier als Bandleader seiner eigenen Band auftretende Chicago-Bluesman spielt zwar bloss acht Songs, aber indem zwei davon je über 12 Minuten lang sind, dürfte schon hieraus klar werden, mit welcher Spielfreude und Liebe in ausführliche Wanderungen ins Land der Blues-Gitarre der Bluesman hier antritt. Das Konzert war auf dem Baltic Blues Festival 2015, und Moss spielt hier so flüssig und mitreissend, wie er in der Lage ist, womit bereits klar sein dürfte, dass dies ein ausgezeichnetes Album für Freunde der Bluesgitarre ist.

Marc Winter

Weisser Hill-Country-Sound

RBStoneSomeCallItFreedomCDCoverViel Druck, harte Rhythmen und aggressiv beissende Gitarren zeichnen die Musik von R.B. Stone und seiner Band aus, die sich an den Vorbildern des Hill Country Blues eines R.L. Burnside orientiert, der harten Blues spielte mit Betoung auf das rhythmische eher als das harmonische Element. Man könnte ihre Musik auch als «Angry Redneck-Blues» bezeichnen. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn in den Linernotes der CD dem «CEO im Himmel für die Verleihung von Hartnäckigkeit» gedankt wird. Das Country-Image trägt eher zur Glaubwürdigkeit bei, als dass es abschreckt, und die Musik ist stets treibend und hart pulsierend.

Marc Winter

Grosse Frauenstimme

PatriciaVonneRattleMyCageCDCoverDie Deutsche Patricia Vonne hat eine Hammerstimme und das nicht ganz 40 Minuten dauernde Album Rattle My Cage ist das Medium, mittels dessen sie diese zur Schau stellt. Stilistisch vielseitig, ist dies in erster Linie ein Gesangsalbum, die Überstimme der Headlinerin lässt die Musik zum Drumherum werden, das für Vonnes Gesang wechselnde Bühnenbilder aufzieht.

Marc Winter

Böse Jungs

BloozeTheBoxerCDCoverDie Schweizer Formation Blooze wurde 2011 gegründet und seit 2012 tritt das Quintett in der aktuellen Formation auf. In Pressemitteilungen weisen sie sämtliche Genre-Schubladen entrüstet von sich und betonen ihre stilistische Unabhängigkeit so sehr, dass man gespannt ist, was Sänger und Harmonica-Spieler Kurt «Blue Lou» Zeltner, Slide- und Rhythmus-Gitarrist René Kälin, Bassist und Backgroundsänger Christian «Schnüzel» Föllmi, Lead-Gitarrist Simon Klopfenstein und Schlagzeuger Max «The Animal» Müller auf ihrem Studioerstling spielen. Die 10 Titel sind Bluesrock der härteren Sorte, und harmonisch mehr Rock als Blues, getreu ihrem Credo «Wir definieren Blues vielmehr als Gefühl denn als berechenbares Schema oder Akkordfolgen». Das ist natürlich ein Klischee, als ob Rocker sich nicht um Akkordfolgen kümmerten. Als Anschauungsmaterial mag vielleicht die Blooze-Fassung von Stormy Monday dienen: ein Titel, der mit dem Original im Wesentlichen nur den Gesangstext gemein hat. Und das so evozierte Gefühl hat mit jenem des Originals von «T-Bone» Walker auch nichts mehr gemein.

Marc Winter

Young Gun

BenPooleTimeHasComeCDCoverDer Engländer Ben Poole konnte für sein zweites Studioalbum die freundliche Mitarbeit von Henrik Freischlader, Ansley Lister und Todd Sharpville gewinnen, die auf einzelnen Songs mitspielen. Der als Jungstar gefeierte und bereits als Headliner in der Royal Albert Hall (Live-Album 2014) engagierte Poole erinnert an einen frühen Jonny Lang oder auch John Mayer, schon mit seinem intensiven Gesang. Der Engländer spielt modernen Blues mit leicht funkigem Rhythmus, der auch im Radio gespielt wird, etwa If You Want To Play With My Heart, das süffig aus den Lautsprechern groovt, bzw. plätschert. Longing For a Woman beginnt akustisch und entwickelt sich dann zur Power-Ballade. Time May Never Come ist mit über 8 Minuten der längste Track, erwartungsgemäss ein Slow Blues mit hübschen jazzigen Verzierungen.

Marc Winter

Grosse Klänge

ChrisConzTrioBoogieWavesDas Schweizer Chris Conz Trio  legt mit Boogie Waves ein Album mit Instrumentalstücken vor. Die Band besteht neben Pianist und Bandleader Chris Conz aus Arno Schulz am Bass und Mario von Holten am Schlagzeug, und jeder der drei Instrumentalisten ist versiert an seinem jeweiligen Instrument. Wer aufgrund des Titels ein reines Boogie-Woogie-Album à la Axel Zwingenberger erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein, denn dem Trio geht es mehr um die bluesige Seite des Jazz, und im Verlauf der 13 Songs loten sie dieses «Grenzgebiet» gekonnt und mit viel Spielwitz und -freude aus.

Marc Winter

Kurzer erster Eindruck

SpidersAndCockroachesAwfulDayCDCoverMit 6 Titeln und einer Gesamtspielzeit von unter 21 Minuten liegt Awful Day der Schweizer Formation Spiders and Cockroaches zwischen EP und CD, aber im Zweifelsfall ist es sicher zu bevorzugen, nur 20 Minuten zu veröffentlichen als die CD mit halb gegorenen Titeln zu füllen.

Marc Winter

Damen-Supergroup

JaneLeeHookerNoBCDCoverDer Name leitet in die Irre. Denn Jane Lee Hooker ist nicht nach Zakiya Hooker und John Lee Hooker Jr. eine weitere Nachkommenschaft des berühmten «Boogie Man» John Lee Hooker (1912–2001), sondern es handelt sich hier um eine Band von 5 weissen Bluesmusikerinnen aus New York, die sich in 11 Titeln ihre Seele aus dem Leib singt, was vielleicht damit zusammen hängt, dass die Musik beim ersten Eindruck überzeugen muss, wenn man sich Hooker nennt. Die Damen nehmen sich unterschiedlicher Titel an, wobei sie den Gesangstext nur manchmal an ihr Geschlecht anpassen. Muddy Waters Mannish Boy bleibt so ein Junge, aber Albert Kings The Hunter wird umgeschrieben zu: «A handsome man like you is my only game», und die Anspielung auf die «Love Gun» wirkte dadurch etwas weniger sexistisch. Memphis Minnies Bumble Bee passt dafür wieder perfekt.

Marc Winter

Rockgewitter

BasementSaintsGetReadyCDCoverDie Schweizer Band Basement Saints um den Südafrikaner Anton Delen spielt Rockmusik in Reinform. Nach der ersten Veröffentlichung einer EP im Jahr 2014 ging die Band nun erneut ins Studio und sie hat ein Album eingespielt, das mit 9 Titeln eher auf der knappen Seite liegt, das aber ganz guten Einblick in die Musik der Band vermittelt. Demnach ist ihre Musik Power-Rock mit viel Zerre und hartem Testosteron-geschwängerten Gesang, was ja auch die Songtitel wie Jeans, Revolution oder Valhalla andeuten. Die 9 Titel sind weitgehend ähnlich, lediglich Third Eye und Valhalla unterscheiden sich von den anderen 7 Titeln, wobei diese beiden Songs kurioserweise so ähnlich sind, dass es schwer wird, den Unterschied zu bemerken.

Marc Winter

Bubentraum

AlbertCummingsNoRegretsCDCoverDer amerikanische Gitarrist und Sänger Albert Cummings hat sich mit der Veröffentlichung seines Albums No Regrets einen Bubentraum erfüllt. Gemeinsam mit Produzenten Jim Gaines (Produzent von Sena Earhardt sowie verantwortlich für die Neuedition des Stevie Ray Vaughan-Katalogs und der Box Series von Jefferson Starship) hat er ein Bluesrock-Album eingespielt, das in bester Tradition der grossen Vorbilder der British Invasion John Mayall den Blues als gitarrenzentrierte Form der Rockmusik interpretiert. Das Album wurde mit der Hilfe einer Studioband eingespielt bestehend aus einem Bassisten (Dave Smith), einem Schlagzeuger (Steve Potts), einem Keyboarder (Rick Steff) und einem Harp-Spielers (Jimmy D. Taylor) sowie drei Background-Stimmen (Vickie Adkins, Kimberlie Helton und Kevin Page), und das Album bringt die Musik, die Albert Cummings in den Fingern, im Herzen , im Kopf hatte, und die er hier nun veröffentlichen wollte. Während Cummings sonst bei «Blind Pig» unter Vertrag steht, wurde dieses Album von «Ivymusic» veröffentlicht.

Marc Winter

Fetter Memphis-Sound

TashaTaylorHonwyFortheBiscuitCDCoverTasha Taylor legt mit Honey For the Biscuit ihr drittes Album vor, und es ist eine üppige Sammlung von gefälligem Soul-Blues, hochprofessionell arrangiert und mit Horn- und Background-Sängern angereichert. Perfekte R&B-Süsse mit toller Stimme, perfekter Gitarre und einer wirklich groovigen Rhythm-Section. Tasha Taylor ist die Tochter des R&B-Künstlers mit einem Duzend Chart-Hits und Stax-Musikers Johnnie Taylor (1934–2000). Dieser pflegte in den 1960er und 70er Jahren einen sehr radiotauglichen Sound, den auch seine Tochter übernommen hat. Das ist äusserst gefällig und besticht durch ein Variantenreichtum, aber durchgehend durch treibenden Beat mit hohem Funk-Faktor. Honey For the Biscuit ist eine Leistungsschau der Frau als Sängerin, aber auch als Headliner. Und bei jedem Titel wird klar, dass die Frau weiss, was sie tut und was sie will: eine wohleingespielte fette Band mit Memphis-Groove.

Marc Winter

Diven-Rock

LaylaZoeBreakingFreeCDCoverAls Diva bezeichnet man in der Musik normalerweise eine Frau mit einer wirklich grossen Stimme, die sich basierend auf ihrem einzigartigen Gesang gewisse Sonderrechte herauszunehmen erlaubt. In einem positiven Sinn verstanden, kann es aber auch ein Genre bezeichnen, in dem die Weibliche Gesangsstimme die Mitte der Bühne besetzt und das alleinige Spotlight auf sich zieht. Darum handelt es sich bei diesem Album: die Band begleitet und unterstützt, aber sie drängt sich nicht in den Vordergrund. So wirkt Breaking Free (Hörprobe) der aktuell im Blues-Caravan auftretenden Layla Zoe. Die Musik ist allerdings nicht als Blues zu bezeichnen, es ist Rockmusik, manchmal etwas sanfter, manchmal etwas härter, perfekte und mitreissende Rockmusik. Da kommt viel Power, die es wohl braucht, um die grosse Stimme von Layla Zoe aufzuwiegen. Man wird unweigerlich an grosse 80er/90er-Diven erinnert wie Sheena Easton oder Jennifer Rush.

Marc Winter

Chicago – Texas und zurück

LilEdAndBluesImperialsJumpStartCDCoverWie der Phönix aus der Asche wurde die Band Lil' Ed & the Blues Imperials im Jahr 1999 wiedergeboren, und um sich ihnen anzunähern, haben wir uns für ihr jüngstes Album mit dem aus Sicht der Bandgeschichte wiedersinnigen Titel Jump Start aus dem Jahr 2012 entschieden. Und eine Annäherung an die Band zeigt, dass diese klassischen Chicago-Blues spielt, mit einer brettharten Slide-Gitarre, einem unerbittlich vorantreibenden Rhythmus und einer wunderbaren Gesangsstimme von Bandleader und Songwriter der Band: «Lil’» Ed Williams. Das Besondere des Bandsounds ist dabei die Anlehnung an den Texas-sound bei Gitarren-Fill-Ins, die mehr nach Albert King klingen als nach Muddy Waters. Insgesamt eine sehr ansprechende moderne Interpretation des Bluessounds mit grossem Unterhaltungswert.

Marc Winter

Stadionrock im Kleinformat

AndyFrascoHappyBastardsCDCoverDie Grosse Tradition der weissen Rockmusik wird von der amerikanischen Band Andy Frasco & the U.N. auf diesem Album Happy Bastards zelebriert. Hier gibt es zwar kein Blues-Feeling, dafür gross arrangierte Stadionhymnen und Mitklatschtexte mit Feel-Good-Faktor. Auf der Basis eines Rock-Schlagzeugs und Gitarrenriffs mit gelegentlichen Sax-Parts spielt diese vielseitige Band ihre Musik, bei der ein Titel etwas mehr im Funk verankert ist, der nächste wieder etwas stärker im Classic Rock.

Marc Winter

Forsman the Force

InaForsmanCDCoverDiese junge Finnin ist eine der Hoffnungsträgerinnen für das europäische Bluesprogramm von «Ruf Records», und entsprechend ist Ina Forsman auf dem von «Ruf» organisierten Blues Caravan 2016 zu hören. Im April wird Forsman als Teil eines Dreiertickets bei fünf Schweizer Konzerten auftreten. Zeitgleich liegt nun ihr selbstbetitelter Erstling vor. Ein Cover (Nina Simons I Want A Little Sugar ln My Bowl) und zehn selbst verfasste Titel sind die Plattform, auf der Ina Forsman zeigt, was sie kann, und das ist singen! Da ist bereits in diesem jungen Alter eine der grossen kommenden Frauenstimmen im Blues zu hören, mit dem richtigen Mass Honig und dem richtigen Mass Rauch. Dabei vielseitig, wie das Simone-Cover belegt. Neben der Stimme gibt es eine Band, die ausgesprochen gut begleitet. Die CD ist mit hübscher Räumlichkeit abgemischt, insgesamt eine weitere grossartige Produktion aus dem Hause «Ruf».

Marc Winter

Gute Laune Blues

AndyTNickNixonDrunkDrankDrunkCDCoverDiese CD mit dem aus meiner Sicht wirklich coolen Titel Drink Drank Drunk stammt von der US-Band Andy T Nick Nixon Band, einer seit 2011 bestehenden Kooperation des Schwarzen Sängers Nick Nixon und des Weissen Bluesgitarristen Andy Talamantez. Wie der Titel des Albums sofort eine Blues-Assoziation hervorruft, spielen die beiden mit der gemeinsamen Band die Art des Blues, die sich in den letzten 50 Jahren als die erfolgreichste erwiesen hat: Gitarrenläufe à la B.B. King oder Magic Sam oder weiterer Grössen der Vergangenheit, dazu eine samtweiche Stimme, die an Jimmy Witherspoon erinnert. Laut der Website der Band hatte Nixon einst die Ausbildung zum Opernsänger durchlaufen, eher er sich diese Art des Singens wieder abgewöhnen musste, um den Blues zu singen.

Marc Winter

Gut erzählte Geschichte

SRVRiseofaTexasBluesmanDVDCoverZwei prall gefüllte Stunden mit biographischem Material und interessanten Interviewpartner machen diese Dokumentation zu einem sehenswerten Film über den Werdegang und Aufstieg des jungen Texas Bluesman, der 1983 auf die internationale Bühne trat und mit der Hilfe einiger Freunde nicht nur eine internationale Karriere begründete, sondern zugleich einer Form von Musik zurück zum Leben verhalf, die schon tot geglaubt war – dem Blues. Die Doku besticht mit Detailgetreue und vielen Film- und Fotoaufnahmen, die man nicht jeden Tag zu sehen bekommt. Eine wirklich sehenswerte Doku über Stevie Ray Vaughan und die Geschichte des Blues im letzten Viertel des Zwanzigsten Jahrhunderts. Es gibt den Film als DVD und als Online-Angebot bei Itunes. Die Tonspur ist nur Englisch und gibt keine Untertitel.

Rolf Winter

Tolles Konzert in toller Verpackung

PhilippFankhauserMargieEvansUnpluggedCoverManche Genussmittel wie Weine, Spirituosen oder Zigarren werden gerne in besonderer Verpackung präsentiert, um ihre Qualität zu unterstreichen. Mit dem Ersatz der Langspielplatte und ihren Ersatz durch die CD war das auch in der Musikbranche so. Seither kommen die meisten CDs lieblos in einer schrecklichen Hülle daher, Informationen sind in winziger Schrift, wenn überhaupt, in einem Heftchen mit hässlichem Layout zu finden. Mit dem Download geht diese Entwicklung noch weiter. Philipp Fankhausers neuster Streich, die CD/DVD «Philipp Fankhauser & Margie Evans – Unplugged», zeigt, dass es anders geht. Sie ist auch bewusst nicht als Download erhältlich. Man soll etwas in den Händen halten, die Tonkonserve hat wieder eine physische Gestalt. Und tatsächlich: die Verpackung macht an. Und der Inhalt?

Marc Winter

Sanftere Klänge

RobertoMorbioliAcousticMeCDCoverDas überrascht erstmal. Der Titel Acoustic Me erweckt den Eindruck, es gäbe ein akustisches Album von Roberto Morbioli, der seit den 1990er Jahren mit Morblues unterwegs ist. Morblues war stets für eine im Soul und Funk gegründete Form des Blues bekannt, und jetzt legt Bandgründer Morbioli ein «unplugged» Album vor? Im Prinzip ja, aber nicht ganz. Roberto Morbioli hat sich nicht neu erfunden, er tritt nur in einem reduzierten und intimeren Trio-Lineup auf, das etwas intimere Klänge erlaubt. Herausgekommen ist mit Acoustic Me ein weiteres feines Album dieses tollen Musikers, eine Sammlung von zwölf Titeln, die zumeist nicht als Blues zu bezeichnen sind, die aber ein tolles Ensemble ergeben, eine abwechslungsreiche Scheibe mit viel Musik von Herzen.

Marc Winter

Tommy Schneller Backbeat

tommySchnellerBackbeatCDCoverAuf dieser, seiner sechsten CD, hält Tommy Schneller vielleicht nicht viel von der Begrenzung auf das 12-taktige Bluesformat, aber er hält jede Menge von funky grooves, und entsprechend ist diese CD eine Herausforderung, wenn es darum geht, seine Füsse still zu halten. Hier geht die Post ab, mit mehrfach ineinander synkopierten Rhythmen und einer scheinbar grossen Band im Hintergrund, inklusive Bläsersätze und einer Rhythm-Section, die kein Auge trocken lässt. Der Bandleader ist Saxophonist, und seine Arrangements sind vom Feinsten, wenn auch die wenigsten Songs musikalisch gesprochen Blues sind. Das meiste sind bläsergetriebene Funktitel, die mehr an James Brown erinnern als an Charles Brown. Das akustische Barefootin’ transportiert ein cooles Sommergefühl und ein geschmackvolles Trompetensolo.

Marc Winter

Wentus Blues Band Lucky Strike Mama

WentusLuckyStrikeMamaCDCoverDie Wentus Blues Band ist eine Institution in der finnischen Blues-Szene, mir war sie bisher gleichwohl nicht bekannt. Umso grösser die Freude beim Anhören von deren neuestem Album. Zum 30jährigen Jubiläum der Band spielten sie Lucky Strike Mama ein, ihr elftes Album seit 1986, und dieses Album ist grosse Klasse: Vielseitige Musik mit einem durchgehend tollen Live-Sound, der authentisch klingt und nicht über-produziert, wunderbar passend zur Musik. Dies ist grundsätzlich Bluesrock in bester Britischer Tradition. Das kesselt auf vielen Titeln wie bei Cream oder Led Zepplin. Dann ist wieder The Howlin Wolf klar als Vorbild auszumachen, und bei Mean Green Machine klingt es plötzlich nach Booker T. & The M.-G.s. Dann klingt wieder Chicago-Sound (Saturday All Time Man) vom Feinsten an, und man fühlt sich in eine Kneipe der South Side versetzt, in den späten 50er Jahren. Die Band aus Kokkola in Finnland weiss, was sie tut. Ihr Ruf gründet sich auf tolle Live-Auftritte, und diese Atmosphäre bringen sie auch auf der CD gut rüber. Die Wentus Blues Band spielt hauptsächlich gitarrenbasierte Musik zwischen dem Chicagoer Original und dessen Britischer Rezeption. Die riesige Routine ist der Band anzumerken, sie macht die Musik eingeschliffen, aber nie abgeschliffen und gelangweilt.

Marc Winter

Nico Brina & Friends The Birthday Session

NicoBrinaBirthdaySessionCDCoverWas für eine Geburtstagsparty. Vergangenen September lud der Schweizer Tastenhexer Nico Brina Freunde zu einem Fest, daraus wurden Jam-Sessions und schliesslich Aufnahmen für das neueste Album. Das Heim als Studio und mit moderner Technik kein Problem. Die CD ist denn auch perfekt anzuhören, nichts klingt selbst gestrickt. Zu hören gibt es Brinas Trademark-Boogie, ob auf Gitarre oder Klavier, stets präzise und mit perfektem Groove. Nico Brina entpuppt sich dabei als guter Gitarrist mit ebenso viel Gefühl wie wenn er an den Tasten sitzt. Die Darbietungen liegen stimmungsmässig zwischen Elvis Presley-Schmalz (das wunderbare Blue Moon of Kentucky) und stampfend-rollendem Boogie-Woogie. Unterschiedliche Instrumentierungen sorgen für Abwechslung, hervorzuheben ist insbesondere Beat Galli als Perkussionist mit wunderbaren Waschbrett-Begleitungen. Gespielt werden eine Mischung auf Eigenkompositionen und Standards, eine ansprechende Mischung. Bei so einer Geburtstagssause kann man nur «many happy returns» wünschen.

Marc Winter

Immer Feste Druff!

CatfishForeverCDCoverDie St. Galler Band Catfish Blues Band legt mit Forever ein neues Album vor, dass es Bei CeDe zu kaufen gibt. Das Album ist für Fr. 23,90.- als Audio-CD verfügbar, es enthält wie bereits das letzte Album elf anscheinend selbst verfasste Titel, auf die die Selbstbeschreibung «handgemachte, schweissgetriebene und schnörkellose Songs mit viel Passion» perfekt passt. Die 1995 als Power-Trio auftretende Band ist seit 2006 ein Quartett, und sie  besteht in der momentanen Besetzung seit 2011. gut aufeinander eingespielt und entsprechend ansprechend sind die Titel gespielt. Musikalisch ist die Musik auf dieser zweiten CD der aktuellen BEsetzung zwischen Bob Seeger und AC/DC einzureihen und damit bestimmt kein Blues. Auf diesen Seiten wurde bereits einmal ein Album der Band besprochen, und auch wenn ich mich wiederholen und es für Leserinnen und Leser manchmal bemühend sein kann, ich bleibe dabei: Wer ein Blues-Album hören will und Forever von Catfish anhört, der wird seine Erwartungen nicht erfüllt sehen. Wer Power Rock mag, wird seine Freude an diesem Album haben, für Bluesfreunde ist es nichts.

Marc Winter

Von wegen «You Can't Get That Stuff No More»

AdamFranklinOutsideManCDCovergrossDer Oldenburger Thomas Schleiken und sein 2012 gegründeter Verlag «Blind lemon Records» wurde hier bereits vorgestellt, und nun liegen die beiden neuesten Veröffentlichungen vor, beides ausserordentlich hörenswerte Alben von Tom Shaka und Adam Franklin. Das Label hat mit diesen zwei Publikationen das «Stängeli» vollgemacht und mit den Alben neun und zehn sein Portfolio gestärkt als der Platzhirsch für Roots Blues, Country Blues oder, wie es auf der Website des Verlags heisst: «Acoustic-Blues und Artverwandtes». Vom Amerikaner Tom Shaka liegt bereits das zweite Album vor und der Engländer Adam Franklin zeigt hier die beeindruckenden Früchte seines erstaunlichen Wandels vom Briten zum Delta Bluesman.

Marc Winter

Der Blues ist gut genug für sie

HEatherCrosseGroovinattheCrosserRoadsCDCoverVielleicht liegt es ja an meiner frühkindlichen Begeisterung für die 1970er Ikone Suzie Quattro, aber irgendwas begeistert mich an Bassistinnen. Die heute vorzustellende Musikerin Heather Crosse zählt auch in die Kategorie der Bassistinnen, wobei sie neben Gesangsparts auch Gitarre spielt. Ihre Erstlings-CD mit dem – für jemanden mit diesem Namen – offensichtlichen Namen Groovin’ at the Crosse Roads ist insofern gerechtfertigt, als Heather Crosse Jahrelang als Houseband im «Ground Zero»in Clarksdale, Mississippi spielte und dort die Grundlagen und Feinheiten des Blues verinnerlichte. Auch der Titel Clarksdale Shuffle ist eine Referenz an die Stadt in der Nähe der sagenumwobenen Crossroads, wo Robert Johnson mit dem «Hörnilmann» einen Deal eingegangen sein will. Doch Heather Crosses Musik sieht nicht nach hinten, sie ist keine Nostalgikerin, sondern liefert hier ihre persönliche Fassung des Blues, und die überzeugt durchwegs.

Rolf Winter

Neues Jahr – neues Album

BiscuitJackItIsWhatItIsCDCover

Am 16. Januar 2016 stellt Biscuit Jack an seiner CD Release Party im Stadtkeller Luzern seine neue CD vor. Wie schon die 2008 (Keep It Alive) und 2012 (We Belong Together) erschienenen Alben enthält auch die neue Scheibe überwiegend eigenes Material. Zehn der elf Titel davon stammen vom Gitarristen und Sänger Sascha Koch und dem Keyboarder Heinz «Moby» Arnold. Neben den zuverlässigen Fredy Von Moos am Bass und Thomas Stocker am Schlagzeug, die in jeder Stilvariante des Albums exzellente Arbeit leisten, wird die Band von einer Hornsection aus den Saxophonisten Marcel Ming und Andres Kaech, sowie Andreas Beer an Trompete und Flügelhorn verstärkt. Sie hauchen den souligen Songs Stax Atmosphäre ein. Sascha Kochs Gitarrenspiel ist relaxt und sicher, seine Licks angenehm sparsam, seine Stimme einschmeichelnd und melodisch. Schliesslich liefert Heinz Arnold fetten Orgelsound oder funkelndes Piano – was immer die Songs verlangen. Die Band macht einen eingespielten Eindruck und die Songs sind gut arrangiert.

Marc Winter

Eddie Cotton One At A Time

EddieCottonOneatatTimeCDCoverDer Mississippi Bluesman Eddie Cotton ist vielleicht nicht als erstes im Gedächtnis, wenn man über moderne Bluesmusiker nachdenkt, aber mit dieser neuen CD ändert sich das vielleicht und hoffentlich: vollgepackt bis zum Rand mit tollem, mitreissendem Blues und einer coolen Singstimme. Eddie Cotton ist ein Bluesman durch und durch und seine geschmackvolle Bluesgitarre kann sich mit jedem im Genre messen. Hinter ihm steht eine stets hörbare und für tollen Groove verantwortliche Rhythmus-Sektion. Tausende von Gigs, diese Erfahrung bringt er wie auch die Band auch auf den Studioaufnahmen von One At a Time hörbar zum Ausdruck. Selbst verfasste Texte entsprechend den ebenfalls Vorgaben der Altvorderen.

Marc Winter

Die Harfe blasen

BluesHarp WomenCDCoverDie Gleichberechtigung im Blues ist weitgehend hergestellt – Sängerinnen gibt es seit den Anfängen mit Ma Rainey und Bessie Smith und Gitarristinnen wie Memphis Minnie, Bonnie Raitt oder Susan Tedeschi sind auch wohl bekannt. Das ist nicht ganz selbstverständlich, denn Bluesmusik entstand in einem deutlich geschlechtergetrennten Umfeld. Doch wie steht es eigentlich mit Harp-Spielerinnen? Bei der Kombination «Frau» und «Harp» denkt man wohl eher an zartgliedrige Damen in Abendgarderobe, die im Symphonieorchester das 47-saitige Chrodophon namens «Konzertharfe» spielen. Und tatsächlich ergibt eine Google-Suche nach «Harp Women» 10'100’00 Treffer, eine nach dem Stichwort «Blues harp women» dann aber nur noch 229'000 Hits. Gibt es überhaupt Frauen, die Harmonica spielen? Nach Lektüre ihrer Biographie kommt einem vielleicht zumindest Big Mama Thornton in den Sinn, aber sonst? Fehlanzeige! Diesem Umstand verschafft nun der neue Sampler Blues Harp Women von «Ruf Records» Abhilfe, indem dort 31 Frauen versammelt sind, die Harp spielen und die deutlich machen: Es gibt die Blueswomen mit der Harp, man kennt sie nur zu wenig.

Marc Winter

Hallelujah!

ArnoldMcCullerSoonAsIGetPAidCDCoverWas für ein wunderbares Album. Das kann man Geheimtipp nennen oder Zufallsfund, aber Arnold McCullers Album Soon As I Get Paid ist ein Ohrenschmaus wie man ihn selten zu hören kriegt. Je mehr man hinhört, desto näher rückt man an die Lautsprecher und will in die Musik reinkriechen. McCuller bringt den Schmus, aber genau richtig! Er spielt soulig-bluesige Balladen, die im Schlafzimmer ebenso passend sind wie auf der Autobahn, ein Titel schöner als der nächste, und alles getragen von der preisgekrönten, perfekten Stimme McCuller. Wenn man vielleicht seinen Namen nicht kennt – die Stimme kennt man bestimmt, denn der Mann hat ein eindrückliches musikalisches Resümee. Mit Soon As I Get Paid zeigt Arnold McCuller, der als Backgroundsänger schon alle unterstützt hat, die Rang und Namen haben, dass er erneut auch als Frontmann eine überaus gute Figur macht.

Marc Winter

Grossartiger West-Side Blues

OtisRushLiveCambridge1973CDCoverIch muss es zugeben, ich hatte lange Zeit Mühe, zu verstehen, wieso Leute Texas-Bluesman Otis Rush verehrten. Meine ersten Versuche, mich mit dem nach Albert King bekanntesten Linkshänder im Blues zu beschäftigen, waren wenig erfolgreich. Das erste Ohr voll mit seiner Musik erhielt ich aus Tops, einem Album, das mich nie ganz überzeugte. Der Auftritt Live at Montreux 1986 gemeinsam mit Eric Clapton und Luther Allison bot dann wieder zu wenig Rush für meinen Geschmack. Doch zwei Alben mit dem Frühwerk des 1934 geborenen Mannes haben meine Meinung verändert und daher als Empfehlung für Bluesfans mit einem Sinn für Geschichte: Hier als Hinweis die beiden Live-Alben aus den 1970er Jahren: zum einen den 1976er Auftritt im Chicagoer «Wise Fools Pub» (der auf unserer Liste von Live-CDs bereits einmal erwähnt wurde) und zum anderen Double Trouble : Live Cambridge 1973, der sogar eine noch frühere Version seiner Musik zeigt.

Marc Winter

Elias Bernet Band Life is a Ball

EliasBernetBandLifeIsABallCDCoverDer St. Galler Pianist, Organist und Sänger Elias Bernet bringt mit Life is a Ball bereits sein zweites Album unter eigenem Namen heraus. Als Sideman ist er der Pianist bei Walt’s Blues Box und er experimentiert auch mit Volksmusiker Nicolas Senn. Hier stellt er sein eigenes Album vor, 13 Titel, die er anscheinend selbst geschrieben hat, und auf denen er klaren und gradlinigen Blues und Rock’n’Roll spielt. Die Songtexte sind augenzwinkernd witzig (vgl. etwa I Don’t Like Beer). Für Life is a Ball konnte Elias Bernet als Special Guest die beiden Stimmgigantinnen Vera Kaa und Freda Goodlett gewinnen, was dem Album guttut, denn so grossartig sein Klavier- und Orgelspiel ist, der englische Gesang leidet etwas unter einem gar starken Akzent. Die Zusammenstellung der aktuellen Band kann man hier ersehen, und das bereits 2010 erschienene Album macht deutlich dass Bernet, der noch keine 30 Jahre alt ist, unweigerlich die Zukunft des Blues und Boogie-Woogie in der Schweiz mitprägen wird.

Marc Winter

Groove und Spiellaune

KaiStraussIGOBYFEELCDCoverOffizieller Verkaufsstart von Kai Strauss’ neuer CD I Go By Feel ist der 13. November 2015. bluesnews.ch hat sich die neue Scheibe angehört. Beim Anhören zeigt sich: der hochtalentierte und bestens vernetzte Westfale Strauss zeigt auf diesem Album eine stärkere stilistische Konzentration als auf dem Erstling Electric Blues, das wir bereits rezensiert hatten. Auf dieser CD ist eine Stunde besten Chicago und Texas Blues’ enthalten, angereichert mit zahlreichen Gastauftritten. Die Musik ist stärker aus einem Guss und Strauss stärkt damit sein Profil als moderner und zugleich puristischer Bluesman. Klanglich werden Erinnerungen an Albert King wach, aber der «Blues-Schutzheilige» dieses Albums ist klar Luther Allison.

Rolf Winter

Attraktives aus Dänemark 

Ole Frimer - Live At Blues BalticaOle Frimer gehört zu den Grossen der dänischen Bluesszene und ist schon lange dabei. Der Gitarrist, Sänger und Songschreiber war schon mit dem frühsten und einflussreichsten Bluesmusiker Dänemarks, Peter Thorup als Duo unterwegs. Mit seiner Band Blues Junction, die 2009 ihr letztes Konzert spielte, wurde er zweimal mit dem amerikanischen «Real Blues Award» ausgezeichnet und erhielt 2008 den «Danish Blues Award». Seine aktuelle Ole Frimer Band gehört zu den besten Acts Skandinaviens. Trotzdem ist er hierzulande erst wenig bekannt. Nun hat er ein hörenswertes Live Album herausgegeben, das einen Teil des Auftritts am Internationalen Bluesfest Eutin 2014 enthält.

Rolf Winter

Makelloser Erstling

MinorCabinetBlackInkOnWhiteSheetsCDCoverDie Band Minor Cabinet wurde 2012 von Julian Jasny und Roman Dönicke gegründet und gab bereits 2013 ihre erst EP heraus. Nun ist im September 2015 ihr erstes Album erschienen: Black Ink On White Sheets. Zwölf Titel und ein Fragment sind darauf zu hören, alles eigene Kompositionen. Die Band bezeichnet ihren Stil als «blues based indie rock». Blues ist zwar nur in Spuren zu finden, aber es ist ein attraktives Werk geworden, das vor Einfällen nur so sprudelt.

Rolf Winter

Crossover Blues Band – Nothing But. . .

CBBNothingButCDCoverNothing But. . . heisst die neuste CD der Crossover Blues Band, die am 26. September 2015 getauft worden ist. Entstanden ist das Album mit Unterstützung des ehemaligen Krokus Schlagzeugers Freddy Steady und Philipp «Bluedög» Gerber, in dessen Band Steady heute für den Takt sorgt. Aufgenommen wurde im Dögfart Studio und produziert im renommierten Carousel Studio in Wuppertal, wo unter anderem auch Henrik Freischlader seine CD Night Train To Budapest entstanden ist.

Marc Winter

Bye Bye Blues

GaryClarkJrStoryOfSonnyBoyCoverDer Texaner Gary Clark Jr. ist nach seinem Erfolgsalbum Black and Blu und einer umfangreichen Tournee mit Auftritten in der Schweiz ins Studio zurückgekehrt und hat mit The Story of Sonny Boy Slim ein sehr persönliches Album aufgenommen. Er geht neue Wege, musikalisch wie auch stimmlich, und lässt dabei den Blues weitgehend zurück, mit dem er auf Black and Blu noch gespielt hatte. Hier stärker als Soul-Sänger auftretend, scheinen Marvin Gaye oder die Bee Gees Pate gestanden zu sein. Erst gegen Schluss des Albums gibt es etwas Blues. Es gibt zwar einige gute Songs auf dem Album, aber musikalisch ist es wenig kohärent und der Falsetto-Gesang, mit dem Clark auf mehreren Titeln zu hören ist, wird irgendwann anstrengend.

Marc Winter

Gut investierte Lehrjahre

Jimmy Reiter Told You So CD CoverAus Osnabrück stammt der Gitarrist, Sänger und Songwriter Christoph «Jimmy» Reiter, doch seine Musik ist kein Surrogat aus der westfälischen Provinz, sondern das Original: Moderner Chicago-Blues mit Anleihen im Funk oder Rock, und der Norddeutsche klingt genau wie die US Vorbilder. Jimmy Reiter singt wie ein amerikanischer Bluesman, seine Gitarre ist stark und präsent und er hat offensichtlich den Blues im Blut. Reiter, der seine Sporen über ein Jahrzehnt lang in Doug Jays Band The Blue Jays abverdiente, führt nun sein eigenes Quartett an. Das Album Told You So macht deutlich, wieso das so ist: endlos dahinrollender Groove, eine gute Singstimme und die Unterstützung einer wunderbaren Band sind zu hören, gute selbst geschriebene Songs, und gelegentliche Gäste bringen dieses gewisse Etwas dazu. Told You So ist ein Statement, das sagt: aufgepasst, hier kommt Jimmy Reiter.

Marc Winter

Old Friends - New Ways

RolfLLLuethiCoolTourCDCoverFrische Sounds wehen aus dem Berner Oberland heran. Rolf «LL» Lüthi hat sich mit drei alten Bekannten zusammen getan, und das Quartett spielt eine CD reichhaltiger und abwechslungsreicher Gitarrenmusik ein. Die bemerkenswerte Neuerung: Rolf Lüthi lässt erstmals auf Aufnahmen seine Stimme erklingen. Die so entstandene CD Cool Tour ist somit eine aus Begeisterung für fetzige Musik entstandene Sammlung, die von Rock bis zu Blues und Fusion eine Vielzahl an Stilrichtungen unter dem gemeinsamen Dach vereint, dass alle dieses eine Kriterium erfüllen müssen: fetzig zu sein. Das Album gibt es Online als Disk oder Download zu kaufen.

Rolf Winter

Nostalgie und Moderne

Samantha Fish – Wild Heart
SamanthaFishWildHeartCDCoverBei uns machte sie unüberhörbar in der 2011er Ausgabe der Blues Caravan Serie Girls With Guitars auf sich aufmerksam. Die von Ruf Records organisierte Tour durch Europa entstand parallel zum gleichnamigen Album mit ihr, Cassie Taylor und Dani Wilde. Da war sie gerade mal zweiundzwanzig Jahre alt, hatte aber schon einen respektablen Weg in Kansas City hinter sich und auch eine eigene Live-CD, Live Bait, produziert, die grosse Aufmerksamkeit erregte. 2012 gewann sie mit Runaway den Blues Music Award in der Kategorie «Best New Artist Debut».

Marc Winter

Feine Nuancen

Auf seinem aktuellen Studioalbum Born to Play Guitar zieht der Bluesman alle Register seines Könnens und zeigt mit Unterstützung prominenter Kollaborateure wie vielseitig der Blues ist, wenn er ihn spielt. Buddy Guy ist als letzter Augenzeuge der Goldenen Ära des Chicago Blues zum Grandseigneur avanciert, und das neue Album wirkt wie eine Präsentation seiner stilistischen Vielseitigkeit. Vom klassischen Shuffle zum Slow Blues zum akustischen Song zum Wah-Wah-Gitarren Workout. Dazu gibt es Gastauftritte von Billy Gibbons, Joss Stone, Kim Wilson, Doyle Bramhall II und Van Morrisson bleibt jeder Titel doch durch und durch Buddy Guy. Im Vergleich zu früheren Alben kam zudem der Eindruck auf, dass Buddy Guy es in seinem Gitarrenspiel etwas gemächlicher angehen lässt, was sehr gut gefällt.

Rolf Winter

The Bacon Fats – Add A Little Flair

Wo Bluesfreunde über ihre Lieblingsmusik reden, ist das Thema «Klassischer Blues - Moderner Blues» schnell auf dem Tisch. Dabei weiss eigentlich niemand genau, was damit gemeint ist, oder besser gesagt, jeder hat seine eigene Vorstellung darüber, welche Spielart des Blues die «moderne» ist und vor allem, wieviel andere Einflüsse der Blues verträgt, ohne sein Wesen zu verlieren. Was vorgestern noch als modern galt, ist heute klassisch. Deshalb enden die Diskussionen darüber zumeist fruchtlos.  The Bacon Fats, darüber ist man sich aber rasche einig, spielen modernen Blues. Die erst 2011 gegründete Band überzeugte jedenfalls die Jury der Swiss Blues Challenge 2013 und gewann den Wettbewerb. Nun haben sie ihre erste CD vorgelegt: Add A Little Flair.

Marc Winter

Zeitkapsel

Der Bluesänger K.C. Douglas ist wohl auch unter Bluesfans nicht sehr bekannt. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass der Bekanntheitsgrad eines Musikers oder einer Musikerin oft wenig mit seiner oder ihrer musikalischen Qualität zu tun hat. Wir bei Bluesnews.ch haben natürlich ein breites Interesse an alles möglichen Leuten und so hörte ich mir K.C. Douglas an, denn dessen Album Big Road Blues, eingespielt 1961, wird von «Bear Family Records» als CD der Reihe Original Blues Classics verlegt und so leicht hörbar. Douglas ist ein richtig guter Bluesman der ersten Generation, der eine schöne klare Gesangsstimme hat und gut Gitarre spielt. Dabei erinnert er stilistisch am stärksten an Big Bill Broonzy. Die 11 Titel sind es sicher wert, sich etwas vertiefter mit ihnen auseinander zu setzen. Die Biographie des Mannes folgt nicht dem üblichen Pfad der Migration nach Norden, und so machte Douglas weder Detroit noch Chicago zu seiner Heimat, sondern die Gegend um San Francisco. Dort wurde er zum Lehrer von Seasick Steve, dessen Alben hier auch schon besprochen wurden.

Marc Winter

Haynes’ Music from Big Pink

Warren Haynes ist ein umtriebiger Mann. Das ehemalige Mitglied der Allman Brothers Band ist inzwischen bekannter als Frontmann von Gov’t Mule, die er 1994 gemeinsam mit Allman-Bassist Allen Woody und Schlagzeuger Matt Abts von der Dickey-Betts-Band gründete. Daneben verfolgt er Solo-Projekte wie das grossartige Album Man in Motion von 2011. Für sein neustes Projekt hat er sich eine weitere Zusammenarbeit ausgesucht, diesmal mit der Roots-Band Railroad Earth. Gemeinsam mit dem Folk-Sextett nahm er das jetzt veröffentliche Album Ashes & Dust auf, das zudem einen Gastauftritt von Sangessensation Grace Potter bietet. Das Album ist vom ersten Ton ein reines Vergnügen, in jeder Hinsicht. Die akustischen Passagen, Haynes‘ wunderbar eingebettete Gitarre, sein Gesang und die Songtexte. Von A bis Z eine Pracht diese CD, und Haynes zeigt glücklicherweise keine völlig neuen Seiten, aber dennoch wirkt alles neu und frisch.

Rolf Winter

Brother Dege - Folk Songs of the American Longhair

2012 machte Quentin Tarantino mit dem Film «Django Unchained» Furore. Bemerkenswert ist unter anderem die Filmmusik, die aus einer Mischung von Zitaten aus Western Klassikern, eigens für den Film komponierten Titeln sowie vorhandenen, ausgesuchten Titeln. Zur letzten Kategorie gehört der Song Too Young To Die. Er stammt vom bis dahin kaum bekannten Brother Dege, alias Dege Legg. Der Film erhielt einen Oscar und der zum Song gehörende Youtube Clip wurde innert kürzester Zeit fast vierhunderttausend Mal angeklickt.

Rolf Winter

Iganz Netzer -When The Music Is Over

IgnazNetzerWhenTheMusicIsOverCDCover

Schon lange mit verschiedenen Projekten auf Tour. Erfolgreich und erfahren. Und immer gut für etwas neues: Ignaz Netzer. Mit seinem 16. Album legt seine erste Solo CD vor, die ausschliesslich eigene Lieder enthält. Dies gilt auch für den titelgebenden Song, der nichts mit dem gleichnamigen Titel der Doors zu tun hat. Er entpuppt sich dabei als begabter Songwriter. Zur Seite stehen ihm Werner Acker (git 7,9,13; b 2,8,11); Marcel Gustke (dr 2,8,9,11); Vladi Kempf (dr 1,3); Klaus «Mojo» Kilian (har 1,3,9,11) und Ingo Rau (b 3). Um es gleich vorweg zu nehmen, es ist ihm ein in jeder Hinsicht tolles Album gelungen:

Rolf Winter

Gelungene Zusammenarbeit

RichardThompsonStillCDCover resizedEine Woche nach seinem Erscheinen stürmte das Album «Still» des englischen Folk-Rock Barden Richard Thompson bereits die Charts und erreichte Platz zehn. Die zwölf Titel wurden in nur neun Tagen in Chicago von Jeff Tweedy produziert. Begleitet wird Thompson von bewährten Musikern aus seiner und Tweedys Band. Die Titel stammen alle aus Thompsons Feder, mit Ausnahme des letzten Tracks, Guitar Heroes, wo er Elemente aus Django Reinhardts Melodie Au Crepuscule, Juan Tizols Caravan, Chuck Berrys Brenda Lee, Stanley Lewis‘ Susie-Q und des Songs FBI der Shadows verwendet. Erhältlich ist das Album als Standard-, sowie als Deluxeausgabe, wobei letztere fünf zusätzliche Songs enthält. Diese Rezension bezieht sich auf die Standard Variante.

Marc Winter

Bluecerne Bumby Road

Die neueste CD von Bluecerne enthält 11 Titel, die die stilistische Bandbreite der Luzerner Blues-Soul-Formation zeigen, aber ebenso die Reifung der Band. Die Bläsereinsätze noch ein wenig ein wenig knackiger, die Stimme von Renato Cazzaniga noch ein wenig raspliger und die Gitarrensoli von Roli Mosimann beginnen eine Geschichte zu erzählen, und verlassen so das Stadium der Lick-Sammlung. Mit Covers von Albert Collins (A Good Fool is Hard to Find), Johnny Guitar Watson (Hot Little Mama) oder Otis Rush (So Many Roads, So Many Trains) sind einige bekannte Titel darunter, gewisse sind aber auch selbst verfasste Songs. Ausgesprochen spannend ist das Cover von Walk a Mile in My Shoes

Marc Winter

Die Brücke über den Atlantik

Tausendsassa Joe Bonamassa hat eine neue Form der Publikation ausgetestet und seine Fans mal wieder mit einem Album beglückt. Neben seinen Tourneen und Publikationen mit seiner regulären Band hat sich der umtriebige Gitarrist dieses Mal auf einen einmaligen Gig eingelassen. Für dieses Konzert hat sich Joe Bonamassa eigens eine Band zusammen gestellt, die erstklassig bestückt ist und die Bonamassas Konzentration auf Chicaco-Blues erstklassig begleiten kann. Denn wie der Titel des Programms Muddy Wolf At Red Rocks andeutet, waren es am 31. August vornehmlich die Hits der beiden Chicago-Bluesmen «Muddy» und «The Wolf», die in den Nachthimmel der Rocky Mountains verklangen.  Dieses Konzert ist nun als Audio oder Audio-Video-Aufnahme über die bekannten Medienkanäle verfügbar und somit nun auch für alle zu hören und zu sehen, die nicht zu den 9000 Anwesenden zählten, die am 31. August 2014 im Red Rocks Amphitheater in Denver, Colorado waren und dieses Konzert live erlebten. Joe Bonamassa zeigt eine neue Seite von sich, ohne das bisherige Erfolgsrezept hinter sich zu lassen. Mit dem Wohltätigkeitskonzert nahm Joe Bonamassa 40'000 US$ für seine Stiftung «Keeping the Blues alive» ein.

Rolf Winter

Stilsicher und sinnlich

Geschmackvoll zusammengestellte Songs, eine Stimme wie Milch und Honig, eine aufgestellte Band, illustre Gastmusiker, sorgfältige Produktion – da kann eigentlich nicht viel schief gehen. So ist auch das im Mai 2015 vorgestellte dritte Solo Album Right Now der Sängerin und Komponistin Lilly Martin erneut ein Ohrenschmeichler. Begleitet wird sie von ihrer bewährten Band: Oliver Keller (git, dobro); Michael Dolmetsch (kb, bvoc); Markus Fritsche (b) und Tom Beck (dr). Daneben gibt es eine Reihe von Gastmusikern (Ellis Hall, Richard Koechli, Walter Baumgartner, Freda Goodlett, Lesley Bogaert, Daniel Küffer, Bernhard Schoch und Christian Einheller)

 

Marc Winter

Grenzenlos

Der Gewinner des «Swiss Blues Award» 2013 verwöhnt seine Hörerschaft mit einem Solo-Doppelalbum. Richard Koechli spielt auf Searching for the Blues auf der Bühne und im Studio bekannte Titel und selbst geschriebene Filmmusik, und die ganzen 40 Titel dieser zwei CDs hindurch bleibt es ein reines und zusehends grösseres Vergnügen, Richard Koechli zuzuhören. Im Gegensatz zu anderen Alben ist er hier weitgehend Solo unterwegs und das bedeutet, dass sich vollkommen frei innerhalb seiner Musik bewegen kann. Sie wirkt dadurch grenzenlos und lässt Raum für jede erdenkliche Nuance, die Koechli natürlich auch in der Lage ist, auszudrücken. Die Covers auf der ersten Scheibe enthalten einige Leckerbissen, die von Richard Koechli auf CD bisher nicht zu hören waren. Die zweite CD ist der Soundtrack zum erfolgreichen Schweizer Film De Goali bin ig von Sabine Boss nach einer Vorlage von Pedro Lenz. Für die Filmmusik erhielt Koechli damals den «Schweizer Filmpreis».

Marc Winter

One Million Dollar Band Pigs 'n' Pearls

Auf der Website der zwei Personen Band wird die Musik der Formation nicht näher beschreiben, andere Seiten versuchen dem Sound mit Begriffen wie Blues Punk näher zu kommen. In der Tat gibt die Band Klänge von sich, die viel mit Punk zu tun haben, dieses riesig Offene, das keine Scheu davor hat, sich zum Narren zu machen, das ist eindeutig Punk und beim Duo One Million Dollar Band ist diese Musik kombiniert mit einer Instumentierung, die Blues-Charakter hat. Die Musik ist innovativ und spielt mit der Grundlage des Blues, aber sie wendet sich vor allem an wirklich Experimentierfreudige, denn die scherbelnden Garagen-Gitarren Sven J. Brunkows mit dem kesselnden Schlagzeug Gabriela Brunkows sind nur etwas für Hörerinnen und Hörer, die eine Bereicherung des Bluesspektrum suchen. Hier wird weniger das 12-Takt-Schema bedient und auch nicht das Back-Porch-feeling, sondern hier wird harte Musik gemacht, auch wenn sie sehr reduziert gespielt wird. Sven J. Brunkow zeichnet sich neben seinem Gesang verantwortlich für eine interessante Sammlung an Instrumenten und er spielt laut Angaben der Band all die folgenden Tonerzeuger: National Resophonic Guitar, Barriton «El Trovador» Resophonic Guitar, Tricone Resophonic Guitar, «old cheap space monkey» Solid Body Guitar, Fretless-Bass, «Mandobird» Mandolin, 5-string Open Back Banjo, Taurus 3 Moog Synthesizer, Theremin, Elder Fife. Dagegen nimmt sich die zweite Instrumentierung bescheiden aus: Gabriela Brunkow: Drums. Das Album ist als Vinyl erhältlich bei ausgesuchten Bezugsquellen, über die die Band auf ihrer Website informiert.

Marc Winter

Der Delta-Blueser aus England

Das deutsche Label «Blind Lemon Records» ist spezialisiert auf feinen akustischen Blues gespielt von sehr virtuosen Musikern, gerne auch Veteranen, welche offenbar die künstlerische Freiheit schätzen, die Produzent und Label-Gründer Thomas Schleiken seinen Musikern lässt. Der englische Bluesman Dave Peabody passt perfekt ins Portfolio des Verlags: akustischer Fingerstyle-Gitarrenblues, mit oder ohne Slide, sehr in der Tradition von Giganten des Genres wie Big Bill Broonzy, Lonnie Johnson und Scrapper Blackwell. Peabody spielt auf Right Now Blues den Blues der 1920er bis 1940er Jahre in einer Perfektion, die atemberaubend ist. Er kopiert Spiel und Gesang der Vorbilder so umfassend, dass es über eine museale Reduktion hinausgeht und wieder Leben erhält. Dave Peabody hat sich im Laufe der letzten bald 50 Jahre, in denen der Musiker ist, in einen Bluesman verwandelt, der die Musik des Delta und des Südens restlos verinnerlicht hat und diese reproduzieren kann, als habe er den Blues das erste Mal auf dem Schoss seiner Grossmutter gehört, mit Blick auf Clarksdale.

Rolf Winter

Originelle Präsentation

Keine CD, auch keine DVD. Ivan Kartschmaroff hat sich etwas ganz anderes und hübsches ausgedacht. Anlässlich der Promo Night des Bluesfestivals Basel stellte er es vor: Ein Holzbrettchen im Kreditkartenformat, das ist die «Cargo Card» der Band I-Van And The Cargo Handlers. Im Innern verbirgt sich ein USB Stick mit Musik, Videos und Informationen. Seine «elektronische Visitenkarte» nennt Ivan die aussergewöhnliche Kreditkarte. Was steckt drin?

Marc Winter

Dampfhammer und Sanftheit

Auf seiner CD Man From Another Time war er ein Musiker, der tatsächlichen einer anderen Ära zu entstammen schien. Auf der vorliegenden Veröffentlichung Sonic Soul Surfer präsentiert sich Seasick Steve in vergleichbarer Form und er zelebriert seinen zeitlosen Boogie-Blues mit derselben Unerbittlichkeit und Konsequenz. Tatsächlich ist dies bereits die siebte CD des Mannes mit dem langen Bart und den selbst konstruierten Instrumenten. Allerdings gibt es auf der neuen CD mehr Drive zu hören und wenig Solo-Passagen. Damit ist das Album stärker orchestriert und baut mehr Druck auf.

Marc Winter

Der alte Hase weiss zu hüpfen

Im März dieses Jahres veröffentlicht, besetzt das Album Something's About To Change des britischen Gitarristen und Sängers Robin Trower einen speziellen Platz, denn der englische Musiker ist ein alter Hase im Musikbusiness, und diesem muss man nicht mehr beibringen, wie er zu hüpfen habe. 1967 war er der Gitarrist der Band Procul Harum, später arbeitete er mit Jack Bruce, Brian Ferry, Gary Brooker oder Clive Bunker zusammen. Sein Gitarrenspiel lässt sich vielleicht mit dem ehrenvollen Übernamen «The White Hendrix» am besten verdeutlichen. Am 9. März wurde Trower 70 Jahre alt und er hat sich und der Welt zum Geburtstag die Veröffentlichung dieses Albums geschenkt (mindestens in Europa, in den USA ist die CD schon am 10. Februar erschienen). Auf diesem Dutzend Songs zeigt Trower eine Vielzahl von Bluesrock-Stilen, alle in den 1960er Jahren beheimatet, aber neu und kreativ eingesetzt und voller Frische und Spielfreude. Oder wie Trower selbst sagt: «I practically live for playing the guitar».

Marc Winter

Kraftlos, Lustlos, nichts los

BernardAllisonIntheMixCDCover resizedSchon das Cover ist wenig einladend: Bernard Allison sitzt bekleidet mit Pudelmütze und Hoodie der «Denver Broncos» und Dreadlocks vor dem Gesicht im Studio und nudelt auf einer Gibson SG herum, das Slide auf dem kleinen Finger. Wohlmeinend könnte man es als Versunkenheit in die Musik interpretierend, aber nach Anhören des Albums wirkt es mehr wie ein Zeichen, dass er sein Ding durchzieht, egal, wie andere das finden. Natürlich ist alles Geschmackssache, aber die neueste CD von Bernard Allison empfand ich als lustloses Abspulen von den immer gleichen Licks, als halt einfach ein weiteres Album, denn so steht's nunmal im Vertrag. Stilistisch ein Durcheinander, scheint mir vor allem die zum Einsatz kommende Zusammensetzung der Bernard Allison Group allzu sehr auf Rock abonniert, um ein Blues-feeling aufkommen zu lassen. Mag ja sein, dass ich die Genialität des Albums nicht verstanden habe - es wäre bestimmt nicht das erste Mal - aber die CD Nummer 17 von Luther Allisons Sohn Bernard ist langweilig und bei mir sprang kein Funke.

Rolf Winter

That’s My Way – 30 Jahre – The Jubilee Sessions (2015)

NicoBrinaThatsMyWayCDCover resized30 Jahre ist Nico Brina unterwegs und hat eine beachtliche Tour-Statistik erarbeitet: mehr als zweitausend Konzerte in sechzehn Ländern. Besonders virtuose Boogiepianisten haben eine Neigung dazu, ihre beeindruckenden Fähigkeiten auf die mehr oder weniger gleiche Art zu präsentieren. Brina hat sich und sein Repertoire jedoch ständig entwickelt. Er hat sich auch immer neben den Soloauftritten in eine Band eingefügt und dabei wunderbare Bluestitel eingespielt, die ihn zum Rock‘n’Roll, Boogie- und Bluespianisten machen, der auf allen Feldern brilliert. 

Marc Winter

Den bestimmten Touch

Tim Lerch ist ein sensationeller Gitarrist. Der Musiker aus Seattle ist als Youtube-Persönlichkeit anscheinend erfolgreich, sein Konto auf der Plattform ist immer gut mit neuen Videos ausgestattet, auf denen Tim Lerch Songs vorspielt, zumeist als Solo-Arrangement. In manchen zeigt er sich als Instruktor auf Lernvideos, in der dritten Kategorie Youtube-Videos werden Gitarren, Verstärker und Pickups diskutiert. Auf Youtube gibt es auch eine Kostprobe der nun erschienen CD The Carriage House Sessions, die nun neu erschienen und im Eigenverlag  auf der Homepage des Musikers vertrieben wird. Nun muss ich ehrlicherweise sagen, dass ich ein grosser Verehrer von Lerch bin, dessen Gefühl für Swing und dessen technische Fähigkeiten auf seinen Telecaster-Gitarren von Fender und Mike Lull ich für unerreicht halte unter zeitgenössischen Gitarristen, deshalb war ich bestimmt etwas voreingenommen für diese CD, aber die 10 Titel, welche das Tim Lerch Trio hier spielt, sind auch nach mehrmaligem Hören herausragende Instrumentals mit Schlagzeug und Orgel. Daneben ist auch eine DVD des Trios erhältlich, die aber nur für Fans angeraten ist.

Marc Winter

A Star is Born

Grosse Vorschusslorbeeren waren für das Album Tomorrow Is My Turn von Rhiannon Giddens zu lesen. Die NZZ, Schweizer Radio-Zeitschrift Kulturtipp und das amerikanische Rolling Stone waren sich gleichermassen einig: dies ist ein wunderbares Album. Nach einem Wochenende mit dieser CD kann ich mit Sicherheit vorhersagen, dass Rhiannon Giddens eine glänzende Karriere vor sich hat, wenn auch das aktuelle, von T-Bone Burnett produzierte Album nicht durchweg begeisterte wie das anderenorts zu lesen war. Das liegt aber weniger an Giddens‘ Musik als an Burnetts etwas übertriebenen Arrangements. Rhiannon Giddenshat eine Stimme, dass man neidisch werden muss. Von Aretha Franklin bis Whitney Houston kann die Sängerin alle Facetten einer Stimme abdecken. Das neu Album ist ein Statement, dass mit Rhiannon Giddens eine neue Stimme da ist, die bleiben wird.

Marc Winter

Volldampf Nashville-Rock

Der kanadischstämmige Blues-Rock-Musiker Fabian Anderhub veröffentlicht mit The Rumors Are True sein viertes Album. Der in Luzern geborene Gewinner der «Swiss Blues Challenge 2012» zeigt auf der neuen CD was seine Stärken sind: harte Gitarrenriffs und treibende Rhythmen. Fabian Anderhub hat sich für das neue Album die Unterstützung von Studio-Profis gesichert und entsprechend präsentiert die neue CD eine etwas andere musikalische Seite. Das aktuelle Album hat allerdings nichts mehr mit Blues zu tun, es ist reiner Gitarrenrock mit der gelegentlichen Ballade als Würze.

Marc Winter

Aus einem Guss

Am 5. Mai erscheint das Album Low Down der US-Amerikanischen Band Delta Moon. Anlässlich dieser dritten CD-Veröffentlichung war es eine gute Gelegenheit, ein gehöriges Ohr voll vom Blues dieser Band zu nehmen, die einen ganz eigenen Sound haben, der fasziniert und eingängig ist wie selten bei einer Band. Der Sound von Delta Moon ist deshalb einzigartig, weil die Instrumentenkombination Schlagzeug/Bass/Slide Gitarren ungewöhnlich erscheint. Allerdings sind sehr selten Slide-Spieler zu hören, sie mit so viel Geschmack die Saiten streicheln. Kommt eine Rhythm Section hinzu, die auch komplexe Synkopen perfekt spielt und so geht jeder Titel in die Beine, dass es eine Freude ist. Oder mit anderen Worten: dieses Quartet «fäggt» einfach.

Rolf Winter

Musikalischer Schmelztiegel 

Nach Listening To My Soul und My Old River liegt das dritte Album der Gruppe Marco Marchi & The Mojo Workers vor: Here and Now. Beachtlich für eine Band, die erst 2009 gegründet worden war. In den Jahren seither ist einiges geschehen. So gewann die Gruppe 2011 die 2. Swiss Blues Challenge und konnte die Schweiz an der European Blues Challenge 2012 in Berlin und an der International Blues Challenge in Memphis im gleichen Jahr vertreten. Nun hat die Band erneut bekannte und weniger bekannte Songs aus der Vergangenheit neu interpretiert. Wir haben das neue Album angehört und uns mit den Originalen beschäftigt.Die Band hat sich seit Ihrer Gründung mit einem Repertoire aus den Zwanziger bis Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in der Fachwelt und beim Publikum grossen Respekt erspielt. Durch ihren sorgfältigen Umgang mit dem Material hauchen sie den Songs neues Leben ein und verstehen es vorzüglich, die Balance zwischen Respekt vor den alten Sachen und Mut zur eigenen Interpretation zu halten. Here and Now drückt dies aus: Man spielt die Songs aus der Vergangenheit heute, hier und jetzt.

Marc Winter

Rohe Jam-Power

Zum Jubiläum der Norddeutschen Institution The Hamburg Blues Band beschenkt die Band sich selbst und alle, die je einen ihrer Auftritte erlebt haben, mit einem Best of-Zusammenschnitt, der 15 Titel aus drei Jahrzehnten zusammenbringt. Dabei gibt es mit grosser Kelle angerührten Bluesrock zu hören, wobei die Aufnahmen nicht immer allen Ansprüchen genügen. Gleichwohl transportiert jeder der Songs eine tolle Live-Qualität, selbst die Studio-Aufnahmen. Mehr als 30 Jahre nach ihrer Gründung ist die Hamburg Blues Band Treff- und Ausgangspunkt von Musiker-Karrieren. Insofern ist der im Begleitheft angestrengte Vergleich mit Alexis Korner oder John Mayall’s Bluesbreakers durchaus angebracht: Viele Musiker hatten eine Zeit in der Band und haben Bühnenerfahrung gesammelt und den Blues à la Hamburg Blues Band kennen gelernt.Gert Lange (g, voc), Alex Conti (g), Hans Wallbaum (dr)und Michael Becker (b) sind auf praktisch allen Songs zu hören, dazu kommen temporäreoder spätere Bandmember wie Clem Clempson oder Manne Kraski und vor allem Saxophonist Dick Heckstall-Smith. Viele der Aufnahmen bieten die Möglichkeit Guest Stars zu hören wie Maggie Bell, Mike Harrison, Geoff Whitehorn, Ingo Bischoff oder Inga Rumpf. Die CD ist eine Sammlung voller Erinnerungen, und das Tückische an Erinnerungen ist, dass man in gewissen Situationen dabei sein musste, um zu verstehen, was daran so toll sein soll.

Marc Winter

Rhythmische Varianten

Die in Chicago beheimatete Band mit dem daher verwunderlichen Namen Mississippi Heat ist in der Schweiz schon mehrfach zu hören gewesen: Zuletzt 2014 in Luzern, aber auch schon 2009 in Rapperswil und vielleicht kann sich der eine oder die andere sogar noch an die beiden Auftritte 1995 und 1996 in Luzern erinnern. Warning Shot ist nun das elfte Album der Band. Entsprechend tritt das Quintett mit breiter Brust an und zeigt, was es kann. Sehr vielseitiger Blues in Chicago-Tradition mit viel Feelgood-Faktor und unterschiedlichsten Songs. Für Blues-Fand aller Couleur ausser für Harmonica-Hasser und Akustik-only-Puristen ist dies ein ansprechendes Album. 16 Songs voller Drive und guter Stimmung. Der im Titel der CD angesprochene Warnschuss bezieht sich wohl auf die Konkurrenz.

Marc Winter

Neuanfang in der Rückwendung zum Alten

Musik ist stärker als Religion! Das wäre vielleicht eine Schlussfolgerung, die man aus der neuen Veröffentlichung von Yusuf Islam ziehen kann. Yusuf Islam (oder auch nur Yusuf), der in den 1970er Jahren unter dem Namen Cat Stevens Welterfolge feierte, sich dann aber nach einer Konvertierung zum Islam Jahrzehnte vor der Öffentlichkeit verborgen hielt, bringt seine Musikerkarriere wieder in Schwung. Doch im Gegensatz zur vorletzten Veröffentlichung mit dem Titel Another Cup ist das jüngste Album überraschenderweise weniger vom milden Liedermacher-Stil der Cat Stevens-Jahre geprägt, als dass es sich mit Blues- und Folk-Titeln wie Big Boss Man oder You Are My Sunshine befasst. Auch die Eigenkompositionen von Yusuf Islam haben einen etwas eckigeren Charakter als frühere Aufnahmen, wobei über allem noch immer die engelsgleiche und doch so eindringliche Stimme des Engländers schwebt. Dies ist bei Weitem kein Blues-Album, aber es ist die Musik mit dem stärksten Roots- oder Blues-Charakter, die Cat Stevens oder Yusuf Islam jemals gesungen hat.

Marc Winter

Die Ruhe weg

Der 32jährige Südafrikaner Dan Patlansky fängt allmählich an, sich auch ausserhalb seiner Heimat einen Namen zu machen. So gab er 2013 seine ersten Klubauftritte in Europa. Er hatte in Johannesburg auch schon einen Auftritt als Opening Act für Bruce Springsteen und nun liegt mit dem Titel Dear Silence Thives sein siebtes Album vor. Darauf bringt der Strat-Spieler Patlansky eine Auswahl an Blues-Rock-Songs, aufgelockert durch die eine oder andere Power-Ballade. Insgesamt ein Album für Liebhaber des GROSSEN Gitarrensounds à la Stevie Ray Vaughan, und auch Dan Patlanskys Gitarre weist ihn als Musiker in der Tradition des Texas-Blues aus. Die im Albumtitel angesprochenen  «silence thieves», also die «Diebe der Stille» könnten auch die Mitglieder der Band selbst sein, denn diese lässt wenig Rum für Stille. Dafür aber für Ruhe, denn trotz heavy Bluesrock-Sound lässt das Album Zeit für Zwischentöne.

Rolf Winter

Nomen est Omen

Diggin‘ The Blues heisst das Studioalbum, das seit Mitte Dezember 2014 erhältlich ist. Diggin‘ The Blues heisst die Band und genauso lautet auch das Motto der Gruppe um René Lutz: . . .eine Blues Band zu haben, die in alten Vinyldokumenten gräbt und die verschiedensten Bluessongs von vorgestern bis heute auf eine ganz eigene Weise selber interpretiert. Diesen Anspruch erfüllt die Band mit allen zwölf Songs auch auf ihrer vierten CD. Diggin‘ The Blues ist jedoch weder eine Revival- noch eine Tribute Band. Die Zusammensetzung der Songliste folgt daher keiner zeitlichen oder stilistischen Kategorie und beschränkt sich schon gar nicht auf eine Band, deren Titel nachgespielt werden. Vielmehr wurden einfach Titel ausgesucht, die der Gruppe gefallen. Darunter auch Songs aus dem «Great American Songbook», wie Come Rain Or Come Shine und Baby It’s Cold Outside und traditionelle Klassiker wie St. James Infirmary. Wir haben uns angehört, was sie ausgegraben haben und befassen uns ein wenig mit der Geschichte der Songs.

Marc Winter

Hard Love

Nachdem hier unlängst Timo Gross’ 2013er Veröffentlichung Landmarks rezensiert wurde, soll nun das aktuelle Album vorgestellt werden, das im September 2014 veröffentlicht wurde. It´s all about Love. Laut eigener Angabe auf der Website «lotet er die unerschöpflichen Dimensionen des Sujets ‚Love‘ aus». Wer allerdings eine Sammlung mit Liebesliedern erwartet, wird sich enttäuscht sehen. Überwiegend wird Bluesrock und Rockmusik geboten, die sich dem Thema der Liebe als Blues und Klagegesang annimmt. Das neue Album ist auch ein Wechsel des Labels, für das neue Album zeichnet «in-akustik» verantwortlich. Die CD ist stilistisch homogener, dadurch aber umgekehrt natürlich auch weniger vielseitig. Hier ist weitgehend Power angesagt, und zwar auf allen Rohren: Power-Gitarre spielt über Power-Schlagzeug und entsprechend wird mit Power-Stimme gesungen. So wird klar, wieso It‘s all about Love nicht als laid-back-CD beschrieben werden kann. Bei Timo Gross‘ Liebe geht es hart zur Sache.

Marc Winter

Ein Doppelpack Memphis-Sound

Die Zusammenarbeit zwischen Pianist/Organist Victor Wainwright und dem Bassisten Stephen Dees geht zurück auf 2004, seit 2005 hat sich eine Band formiert, die für einen Bluessound in der Soul-getränkten Memphis-Tradition steht. Die WildRoots (sic!) genannte Band setzt sich zusammen aus erstklassigen Instrumentalisten, die ihre Parts übernehmen im Gesamtkunstwerk dieser Musik, die stets fetzig ist, aber die Hörer nicht mit der harten Kante anspringt, sondern die nach Südstaaten klingt. Manchmal eher Juke Joint, manchmal Kirchenfest, aber immer groovig und ansteckend. Mit Beale Street to the Bayou und Lit Up liegen zwei Alben von 2009 und 2011 vor, die wahre Fundgruben von bestem Bluessound sind. Abwechslungsreich werden selbst verfasste Titel gespielt, Victor Wainwrights Gesang ist engagiert und leidenschaftlich. Wainwright, der auch in der Formation Southern Hospitality eine wichtige Rolle einnimmt, zeigt sich mit den WildRoots etwas weniger experimentiertfreudig als auf Easy Livin‘ von 2013, etwas strenger auf Blues und Soul konzentriert. Aber was bei der Besprechung jenen Albums gesagt wurde, stimmt auch hier: Spielfreude und die Lust am Groove bestimmen den Sound.

Rolf Winter

Bluesrock der harten Sorte

Sieben Jahre lang tourte die Kris Pohlmann Band durch Deutschland und die Niederlande, konnte an diversen Festivals auftreten und wurde mit insgesamt sechs deutschen Bluespreisen ausgezeichnet. In dieser Zeit veröffentlichte die Gruppe zwei Alben: New Resolution (2009) und One For Sorrow (2012). Anfangs 2013 löste sich die Band auf und Kris Pohlmann entschied sich, solo weiter zu arbeiten und sich dabei «. . . musikalisch in eine härtere Richtung [zu] entwickeln. . .».   Nun präsentiert er das erste Resultat seiner Arbeit. Am 19. Januar 2015 wird seine CD Taylor Road unter seinem eigenen Label Black Penny offiziell veröffentlicht.

Rolf Winter

Beeindruckendes Debut

Lemme Tell Ya! heisst das Erstlingswerk der Bluesrock Band Johnny Fontane and The Rivals, der jungen Gruppe aus dem Raum Solothurn um den Sänger und Gitarristen Tom Marcozzi. Bereits 2011 nach Auftritten am «Blue Monday» im Kofmehl als Blues Express rasch bekannt geworden, hatte sie zahlreiche Auftritte an bekannten Orten und wurde schliesslich 2014 zu Johnny Fontane and The Rivals. Die Zusammensetzung der Band blieb dabei unverändert. Finest Mafia Blues nennen die vier Musiker ihren Stil. Alle Songs stammen aus der Feder der Band. Als Gäste konnten der Gitarrist Vinnie Moore (UFO), die Sängerin Justina Lee Brown und der Harper Marco Pantherra gewonnen werden. Produziert wurde die CD von Tom Marcozzi in der Schweiz, abgemischt hat sie der Soundmagier Adam Hawkins, der einige Topacts in seiner Kundenliste hält und für seine Arbeit 2011 einen Grammy Award erhielt. Heraus gekommen ist ein abwechslungsreicher Silberling mit zwölf ansprechenden, modernen Titeln. Offizielles Erscheinungsdatum des Albums ist der 23. Januar 2015.

Marc Winter

Kais Schatzkästchen

Schon lange überfällig, hat Kai Strauss nun seine Solo-CD veröffentlicht, auf der er die gesamte Bandbreite seines Schaffens über die letzten zehn Jahre darstellt. Der bekannte Bluesgitarristen aus Westfalen liefert mit Electric Blues einen Überblick über sein Schaffen in Form der Musik, der er seit Jahrzehnten treu huldigt – dem elektrischen Gitarrenblues in der wohlbekannten Chicagoer Machart. Und hierbei ist Kai Strauss eine Kapazität. Dieser Gitarrist der Extraklasse erfindet den Blues nicht neu, er spielt ihn wie seine Vorbilder, die bekannten Namen der Geschichte. Bloss, wenn Strauss klingen will wie Buddy Guy, dann klingt das so, ebenso bei B.B. King oder Hubert Sumlin. Er beherrscht die «Dialekte» der Bluesgitarre in einem Mass, das Bewunderung hervorruft. Er scheint mit diesem Album auf dem Höhepunkt seines Bluesspiels angelangt, daher ist es folgerichtig, sich stilistisch zu erweitern. Hier präsentiert er seine über die Jahre erarbeiteten Schätze in Form von Aufnahmen, die er abmischte und zusammentrug, bis es jetzt zu diesem Album wurde. Aufgenommen über Jahre mit einem Heer von Musikern und wahrscheinlich auf der ganzen Welt eingespielte Spuren werden hier zu einem grossartigen Ganzen.

Marc Winter

Laid Back

Die zehn Titel auf Mike Andersens neuestem Album Home (erschienen als CD und als analoge Schallplatte) scheinen durchgehend Eigenkompositionen zu sein. Der dänische Gitarrist und Sänger ist der Kopf eines Quintetts, das seit 12 Jahren regelmässig mit Aufnahmen und Konzertauftritten von sich reden macht. In der Schweiz waren sie zuletzt am 9. 10. In Münchenstein anlässlich der örtlichen «Blues Night» zu sehen, aber auch schon 2011 in Luzern. Mit Home veröffentlicht er sein fünftes Album, das anders ist, denn alle Titel sind bei Mike Andersen zuhause aufgenommen. Die Songs wurden in seinem Heimstudio aufgenommen und abgemischt, aber auch das Thema der Songs dreht sich häufig um Zuhause und Heimkehr, um Heimweh und Einsamkeit in der Fremde. Nach über 1000 Konzerten kann man sicher einiges zum Thema sagen, die Texte sind klar zu verstehen und es sind beinahe intime Texte. Das Album ist zwar gefühlvoll und sehr ansprechend, lässt sich aber musikalisch nicht durchgehend als Blues identifizieren. Manche Titel sind Blues-Songs, andere sind Power-Balladen oder Titel um ein Gitarrenriff. Mit einer Ausnahme ist das Album sehr gemächlich und hat damit das Back Porch Feeling, welches das CD-Cover verheisst.

Marc Winter

Pure Spielfreude

Herausragender Gesang, exzellente Gitarren kerniger abwechslungsreicher «Southern Rock» Sound, das charakterisiert die Musik von Southern Hospitality, einem Quintett, das lustvoll musikalische Grenzen über den Haufen rennt, aber gleichzeitig den Kontakt zum Blues nie verliert. Das Debütalbum Easy Livin‘ bringt vom Lateinamerikanischen Gitarreninstrumental Fried Neck Bones and Home Fries, das Carlos Santana an seine besten Zeiten erinnert bis zum folksigen akustischen Blues Sky Is What I Breathe eine beinahe schon enzyklopädische Bandbreite musikalischer Stilrichtungen. Auf Long Way Home meint man sogar The Howlin‘ Wolf zu hören. Eine wahre Supergroup mit unglaublichem Spass an der Musik, das ist Southern Hospitality.

 Die Band entstand, als man sich 2011 an einem Festival in Florida kennen lernte und feststellte – hey, das klappt! Neben einer Rhythmusgruppe mit Charles Riley am Bass und Chris Peet am Schlagzeug besteht Southern Hospitality ausdem Lap-Steel und Slide-Gitarristen Damon Fowler, Pianist Victor Wainwright und J.P. Soars, einem Gitarristen, der mit seiner Band nicht nur 2009 die «International Blues Challenge» gewann, sondern in diesem Wettkampf noch als bester Gitarrist mit dem«Albert King Award» ausgezeichnet wurde. Soars scheint mehr als die anderen beiden auch den Gesangspart zu übernehmen, und seine stimmliche Vielseitigkeit trägt viel zum Sound der Band bei, aber eindeutig singen alle drei Frontmen. Und um niemanden zu bevorzugen: Wainwright wurde im laufenden Jahr für die Auszeichnung als «Pinetop Perkins Piano Player» nominiert. Auf Titeln wie Come Back Home oder Shoestring Budget zeigt er auch, weshalb derzeit er einer der gefragtesten Pianisten der Memphis-Szene ist.

Marc Winter

Der neue Alligator

Der Präsident von «Alligator Records» heisst Bruce Iglauer , und er ist bekannt für seinen guten Geschmack und sein feines Näschen, wenn es darum geht, angehende Bluesmusiker zu fördern. Bruce Iglauer hat nun 2014 seine neueste Entdeckung vorgestellt, den jungen Mississippi-Bluesman Jarekus Singleton. Seine Erstlings-CD Refuse to Lose ist eine Sammlung eigener Titel, die sich sehr um Relevanz bemühen. Singelton Songtexte gehen weit über die traditionellen Themen wie Frauen oder Glücksspiel und den damit zusammenhängenden Blues hinaus. Referenzen auf den Film Training Day oder dessen Star Denzel Washington passen ins moderne Setting der Titel. Singleton ist Gitarrist und Sänger eines Quartetts, der Jarekus Singleton Blues Band, die sehr präzise und mit hoher Virtuosität modernen harten Blues spielt, wobei es hier noch etwas Entwicklungspotential hat, die CD ist nämlich im Moment ausgesprochen gitarrenlastig und ein Solo der anderen Beteiligten würde etwas Vielseitigkeit bringen. Gleichwohl lässt diese erste Aufnahme aufhorchen, denn hier ist ein kreativer junger Bluesman am Werk.

Marc Winter

Das Blues-Gen

Mit Vaneese Thomas tritt das dritte Kind von Memphis Bluesgrösse Rufus Thomas (1917-2001) erneut ins Rampenlicht. Ihr aktuelles Album Blues for My Father hat eine Plazierung 4 in den R&B Record Top 50 Charts erreicht. Mit Aufnahmen unter ihrem eigenen Namen seit 1987 (Let's Talk It Over und (I Wanna Get) Close To You waren Top 20 R&B Hits) und Vokalbegleitung für Grössen wie Stevie Wonder, Michael Jackson oder Eric Clapton kann man von Vaneese als einer erfahrenen Künstlerin sprechen. Ihr neuestes Album aber hat das Potential zu neuen Höhen des Erfolgs. Sie widmet es dem Andenken an ihren Vater, und wie dieser pflegt sie eine hart treibende Form des Blues. Ihre Arrangements stehen in der Memphis-Tradition mit Horn-Section und üppigem Sound. Ihre Stimme hält dem locker entgegen, und so entstand ein gutes und fetziges Album, sicher eine der besten und konsistentesten Veröffentlichungen des Jahres.

Rolf Winter

Stimmungsvoll und abwechslungsreich

LittleChevySweetHomeCDCoverLittle Chevy ist das Alter Ego der Basler Sängerin und Gesangslehrerin Evelyne Péquignot. Eine Frau aus den späten Fünfziger-, frühen Sechzigerjahren, irgendwo zwischen Landpomeranze und Diva, die mit abgewetztem Lederkoffer und wechselndem, auffälligen Äussern, oft mit Petticoat, zusammen mit Ihrer Entourage Markus Werner (git, voc), Roland Koeppel (p, Hammond), Christoph Schwaninger (p), Rainer Schudel (b) und Andy Lang (dr) seit 2010 rund zweihundert Mal in den Konzertsälen und Bluesclubs aufgetaucht ist.

Nun hat die Gruppe ihr erstes Album vorgestellt: Sweet Home. Produziert und publiziert hat es die Band. Aufgenommen wurde es im Studio ww6 in Frenkendorf. Am 20. November 2014 war die CD Taufe im Sudhaus in Basel. Auch hier spielte die Band, bis schliesslich Little Chevy mit ihrem unvermeidlichen Koffer von irgendwo her kam und den Weg zur Bühne fand. Dann wurden in erster Linie die Songs des CD Erstlings vorgestellt. Etwa nach dem dritten Stück brachten zwei «Matrosen» einen  riesigen Schrankkoffer, den sie auf die Rampe stellten und öffneten. Darin befand sich im Deckel eine Art Käsperlitheatervorhang mit einer kleinen Discokugel, darunter die neuen CDs. Es hatte also gerade noch gereicht, die Silberscheiben rechtzeitig zu liefern. Hübscher Einfall!

Marc Winter

T. Rogers Simple Life

Die ungarische Formation T.Rogers tritt in reicher Besetzung mit sechs Mann an, und diese bringen reichlich Blues Power, wie auf ihrem Album Simple Life zu hören ist: 2 Gitarren, Harmonika und neben dem Duo von Bass und Schlagzeug einen Perkussionisten, der feine Akzente zu setzen vermag. Das Repertoire besteht aus Eigenkompositionen mit gelegentlichen Covers, etwa einem It Hurts Me Too, das keinen Anlass zur Kritik gibt, auf das die Blueswelt aber auch nicht händeringend gewartet hat. Ein Höhepunkt ist der Gastauftritt von Keb‘ Mo auf dessen eigenem Titel Angelina.

Rolf Winter

Erfrischend originell

Es war einmal ein Trio, das sich etwas Besonderes ausgedacht hatte: es benutzte Alltagsgegenstände als Instrumente. Zum Einsatz kamen unter anderem Giesskannen, Abfallsäcke aus Plastik, Mausefalle, Gartenschlauch und Rasenmäher.  Natürlich gab es auch Instrumente: Banjo, Posaune, Gitarre und Harp. Das Repertoire bestand aus Eigenkompositionen und  Blues/Folk Klassikern. Die Band war sehr erfolgreich und trat zwei Mal am Festival in Montreux (1977 und 1979) und am Roskilde Festival in Dänemark (1978) auf und schaffte es, am Eurovision Song Contest (1979) teilzunehmen. 1981 wurde sogar ein deutscher Spielfilm mit dem Titel «Pfuri, Gorps und Kniri im Hotel» gedreht. Das Trio bestand aus Roland Baldenweg (Pfuri), Anthony Fisher (Gorps) und Peter Knaus (Kniri) und nannte sich nach den Spitznamen der Musiker: Pfuri, Gorps & Kniri.

Rolf Winter

Solides Handwerk

Home is where your story begins, hae ich mal auf einem Sofakissen gelesen. Home heisst das neue Album von Philipp Fankhauser, das am 10. Oktober 2014 erschienen ist. Bereits auf der 1995 herausgegebenen CD On Broadway hat ihn das Thema Zuhause schon beschäftigt. I’m leaving home but I’m going home sang er damals. Es war die Zeit, als er Johnny Copelands Einladung in die USA gefolgt war und mit ihm als Gastmusiker tourte. Zuhause - so fand er damals, muss da sein, wo alles begann, also an den Hotspots der Bluesszene. Er würde sozusagen nach Hause gehen, indem er sein Zuhause verliess. Der frühe Tod seines Freundes und Mentors brachte alle Pläne durcheinander. Für Fankhausers persönliche und musikalische Entwicklung waren die Jahre zwar erfolgreich, aber die wirtschaftliche Situation zwang ihn, sich mit allerlei bluesfernen Arbeiten durchzuschlagen. Man kann es auch so sehen: er hat den Blues gesucht und der Blues hat ihn gefunden. Irgendwann akzeptierte er, dass er immer ein Bluesmusiker aus Thun bleiben würde, wie lange er sich auch immer im Geburtsland des Blues aufhalten sollte und er kehrte zurück in die Schweiz. Er spielte zunächst mit dem Gedanken, seine Karriere an den Nagel zu hängen, entschloss sich zum Glück aber anders. Er hatte erneut das Zuhause vertauscht. Nun ging es steil aufwärts. Home is where your story begins, wie wahr!

Marc Winter

Bluesrock der klassischen Sorte

Ben Poole ist der Name eines jungen Blues-Rock Musikers aus England, der dabei ist, sich einen Namen zu machen. Als er die Chance erhielt, In für die Paul Jones Show auf BBC Radio 2 im Rahmen des «Bluesfest 2013» der Royal Albert Hall zu spielen, nahm er dieses Album auf, das eine Live-Atmosphäre einfängt. Dazu gibt es einen Bonus Studio-Track. Seine Musik ist im Blues verwurzelter Rock, den der 25-jährige Gitarrist und Sänger mit einer dreiköpfigen Begleitband spielt. Die Aufnahmen wurden zum Schluss einer grossen Tournee gemacht und man merkt die Vertrautheit der Band. Für Blues-Puristen ist dieses Album zu wenig, die meisten Titel sind fetziger Bluesrock à la den Britischen Klassikern oder Joe Bonamassa in seinen Rock-Titeln. Wer es gerne auch mal kacheln lässt, für den ist dies das rechte Album. Der studierte Musiker Ben Poole bietet Mengen eine Musik, welche die Klassiker alle in sich aufgenommen hat und die mühelos Genres mischt und vertauscht, stets auf der Suche nach dem Groove.

Marc Winter

Viel Musik, wenig Infos

Zuerst gab es eine EP, dann die Studio-CD Black and Blu, als nächstes war Gary Clark Jr. im Zürcher «Kaufleuten» zu hören und  jetzt gibt es die Live-CD des Mannes, der mit seinem Begleittrio als die Zukunft des Blues bezeichnet wird. Clark zeigt sich auf der Live-CD gereift und mit reichlich zusätzlicher Erfahrung ausgestattet. Obwohl «Live-CD» sicher nicht der zutreffende Begriff ist, denn das Doppelalbum ist eine Mischung von unzähligen Konzert-Auftritten. Welcher Song von welchem Konzert stammt, lässt sich nicht in Erfahrung bringen. Der Titel Live bringt also nicht die Stimmung eines Live-Konzertes oder eines singulären Auftritts, sondern in den spärlichen Informationen zum Album heisst es bloss lapidar «All songs recorded live on Tour 2013/2014». Wieviel Nachbearbeitung im Studio, wieviele Overdubs und Korrekturen dazu kamen, dazu schweigt des Sängers Höflichkeit. Trotzdem gilt: der Live-Auftritt bleibt die Messlatte für jeden Performance-Kunstschaffenden und so ist es konsequent, dass Gary Clark Jr. sein erstes Aufscheinen im Blues mit einem Konzert-Album abschliesst.

Marc Winter

Good News from Mississippi

Das Blueslabel «DeChamp» hat sich dem Blues und insbesondere seinen Repräsentanten aus Mississippi verschrieben. Das Label gehört Grady Champion und es produziert auch den unglaublichen Eddie Cotton. Mit JJ Thames hat «DeChamp» auch eine Sängerin am Start, und wie zuvor schon in den Rezensionen zu Champion oder Cotton festgestellt: auch dieses Album ist sorgfältig und mit viel Liebe produziert. Es enthält gefühlvollen Soul und Blues mit einem jazzigen und soulhaltigen Einschlag und ist wirklich in jeder Hinsicht sanft und sexy, selbst wenn es rauher zur Sache geht. Hoffentlich hört man auf diesen 11 Titeln die Zukunft des weiblichen Blues-Gesangs. Zu wünschen wäre es JJ Thames auf jeden Fall.

Marc Winter

Volles Rohr

Das Power Trio lebt! Seit den Zeiten von Cream und Jimi Hendrix ist das Trio aus Schlagzeug, Bass und Gitarre ein beliebtes Format für Bands. Steve Fister ist ein Gitarrist aus dem Deutsch-holländischen Grenzgebiet, der sich dieser Testosteron-schwangeren Musik verschrieben hat. Seine CD Live Bullets von 2007 ist Zeugnis eines Konzerts, auf dem die Virtuosiät und Spielfreude der Band zelebriert wird. Steve Fister steht dabei naturgemäss im Zentrum und wie die Gitarrenhelden früherer Tage versteht auch er es, mit einer elektrischen Gitarre gehörig die Sau raus zu lassen. Die CD Live Bullets umfasst 67 Minuten, es sind aber nur 10 Titel drauf. Reichhaltiges Schwelgen in fetzigen oder langsameren Bluesrock-Songs wird hier reichlich geboten.

Marc Winter

Junge Bluespower

Wenn man das Internet nach Informationen zu Grady Champion durchsucht, findet man Hinweise auf seine Einflüsse und musikalische Vorbilder. Demnach wurde der Gewinner der «International Blues Challenge 2010» nach eigener Angabe beeinflusst von Sonny Boy Williamson II, Luther Allison und von Robert Johnson. Beim Anhören seiner CD Dreamin' aus dem Jahr 2011 sind in der Tat Parallelen zu den ersten beiden Künstlern zu hören. Wie Williamson stammt Champion zudem aus Mississippi und auch er spielt Bluesharp und singt. Auf der CD gibt es zudem mehrere Photos von Champion mit Gitarre, aber in den Liner Notes werden Zac Harmon und Gregg Write als Gitarristen ausgewiesen. Die 10 Titel auf der knapp 44 Minuten langen CD sind alles Originale, die einen Powerblues in Chicago-Tradition zelebrieren. Grady Champion zeigt sich hier mit grosser Band – acht Personen haben mitgespielt, und viele Köche führen hier für einmal dazu, dass der sprichwörtliche «Brei» gelingt.

Marc Winter

Der Blues-Pastor

Er stammt aus Mississippi und hat ein tiefes Verständnis des Blues, doch Eddie Cotton ist auch ein Pastor, ein Prediger, mit der gewaltigen Stimme ebenso wie mit der Bluesgitarre. Ein Wanderer zwischen den Welten der Kirche und des Blues, bringt Eddie Cotton das beste beider Sphären zusammen. Cotton legt auf Here I Come 10 selbst verfasste Titel vor, in denen er gute Texte und sensationell groovigen Blues kombiniert. Dabei erinnert sein Gesang an den eines anderen Priesters, der Musiker war: Al Green. Wie dieser kostet Cotton mit seiner hohen Stimme den Sound aus, schwimmt mit seinem Gesang auf dem tiefen und unfehlbaren Groove der Band. Doch Cotton ist mehr als nur Mississippi-Tradition, ein studierte Musikologe ist er ein Student des Blues ebenso wie ein Enthusiast.  Here I Come ist zurecht der Titel dieser CD. Aufgepasst Blues-Welt: hier kommt ein wahrer Meister des Blues.

Marc Winter

Den Erstling neu verpackt

Eric Bibb hat sein Album Me to You mit dem er im Jahr1997 einen spektakulären Erfolg hatte, erneut rausgebracht und sein Label hat das Album, welches eine lange und umständliche Entstehungsgeschichte hatte, unverändert wieder auf den Markt geworfen. Der Grund ist, dass es während der letzten 12 Jahre vergriffen war und nun in einer Neuauflage wieder erscheint. Das bietet auch Gelegenheit, sich anzuhören, ob und wie sich die Hörgewohnheiten verändert haben, seit Eric Bibb sein bis dato erfolgreichstes Album veröffentlicht hat. Zahlreiche weitere Alben kamen in schöner Regelmässigkeit hinzu, aber Me to You wurde zum Signature-Album des amerikanischen Musikers, der mittlerweile in Finnland lebt. Das neu aufgelegte Album macht auch klar, wieso: eine mit vielen Stilvariationen. Nichts für Blues-Puristen, aber ein spannendes Album allemal.

Marc Winter

Bester Chicago Blues

Einer der zahlreichen «unsung heroes» des Blues ist der Chicago-Bluesman John Brim, dem hier endlich mal ein Kränzchen gewunden werden soll. Seine einzige Veröffentlichung im CD-Format ist The Ice Cream Man aus dem Jahr 1994, daneben gibt es nur vereinzelte Aufnahmen auf Samplern, etwa auf der Chess Blues Box. Dass es nur diese eine CD von dem Mann gibt, ist eine Tragödie für sich, aber so war die Blueswelt eben leider damals: obwohl Chicago über eine reiche Szene verfügte, haben es Plattenlabels versäumt oder nicht geschafft, die Bluesmusiker systematischer und breiter aufzubauen, weshalb John Brim ein wenig bekannter Name geblieben ist. Dies hat aber in keiner Weise etwas mit seinen musikalischen Fähigkeiten zu tun. Wenn es auch nur diese eine CD gibt, so ist darauf allerdings die Lebensweisheit und musikalische Erfahrung eines erfahrenen Bluesman festgehalten und entsprechend ist das Album reines Gold und definitiv die Anschaffung wert.

Marc Winter

Üppig, opulent, barock

Im Blues gibt es natürlich Sänger und Instrumentalisten jeder Art. Darüber hinaus gibt es Konzertveranstalter und Journalisten wie bluesnews.ch. Der aus Triest stammende Italiener Mike Sponza, der seit den 1980ern Bluesman ist und seit 1997 Musik publiziert, ist in erster Linie ein Arrangeur und Konzertmeister, der darüber hinaus auch noch singt und Gitarre spielt. Auf seinem neuesten Album spielt er mit einem ganzen Orchester zusammen, was seine Qualitäten als Arrangeur fordert, denn der Blues ist nicht so leicht durch ein ganzes Orchester anzureichern, aber Sponza schafft das, und die 13 Titel bleiben bluesig. Erfreut und vielleicht etwas überrascht stellt man fest: Klassisches Orchester und der Blues, das geht zusammen und macht viel Spass.

Marc Winter

Claptons zweite Verneigung

Nach dem Album Me and Mr. Johnson von 2003 hat Eric Clapton mitThe Breeze : An Prececiation of J. J. Cale zum zweiten Mal ein Tribut-Album herausgebracht. Damit hat er seine beiden wichtigsten musikalischen Einflüsse Robert Johnson und J. J. Cale gewürdigt und sich öffentlich vor seinen Heroen verneigt. Schön für ihn. Aber wie sieht es für uns aus, die wir die Musik hören sollen? Das lange angekündigte Warten ist um, nun kann man den eigenen Ohren die Urteilsfindung überlassen. Bluesnews.ch hat sich das neue Album angehört und eines kann man sicherlich sagen: Es ist völlig anders als Me and Mr. Johnson.

Marc Winter

Rauer Blues mit Feingefühl

Der Bielefelder Roots-Blueser Greyhound George legt mit Cleaning Up sein viertes Album vor. Wie auf den früheren Scheiben Delta Dog (2008), All You Can Eat (2010) und Driving the Back Roads (2012) spielt er Blues Solo-Gitarre und singt dazu. Gefühlvoll unterstützt von Andy «The Alligator» Grünert an der Bluesharp legt der Picker und Slide-Gitarrist Greyhound George eine einstündige Sammlung ins CD-Fach, die besten Roots-Blues enthält, gut gesungen und mit viel Spielwitz. Mit Cleaning Up erfolgt beim Bielefelder eine Rückkehr zum akustischen Sound, nachdem er 2012 ein weitgehend elektrisches Album veröffentlicht hatte. Er ist sozusagen von den Back Roads wieder auf die Hauptstrasse seines musikalischen Stils zurückgekehrt. Greyhound George war stets ein hervorragender Gitarrist, aber seine Ansichten zu den Noten, die man nicht spielen sollte, scheinen zusätzlich gereift. Das neue Album atmet die akustische Musik, die der Deutsche mit einer bewundernswerten Leichtigkeit ausreizt. Erinnerungen an Ry Cooder drängen sich auf beim Anhören von Cleaning Up. Hier spielt einer rauhe Country-Bluesklänge mit grosser Fertigkeit und unter Beachtung der vielen kleinen Dinge.

Marc Winter

Chicago – East Side

Eine Bluesband aus dem Osten Deutschlands sandte uns zwei CDs zur Besprechung zu. Dies ist perfekter Chicago-Blues aus Potsdam, aber er könnte auch von der East Side der «Windy City» stammen - wenn es eine solche denn gäbe. Die beiden Scheiben mit den auffällig kunstvollen Covers stammen von einer Formation namens Pass Over Blues, die sich für die «German Blues Challenge» qualifiziert hatte, und deren zwei CDs Better Ways (von 2011) und The… (2014) nun vorliegen. Nach Anhören der 25 Titel fragt man sich zwangsläufig, wieso man von dieser versierten Band noch nie etwas gehört hat. Eine Stimme wie aus dem Bilderbuch mit leichten Anklängen an Tom Waits, eine Blues-Gitarre wie sie sein sollte, farbig und ausdrucksstrark, manchmal schneidend und mit Twang, im nächsten Moment warm und schmeichelnd, dazu ein grooviger Bass und eine lebendiges Schlagzeug, das die Füsse beim ersten Takts zum Wippen bringt. Kein Wunder, denn Pass Over Blues sind wahre Veteranen mit einem Leben für den Blues. Und einer ging für seine Liebe zum Blues sogar ins Gefängnis.

Marc Winter

Zurück zu den Wurzeln

Auf seinem jüngsten Album mit dem Titel Bluesamericana kehrt Keb‘ Mo‘ erneut zu dem zurück, was er am Besten kann und was ihn auszeichnet: geschmackvoll modernisierter Country Blues, ein modernes musikalisch Idiom, bei dem er an Ursprünge wie Robert Johnson oder Woodie Guthrie vielleicht erinnert, aber diese sanft abstaubt und erneuert. Das neue Album enthält selbst verfasste Titel mit schönen Texten und groovigen Songs. Die Musik wird von Mo‘ weitgehend selbst gespielt, er tritt als Multiinstrumentalist auf, dennoch ist die Liste der Kollaborateure auf diesem Album beeindruckend lange. Das aktuelle Album scheint mir wieder sehr gelungen und es erinnert an seine frühen Erfolge mit den ersten beiden Alben KebMo (1994) und Just Like You (1996).

Rolf Winter

Perlenkette

Freunde des Chicago Blues werden das Album lieben. 12 Perlen  haben Bob Stroger und Kenny «Beedy Eyes» Smith und die Sessionmusiker eingespielt. Keepin' It Together heisst die brandneue Scheibe und sie steht in einer Reihe mit den 2009 und 2011 eingespielten CDs Chicago, A Living History. Auch hinter Keepin' It Together steckt die Absicht, die Tradition des Chicago Blues weiter zu führen und gleichzeitig aufzufrischen. Das ist keine leichte Aufgabe. Traditionen zu pflegen birgt immer das Risiko von Stillstand und wirkt gerne verstaubt. Davon kann hier keine Rede sein. Die Songs wirken frisch, wurzeln aber unüberhörbar in der Tradition des Chicago Blues.

Marc Winter

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Die beiden Brüder Dave und Phil Alvin stammen aus Downey, Kalifornien, und sie haben 1979 die Band The Blasters gegründet. 1986 allerdings waren sie bereits so zerstritten, dass der zwei Jahre jüngere Dave die Band verliess und eine Solo-Karriere aufbaute, während Phil weiterhin bei der Band verblieb. Nach 30 getrennten Jahren habe sich die beiden nun erneut zusammen getan auf der Suche nach ihren musikalischen Wurzeln und sie haben ein Album eingespielt, auf dem sie die Songs von Big Bill Broonzy (1893-1958) einspielen. Die beiden Brüder Alvin haben eine Karriere in Rock und Country-Musik hinter sich und die Art, wie sie hier mal eben die Songs von Broonzy einspielen, konnte in keiner Weise überzeugen. Die stilistische Diversität ist viel zu gross und wird dem Werk Broonzys nicht gerecht. Vor allem aber sind die Aufnahmen nach einer langen Karriere im Country-Rock einfach zu wenig Blues.

Marc Winter

Ebenholz ist das neue Ingwer

Hin und wieder erhalten wir in der Redaktion von Bluesnews.ch CDs mit der Bitte um Rezension, und in der Regel hat es sich gut bewährt, diese CDs einfach mal einzulegen und ganz die Ohren entscheiden zu lassen. Als die Scheibe der Band Marblewood in den Player kam, traute ich zunächst meinen Ohren nicht, denn da spielte eine Schweizer Band einen deutlich an die 60er Jahre angelehnten psychedelischen Sound wie ich ihn von Ginger her kenne und ausgesprochen schätze, wie in meinen früheren Besprechungen über «Ginger live, 2008» schon zu sehen war. Ginger brachte einen authentischen 60er-Jahre-Sound auf die Bühne, bzw. ins Mischpult, und nun soll sich mit Marblewood eine weitere Band in diesem Gewässer tummeln? Ja und Nein, lautet die Antwort, denn Marblewood besteht im Kern aus zwei Mitgliedern von Ginger, was die stilistische Kontinuität erklärt. Die unter dem Titel Marblewood entstandene CD knüpft damit stilistisch dort an, wo Ginger aufhörte: psychedelischer 60er-Jahre Sound mit viel Verzerrung und Druck, aber auch viel musikalischer Freiheit und grossartiger Offenheit.

Rolf Winter

Vielseitig wie Smørrebrød

Okay, ich gebe zu, der Titel ist eine Plattitude, aber bei einer Band, die so vielseitigen Blues spielt wie die dänische Formation Thorbjørn Risager and the Black Tornado auf ihrer CD Too Many Roads bietet sich der Hinweis auf die beliebten belegten Brote der dänischen Küche wirklich an. Auf ihrem Album Too Many Roads zeigen die sieben Dänen, wie stilistisch unterschiedlich sie sich dem Blues nähern. Und in jeder Spielart trifft die Band den Nagel auf den Kopf. Das ist bewundernswert. Ihr Rezept ist eine perfekte Besetzung mit grossartiger Rhythmus-Gruppe, zurückhaltend und songdienlich eingesetzten Gitarrenparts, einem brillanten Pianisten, einem leidenschaftlichen Sänger und einer Horn Section der Extraklasse. Wie ein Tornado kommt die Band daher und fegt durch das Blues-Gefühl mit Varianten von Texas bis New Orleans und vom Delta bis nach England. Von diesen Jungs wird in Zukunft noch viel zu hören sein, denn hier steckt jede Menge Pfeffer im Sound. Sie haben es auch schon auf die Bestenliste 3/2014 der deutschen Schallplattenkritik geschafft.

 

Rolf Winter

R&B vom Feinsten

Tommy Schneller geht mit seiner Band einen anderen Weg als die meisten Bluesbands. Während andere Bluesbands sich an den Gitarrenhelden aus Chicago oder Texas orientieren, sucht Schneller nach einem R&B-Sound, der sich mehr an der Blues Brothers Band orientiert, also mehr Memphis ist (oder Los Angeles) als die genannten Städte. Tommy Schneller bietet fetten, fetten Sound mit abwechslungsreichen Bläsersätzen. Schöne Keyboard-Einsätze und ein Rhythmus voll von üppigem und treibendem Funk-Feeling sind sein Ideal, das er nun auf einer neuen CD unter Beweis stellt. Der Bandleader aus der Westphalen-Metropole Osnabrück präsentiert sich auf seinem neuesten Album Cream of the Crop gestärkt, gefestigt und mit einer vollständigen Band, die genau den Sound bringt, den Schneller schon auf seiner ersten CD Smiling for a Reason beschritten hat. 

Marc Winter

Bad Ischl, Mississippi

Al Cook - MississippiWas für eine Überraschung. Wer das hier anzuzeigende Album in den CD-Spieler schiebt, glaubt seinen Ohren nicht zu trauen: das kommt authentischer Delta-Blues aus den Lautsprechern. Mit zusehender Dauer wird die Verunsicherung immer grösser. Sind das historische Aufnahmen? Wer ist für diese Musik verantwortlich? Was ist das? Und wer ist dieser Al Cook? Wer sich auf die Musik einlässt wird belohnt mit grossartigen und historisch getreuen Aufnahmen, freilich ohne das Knacken und rascheln der alten Schellack-Schallplatten oder ihrer digitalisierter Fassungen. Al Cook ist professioneller Musiker seit den 1970er Jahren und in dieses Album legt er all seine Erfahrung und seine Leidenschaft hinein. Dabei entstand eine CD, die sich anhört wie eine Radioshow damals, in der Zwischenkriegszeit im schwül-heissen Mississippi, komplett mit Moderationstexten zwischen den Songs.

Rolf Winter

The Son of the Blues

Der in Chicago geborene Michael Bloomfield (1943-1981) war ein Bluesmusiker, der es aus persönlichen Gründen bedauerlicherweise nicht fertig brachte, sein Potential umzusetzen und den Erfolg zu haben, den er aufgrund seiner Virtuosität und seines musikalischen Feelings nicht nur verdient hätte, sondern eigentlich sogar erwarten konnte. Michael Bloomfields Karriere wurde von Drogensucht beeinträchtigt und diese beendete schliesslich auch sein Leben noch vor seinem 38sten Geburtstag. Doch da bei den meisten Menschen Drogen (im Bloomfields Fall war es Heroin) kein Selbstzweck sind, bleibt auch die Frage, was ihn in die Drogensucht getrieben hat. Eine neu erschienene drei CD umfassende Retrospektive, zusammengestellt vom musikalischen Weggefährten Al Kooper gibt nun nicht nur Einblick in die reiche Musik des Mannes, sondern auch in seine inneren Welten und Abgründe. Muddy Waters hat Michael Bloomfield als Musiker geadelt und als Mensch respektiert. Er machte Aufnahmen mit ihm und liess ihn seine Enkelkinder babysitten. Bob Dylan bedauert bis heute, dass er Bloomfield nicht bei sich behalten konnte und schwärmt von dessen Fähigkeiten als Gitarrist bis zum heutigen Tag. Die Kompilation mit dem ungewöhnlichen Namen From his Head to his Heart to his Hands : An Audio / Visual Scrapbook beleuchtet auf 3 CDs und einer DVD Musik und Hintergründe des Mannes, der Amerikas Antwort auf Eric Clapton, Peter Green oder Jimmie Page hätte sein können. Die DVD enthält einen einstündigen Dokumentarfilm mit Fremd- und Eigenaussagen in herkömmlicher Machart einer solchen Doku.

Rolf Winter

Sorgfältig zusammengestellt

Seit 1982 lebt er in den USA, seit über 30 Jahren hat er sich dem Blues verschrieben, Walter Liniger ist der Schweizerisch-amerikanische Bluesman schlechthin, ein Gitarrist, Harmonikaspieler und Sänger, der seine eigenen Songs schreibt und der sich nun mit einem Trio als Begleitung zurückmeldet in der Schweiz. Mit Sessions liegt nach einer sieben Jahre dauernden Publikationspause das neueste Album vor. Dieses ist eine musikalische Synthese, welche man als akademische Behandlung des Stoffes «Blues» sehen kann, denn Liniger gibt sich bunt und vielseitig und zeigt unterschiedlichste Facetten des Blues mit grosser Kompetenz und Überzeugungskraft auf, wenn auch insgesamt etwas museal. Aber mit Sessions ist ein Album entstanden, dass beeindruckt, wenn es auch nicht immer zu begeistern vermochte. Begleitet von einer phantastischen Band gibt es eine Tour d’Horizon durch amerikanische Musikstile, aber stets auf der Grundlage des Chicago-Blues. 

Rolf Winter

Texas Blues 

Mit Ihrem als «Gangsta Blues» bezeichneten Sound ist die Schweizer Bluesband Tears for Beers eine stimmungsvolle Combo für Live-Auftritte, die viel Dampf erzeugen kann und die mit fetzigem Chicago- und Texas-Blues einheizt. Nun liegt mit Blues Cadillac Live das erste Album vor, eine Mischung aus Eigenkompositionen und Covers, 12 Titel insgesamt, das Album liegt ist im letztem Herbsterschienen. Auf den Webseiten des Quintetts gibt es Hörbeispiele und im kommenden Sommer werden Teras for Beers sicher auch das eine oder andere Mal live zu hören sein.

Marc Winter

Akustische Perlen aus Deutschland

Die Aufnahmen des deutschen Roots-Musik Labels «Blind Lemon Records» von Thomas Schleiken wurden hier bereits einmal thematisiert. Jetzt sind neue Alben erschienen, nämlich ein aussagekräftiger Sampler, ein weiteres Album von David Evans und ein Album des jungen Deutschen Slide- und Lapsteel-Gitarristen Peter Funk. Schleiken versteht es, den Künstlern die nötige oder gewünschte Freiheit zu lassen, so produziert er Evans‘ Album, bei demjenigen von Peter Funk bleibt er aber nur Verleger und hält sich aus der Produktion raus. Erneut bieten die drei Alben feinen akustischen Blues an, lediglich auf dem Sampler Black Horse Tracks sind auch einige andere Klänge zu hören, die aber gleichwohl zur Kategorie Roots-Musik zu zählen sind, weil es akustische und transparent produzierte Aufnahmen sind. Und da passt dann sogar mal ein ABBA-Titel.

Rolf Winter

Was das Herz begehrt

Das Deutsche Studio db loops hat als Eigenproduktion und mit grösster Sorgfalt Play-Along Songs eingespielt, die sie nun für ein sehr angemessenes Entgelt auf ihrer Website anbietet, und zu denen zu jammen riesigen Spass macht. Sei es als Bassist, Pianist, Sänger oder Gitarrist (oder als jeweilige weibliche Entsprechung dazu), die fünf Alben mit jeweils zehn Titeln drauf sind state of the art, was Aufnahmequalität und musikalische Lebhaftigkeit angeht. Selten habe ich solch mitreissende Backing Tracks gehört wie hier, und dies in einer begeisternden stilistischen Vielfalt, die alle Facetten der elektrischen Bluesgitarre einschliesst. Alle Tracks werden in vier Varianten angeboten, jeweils als vollständiger Instrumentaltitel, ohne Lead-Gitarre, ohne Lead- und Rhythmus-Gitarre und schliesslich ohne Bass. Zielpublikum sind in erster Linie Gitarristen und der Verlag bietet auf der Website (gegen kostenlose Registrierung) einen Download der Rhythmus-Parts der Gitarre an. Aber die Tracks sind auf keinen Fall auf Gitarristinnen oder Gitarristen beschränkt, eigentlich sind es Einladungen zum Jammen für jedermann. Auch Harp-Spieler und weitere Instrumente passen zu diesem sparsamen aber ausreichenden musikalischen Gerüst. Mit einem Wort, dies sind perfekte Play-Along-CDs.

Rolf Winter

 

Mit über 40 Jahren Bühnenerfahrung ist es bestimmt schwer, neue Wege zu beschreiten. Richard Bargel sah sich dazu gezwungen und er hat es gepackt. Mit It’s Crap meldet sich der äusserst vielseitige Musiker, der vor allem mit dem Slide-Spiel und seiner Stimme als Musiker, Sänger und Sprecher bekannt wurde als Gitarrist und Songschreiber zurück mit dieser Kollektion eigener Songs, die gefühlvoll und berührend wirken, denn sie werden weitgehend nur akustisch begleitet. Die CD enthält 12 Titel und sie schöpft die stilistische Bandbreite der Roots-Musik aus, so gut es geht. Country ist ebenso wie Blues in den Mix gekommen, als Brücke zwischen allen Stilrichtungen funktioniert Richard Bargels sonore und sehr eingängliche Gesangsstimme und sein Slide-Spiel auf der Dobro. Ein interessanter Versuch, die Wege zu gehen, die das Leben einem vorgibt, und dabei die eigene Kreativität ausleben zu können. Mit Richard Bargel muss man wohl in Zukunft als Singer-Songwriter rechnen. An manchen Stellen erinnert Bargel an Johnny Cash auf seinem Spätwerk American Recordings, dann scheint Ry Cooder das Slide zu führen. Eine wirklich schöne CD!
Rolf Winter

 Dixieland und Dixie-Klo

Blues und Comedy? Das ist die CD A Story of Blues oder Rapunzel Jones und die Suche nach der Heiligen Blue Note von Jochen Malmsheimer, Heinz-Peter Lengkeit und der Groove & Snoop Bluesband. Klingt nach einem interessanten Format. Der Deutsche Kabarettist und frühere Bluessänger Jochen Malmsheimer hat sich gemeinsam mit Heinz-Peter Lengkeit hingesetzt und die beiden haben die Geschichte des Blues humoristisch aufgearbeitet und gemeinsam mit der ausgezeichneten Snoop & GrooveBlues Band ein Hörbuch aufgenommen, das in lustiger und unterhaltsamer Art und Weise die Geschichte des Blues erzählen will. Das Ergebnis liegt nun in Form einer knapp 50-minütigen CD vor. Der Erfolg sei dem Unternehmen gegönnt, aber mich hat die Aufnahme in keiner Weise überzeugt oder gar begeistert. Die CD ist weder sonderlich lustig – was ja sowieso Ansichtssache ist – noch ist sie informativ. Denn im Versuch, witzig zu sein, wurde das Skript mit einer Grundhaltung geschrieben, die sich als «ist doch egal» charakterisieren lässt. Die Darstellung des Blues missbraucht das Format einer scheinbar informativen Sendung für aus der Luft gegriffene Pseudo-Fakten. Dabei wird historische Information ersetzt durch ein humoristisches Narrativ, das leider auf eine überaus stereotype Darstellung des Blues zurückgreift. Somit stellen sich nach Anhören der CD zwei Fragen, nämlich «Für wen ist das eigentlich gedacht» und vor allem «Was soll das eigentlich?».

Marc Winter

Sexy Vielseitigkeit

Die New Yorkerin Lilly Martin lebt und arbeitet in der Schweiz und für ihr CD-Projekt The Roadhouse Mission hat sie sich mit feinen Musikern umgeben und ein superfetziges Album eingespielt, eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 2013 mit 12 grossartigen Titeln, die von der verlässlichen und spielfreudigen Band getragen werden. Die besondere Attraktion geht aber klar auf Lilly Martins weiche und sinnliche Singstimme zurück. Dies ist keine Rockröhre, mehr eine sexy Soul-Stimme, die sich mühelos auch in bluesigeren Gefilden bewegt. The Roadhouse Mission ist eine gelungene Mischung unterschiedlicher Gangarten, von bluesigen bis rockigen Klängen ist alles vertreten, und alles wird mit vergleichbarer Autorität gespielt. Dies allerdings darf bei dieser Begleitband aber auch nicht erstaunen.

Rolf Winter

Oftmals war die Grammyverleihung schon ein Hinweis auf Trends in der Musik. Man denke an die Unplugged-Welle der 90er Jahre. Der Grammy 2014 in der Kategorie Blues Album wurde vergeben für das Album Get Up!, eine Zusammenarbeit von Ben Harper mit Charlie Musselwhite. Hoffentlich erweist sich auch dieser Grammy als wegweisend, denn es wäre zu begrüssen, wenn das Konzept einer intensiveren Zusammenarbeit mehr zu beobachten wäre. Der Grammy für Get Up! geht nicht an eine Sammlung von Einzeltitel mit «featuring» Gastauftritten, sondern er zeichnet vielmehr eine tiefe Kooperation aus, eine Konversation zwischen zwei Seelen, wenn man so will. Get Up! Ist zu Recht der Gewinner in diesem Jahr, ein Album, das bedeutend ist und zeitlos, weil es sich auf die Kerntugenden guter Musik beschränkt.

 

Marc Winter

Well Done

Am 13. September 2013 veröffentlichte Stephan Imobersteg seine neueste CD For So Long, eine Veröffentlichung, die in Zusammenarbeit mit dem dem Duo Patina entstand. Der Titel der CD ist For So Long, und das auf alt getrimmte Coverbild ebenso wie der Name Patina vermitteln einen Eindruck, den die CD selbst nicht bestätigt: hier wird kein Vintage-Blues angeboten, sondern moderner Rock gespielt, der sich im Radio ebensogut macht wie im Fitnesstudio oder in einer lauen Sommernacht. Tanzmusik, Partymusik, Rockmusik mit Blueswurzeln auf 12 Titeln, aufgenommen mit hoher stilistischer Konsistenz, das ist For So Long, oder wie die Musiker selbst ihren Sound beschreiben: «bluesadelic folk-rock». Ein gelungener Misch mit distinktem Texas-Feeling.

Rolf Winter

Barebone Blues

Die Kanadierin Suzie Vinnick hat 2011 ihre dritte CD Me 'n' Mabel vorgelegt, weitgehend ein Solo-Album mit Bluestiteln, nur auf wenigen Sticken hat sie Unterstützung. Herausgekommen ist ein stimmiges Album mit tollen Titeln. Ihre Stimme ist eine Wucht, klarer kräftiger Gesang im Stile Bonnie Raitts, aber zur Begleitung ihrer geliebten Gitarre, die sie zärtlich Mabel nennt. Der Titel der CD ist also zugleich Programm: Eine Frau, eine Gitarre und der Blues. 14 schöne, wenn auch insgesamt gleichförmige Titel sind auf der CD, etwas über 51 Minuten, und damit ist das ein guter Deal. Freunde der akustischen Bluesmusik werden an dieser Stimme ihre Freude haben, Suzie Vinnick zeigt sich auf der Höhe des Anspruches.

Rolf Winter

 Retro im besten Sinn des Wortes

Die British Invasion der 1960er Jahre hat die alten Songs des Countryblues-Repertoire genommen und sie mit elektrischen Instrumenten gespielt, wodurch sie die Titel modernisierten. Das Darmstädter Trio Papa Legba’s Blues Lounge hat eine entgegengesetzte Bestimmung: Sie führen Titel zurück auf ihre jeweiligen Country-Blues-Wurzeln. Und das tun sie selbst mit solchen Titeln äusserst stimmig, die stets nur akustisch gespielt wurden. Das Retro-Feeling ist stets greifbar, und so machen die drei Hessen Wohlfühl-Blues im besten Sinn. Es ist die Art von Bluesmusik, die leider an modernen Bluesfestivals auf Brunches abonniert ist und die zu oft als Sideshow unzureichend Würdigung erfährt. Hier wird Blues in Vollendung gespielt, von Musikern, die in diesen Traditionen gereift und erfahren sind, auch wenn sie niemals etwas zur Baumwolle beigetragen haben. Sparsame Instrumentierung, Kontrabass und tolle Gesangsstimmen, das sind die Ingredienzien für den Country-Blues von Papa Legba’s Blues Lounge. Für Liebhaber des Country-Blues à la Marco Marchi & The Mojo Workers oder Country Blues Project ist dies eine weitere Formation, die im Bereich Roots-Blues tolle Musik macht. An Papa Legba’s Blues Lounge fasziniert dabei die vielseitige und ausgewogene Instrumentierung.

Rolf Winter

 

Der in der Nähe von Zürich lebende John Lyons ist der Frontman einer Band, die seit 2005 mit gewissen personellen Wechseln süffige und eingängige Musik spielt. Rechtzeitig zum Ende 2013 legt John Lyons seine neue CD Sing Me Another Song vor, eine Sammlung von 12 selbst verfassten Titeln, in zwei Studios aufgenommen und gekonnt zusammen montiert. Am 19. Dezember ist die CD-Taufe im Nordportal in Baden. Zeit also, das neue Werk vorzustellen. Im Begleittext zur CD auf der Website des Vertriebs schreibt Lyons, dass er durchaus den Blues zu spüren bekam, denn der Job, mit dem er die Brötchen verdiente, ging nicht weiter und auf der mühsamen Suche nach einer neuen Anstellung wurden die Songs für dieses Album verfasst. Sing Me Another Song ist aber nicht düster oder traurig, vielmehr bietet Lyons mit seiner aktuellen Band eine Reihe von Aufnahmen, die Ohrwurm-Qualitäten mitbringen und fliessend gespielt werden, mit tollem Groove. Stilistisch zwischen Rockballaden und Soul-Material beheimatet, bietet die CD nur hin und wieder eine eindeutige Referenz an den Blues. Damit hat sich John Lyons definitiv vom Power-Trio-Format abgewandt und er präsentiert hier seine eigene und gereifte Stimme als Songwriter.
Rolf Winter, Redaktionsleitung

Reifes Werk

 

2014 kann der 1969 geborene Boogie- und Bluespianist und Sänger Nico Brina sein dreissigjähriges Bühnenjubiläum feiern. In dieser Zeit hat er zehn CDs und eine DVD heraus gebracht, 1995 einen Prix Walo gewonnen und 1996 einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde für den schnellsten Boogie Woogie geschafft. Nun hat er sein elftes Album «Flight 6024» beim schwäbischen Label StoMo (Stormy Monday Records) heraus gebracht. Es ist sein bisher bluesigstes Werk und enthält 16 Titel, davon 9 eigene Songs. Die eigenen Titel zeigen Brinas Qualitäten als Songschreiber und bei den Covern zeigt er, wie man abgelutschten Klassikern neues Leben einhaucht. Die CD wurde live im Studio eingespielt. Eine prachtvolle und attraktive Mischung aus Boogie Woogie und Blues und das bisher abwechslungsreichste Album des Künstlers.

 

Rolf Winter, Redaktionsleitung

40 Jahre unterwegs: Jubiläumsalbum

1973 gegründet, gehören Los Lobos zu den dienstältesten Bands. Im Gegensatz zu manch anderer Gruppe sind alle Gründungsmitglieder der Band immer noch aktiv. Mit ihrer Mischung aus RnR, Tex-Mex, Country, R&B, Soul und Blues haben sie einen unverkennbaren Sound geschaffen, der Musikfreunde verschiedener Stilrichtungen anspricht. Entwickelt hatten sie ihren einzigartigen Stil, weil sie es satt hatten, immer nur die gleiche Handvoll amerikanischer Topsongs zu spielen. So liessen sie den Einfluss traditioneller mexikanischer Musik, sowie verschiedener, anderer Stile zu und formten das Ganze zu ihrem Markenzeichen. Mit dem 1985 erschienenen Album How Will The Wolf Survive? Erreichten sie zum ersten Mal obere Ränge in den Charts und mit La Bamba gelang ihnen 1987 ein Smash-Hit, der weltweit die ersten Plätze der Hitparaden erreichte. Zum vierzigsten Geburtstag der Gruppe haben sie ein Konzert vom Dezember 2012 als CD unter dem Titel Disconnected in New York City heraus gebracht, erschienen Ende Oktober 2013 bei Proper Records. Es gibt zwei Ausgaben: eine DVD des Konzertes, begleitet von 2 CDs mit den Songs, sowie eine ausgekoppelte CD mit 13 Titeln. Aufgenommen wurde das akustische Konzert in der City Winery New York. Es ist erst der vierte publizierte Konzertmitschnitt seit 2005.
Marc Winter

 Piano-Solo in Perfektion

Für sein neustes Projekt hat sich der Süddeutsche Pianist Thomas Scheytt vorgenommen, eine CD mit Piano-Instrumentalstücken einzuspielen. Bei anderen Gelegenheiten spielte er schon in der Boogie Connection oder im Duett mit Ignaz Netzer. Das ist mutig, denn es gibt leider immer wieder Banausen, für die Solo-Piano immer nur Bar- oder Elevator-Musik ist. Thomas Scheytt tritt hier an, es allen Banausen zu beweisen, und er liefert eine ausgesprochen unterhaltsame Piano-CD ab. Die meisten Stücke sind solo eingespielt, manchmal kommen Rhythmusinstrumente hinzu, in einem Titel scheinbar auch ein Bass. Vom Boogie bis zu Georgia on my Mind ist alles dabei, was das Klavier hergibt im Blues- und Boogie-Bereich, mit der Virtuosität eines geübten und erfahrenen Pianisten. Wenn man sich auf den musikalischen Trip im Land des Pianos einlässt, zeigt Thomas Scheytt die Vielseitigkeit und mitreissende Qualität des Klaviers. Scheytt ist einer der grossen Blues- und Ragtime-Könner und dieses Album ist eine Tour de Force, die scheinbar ohne Anstrengung gespielt wird.
Rolf Winter

 

Die Deutsche Rock- und Bluesrock-Band Dynamite Daze legt mit Tango With The Devil bereits ihr drittes Album vor. Zu hören gibt es makellosen und sehr gradlinigen Rock, gespielt von einem Trio von Veteranen, die Bandleader Didi Dynamite als Frontman mit einer gehörigen Portion «Dräck» unterstützen. Gleichwohl ist für solche, die auf der Suche nach Bluesmusik im engeren Sinne diese CD wohl nicht empfehlenswert, dafür ist zu viel Rocksound dabei. Ebenfalls nicht für jeden Geschmack, aber durchaus faszinierend, ist zudem die sehr stark betont rauchige Blues-Stimme, die manchmal nach Tom Waits klingt, manchmal nach Howlin Wolf, aber auch immer wieder bloss nach verstellter Stimme. Der thematische Flirt mit dem Teufel ist ein netter Einfall, der sich auch in manchen Songtexten wiederfindet, und so sieht man auf dem Cover den Teufel, wie er seinem Gegenüber zuprostet. Das ist zwar nicht gerade Tangotanzen, aber vielleicht wollte man ja auch allzu grosse Ähnlichkeit mit John Mooney Dancing with the Devil vermeiden. Immerhin ist der gleichnamige Titel dann ein waschechter Tango, und das Cover sieht cool aus.
Rolf Winter

 

Musik ist Freude
Der Kalifornier sieht zwar noch immer aus, als hätte er eben erst das College abgeschlossen, aber Robben Ford ist in jeder Hinsicht ein Veteran des Musikgeschäfts, dessen Publikationen mit grosser Kontinuität erscheinen. Mit mehr als 60 Jahren Lebens- und über 40 Jahren Bühnenerfahrung weiss er was er will und was er kann. Seine Kooperationen mit anderen Musikern (Miles Davis, Joni Mitchell, Jimmy Witherspoon, Larry Carlton) sind legendär und seine Künste als Gitarrist sind unbestritten (fünf Grammy-Nominationen). Seine Kunst gründet stets im Blues, insbesondere, was Ausdruck und Artikulation angeht, aber seine harmonischen Touren bringen ihn in alle musikalischen Gefilde: Funk, Fusion, Jazz, Folk, in allen Sparten ist der im Dezember 62jährige gleichermassen bewandert. Auf seinem aktuellen Album Bringing It Back Home geht er neue Wege, indem er einfach Musik spielt, die Freude bereitet, ohne dabei auf gitarrentechnische Feuerwerke Wert zu legen. Was er so in Fingerfertigkeit vermissen lässt, gewinnt Ford in Feeling und Gesang. Das ganze Album steht scheinbar unter dem Motto: Musik macht Spass. Und zwar gleichermassen für die Musiker, die sie einspielen wie für die Hörerinnen und Hörer, die Musse und Ohren für diese wunderbare Musik haben.

 

Rolf Winter

 Freischlader satt

Die Henrik Freischlader Band um den Wuppertaler Gitarristen und Sänger hat eine grossartige Kompilation von Live-Mitschnitten veröffentlicht. Darauf sind zwei Konzerte aus den Jahren 2011 und 2012, die das Label «Cable Car Records» jetzt in Form eines 4-CD Digipacks auf den Markt bringt. Mit 266 Minuten Musik gibt es gehörig die Ohren voll mit dem bekannten Bluesrock des Quartetts mit seinem unglaublichen Vintage-Sound. Zeitloser, guter Rock und Bluesrock wird hier gespielt, ohne einen Blick auf die Uhr zu werfen. So gibt es zwei Tracks mit 23, bzw. 27 Minuten Spielzeit, in denen man tief in den Groove eindringt. Druckvoller Bluesrock, abwechselnd und interessant präsentiert, ein gelegentliches Zitat reichert das Set an, und auf allen Aufnahmen ist echte Live-Atmosphäre zu hören. Sehr viel besser kann man es wahrlich nicht machen.
Die hier veröffentlichten Aufnahmen stammen von einem Konzert der «House In The Woods-Tour» vom 08.11.2012, gespielt im Kulturzentrum «Faust» in Hannover und von einem der «Still Frame Replay-Tour» vom 21.05.2011 im «Kunst-Werk» in Arnsberg. Die letztere Aufnahme existiert auch als DVD mit dem Titel Show No 47. Hier kommt also noch Show Nr. 27 hinzu. Wieso diese Shows ausgewählt wurden, wird nicht diskutiert. Beide Aufnahmen sind mit derselben Band eingespielt, was neben Freischlader die anderen drei Köpfe der Band sind: Moritz Fuhrhop (Hammond/Keyboards), Theofilos Fotiadis (Bass) und Björn Krüger (Schlagzeug) sind ebenso integrale und unverzichtbare Teile des Bandsounds wie Sänger und Gitarrist Henrik Freischlader.Die Band hat sich zu Recht einen Namen gemacht hat als Fackelträger des 60er Jahre Bluesrock-Sounds à la Cream, Hendrix, Fleetwood Mac und anderen Bands der British Invasion.
Rolf Winter

 Perfektion bis zur Langeweile

Chris Antonik ist ein kanadischer Bluesman aus Toronto, der als Gitarrist und Sänger eine Band anführt. Sein Debutalbum 2010 wurde mit allen Preisen bedacht, welche die Bluesszene bereit hält, und nun legt der Gewinner des «Maple Blues Awards» mit Better for You sein zweites Album vor. Darauf präsentiert er elf Songs, die mit einer Ausnahme alles Eigenkompositionen sind. Das Cover ist «Big» Walter Hortons akustischer Titel Have a Good Time, der auch auf dieser CD der einzige akustische Titel ist. Die anderen zehn Songs sind elektrische Bluessongs moderner Prägung, bei denen insbesondere Chris Antoniks grosse Nähe zu Eric Clapton auffällt. Nicht nur wegen des Strat-Sounds klingt Anotink wie der grosse E.C., auch eine laid-back-Entspanntheit ist zu vernehmen, die bei einem so jungen Musiker erstaunen. Wenn die CD einen Makel hat, dann vielleicht den, dass sie zu perfekt ist.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Erster Streich der Luzerner Bluesrocker

Rozbub brachte seine Debut CD Ende September 2013 heraus. 13 Titel, alle stammen aus der Feder von Manu Bissig, die Texte schrieben Manu Bissig und Gregi Sigrist (Rockzipfel, Greg Demo). Neben der Stammbesetzung aus Manu Bissig (gut, voc), Lukas Kurmann (b) und Christian Schönholzer (dr) werden Rozbub von Gigi Moto, Mayke van Riet und Reto Burrell als Background Chor unterstützt, ausserdem bedienen Chris Heule die Keyboards und Dario Sisera die Perkussion. Aufgenommen wurde das Album in den 2inch Records Studios. Heraus gekommen ist eine mitreissende CD mit psychedelischem Stoner/ Power Bluesrock und teilweise originellen Mundart Texten, die das Herz der Freunde dieser Stilart höher schlagen lässt.
 
Die beiden ersten Titel Süessi Freiheit und Osserirdisch lassen es gleich krachen und füllen den Raum mit groovendem Bass- und Schlagzeug , darüber schier endlose Gitarrensoli à la Jimi Hendrix. Socht bringt etwas Entspannung, kommt aber immer noch wuchtig daher. Himmel ond Zrogg besingt den Kater am Morgen danachund  Vegas beschäftigt sich augenzwinkernd und kritisch mit Träumen von Erfolg und Starrummel. Fernweh ist das Thema des Songs Wäg vo do. Beinahe philosophisch wird's im Song Jäger, in dem Rozbub unsere Ängste vor unseren eigenen Abgründen besingt, wie auch in Demon, dem ruhigsten Song des Albums. In Rotzbueb geht es vordergründig um's Sterben, aber eigentlich ist es ein Song über das Leben. Das Album endet mit einem über sieben Minuten langen instrumentalen Pelzli, bei dem die Band nochmal alle Register zieht und den Hörer in einem Strudel psychedelischer Gitarren-Schwerarbeit mitreisst.
Rolf Winter

 Modern Vintage Classic Rock

Die im Südosten Deutschlands beheimatete Band GProject Blues Band legt mit Blues Shadow ihren ersten Longplayer vor, auf dem das Quartett eine erstaunliche stilistische Vielfalt zeigt. Dabei stellt sie eine erfreuliche Sicherheit in allen Bereichen unter Beweis, sei es harter Bluesrock oder sanfte Ballade. Die 15 Titel auf der CD teilen sich in acht Eigenkompositionen und 7 Covers von solch unterschiedlichen Komponisten wie Merle Travis, Elmore James oder Joe Walsh. Mit ihrer stilistischen Vielfalt macht die Band Laune und Lust auf mehr, und die CD ist ausgesprochen abwechslungsreich, wobei sie stets mehr als unterhaltsam bleibt. Das ist beste Stimmungs-Musik. Ob akustische Slide-Gitarre oder Rock-Soli im grossen Stil, beides passt hier gut nebeneinander. Die Band hat wirklich das Prinzip verinnerlicht, dass das Ensemble einer Rockband mehr ist ihre einzelnen Musiker. Es wäre zu hoffen, dass die Band bald auch in der Schweiz live zu sehen ist.

 

Marc Winter

Royal Southern Brotherhood mit Damenbegleitung

Die junge Dame will keine Lady sein. Samantha Fish , die mit Black Wind Howlin‘ ihre zweite Veröffentlichung dem Label «Ruf Records» vorlegt, bemüht sich mit jeder Note, die sie auf ihrer Gitarre spielt sowie mit jedem gesungenen Ton um ein Image als Bad Girl, als Troublemaker. Die wirkt aufsässig und frech, eine Blues-Bitch, die selbstbewusst und stolz auftritt. Black Wind Howlin‘,ihr nach ausgiebigem Touren aufgenommenes Album, bringt alles mit, was ein gutes Album hierzu braucht. Fetziger, rockiger Blues von einer gut eingespielten Band. Hier geht die Post ab. Samantha Fish hat die Unterstützung der Royal Southern Brotherhood zu Hilfe genommen. 12 Titel wurden eingespielt, davon ein Cover, und der Rest von Fish selbst geschriebene Songs. Die Musik ist harter Bluesrock, durchsetzt mit eher akustischen Passagen und einem Slow Blues. Alle Titel sind gut eingespielt und so ist die Musik durchgehend stimmig und ansprechend. Und sie hat jede Menge «Dräck».
Rolf Winter

 Gelungenes Tribut Album

Manchmal geht einem eine Neuerscheinung durch die Lappen. Um so schöner, wenn man dann unvermittelt ein Juwel kennenlernt, das schon seit einigen Jahren auf dem Markt ist. So geschehen mit dem 2007 erschienenen Goin Home A Tribute to Fats Domino, das mir neulich erst auffiel, und das ich als grosser Bewunderer von Fats Domino mit grosser Freude angehört habe. Für den grossen kleinen Mann aus New Orleans, der im Zusammenhang mit der Hurricane-Katastrophe «Katrina» von 2005 sein Haus verloren hat und nur mit dem nackten Leben davonkam, fanden sich 2007 die Crème der Popmusik zusammen, um für diesen ein Tribute-Album aufzunehmen. Vom Renommee und der Qualität der Musiker durchaus mit anderen grossen Tribute-Produktionen zu vergleichen wie Two Rooms, ist Goin Home eine Jubelfeier des New Orleans-Sounds und des Genies dieses Pianisten, der nicht bloss der Fat Man ist.

 

Rolf Winter

Zeitlose Titel

Timo Gross ist ein deutscher Gitarrist und Sänger, der im Blues seine Wurzeln verankert, aber von dort aus in andere Genres wandert. Ausgezeichnet mit dem «Preis der Deutschen Schallplattenkritik», hat der erfahrene Profimusiker jetzt ein Album aufgenommen, das intim und berührend ist, persönlich und voller Zuneigung für die Musik, die er spielt, denn der 49-jährige Gross spielt die Lieder ein, die musikalische Wegmarken waren in seinem Leben waren, und die er seit jeher liebt. Deshalb heisst das Album Landmarks, denn es sind seine musikalischen Orientierungspunkte. Erwartungsgemäss ist die CD es ist eine eklektische Mischung von Stilrichtungen, die allerdings durch die sanft führende Hand von Gross zu einem einheitlichen Gesamtwerk verschmelzen. Manches ist bluesig, vieles aber US-Pop- und Rocksongs, die man als durchschnittlicher Radiohörer auch durchaus kennen kann. I Thank You von ZZ Top wird ebenso interpretiert wie I’ll Make Love to You Anytime von J.J. CaleJames Taylors Wiegenlied für seinen NeffenSweet Baby James steht Seite an Seite mit Infected von The The. Man kann sich gut vorstellen, wie er diese Titel einst auf einer selbst gemixten Audio-Kassette im Walkman hörte. Nun errichtet er diesen Liedern ein Denkmal, mit zu gleichen Teilen Kompetenz und Hingebung. Herausgekommen ist dabei ein schönes Album, das am 4. Oktober erscheinen wird.

 

Rolf Winter

More of a good thing

Das italienische Bluesquartet Morblus hat seit langem wieder einmal ein Studioalbum veröffentlicht. Green Side ist die erste Studioveröffentlichung seit 2006 (der etliche ausgezeichnete Live-Aufnahmen entgegenstehen). Die 14 Songs sind mit einer Ausnahme Eigenkompositionen und das Cover — Albert Kings Slow Blues I Believe to My Soul — ist eine bemerkenswerte Wahl. Die Band zeigt, dass sie sich durch das intensive Touren der vergangenen Jahre ideal aufeinander eingespielt haben, die gesamte CD klingt enorm flüssig und die Musik kommt stets mit einer Frische und Leichtigkeit aus dem Lautsprecher, dass es eine wahre Freude ist. Wie bei einem gut eingespielten Sportteam oder einer gut geölten Maschinerie stimmt bei Morblus das Ineinandergreifen der einzelnen Elemente bis ins kleinste Detail. Das macht ihre Musik so einzigartig.

 

Rolf Winter

Spätzleblues

PhrasePig ist ein Sextett aus deutschen Amateurmusikern, die nach Feierabend Blues spielen. Das schöne daran: Sie spielen tollen und mitreissenden Blues, und zudem singen sie diesen jetzt auch noch auf Dialekt. Die CD Uff dr Gass bringt 13 selbst verfasste Songs, zumeist ziemlich bluesige Titel, sämtliche Songtexte sind in schwäbischem Dialekt gehalten. Nach Jahren als Band mit einem Repertoire aus Covertiteln trauen sich die sechs Mitglieder von PhrasePig jetzt Schwäbischen Blues zu oder, wie die Band selbst schreibt, «Schwobablus». Die Musik ist fetzig, und die schwäbischen Texte sorgen für einen witzigen Effekt – wenn man sie denn versteht. Die Band weiss offensichtlich was sie tut, und sie hat viel Spass dabei.

 

Rolf Winter

 Neues vom Altmeister

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Buddy Guy ist zurück! Der Altmeister des Chicago-Blues und allmählich letzte Bluesman der Windy City, der grosse Fahnenträger des Erbes von Muddy Waters zeigt auf der neuen Doppel-CD mit dem Titel Rhythm & Blues nichts Neues. Er zeigt, das was er am Besten kann: Harten urbanen Blues mit einem Rhythmus, «so funky they can smell it», wie der Meister sagen würde. Um zu zeigen, dass er auch gar nichts Neues machen will, hat er sich wieder der Polka-dots entsonnen und tritt erneut mit Tüpfelgitarre aufs Coverbild. Der Titel Rhythm & Blues ist ebenfalls nicht sehr einfallsreich, aber all das spielt keine Rolle, denn Buddy Guy geht es nur und einzig um die Musik und die damit verbundenen Gefühle.

 

Marc Winter

Zweiter Streich

Der Deutsche Slide-Gitarrist Greyhound George wurde auf diesen Seiten schon mit seiner Solo-Aufnahme besprochen, nun ist er mit einer Neuerscheinung an die Öffentlichkeit getreten, in der er seinen sozusagen die Reise vom Delta nach Chicago nachvollzieht, denn gemeinsam mit Harp-Spieler Andy «The Alligator» Grünert spielt Greyhound George hier eine elektrische Slide-Gitarre, was seinem Sound sehr gut tut, weil es weitere Facetten zeigt. Das Zusammenspiel mit der Bluesharp ist gut etabliert, die beiden Protagonisten verstehen sich blind, und der sanftere, etwas weniger erdige Sound der E-Gitarre nimmt etwas von der rootsigen Erdigkeit des akustischen Slide-Spiels.
 

Rolf Winter

Vielseitig

Vierzehn Titel veröffentlicht der Deutsche Multi-Instrumentalist und Roots-Musiker Michael van Merwyk auf seiner CD New Road, alle Titel sind Eigenkompositionen, und musikalisch präsentiert die Band verschiedene Stilarten des Blues, von Didley-Bow Urblues bis zum fein stimmigen Slow Blues. Michael van Merwyk singt fast akzentfrei und mit sehr gefühlvoller Stimme, die Musiker unterstützen ihn schön, das sind stimmige Titel, einer wie der andere, und die reiche Erfahrung des gestandenen Songwriters van Merwyk zeigt sich im Songwriting wie in den Arrangements.

Rolf Winter

Die Band Matt And The Strangers beschreibt ihre Musik als «Psychedelischen Bluesrock», was es ziemlich genau trifft. Und eine Hörprobe beweist, was das Cover andeutet: Hier spielt ein Powertrio, das in den Fussstapfen von Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan wandelt, wie Gitarre, Amp, Verstärkerkabel und der Hut beweisen. Tatsächlich sind Matt And The Strangers Meister der musikalischen Emulation. Sie schaffen es, Stimmungen zu erschaffen, die an längst vergangene Musik erinnert, eben an psychedelische Klänge. Neben Matt Force sind der phantastische Schlagzeuger K. L. Walter und Yannick Tinguely Mabillard am Tieftöner mit von der Partie. Die Band bietet perfekten Power-Rock, Power-Blues im Retro-Look, und ihre Musik ist eine Liebeserklärung an die Gitarre.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Reife Leistung


Broke, Busted and Blue
. Der Titel des neusten Albums des in München lebenden Bad Ischlers Marshall X lässt Unheil schwanen. Und tatsächlich, die dreizehn Songs beschäftigen sich ausschliesslich mit den klassischen Themen des Blues: Kein Job, kein Geld, kein Baby mehr. Bestenfalls ist man gerade verliebt und schon nagen die Zweifel, ob es wohl gut gehen wird. Oder man flüchtet sich Freund Bourbons Arme, um dann den Kater zu beklagen. Natürlich glaubt man an Rock & Roll und fährt einen 69er Chevy. Wer nun aber annimmt, es handele sich um ein Sammelsurium von tausendmal gehörten Bluesklischees, oder praktizierte Nostalgie liegt total daneben. Vielmehr ist es eine erfrischend bunte und entspannte Handvoll toller Songs modern interpretiert.

Rolf Winter

It's Only Rock 'n' Roll. . .

Die Ostschweizer Formation Catfish um Sänger und Gitarrist Antonio Campitelli hat sich auf das spezialisiert, was sie im Titel ihrer CD reklamiert: Vom Schweiss harter Arbeit herausgedrückter Rock’n‘Roll, wobei die Arbeit auf der CD darin besteht, 41 Minuten lang hart abzurocken. Die ist nicht Rock’n’Roll im Sinne der 50er Jahre, sondern harter treibender und kompromissloser Rock britischer Provenienz aus 2 Gitarren, Schlagzeug und Bass. Das ist guter alter Rock, wie er nie aus der Mode kommt, Musik im Stil der Rolling Stones, auch Cream und weiterer Vertreter wie Led Zepplin oder ZZ Top. Schwer stampfende Shuffles und hypnotische Basslinien machen einen Sound, bei dem man sich wohl und zuhause fühlt. Wenig Schnörkel, viel Power. Eben Sweat Driven Rock’n’Roll.

 
Rolf Winter, Redaktionsleitung

Perlen

«BlueWisdom Vol. 2 ist» die Fortsetzung des 2012 erschienenen Albums «Blue Wisdom» der Sängerin Yvonne Moore. Sie ist der zweite Teil einer Reihe mit Perlen (Moore), welche die Künstlerin entdeckt und gesammelt hat. Es hat darunter Songs, die kaum bekannt sind, aber auch solche, die mal sehr populär waren, inzwischen aber etwas Staub angesetzt haben und zu einer Neuinterpretation geradezu einladen. Die meisten Songs wurden von Mat Callahan arrangiert, der hörbar sein Handwerk versteht. Die Arrangements von «Another Man Done Gone» und «Jack O’Diamond» besorgte Yvonne Moore. Die beiden haben Songs ausgesucht, die man teilweise in den Urversionen kaum mehr anhören würde, es sei denn, aus historischem Interesse. Tatsächlich ist es gelungen, den Glanz unter der Schicht aus Staub und Vergessen hervor zu holen. Wir sehen uns die Perlenkette mal näher an.

Rolf Winter

Blues Power aus Hamburg

Volle Blues-Power, eine hammermässige Röhre am Mikrophon und ein dominantes Schlagzeug, das die Songs vorwärts treibt, das ist das Erfolgsrezept von Jessy Martens und ihrer Band. Die Band spielt harten Rock mit gelegentlichen, aber eher losen Anleihen im Blues. Damit kriegen sie einen kraftvollen Sound hin, der überzeugt. Die Hamburger Band, die erst 2010 gegründet wurde, hat als letztjähriger Gewinner des «Deutschen Rockpreis» sowie des «German Blues Award» im selben Jahr auch schon Anerkennung gefunden. Musikalisch hat die Band als Quintett mit Gitarre, Piano, Vocals und Rhythm Section ein gutes Format gefunden und die Arrangements sind schön und abwechslungsreich, die Gitarre und das Piano übernehmen die Instrumentalsoli, aber die Musik lebt in erster Linie von der Riesenstimme von Jessy Martens, die irgendwo zwischen Gianna Nannini und Janis Joplin anzusiedeln ist.

Rolf Winter

Eigentlich war ich sehr erfreut, eine CD von Paul Brady rezensieren zu können, der Nordirische Songwriter, Sänger, Gitarrist und Pianist war mir bekannt als Autor des wunderbaren Titels The Lakes of Ponchatrain, und auf auf der Anthologie Dancer in the Fire erzählt er in bester Irischer Tradition schöne Geschichten, fein instrumentiert und mit viel Gusto gesungen. Gleichwohl bleibt die CD seicht und mit 22 Titeln etwas zu viel des Guten – irgendwann wird es langweilig für alle, die nicht seit Jahren Fans des Sängers sind und die diese Titel nun auf einer Doppelalbum beieinander haben können.

Rolf Winter
Ein wahrer Meister

Die CD Masterpieces Vol. 1 des deutschen Pianisten Henning Pertiet ist reines Gold für Boogie-Woogie Puristen. Hier gibt es «nur» Solo-Klavier zu hören, nichts sonst, aber das auf allerhöchstem Niveau. Und so ist die scheinbare Vermessenheit, sich selbst im Titel als ein Meister am Klavier zu bezeichnen, alles andere als unbegründet. Sehr viel besser kann man nicht Boogie-Woogie-Piano spielen, wobei der Hamburger Tastenkönner nicht auf Boogie Woogie reduziert werden kann, zu vielfätig sind die musikalischen Einflüsse, die er verarbeitet. Eine wirklich reife Leistung und eine Verneigung vor den Meistern des Genres, in deren Reihe er sich zu Recht stellt. Hoffen wir, dass noch viele Masterpieces das Licht der Welt erblicken. Der Verlag «Stormy Monday Records» aus dem Norddeutschen Kornwestheim hat eine tolle Veröffentlichung gemacht. Die CD kann hier bestellt werden. 

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Pinetops Urenkel

Liebhaber grossartigen Pianospiels aufgepasst, genau darauf habt Ihr gewartet: Clay Swafford, der Shooting Star der amerikanischen Pianoblues Szene, hat sein Debutalbum «Rooster» veröffentlicht. Die CD Taufe fand am 11. Mai 2013 an würdigem Ort im Ground Zero Blues Club in Clarksdale statt. Clay spielt auf einem alten Weber Klavier ohne elektronischen Firlefanz, wodurch das Album die genuine Atmosphäre einer Rent Party einfängt. Heraus gekommen ist eine Scheibe, die man lange Zeit nicht mehr aus dem CD Spieler nimmt, nachdem man sie das erste Mal eingelegt hat. Da stimmt einfach alles: Die Stimmung, die Songs, das Lineup und vor allem die Leidenschaft, das Gefühl und das Können des erst 30 jährigen Pianisten.

 

Rolf Winter

Wow Wow Wow!!!

Liebhaber des Westside-Blues aufgepasst! Es gibt einen jungen Musiker der die Flamme des West-Side-Blues weiterträgt: John Németh, ein Musiker, der Anfang des neuen Jahrtausends aus Idaho loszog und der mit seiner mitreissenden Art, den Chicago-Blues zu interpretieren eine grosse Karriere vor sich hat. Um das zu wissen braucht man keine Kristallkugel, da reicht ein Paar Ohren. Was er auf einem Paar im Eigenverlag herausgebrachten Live-CDs zeigt, ist aufregend, begeisternd, beglückend und einfach Song für Song ein Vergnügen. Blues Live und Soul Live heissen die beiden CDs mit 13, bzw. zwölf Titeln und einer Gesamtlaufzeit von 2 Stunden. John Németh wringt sich in den 25 Titeln seine Seele aus, um auch noch die innerste Regung nach aussen zu kehren. Dazu benutzt er eine Bluesharp, wie sie seit dem Tod von Junior Wells nicht mehr zu hören war und vor allem seinen Gesang. Der Mann singt wie ein Bluesengel, mit einer schön anzuhörenden Stimme, die zudem bewundernswert variabel ist: Soul, Rock’n’Roll, Funk ist aller drin und sein Soul-Bluesgesang fast von Howlin Wolf bis fast zu Al Green haut einen schlicht um.

Rolf Winter
Der Bart ist ab

Hugh Laurie, der englische Schauspieler, der in der Serie «House» acht Staffeln lang Dr. Gregory House verkörperte, ist nicht nur Schauspieler, er ist auch Musiker. Der Mann spielt beeindruckend gut Klavier, und nach seiner ersten Veröffentlichung Let Them Talk folgt nun mit Didn’t it Rain eine weitere Sammlung von Old Time Klassikern, Musik aus der Jazz und Blues Tradition, also Roots Music im besten Sinne. Ob Hugh Laurie mit dieser zweiten Karriere versucht, sich neu zu erfinden oder ob er eine tiefere philosophische Botschaft damit bezweckt, vor allem scheint er vorzuhaben, Spass zu haben mit Songs, die sein ihn Leben lang begleiten. Bewirkte die erste CD bereits ein Aufhorchen, so ist die zweite noch einen Tick besser, selbstbewusster und stilsicherer. So sehr, dass sich die Frage aufdrängt, ob es sich bei dem Engländer Laurie nicht eigentlich primär um einen Musiker handelt, der zufällig auch der wichtigste Serienschauspieler einer gewissen Ära war. Der Bart ist ab, denn hier zeigt Hugh Laurie endgültig sein wahres Gesicht – das des Bluesman.

Marc Winter

DickFarellyMatWalklateKeepItCleanCDCoverEs gibt Bands, die Blues-Titel covern, bei denen aber in Wirklichkeit kein Titel nach Blues klingt. Das Britisch-Irische Duo bestehend aus Gitarrist Dick Farrelly und Harp-Virtuose Mat Walklate zählt zum Gegenteil. Bei diesen zwei Musikern klingen selbst Jazztitel wie Duke Ellingtons C Jam Blues oder Milt Jacksons Bags Groove noch nach Deltablues. Das liegt hauptsächlich an der Instrumentierung aus akustischen Gitarre und Blues-Harp, doch hier sind nicht musikalische Wiedergänger von Sonny Terry und Brownie McGhee zu hören. Ferelly und Walklate interpretieren dieses zeitlose Duett aus Harp und Gitarre neu und aufregend. Ihr aktuelles Album Keep It Clean bietet grossartige Musik, voller Leidenschaft, Spielfreude und Witz. Und alles mit bemerkenswerter Virtuosität eingespielt.

Vergangenen Juli, also im Sommer 2012 traf der Engländer Dick Farelly den Irischen Bluessänger und Harp-Spieler Mat Walklate in einer Bar in Amsterdam, worauf sie zusammen jammten und so eine Zusammenarbeit begannen, aus der nun dieses Album mit dem Titel Keep it Clean und einem leider etwas lieblosen Cover hervorkam. Das Album wurde schnell eingespielt, in nur einem Tag, und die CD ist Zeuge einer wirklich beseelten Session. Auf den Bluestiteln spielt die Gitarre solide und vornehm zurückhaltend, auf den jazzigeren bietet Farelly stilsicheres «Chomping» der Gitarre in bester Tradition einer Big-Band-Gitarre à la Freddie Green. Die Harp is flamboyant, und das Duo passt perfekt zusammen, sie feuern sich an, wie Buddy Guy und Junior Wells das taten, wirklich eine Freude, das zu hören.

Rolf Winter

Die schottische Formation Blues ‘n’ Trouble besteht seit runden 30 Jahren, wenn auch mit wechselndem Personal. Die aktuelle Veröffentlichung ist die erste seit neun Jahren. Sie enthält 13 Titel, darunter acht Eigenkompositionen und bietet fetzigen, groovigen Blues mit Blues-Harp und  Gitarre als hauptsächliche Solo-Instrumente. Gelegentliche musikalische Ausflüge in rockigere Stilverwandte tun dem Album gut, die CD bringt eine abwechslungsreiche Auswahl und die Gesangsstimme des Bandleaders Tim Elliott ist – insbesondere auf langsameren Nummern – grossartig.

Marc Winter

Ein Freund machte mich neulich auf die CD aufmerksam, die ich hier empfehlen möchte: Es ist eine Zusammenarbeit des malinesischen Gitarristen Ali Farka Touré und dem Amerikaner Ry Cooder, der das Album unter dem Titel Talking Timbuktu auch produzierte. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1993 von einer Session während Tourés US-Tour. Die CD zählt gemeinhin zur Musikrichtung «World Music», also zur traditionellen Musik, in diesem Fall Musik aus Mali. Auf Talking Timbuktu gibt es gemeinsame Klänge von Cooder, der bekanntlich den Blues gut kennt und oft spielt, der aber auch eine Reihe anderer Musikstile pflegt mit einem wahren Star der afrikanischen Musik zu hören. Sein Gegenüber Ali Farka Touré (1939-2006), der die Aufnahmen musikalisch wesentlich prägt ist ein aus Mali stammender Gitarrist, der Übernamen «Bluesman of Africa» oder «König des Wüsten-Blues» trägt, weil sein ausgezeichnetes Solo Gitarrenspiel bluesig klingt und seine Kompositionen ebenso mit einfachen hypnotischen Riffs arbeiten wie Blues-Boogie-Songs. Und weil der Blues von der westafrikanischen Bänkelsänger-Tradition ebenso beeinflusst wurde wie von der Weissen Folksmusik schottisch-Irischer Prägung schwingt bei dieser CD mit, dass es sich um eine Art Rückführung des Blues nach Westafrika handelt.

Marc Winter

«Ain’t Nothing but the Real Thing, Babe»

Richard Koechli zeigt auf seiner neuesten Veröffentlichung, der Live-Kompilation Still Howlin‘, wieso er vollkommen zu Recht der aktuelle Preisträger des «Swiss Blues Award» ist. Die aktuelle CD-Veröffentlichung ist dicht gepackt mit 79 Minuten wunderbarer Musik der entspannten und dabei bewundernswert kompetenten Machart Richard Koechlis und seiner Begleitmusiker. Blues sind das Alpha und Omega seiner Musik, aber sie ist nicht begrenzt dadurch. Country- und Ragtime-Titel sind ebenso teil des Repertoires wie der elektrische Blues. Koechli selbst nennt es «Roots Music». Die Aufnahmen sind raue Live-Mitschnitte von vier Konzerten und dabei nicht die höchste Entwicklung von originalgetreuer Aufnahme. Das mag man bejammern, es macht aber nichts aus, denn wie ältere Chicago-Mitschnitte ist auch dies ein Tonzeugnis eines grossen Künstlers auf der Höhe seiner Kunst, live vor Publikum. Dabei erstarrt man nicht in Ehrfurcht, sondern erfreut zusehends sich an dieser perfekt gespielten Musik. Darauf deutet auch die hier gewählte Titelzeile hin: Koechli ist «the Real Thing».

Rolf Winter

Older than my Old Man Now

Die aktuelle Veröffentlichung des englischen Songwriters und Sänger Loudon Wainwright III umfasst 15 Titel, und dominant ist dabei die klare und helle Stimme des Headliners, die irgendwo zwischen Paul Simon und James Taylor liegt, wenn Wainwright auch Engländer ist. Diese Stimme ist der Star aller Songs, wie sie auch daherkommen, und das ist äusserst vielseitig.

Was nämlich sofort auffällt, ist der umfassende musikalische Anspruch, er will von allem etwas: ein bisschen Songwriter à la Elton John, ein bisschen Folkeinschlag, Ragtime-Piano das klingt wie der Österreichische Kabarretist Georg Kreisler oder dessen amerikanischer Counterpart Tom Lehrer. Aber alles bleibt ein stilistische Tour de Force ohne echten Schwerpunkt. Auf The Here & the Now ist eine klar B.B.King nachempfundene Leadgitarre zu hören (nur Fill-Ins, keine Soli). Auf In C spielt er Solo-Klavier und singt einen anspruchsvollen Text dazu. Der Titelsong der CD ist dann als Country-Blues angelegt mit einer Jack-Bruce-gleichen Harp im Hintergrund, dazu Sprechgesang. Double-Lifetime ist ein Country-Song, der gut auf den Soundtrack von Oh Brother Where Art Thou gepasst hätte. I Remember Sex orientiert sich an den Amerikanischen Musicals.

 

Marc Winter

Grosse Stimme

Die CD Blues All Over der Britischen Formation Big Mama & The Crazy Blues Band beginnt ihre Studio-CD mit einem Umfang von 12 Titeln und 52 Minuten mit einem Stimmungsknaller: Let’s Start Again ist ein fetziger Chicago-Blues, bei dem alles dabei ist, was zu einem Blues gehört. Das könnte auch das Motto dieser CD sein: alles, was dazu gehört, die Band ist vielseitig aber dabei immer auf der Höhe der musikalischen Ansprüche, zusammengehalten wird alles von der tollen Jazz-Stimme. Alle Register werden gezogen: ein Jazziger Blues mit dem Titelsong Blues All Over, Klassiker (Sweet Georgia Brown, Reconsider Baby), Eigeninterpretationen wie Albert Kings Crosscut Saw. Der Slow Blues You Don’t Miss You Water geht ans Herz, andere Titel in die Füsse oder Hände.

Big Mama singt wunderbar, mehr in der Tradition von Jazz-Sängerinnen wie Ella Fitzgerald und Dee Dee Bridgewater als in jener der Bluesröhren Bessie Smith oder auch ihren Namenspatronin Big Mama Thornton. Aber sie kann wunderbar singen, hat dieses sexy Timbre in der Stimme und trifft jede Note perfekt. Bemerkenswert ist das mit den Lippen nachgespielte Trompetensolo in Sweet Georgia Brown, einer dieser augenzwinkernden Augenblicke, die zeigen, dass die Band Freude hat an der Musik und diese überträgt sich aufs Publikum.

Rolf Winter

Hart und Kernig

Vier Jungs aus dem Unterwallis, die Rockmusik spielen, in deren Kern sich der Blues aber noch blicken lässt, das ist das Selbstverständnis von The Blues Mystery. Auf ihrer Website schreiben sie selbst, dass sie für jene spiele, die bei einer Aufzählung von Bluesbands AC/DC nicht vergessen. Wir haben die Band auf dieser Seite bereits kurz vorgestellt, nun liegt nach ersten Demotapes ihr erster Longplayer vor: 10 Songs, hart kompromisslos, sehr rockig. Und dabei jede Menge dieser seit Chris von Rohr so gesuchten Ingredienz guter Musik: Dräck.

Rolf Winter

Der Beginn des Alterswerks?

Das 21. Studioalbum von Eric Clapton ist vergangene Woche erschienen, es beinhaltet 12 Songs, wovon 10 Titel Cover von Klassikern unterschiedlichster Genres sind. Bluesnews.ch hat es sich schon angehört, und die CD ist eine angenehme Überraschung, denn sie bemüht sich nicht, ein grosses Werk zu sein und ist es vielleicht genau deshalb. Ganz im Stil von Paul McCartney mit dessen jüngstem musikalischen Rückblick Kisses on the Bottom geht Eric Clapton auf seiner neuesten CD durch seine persönliche musikalische Mottenkiste und spielt, was er schon immer mal spielen wollte: Jazz, Reggae, Country und ein klein wenig Blues. Die Aufnahmen, der schwachsinnige Titel Old Sock und das abscheuliche Cover der neuen CD strahlen eine Gleichgültigkeit und Indifferenz gegenüber den Erwartungen des Publikums aus, die für Claptons Verhältnisse wohltuend sind. Die neue CD ist eine Veröffentlichung, die dem Publikum Spass machen kann, aber hier stand der Spass der Band im Vordergrund.

Rolf Winter

 The Art of Noise

Buddy Guy hatte 2012 ein ereignisreiches Jahr verleben dürfen. Er hat für den Präsidenten gespielt, seine Autobiographie veröffentlicht (demnächst mehr auf Bluesnews.ch) und in Chicago wurde er in den Kennedy Center aufgenommen. Als Krönung hat er sein Publikum jetzt noch mit einer Live-Aufnahme verwöhnt: Live at Legends wurde in seinem eigenen Club in Chicago aufgenommen und wenn das Programm auch wenig Neues bietet, so zeigt der Meister doch, dass er noch immer der verrückteste «Motherfucker» auf einer Bluesbühne ist. Er schafft diese irre Spannung und kreiert wechselnde Stimmungen auf der Bühne, wie nur er es kann. Bemerkenswert ist auch die Aufnahmetechnik, die etwas an eine Bootleg erinnert und eine tolle Klubatmosphäre vermittelt.

Rolf Winter

Das Duo Blues in Twos konstituiert sich musikalisch aus Gitarre und Stehbass als Begleitung zum Gesang, dazu eine Prise Bluesharp, sowie gewissen Piano-Titeln. Jetzt haben sie ihre erste CD veröffentlicht mit 14 Songs. Darauf machen sie eine Tour d‘Horizon mancher der grossartigsten Titel der Musikgeschichte und das Duo zeigt seine eigene Fassung. Dabei ist schon viel zu stemmen, und mitunter verheben sie sich etwas. Die CD hat schöne Momente und solche, bei denen die Augenbrauen nach oben wandern, aber das macht sie sicherlich auch interessant. Die selbst-produzierte CD macht mitunter mehr den Eindruck eines Demotapes, speziell im Gesang. Was allerdings wenig zweifelhaft ist, das sind die soliden instrumentalen Fähigkeiten von Ro Lee Sommer und seinem Partner Mark Zingg.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Reife Leistung

«Emil and the Detectives» hiess seine erste Band, da ging er noch zur Schule. Mit siebzehn begann seine eigentliche Karriere, zunächst als Mitglied der Folk Rock Band Fairport Convention. Ab 1972 begann er unter eigenem Namen zu veröffentlichen und brachte seither eine beachtliche Diskothek zusammen, weit über 40 Alben in diversen Formationen und über 20 unter seinem eigenen Namen, nahezu allesamt zu Recht hoch gelobt. Richard Thompson gilt als einer der besten Gitarristen des britischen Folk Rock, Rolling Stone hat ihn sogar auf Platz 20 der «besten Gitarristen aller Zeiten gesetzt». Geliebt wird er jedoch vor allem als Songwriter vor allem desillusionierter, dunkler Liebeslieder. Unter anderem ausgezeichnet mit dem Orville Gibson Preis (1991), dem BBC Lifetime Achievement Award, einer Grammy Nominierung (2011 für Dream Attic) und dem Mojo Les Paul Award wurde ihm 2011 der OBE (Order od the British Empire) verliehen. Der 63-jährige hat so ziemlich alles erreicht, was sich ein Musikerherz wünscht. Nun hat er seinem Oeuvre mit Electric ein weiteres Album hinzugefügt. Der Titel ist leicht irreführend, das Album enthält sowohl akustische Balladen, als auch erfrischende, rockige Nummern.

Rolf Winter

Blues Corner

Die Band Blues Corner ist vielleicht keine Super Group, aber eine junge Formation gestandener Musiker, die sich nun auf Blues und den Spass damit konzentrieren. Urs Baumann, der auch die Website bluescorner.ch betreibt, war die treibende Kraft hinter der Band, aber musikalisch ist es ein Gemeinschaftsprojekt zum besten Vorteil aller Beteiligten. Ausgereifter moderner und Charts-fähiger Blues mit der hammermässig guten Frauenstimme und einer Band, die für diese Stimme durch Dick und Dünn geht. Nun liegt die erste CD mit 12 Titeln vor. Es ist Schweizer Blues vom Allerfeinsten.

Rolf Winter

Clever-Blues

Das australische Trio Dukesy & The Hazards spielt mit der Geschichte der Popkultur. Ihr Auftritt ist ein Verwirrspiel mit Versatzstücken der Vergangenheit, aber im Kern steht stets das Bedürfnis, frischen und aufregenden Sound zu machen. Nach einer ersten EP liegt nun die erste CD mit neun Eigenkompositionen vor. Für Liebhaber der funky Version des Blues wird dies ein Evangelium sein, für alle anderen ein fröhliches und abwechlsungsreiches Album mit vielen schlauen Ideen. Cleverer Blues eben, gespielt von drei Aussies und einem befreundeten Pianisten, der auf manchen der Track aushilft. Ihr Sound ist getrieben von der Tradition, aber er versucht auf dieser Bais neue Klänge zu finden, neue Rhythmen für das immer gleiche alte Gefühl: den Groove.

Marc Winter

 Vielseitig

Eine neue Bluesformation macht in Deutschland unter dem Namen The German Blues Project Furore, und das zurecht, denn die fünf Jungs bieten reifen und kräftigen Blues und Rock mit dem gewissen Etwas. Die Band ist eine Art Soupergroup, und nun liegt die erste CD-Veröffentlichung vor: Through the Storm, eine Sammlung von zehn Titeln mit grosser stilistischer Bandbreite, wobei die Butter auf dem Brot der Band der Slow Blues und die Power Ballade sind. Blues von Chicago bis Texas mit Anleihen bei Gospel und Rockabilly sind die Formel, nach der die Band unterhaltsame und mitreissende Songs schmiedet.

Rolf Winter

Gehypter Neo-Blues

Texas-Gitarrist Gary Clark Jr., dessen Erstveröffentlichung, die EP The Bright Lights hier bereits rezensiert wurde, hat Ende Oktober 2012 sein erstes Album veröffentlicht. Dieses kletterte auf Platz 6 in den Billboard Charts und in den Blues Album Charts sogar auf den Spitzenplatz. Im Magazin Rolling Stone wird es als eines der 50 wichtigen Alben des Jahres gefeiert. Alles nur Hype oder wird der Texaner dem ihm vorauseilenden Ruf gerecht? Bahnt sich die nächste Blues-Sensation aus Austin an? Nach Ansicht der Redaktion ist es weder das eine noch das andere, aber eine CD mit 13 teilweise anregenden Titeln (im Itunes-Download gibt es noch zwei Bonus Tracks). Man sollte allerdings das Genre-Label «Blues» nicht allzu wörtlich nehmen. Etwas krampfhaft versucht Gary Clark Jr. hier den Genrebegriff zu erweitern, indem er in manchen Songs bluesfremde Elemente hineinbringt, etwa Anleihen aus Doo-Wop oder Hip-Hop. Insgesamt ist dies sicher kein schlechtes Album, denn die Musik ist gut, die Songs engagiert und der Sound abwechslungsreich, aber die Erwartungen waren wohl etwas zu gross.

Rolf Winter

Mark Knopfler kann wahrscheinlich nicht über’s Wasser laufen. Aber sonst gibt es nicht viel, was dieser Mann nicht kann. Zumindest musikalisch ist der frühere Mega-Star der Rockmusik mit seiner Band Dire Straits wirklich im Stande, irgend einen Stil zu spielen, und es wird zu Gold. Seitdem Mark Knopfler 1992seine Band inaktiv machte (wenn auch nie offiziell auflöste) hat er sich musikalisch wegorientiert von den Stadien und Rockshows und er macht ruhigere und besinnlichere Musik, aber von stilistischer Vielfalt, die beeindruckt. Auf seiner jüngsten Doppel-CD Privateering führt er dies erneut vor: Titel der Genres Folk, Country, sanfte Balladen, Latin, Rock und keltisch-irische Klänge, all dies spielt er mit der ihm eigenen Lässigkeit. Und auf dieser neuesten Veröffentlichung ist eine gehörige Portion Blues dabei. Vielleicht ist das der Grund, das für sein bestes Soloalbum seit Golden Heart aus dem Jahr 1996 zu halten.

Rolf Winter

With a little Help from my Friends

 

Mit seinem fünften Album hat Henrik Freischlader ein wahres Rockalbum veröffentlicht. House in the Woods ist eine Sammlung von zehn durchweg selbst geschriebenen Titeln, sieben davon fetzige Rocknummern, drei sind Balladen. Für die Fans kesselnder Schlagzeuge und harter Riffs ist diese CD ein Ohrenschmaus, Bluestraditionalisten werden weniger ihre Freude an House in the Woods haben. Der deutsche Ausnahme-Gitarrist hat diesmal nicht die Instrumente eingespielt und die Songs im Studio zusammengesetzt, sondern in Quartettformation aufgenommen. Die CD hat einen guten Live-Charakter und geht gehörig ab. Von ihrem musikalischen Charakter ist dies deutlich mehr Led Zeppelin als Stevie Ray Vaughan.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Zweiter Streich der Tessiner Gruppe lässt aufhorchen

Erst 2009 gegründet, haben Marco Marchi and The Mojo Workers mit ihrem unverkennbaren Stil nicht nur die Herzen des Publikums und den Respekt der Fachwelt in der Schweiz erobert, sondern mit ihrer Teilnahme an der EBU in Berlin, sowie an der IBC in Memphis auch international  Aufmerksamkeit gewonnen. Die Gruppe aus Marco Marchi (g, voc); Claudio Egli (har); Fabio Bianchi (tba, eb) und Toby Stiftner (dr) konnte deshalb mehrere hochkarätige  Künstler gewinnen, die das Projekt Mojo Workers so interessant finden, dass sie auf dieser CD als Gastmusiker mitmachten: Roby Panzeri (dr, Waschbrett), Andrea Quaglia (b), Andy J. Forest (har), Washboard Chaz (Waschbrett), Rich del Grosso (mand), Sean Carney (g) und Sam Burckhardt (sax).

2010 erschien ihre erste CD «Listein' To My Soul» (Rezension). Nun haben sie ihr zweites Werk heraus gebracht. «My Old River» heisst die CD mit 12 Songs und einem Bonus Track. Der Titel der CD und des zwölften Songs bezieht sich auf das Gemeinsame der Bandmitglieder, für die jeweils ein Fluss eine besondere Bedeutung hat: Po, Ticino und Rhein und die natürlich den Mississippi, der für die Herkunft der Musik steht.

Rolf Winter

Neues altes. . .

Viele Helden des Musik, die vor ihrer Zeit sterben, werden mit posthumen Publikationen geehrt, die beim Publikum ein zwiespältiges Gefühl hervorrufen. Einerseits freut man sich, dass es neue Musik des so schmerzlich Vermissten gibt, andererseits hängt da immer der Ruch der Geldmacherei im Raum. Bei den posthum veröffentlichen Alben Stevie Ray Vaughans hat man sich bemüht, nur qualitativ hochstehendes Material zu veröffentlichen und Alben wie In Session mit Albert King oder das Doppelalbum Live at Montreux 1982 & 1985 sowie der Veröffentlichung des Auftritts in der Carnegie Hall kann sicher nicht vorgeworfen werden, Schindluder mit dem Erbe des grossen Texaners getrieben zu haben. Es scheint, als gehe man mit dem Erbe Vaughan behutsam um. 2012 ist nun das Album The Fire meets the Fury : the Radio Broadcasts 1989 erschienen, das als neueste Publikation zu beurteilen steht. Der Titel der Veröffentlichung stammt von der Bezeichnung für die damalige Tour, die Stevie Ray Vaughan gemeinsam mit Jeff Beck unternahm.

Rolf Winter

Volle Power

Für die Veröffentlichung am 30.11. vorgesehen ist die neue CD Big Muff vom Nordrhein-Westfälischen Powertrio The Almost Three. Die Band aus Mülheim spielt harten Rock, aber keinen Hardrock, die Sounds bleiben bluesig, auch die Singstimme bleibt im Blues-Rockbereich. Das Trio besteht aus Martin Ettrich, der die Gitarren und den Gesang übernimmt sowie das türkische Saiteninstrument Saz. Max Schmitz spielt Bass und Benny Korn Schlagzeug. Martin Ettrich hat bis auf die letzten drei Titel alle Songs der CD geschrieben. Von den 12 Titeln sind nur drei Covers. Die erste Hälfte besteht aus Studioaufnahmen, der der Rest ist Live-Material, wobei drei der Titel schon auf dem Album What? von 2009 zu hören waren.

Rolf Winter

Blues-Brüder

Als erster europäischer Sieger der «27. International Blues Challenge 2011» in 27 Jahren Wettbewerb kann sich das Duo des Pianisten und Sängers Georg Schroeter sowie des Harp-Virtuosen Marc Breitfelder schon etwas auf ihre Fähigkeiten einbilden. Die beiden Kieler Musiker spielen eine mitreissende Form des Blues, stark in der Tradition des Chicago Blues. Der Bluesnews.ch-Redaktion liegen nun zwei Alben des Duos vor, zunächst mit Live At BluesBaltica ein Mitschnitt ihres gefeierten Auftritts im Mai 2010 beim BluesBaltica Bluesfest im deutschen Eutin. Das zweite ist ihr jüngstes Studioalbum Sugar & Spice. Beide Alben zeigen das momentane Repertoire, und durch den Vergleich von Studioaufnahmen und Live-Auftritt kriegt man auch mit, wieviel Improvisation, Variabilität und pure Spielfreude bei diesen beiden Nordlichtern möglich ist.

Rolf Winter

Der 1961 in Wales geborene, aber in Australien aufgewachsene Gwyn Ashton ist ein Mann, der gerne die Kontrolle über seine Projekte hat. Nun hat er am 22. Oktober 2012 sein jüngstes Album veröffentlicht, die CD Radiogram mit 10 Bluesrock-Titel, die Ashton auch noch zum grossen Teil selbst geschrieben hat. Auf Radiogram spielt Ashton Gitarren, Harmonika und den Bass selbst und nur für das Schlagzeug stützt er sich auf die Mitarbeit von «Killer» Kev Hickman, mit dem er seit 2009 zusammenarbeitet.

Marc Winter

Bluesman als Liedermacher

Auf seinem neusten Werk Election Special zeigt sich Ry Cooder von einer für viele überraschenden Seite. auf der Grundlage des Blues spielt er hier politisch stark engagierte Lieder, die CD hat er rechtzeitig zur US-Präsidentenwahl am 6. November veröffentlicht. So bleibt er sich treu in seinem Bekenntnis zur Roots-Music, aber er meldet auch einen Anspruch an, inhaltlich etwas auszusagen. Die neue Scheibe ist somit engagiert und mitreissend als Liedermacher-CD, aber auch ohne die schönen Texte bleibt es ein Spitzenalbum mit viel Liebe fürs musikalische Detail. Cooder spielt alle Instrumente selbst, schrieb alle Texte und hat das Album selbst produziert. Herausgekommen ist eine kräftige Stimme im Amerikanischen Wahlkampf, die freilich neben dem medialen Gedröhne der Parteien keinen Einfluss haben wird – leider. Denn Ry Cooder zeigt Amerika, wofür es sich entscheiden sollte – für die richtigen Werte, denen er mit Election Special Gehör zu verleihen sucht.

Rolf Winter

Die Erstlings-CD des franko-amerikanischen Trios Jersey Julie Band lässt aufhorchen. Mit den fünfzehn Titeln auf Goosebumps zeigen die Mitglieder der Band mit freundlicher Unterstützung befreundeter Musiker auf, dass sich einfache Roots-Musik heutzutage noch genauso mitreissend machen lässt wie in den «Old Days». Die Aufnahmen bestehen zur Hälfte aus selbst geschriebenen Songs, und musikalisch oszilliert die Band zwischen Country, Rockabilly und Blues, wobei sich die Band stets um einen Vintage-Sound bemüht, der dem Original verpflichtet, aber nicht museal ist. Unabhängig von stilistischen Tags zieht einen das Trio mit ihrer tiefen Verbundenheit zu dieser Musik m Sound in ihren Bann, auch und gerade wegen ihrer manchmal hypnotischen Schlichtheit. Dies ist handgemachte Musik, voller Liebe fürs Detail und abwechslungsreich präsentiert.

Rolf Winter

Südstaaten Power

Mike Zito aus St. Louis, Missouri war neulich in Basel und nun liegen seine beiden CDs, das 2009 erschienene Pearl River und das aktuelle Album Greyhound (2011) vor. Die meisten Songs sind Eigenkompositionen und Mike Zito wurde ja auch 2009 schon mit dem «Blues Music Awards» ausgezeichnet. Ein wirklich toller Gitarrist und Sänger, sicher ein grosses Talent, das hier heranwächst. Aktuell mischt Zito auch auf der Scheibe Royal Southern Brotherhood mit, die 2012 erschienen ist, und auf der er gemeinsam mit Cyril Neville und Devon Allman als Frontman anzutreffen ist.Die drei CDs sind natürlich in manchen Dingen unterschiedlich, aber insgesamt bieten alle drei modernen Bluesrock und Southern Rock. Schon deswegen bietet sich ein Vergleich an. Die Musik ist durchgängig süffig und angenehm, der Gesang teilweise überragend, aber gleichwohl gibt es einen gewissen Gewöhnungseffekt beim Anhören. Dies hat insbesondere mit den Gitarrensoli zu tun, die auch bei der hier gebotenen hohen Qualität irgendwann anfangen sich zu wiederholen.

Rolf Winter

Das ist natürlich eine rührende Geschichte: Auf dem Bauernhof im luzernischen Eschenbach grossgeworden, wanderte Fabian Anderhub als Junge mit seinen Eltern nach Kanada aus. Inzwischen wieder in der Schweiz, hat Anderhub doch etwas aus Kanada mitgebracht: die Liebe für den Blues und gute Kontakt zur lebendigen Bluesszene des Ahorn-Staats. Layla Zoe und J. W. Jones wurden hier schon besprochen, Fabian Anderhub ist der nächste Name, den man sich merken sollte, und wie die anderen zwei ist auch Anderhub voll Blues und voll gut. Seine zweite CD liegt nun vor. Sie heisst It’s a Blues Thing und das Album lässt aufhorchen. Jüngst war er in Sierre zu hören.

Rolf Winter

Good Old Times

Hinter dem Namen The Red Hot Serenaders verbirgt sich das Duo Rainer Wöffler und Tanja Wirz, das sich dem akustischen Blues, Ragtime und der Musik der Zwanziger bis Fünfziger Jahre verschrieben hat. Von zarten Jazz-Standards bis zu stampfendem Ragtime spielen Wirz und Wöffler Musik, die gute Laune macht, die mit Augenzwinkern, aber auch grossem Respekt für die Originale die musikalische Stimmung der Zwischenkriegszeit nachempfindet. Interpretiert werden die Titel mit zweistimmigem Gesang und einer Vielzahl an Instrumenten gespielt, neben verschiedenen Gitarren auch Mandolinen, Ukulele, Klarinette, Waschbrett und die Perkussions-«Kiste» Cajon. Nun liegt mit Such a Night die erste CD des Duos vor, auf der sie ihre Fähigkeiten zur Schau stellen.

Rolf Winter

Saubere Leistung

Unter dem Titel You ist die neueste Veröffentlichung mit Beteiligung von Ignaz Netzer erschienen, dessen Zusammenarbeit mit Thomas Scheytt hier bereits besprochen wurde. Mit Making Blues liegt nun eine CD vor, die auf Netzers Website erhältlich ist. Auf der neuen Scheibe tut sich Ignaz Netzer zusammen mit Harp-Spieler Albert Koch sowie beim Titelsong You mit Gitarrist Werner Acker. Die Scheibe bietet schönen akustischen Blues mit dem zeitlosen Duo Harp und Gitarre. Hier wird dieses Duett in sauberer Art und Weise präsentiert. Manchmal allzu sauber, denn wenn der CD etwas abgeht, dann ist der der sprichwörtliche «Dräck».

Rolf Winter

Die Offenbarung

Das hier zu besprechende Album ist nicht im musikalisch strengen Sinn ein Blues-Album, aber die elfköpfige Tedeschi Trucks Band um das Musikerpaar Derek Trucks und Susan Tedeschi pflegen einen Musikstil jenseits der 12 Takte (Rolling Stone nennt es «Dixie-Funk»), der Blues-Liebhabern zusagt. Da die CD zudem 2012 den Grammy als bestes Bluesalbum gewonnen hat, ist eine Besprechung durchaus angezeigt. Die Songs sind äusserst laid back, beissen aber an den richtigen Stellen auch mal zu. Das Album dreht sich seit Tagen in meinem CD-Spieler und es ist ein erstaunliches Stück Musik für diese Zeit. Was Tedeschi, Trucks und die neun anderen Kernmitlieder der Band hier abliefern knüpft an Delaney und Bonnie Bramletts Vorgaben an, indem die Songs aus dem Lautsprecher rollen, mit einem nie endenden Groove. Das ist musikalische eine Grossfamilie, die hier zusammenspielt, also das Erfolgsrezept von Delaney & Bonnie, aber auch der Allman Brothers Band. Hier entsteht es in neuem Glanz.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Nico Brina, der Tastenzauberer aus Biel, hat sein neustes Album vorgelegt. Der Titel klingt wie ein Motto: «The Blues Will Help You Survive». Vierzehn Eigenkompositionen sind darauf, die Hälfte davon wurden auch schon auf früheren Alben veröffentlicht. Das ist aber beileibe kein Recycling und keine Compilation, oder womöglich Mangel an Einfällen. Im Gegenteil! Mit der Horn Section aus Rolf Häsler, Sandro Häsler und Vincent Lachat betritt Brina Neuland. Heraus gekommen ist ein Album ohne einen schwachen Titel, aber mit einem interessanten Mix aus fetzigem Pianoboogie und R&B Elementen. Das macht das Album insgesamt bluesiger als seine bisherigen Veröffentlichungen.  Die stürmische, rockige Seite Brinas bleibt dabei erhalten. Die Songs lassen einen nicht ruhig sitzen.

Der titelgebende Song The Blues Will Help You To Survive, der auch auf der 2003 erschienenen CD «Born To Be a Boogieman» zu finden ist, demonstriert das gut.  Er ist ein Beispiel für Brinas Entwicklung als Pianist, wie auch als Arrangeur. Der Song wurde für die aktuelle Ausgabe gestrafft und mit der Horn Section verstärkt. Das Rezept bewährt sich durchgehend und ist besonders bei den neu aufgelegten Songs wie I have no reason to love you anymore, born to be a boogieman, it's rockin' time oder boogie woogie feelings deutlich.  Aber auch die anderen Songs profitieren davon.

 

Rolf Winter

Frische Sounds aus dem Folk-Bereich

Die britische Musikszene ist ja wirklich erstaunlich: Todd Sharpville oder Scott McKeon sind junge britische Musiker, die in jüngster Zeit auf dem Radar aufgetaucht sind. Und erneut steht eine junge neue Band zur Vorstellung an, auch wenn deren Folk-Musik mit Blues nichts zu tun hat. Das Promo-Album The Nashville Sessions der jungen Band Changing Horses bietet sechs schöne und erfrischende Tracks, mit welcher Changing Horses, ihren Durchbruch im Musikbusiness versuchen. Die Band besteht aus dem Duo Richard Birtill (Gesang, Gitarre) und Francesca Cullen (Gesang, Geige, Mandoline und Akkordeon) und sie spielt eine interessante Mischung aus Independent Music, Punk und einer gehörigen Portion Folk, die sich schon aus der Instrumentierung ergibt.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Cowboy Junkies grosser Wurf

Cowboy Junkies wurde 1985 in Toronto gegründet. Die Familienband besteht aus dem Michael Timmins (Gitarre, Gesang), seiner Schwester Margo Timmins (Gesang) und seinem Bruder Peter Timmins (Schlagzeug). Bassist Alan Anton ist zwar kein Familienmitglied, jedoch ein Freund der Geschwister aus Kindertagen. Der Bandname macht neugierig, hat aber nach Angaben der Band keine weitere Bedeutung. Die Band war und ist Vorbild für den Alternative Country Stil. Er vereint Elemente des Country, Blues, Folk und Rock und führt weg vom Mainstream der Nashville-dominierten Musikindustrie.

Ihr erstes Album, Whites Off Earth Now!! (1986), setzte sich, mit einer Ausnahme, aus Blues- und Rockcovers zusammen, die in einer völlig neuen Art dargeboten wurden und grosse Aufmerksamkeit erregten. Das Album wurde mit dem Ambisonics Verfahren in der Garage aufgenommen. Mit ihrem zweiten Projekt, dem Album The Trinity Session, mit dem gleichen Verfahren in der «Holy Trinity Kirche» in Toronto aufgenommen, erreichten sie Platin Status in den USA und in Kanada und etablierten sich definitiv. Die Arrangements der Gruppe sind aus wesentliche reduziert, sie erzeugen eine eher dunkle und unbehagliche Stimmung. Darüber liegt die entspannte, zuweilen fast schläfrige, sinnliche Stimme Margo Timmins, welche Texte vorträgt, die weit über das yippie ki-yay des Country Genres und die Wok up this morning Poesie hinausgehen. Manchmal sind sie schwer zu verstehen, in der Art wie Leonard Cohens Poesie. Die Musik ist meist beunruhigend, manchmal bedrohlich. In jedem Fall lässt sie niemanden kalt, ist interessant und fordernd.

Nach einer Reihe von teilweise ebenfalls mehr oder weniger erfolgreichen CDs begannen sie 2010 mit dem ambitionierten Projekt «Nomad Series», das nun mit dem vierten Album The Wilderness abgeschlossen ist. Die Serie wurde in nur 18 Monaten fertig gestellt und demonstriert eindrücklich, dass die Band auch nach über 25 Jahren weit davon entfernt ist, ihre alten Erfolge zu recyceln, sondern kreativ und produktiv bleibt. Ein starkes Stück Musik!

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Bluesrock aus Essen

Hell Dorado heisst die aktuelle CD der Essener Bluesrockband Blues Bureau . Die CD enthält zehn Songs, zwei davon sind Eigenkompositionen, die übrigen Cover. Dabei hat die Band solide Klassiker gewählt.  Alles in allem ein Album mit sorgfältig gecoverten Hits aus dem Kanon des Bluesrock, denen die Band ihren eigenen Stempel aufdrückt. My Blues demonstriert, dass die Band eigene Songs durchaus wagen sollte.

Rolf Winter

Good Time Music

Die neue CD von N.Y. Cole mit dem Titel Live on the way ist eine Sammlung von 15 Titeln, in denen die stilistische Vielfalt und die musikalische Bandbreite zum Ausdruck kommt, derer sich die Band aus dem Berner Oberland zu bedienen weiss. Live on the way ist der  Live-Mitschnitt eines Konzerts im Musik-Treff Ursenbach von 2011. Und in welch hohem Mass die Band aufeinander eingespielt ist, zeigt sie mit einem Mix aus Covers und Eigenkompositionen, die einfach Spass machen und gute Laune. Der beeindruckend tolle Gesang Nicole Blatters wird von wunderbarer Gitarrenarbeit von Rolf «LL» Lüthi untermalt und Charlie Weibel am Schlagzeug sowie René Eberhard am Bass treiben den Rhythmus mit ihrer Spielfreude vorwärts. Diese Scheibe garantiert gute Unterhaltung mit modernem Blues und verwandten Stilrichtungen.

 
Rolf Winter, Redaktionsleitung

Pop-Folk im Zuckerguss

Seit 1997 gibt es das britische Projekt Auburn um die Sängerin Liz Lenten und den Gitarristen Max Gilkes. 2003 kam ihr Debutalbum Dreams heraus und 2005 ist ihr bisher letztes Album erschienen, danach widmete die Sängerin sich ihren Elternpflichten. Nun ist Anfangs Mai mit Indian Summer ein neues Album erschienen, das die Auferstehung der Gruppe einleiten soll.

Rolf Winter

Gonna Get Me A Mojo Hand

Dr. John hat ein weiteres Album gemacht, es ist bereits das sechsunddreissigste seiner Karriere (Nr. 29 als headliner), nur sollte dieses Album nicht wie viele zuvor sei. Frisches Blut war nötig, neue Ideen vonnöten, und die kamen von Dan Auerbach von The Black Keys, der das Album produzierte und auch musikalisch tatkräftig unterstützte. Das Album hat in der Tat neue Klänge, einen anderen Sound, nur wurde dabei leider auch gleich der New Orleans-Mojo ausgetrieben. Und wenn die CD auch allerorten über den Klee gelobt wird, Bluesnews.ch findet, dass die CD auch eine Enttäuschung ist. Die Band produziert zwar einen wirklich 70er Jahre Retro-sound, wie ihn die Black Keys ja selbst auch pflegen, aber das Dr. John-Spezifische bleibt dabei auf der Strecke. Der Voodoo-Mann aus New Orleans leiht dem Album eigentlich vor allem seine Stimme, den Rest übernehmen die Jungen. Insofern wäre dies korrekter als ein Album der Black Keys mit Special Guest Dr. John zu bezeichnen. Wer über diesen Umstand hinwegsieht, kann mit Locked Down seinen Spass haben. 

Rolf Winter

Back in Shape

Die kalifornische Blues-Lady und Slide-Gitarristin Bonnie Raitt hat ihr 19. Album veröffentlicht, Slipstream. Das Wort steht sowohl für eine Luftverwirbelung wie für den Windschatten, und tatsächlich passt beides, denn Raitt hat sich mehrere Jahre zurückgezogen und kommt nun mit neuem Elan zurück ins Studio. Sie liefert ihre seit Nick of Time beste Performance ab, trotzdem nennt «Rolling Stone»-Autor Anthony DeCurtis sie weit unterschätzt. Und wer die CD hört, fragt sich wirklich irgendwann unweigerlich, wieso diese Frau noch immer ein Spartenphänomen ist. Die CD bedient viele Sparten von Musik, auch Blues, aber vor allem ist es immer 100% Bonnie Raitt. Das Album hat alle Möglichkeit, der Kalifornierin einen grossen Erfolg zu beschaffen, denn es bringt ihre Qualitäten wunderbar zum Ausdruck. Slipstream tut dies so sehr, dass sich der Vergleich mit ihrem Grammy-ausgezeichneten Hit-Album Nick of Time von 1989 aufdrängt.

Rolf Winter

Starke Basis und neue Klänge

Das Album, das gleich heisst wie die Band, heisst also Don P & The Blue Jags enthält 41 Minuten geballte Texas Blues power, mal heftiger, mal sanfter. Die 12 Songs sind allesamt Eigenkompositionen und sie bringen eine dunkle Seite zum Ausdruck. Die Songs erzählen von Wut und Trauer, von Frustration und enttäuschter Liebe, aber die Musik bleibt treibend und upbeat. Manche Songs flirten mit Chicago Blues oder einem Louisiana-Stil, aber im Kern bleibt es Texas Blues in bester Tradition von Freddie King, U.P. Wilson und natürlich dem grossen Vorbild Stevie Ray Vaughan.

Rolf Winter

Die Gute alte Zeit

Trotz aufregender neuer Bands und Aufnahmen, trotz den wunderbaren Produktionen, an denen wir uns erfreuen können: hin und wieder ist es auch gut, sich den alten Meistern zuzuwenden. Als Reissue liegen die beiden Alben Going to Chicago und Listen to the Blues des grossartigen Jimmy Rushing vor, und dies sind pures Gold. Es ist eine andere Art von Blues aus einer anderen Zeit, die Musik ist Tanzmusik für Tänzer, die heute niemand mehr kennt, aber vor allem ist es grossartiger Blues in der Tradition der Zwischenkriegs-Bands, die mit dem Namen Kansas City verbunden sind. Jimmy Rushing und eine stattliche Band machen Musik, die nicht unbedingt dem Zwölf-Takt-Schema entspricht, die aber zutiefst «blues» ist, Musik fürs Herz, Musik, die direkt auf Emotionen abzielt.
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Rolf Winter
Alles andere als Schlaflieder
Wenn schon Eric Clapton das Prädikat «Great blues!» vergibt, ist das kein schlechter Leistungsausweis. Layla Zoe, Kanadas rothaarige Bluesröhre mit der Janis Joplin-Assoziation hat mit Sleep Little Girl eine wirklich eindrückliche CD herausgebracht, auf der sie zeigt, dass sie auch fähige Songwriterin ist. Mit der Hilfe von Henrik Freischlader geht die Scheibe richtig gut ab: Power Blues vom Feinsten. Und immer wieder eine phantastische Stimme.
Rolf Winter

Ray Charles ist nicht mehr, seine Songs aber leben weiter. Jüngst haben sich Wynton Marsalis und Willie Nelson zusammen getan, um 15 brandneue Aufnahmen herauszugeben, in denen sie dem «Genius» huldigen. Dazu haben sie sich die Hilfe einer weiteren Generation geholt, indem auf der Hälfte der CD Norah Jones ihre Traumstimme einbringt. Bereits seit 2006 liegt ein Album des Brit-Blues Urgesteins The Blues Band vor. Bluesnews.ch vergleicht die zwei CDs, die mehr sind als Tribute-Einspielungen, in denen das Vorbild möglichst originalgetreu kopiert wird. Die beiden Alben erfolgt eine intensive Beschäftigung mit den Songs und es resultieren anregende Neuinterpretationen, die den ganz unterschiedlichen Charakter ein und desselben Titels hervorheben.

Marc Winter

Die Doppelspitze

Die Luzerner Band Biscuit Jack schreibt ihre Titel selbst. So war das schon auf dem Erstling von 2005 und nicht anders verhält es sich auf der neuen CD, die am 27. Januar mit einer CD-Taufe im Luzerner Stadtkeller gefeiert wird. Die CD enthält eine Stunde unterschiedlicher Musik, die verschiedene Facetten der Band repräsentiert. Sascha Koch und Heinz «Moby» Arnold haben 14 der Titel geschrieben. Die Unterschiede zwischen beiden Autoren sind klar auszumachen, aber der gemeinsame Boden bleibt der Blues, der verbindet – und ein exzellenter Thomas Stocker an den Drums. Somit scheint We Belong Together ein Bekenntnis zu dieser Band zu sein, die wie der Eisenbahnzug auf dem Cover sich einmal hinter Kochsund einmal hinter ArnoldsDampflokomotive spannen lassen. Und wenn nicht – wie auf dem Cover – ein Prellbock die Weiterfahrt verhindert, kann dieser Zug noch viel im Rhythmus stampfen.

Rolf Winter

Variantenreicher Texas-Blues

Der Longplayer der Hardcore Bluesband mit dem Titel Booze, Blues and Nothing to Lose erschien 2011, und zwar im CD- wie auch LP-Format (Vinyl). Das dritte Album präsentiert die Band um Philipp Gerber im bekannten Stil: gitarrenbetonter Sound, den die Band selbst als «Ungehobelt, leicht schmutzig und doch sexy» beschreibt. Die solothurner Band spielt harten Bluesrock der texanischen Machart, die Selbstbezeichnung sicher zutreffend: Stevie Ray Vaughan stellt offensichtlich ein wichtiges musikalisches Vorbild dar, aber der Sound der Hardcore Bluesband ist von der Besetzung mit zwei Gitarren dominiert. Dies ist ein Quintett, das spielt wie ein Power-Trio. Aber nicht nur druckvoller Sound ist eine Spezialität der Band, sie agiert dabei bewundernswert virtuos und zeigt sich gut eingespielt und voller Spielfreude.

Rolf Winter

Düster mit strichweisen Aufhellungen

Hans Theessink lebt seit einigen Jahrzehnten in Österreich, und so liegt es vielleicht näher als man denken würde, dass dem gebürtigen Holländer Theessink der prestigeträchtige Auftrag erteilt wurde, bei den Salzburger Festspielen den berühmten Jedermann in einer Remix-Version vertonen zu können. Dabei gelang ihm — dem Theaterstück angemessen — düsteres und bedeutungsschwangeres Album mit wenigern sehr stimmigen Eigenkompositionen und einer Reihe von Coverversionen, die es in sich haben, was das Vorbild angeht, aber auch was Theessinks Interpretationen angeht. Es entstand ein spannendes eigentliches Konzeptalbum um die Themen, die im Blues schon immer präsent waren: Der Tod, der Teufel und die Liebe.

Rolf Winter

Knackiger moderner BluesMartinBaschungBestTimeCDCover.jpg

Vor knapp einem Jahr ist die neue CD von Martin Baschung & Big B Tonic erschienen. Höchste Zeit also für eine Besprechung. Unter dem Titel Best Time brachte der Aargauer Gitarrist und Sänger 14 Titel heraus, als moderner Blues daherkommen, musikalisch erfreulich vielseitig und mit einem modernen Sound. Die Stücke sind funky und die Band groovt toll. Eine würdige Visitenkarte für den Schweizer Blues ist dieses Album. Der Sound baut natürlich hauptsächlich auf Baschungs Bluesgitarre auf, aber die Band haucht den Songs den erforderlichen Schwung ein, so dass dies kein Gitarrenalbum ist, sondern einfach Blues.

Rolf Winter

HOWLIN' WITH THE BAD BOYS sorgt in Frankreich für die grosse Überraschung!

RichardKoechliHowlinwiththebadBoysCDCover.jpgRichard Koechli's neue CD macht auch in der francophonen Welt von sich reden. Seine persönliche Hommage an die Urväter des Blues sorgte in Frankreich für eine kleine Sensation: Es passiert selten (und schon gar nie bei einem Album aus der Schweiz), dass ein und die selbe CD gleichzeitig den Spitzenplatz in den zwei wichtigsten französischen Blues-Indie-Charts einnimmt: Platz 1 «Blues-Radio-Airplay-Charts» (meist gespielte Blues-Alben Frankreichs) – und Platz 1 «CRB-POWERBLUES» (die besten Blues-Alben aus der Sicht Frankreichs). Koechli freut sich: «Natürlich spielt da auch der Bonus mit, dass ich teilweise auf Französisch singe; aber die Liste der internationalen Top-Acts die alle hinter mir liegen, ist wirklich beeindruckend: David Gogo, Duke Robillard, Johnny Winter, Maria Muldauer, Ana Popovic, Keith B. Brown etc...!»

F-Airplay-Charts
F-POWERBLUES-Liste 

Marc Winter

 Funky und Bluesig

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Osnabrück und Blues? Passt das zusammen? Offenbar! Der von dort stammende Saxophonist und Sänger Tommy Schneller hat für seine eben erschienene CD Smiling For A Reason das Label von Henrik Freischlader als Partner gesucht. Herausgekommen ist eine CD mit funkig-fetziger Musik zu Beginn und einer Reihe von Slow Blues-Perlen am Schluss des Albums. Die CD bietet fetten R&B-Sound mit Hörnern und Rhodes Piano und allen Schikanen. Und es ist in jeder Hinsicht eine Wucht: durchgehend grossartiger Gesang, schummrige Saxophon-Passagen und Freischlader Gitarre, die in bester B.B. King-Manier daherkommt.

Rolf Winter

 Frisch und fetzig

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Die jüngste Veröffentlichung von Johnny Winter hat es wirklich in sich. Es sind zwar «nur» Coversongs drauf, aber schon die Tracklist macht klar, dass es dem Gitarrenvirtuosen aus Texas ums Ganze geht. Mit der Unterstützung von einigen Gastauftritten publiziert Winter aber nicht nur ein weiteres Album der Sorte «Playing with My Friends», er bemüht sich um ursprüngliche und etwas aussagende Covers. Und das schafft er sehr gut, somit wurde dies ein wirklich gelungenes Album, es riecht etwas nach Grammykandidat für «Best Traditional Blues Album», was dem Mann sicher zu gönnen wäre. Mit 52 Minuten Spielzeit kriegt man auch was für’s Geld.

Rolf Winter

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Auf ihrer ersten Studio-CD aus 2010 zeigen die Schweizer Band Ginger mehr vom für sie typischen 60er-Jahre Bombast-Sound, der irgendwo zwischen psychadelischem Experimentalsound und Hard Rock anzusiedeln ist. Going Though Arlanda ist wie schon die früheren Albem wie Live eine Feier von Retromusik. Die Gitarren von Marc Walser und Micha Bütikofer Gitarre haben das unbedingte Diktat, Bass (Arie Bertogg) und Schlagzeug (Andy Rösch) liefern den soliden Boden und die treibende Energie der Band. In einer früheren Rezension drückte ich schon grosse Bewunderung für die Band aus, und auch auf der ersten Studioarbeit arbeiten sie mit hoher Präzision, spielen die Songs makellos und sauber ein. Der Sound hat sich weiterentwickelt, und bleibt dennoch den Grundwerten treu: auch Going Through Arlanda bietet «psychedelischen Bluesrock», wie die Band ihre Musik zu Recht beschreibt.

Rolf Winter

Debut CD veröffentlicht

The Spirit of the South ist der Titel der brandneuen CD von Deep South, einer neu geformten Band von erfahrenen Musikern, darunter Pianist/Sänger Martin Aschwanden und Bassist Casey Gasser, die sich beide schon in unterschiedlichen Formationen bewährt haben. Die CD hatte ihre CD-Taufe am 15. Oktober 2011. Die Band besteht aus Martin Aschwanden (keys , accordion, vocals), Mike Dixon (guitars & vocals), Casey Gasser (bass), Kai Dellers (drums), und Pat Murphy (guitars & vocals). Sie bietet einen soliden All-American Sound, irgendwo zwischen Rock und Country, gemäss ihrer Homepage http://www.deepsouth.ch/ «Roots, Blues & Country Rock»

Rolf Winter

PaulRoseBestofCDCover.jpgPaul wer? Vielleicht hat man noch nie von Paul Rose gehört, aber das liegt sicher nicht an der Qualität des Gitarristen. Der Mann hat schon zehn CDs veröffentlicht und er blickt auf eine zwanzigjährige Karriere als Musiker zurück. Er ist Brite und ein hervorragender Gitarrenvirtuose. Seine neue CD Best Of liegt der Redaktion vor. Sie ist ansprechend, süffig, aber definitiv kein Blues. Da wir aber schon reingehört haben, hier einige Eindrücke.

Rolf Winter

Überzeugende Leistung

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Wer auf fetzigen Funk und packenden Soul steht, ist bei Groovepack gut bedient. Das demonstrieren die fünf Musiker mit ihrer neuen CD Style erneut überzeugend. Der Titel ist Programm, die CD ist im typischen Stil eingespielt, den Groovepack in den zehn Jahren seit seiner Gründung entwickelt hat. Zehn Songs enthält die Scheibe, davon ist der neunte Titel eine Coverversion von Lucky Petersons You're The One For Me, alle anderen Titel stammen von Steff Müller, der sich offenbar in einer nachdenklichen Phase seines Lebens befindet was sich in den Songs niederschlägt. Die Texte berichten mal vom Gehetze unserer Zeit und dem Druck, besser sein zu wollen - oder zu müssen, (Feelin‘ Free und Faceless Cat), mal über‘s fremdsein (Out Of Town), aber auch ganz persönlich über den Wert seines Zuhauses und seiner Familie (Shine 4 Us 4), oder ganz einfach über die Freude am Leben (On Air And Love, Vida Boa, Sämpilake). Ein Song ist der Band gewidmet (Groove It Up).

Rolf Winter

Bluesgeschichte hautnah

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Am 14. Oktober erscheint das neue Album Howlin' With The Bad Boys von Richard Koechli. Der Gitarrist und Sänger legt 15 neue eigene Titel vor, und als gelegentlicher Kolumnist auf diesen Seiten liess Koechli die Bluesnews-Redaktion schonmal reinhören. Die neue CD zeigt Richard Koechli als einen erfahrenen Bluesman, der sich keine Sorgen um seinen Stil oder sein Gitarrenspiel zu machen braucht. Diese sind gegebene sichere Werte, auf die er sich verlassen kann und die er hinreichend unter Beweis gestellt hat. Deshalb legte er hier vermehrten Wert auf seinen Gesang und er schreibt brillante Texte, mit denen er auch ein Anliegen vertritt. Die CD kann zu Recht als Schatzkästchen bezeichnet werden, es ist erneut eine gelungene Leistung, und er zeigt dabei selbstverständlich die Bandbreite seines Könnens: Slide-Stücke, akustisch, elektrisch, Instrumentalstücke, unterschiedliche Stilrichtungen, und dabei doch immer 100% Koechli.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Eine Vogelscheuche macht Randale

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Scarecrow On Rampage. Erinnert eher an B-Movie als an eine CD. Wem also der Name der Band nicht schon als Anhaltspunkt genügt, dürfte spätestens beim Titel ahnen, was ihn erwartet: auf alle Fälle kein Trendblues. Garageblues from Hell nennt die Band den Inhalt ihrer CD. Keine Ahnung, was das genau heisst, aber es trifft bestimmt zu. . .

Der neue Bandname impliziert ja grundsätzlich mehr stilistischen Spielraum und verpflichtet gleichzeitig fast zu explosiver Musik. Beide Erwartungen erfüllt Dynamite Daze auf dem Album. Das bedeutet nun aber nicht etwa eine Aneinanderreihung beinharter, knalliger Bluesrock Titel.

 

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Genius Loci

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George Thorogood hat mit seiner Band, den Destroyers in Chicago Halt gemacht und an historischer Stätte seine neue CD eingespielt. Der Titel ist schlicht die Adresse 2120 South Michigan Ave., Heimat des Studios des berühmtesten Blues-Labels «Chess Records». Dort hat er sich Tom Hambridge als Produzenten ausgesucht und mit Hilfe von Buddy Guy und Charlie Musselwhite nimmt er eine CD mit 13 Titeln auf, die weitgehend (10 Titel) aus Coverversionen besteht. Dazwischen folgen einige Bluesstücke mit selbstgeschriebenen Texten, in denen Thorogood seine Liebe zum Blues und seine Verbundenheit mit der Tradition beschwört.

Als Genius Loci bezeichnet man die an einem Ort herrschende spirituelle Stimmung. Von dieser wollte sich George Thorogood leiten lassen. Vielleicht suchte er auch die Popularität der alten Chess-Aufnahmen für sich nutzbar zu machen, denn obwohl er noch immer ein gerne gesehener Gast ist auf Konzerten und Festivals, ist sein kommerzieller Erfolg bescheiden geblieben. Thorogood, Jahrgang 1951, spielt seit ist seit den mittleren 70er Jahren Profi, aber sein grosser Erfolg kam in den 80er Jahren, er trat am «Live Aid» auf und seine Musik wird in zahlreichen Filmen zum Soundschnipsel zerlegt. Sein bekanntester Titel ist ohne Zweifel Bad to The Bone.

Rolf Winter

Ursprüngliches aus Genf 

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Die Genfer Band DeltaR gibt es erst seit 2007, aber ihre Musik ist viel älter. Mit Retrosound und Vintage-Instrumenten macht das Trio mitreissende Musik, die an eine Zeit erinnert, als der Blues eben erst elektrisch geworden war. «Blues is pain» scheint bei jedes Lick, jede Zeile zu sagen. Mit He Knows Where The Bad Girls Live liegt nun eine erste CD vor mit 12 ganz phantastischen Titeln, die musikalisch aus elektrischer Gitarre (Nicolas Roggli), Bass (Gabriel Scotti) und Schlagzeug (Jean-Philippe Mercier) besteht. Roggli singt mit relativ monotoner Stimme. Die Parts der drei Freunde passen zusammen, als ob sie bereits alle Juke Joints des Deltas gespielt hätten.

 

Marc Winter

Piano der Sonderklasse

ChrisConzDrivinTheBoogieCDChris Conz ist atemberaubend. Der junge Mann spielt Piano in der Jazz und Boogie-Tradition und das mit ungeheurer Präzision und Virtuosität. Seine Bluessongs sind jazzig, seine Jazztitel bluesig. Mit Drivin‘ the Boogie liegt nun eine CD des Pianisten vor, auf der er in der Trio-Formation zeigt, was er alles kann, und das ist eine ganze Menge. Ein beeindruckendes Debutalbum eines Trios, das toll harmoniert und dies auf einer CD der Sonderklasse auch unter Beweis stellt. Von rollendem Barrelhouse-Boogie über New Orleans-Piano bis zu jazziger Oscar Peterson-Virtuosität bieten die 14 Instrumentalstücke eine Tour d’horizon des Boogie-Pianos. Der junge Schweizer Künstler Chris Conz präsentiert sich mit seinem Trio als absolutes Ausnahmetalent.

Rolf Winter

Grosser Sound

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Es ist eine Zeit für Jubiläen: Nicht nur die Street Parade wird 20. 2011 erreicht auch die 1991 gegründete Schweizer Blues «Supergroup» Bluesaholics die magische Zahl. Die Jubiläums-CD Back in Blue, die erste Veröffentlichung seit 2005 ist eine Feier ihrer Musik, aber auch Beweis ihrer Vielseitigkeit anlässlich ihrer «Volljährigkeit»: Blues und mehr als Blues bieten die 13 Titel, darunter Rocksongs, Balladen und sogar Reggaeklänge, und zur grossen Freude auch etwas Ungewöhnliches: ein Dialekt-Blues und eine Dialekt-Adaption von CCRs Have You Ever Seen the Rain. Ein tolles Album einer Band, die zeigt, wie abwechslungsreich druckvoller Blues sein kann.

Marc Winter

Fossil

Seasick Steve ist anscheinend ein lebendes Fossil. Der siebzigjährige Musiker aus Oakland in Kalifornien ist stets bemüht, seine Authentizität zur Schau zu stellen, und das gelingt ihm so anstrengungslos, dass man zum Schluss kommt, dass der Mann tatsächlich so ist, wie er sich gibt: ein zottelbärtiger Südstaaten-Traktorfarmer-und-Freizeit-Bluesman wie die Blueser der Gründerzeit. Aber Seasick Steve ist auch musikalisch verblüffend nahe dran an den grossen Vorbildern des ungehobelten, rohen Blues: Bukka White, Leadbelly oder Son House. In ihrer Tradition und ausgerüstet mit einer schönen Stimme schafft der Gitarrist mitreissende Roots-Musik. Aber in perfekter Aufnahmequalität und Transparenz ist diese Musik ein grosses Vergnügen.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Funky Bluesrock

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Im Blues sind Dialektsongs nicht besonders populär. Allerdings gibt es auf diesem Feld auch nicht besonders viel Attraktives zu finden. Nun hat die Markus Gisin Band die hörenswerte CD Hotel Mama herausgebracht, die 10 Eigenkompositionen enthält. Zwei davon sind rein instrumental (Sometimes I Hate My Band und Police), eine ist in Englisch gesungen, die übrigen sind in Dialekt. Der namensgebende Titel «Hotel Mama» ist neben der Dialektversion in einer englischen Übersetzung zu hören. Es ist die erste CD nach Bluesmagie, die 2004 aufgenommen wurde.  Gisin musste nach einer bedrohlichen Krankheit einen längeren Spitalaufenthalt erdulden, einige Titel sind in dieser Zeit entstanden. Heraus gekommen ist eine schöne Scheibe mit funkigem Bluesrock. Die Texte sind politisch (Träumli), persönlich (Himmelstür Rock), witzig (Hotel Mama), nachdenklich (Zit) oder gesellschaftskritisch (Uf der Gass)

Rolf Winter

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Louisiana-Bluesman Kenny Neal ist Künstler mit tollem «Stammbaum»: Sein Vater war Raful Neal (1936-2004), ein Harp-Spieler erster Güte, von dessen zehn Kindern neun als Bluesmusiker auftreten. Der bekannteste ist Kenny, der als Gitarrist, Bandleader, Komponist und Sänger  die Tradition Baton Rouges lebendig erhält. Mittlerweile 54 Jahre alt, hat Kenny Neal zahlreiche Alben veröffentlicht und er kennt das Geschäft durch und durch. Diese neueste CD ist ein grossartiges Werk, Er spielt 12 Titel auf diesem Album, allesamt perfekt gespielt, mit ausgewogener und grosser Band, der Gesang ist Klasse, Neals Stimme ist butterweich und zart, perfekt für seine Form des funky Blues. Dieses Album ist wirklich eine reife Leistung, Blind, Crippled, or Crazy ist ein Hammersong, das von fetten Hörnern unterstützte VooDoo Mama ist ein witziger Song, der musikalisch und textlich mit den Klischees des Voodoo spielt und durch tolle Bläsersoli hervorsticht. Wie sein frühes Vorbild Slim Harpo bleibt seine Variante des Blues fröhlich und lebensbejahend, auch wenn der Text Missstände beklagt. Die Gitarrensoli Neals sind nach wie vor grossartig, wenn auch seltener als auf früheren Alben, er lässt den Mitmusikern mehr Raum, bleibt dabei aber stets hörbar in Kontrolle. Kenny Neal verdient mit seiner Musik viel Anerkennung, und wenn es an dieser Musik etwas zu kritisieren gäbe dann, dass sie etwas sehr steril klingt. Der viel zitierte «Dräck», den viele Leute im Blues wollen, fehlt hier. Dies ist Lounge-Blues, Musik, die akzeptiert hat, dass die meisten Menschen heute nicht mehr vor die Stereoanlage sitzen und eine CD hören. Somit ist dies mit all seiner Perfektion und smoothem Feeling Begleitmusik für das Leben, dabei ist es sicherlich ein Soundtrack für gute Stunden, seien sie im Auto, beim Joggen oder im Bett.

Die Titel sind: Hooked On Your Love, Bitter With The Sweet, Down In The Swamp, Blind, Crippled, or Crazy, If Walls Could Talk, Things Have Got to Change, New Lease On Life, Ain't Nothing You Can Do, Old Friends, Tell Me Why, VooDoo Mama, You Don't Love Me

Rolf Winter

erroldixonbestofcdcover.jpgDas jüngste Album von Errol Dixon ist eine umfassende Kompilation von insgesamt 22 Aufnahmen über seine gesamte Karriere: die erste Aufnahme stammt von 1961, die jüngste von 2003. Für langjährige Verehrer des im UK und in Jamaika wohnhaften Künstlers, die vielleicht noch Vinyl-LPs im Schrank stehen haben und für Freunde des Piano-Blues ist diese Kompilation sicher interessant. Living with the blues von 1995 ist sogar mit fünf Titeln vertreten, andere frühere Alben sind mit weniger Titeln vertreten. Eine Auflistung aller Titel der CD und ihrer Originalaufnahmen findet sich auf der gediegenen Homepage des Künstlers. Der Mann beweist eindrücklich, wieso er seit langem Erfolge auf Bühne und in den Medien feiert. Der Pianist und exzellente Sänger ist ein Meister des Boogie-Woogie Pianos, und er würzt sein Repertoire mit gelegentlichen Spirituals und Rock'n‘Roll-Stücken. Nun ist ein Rock'n'Roll am Klavier - etwa bei Jerry Lee Lewis nun einmal nichts anderes als ein schneller Boogie. Aber auch Spirituals wie When The Saints Go Marchin‘ In oder Mikel Row the Boat werden in der Dixon'schen Lesart zum Boogie. Das ist zwar vielleicht wenig innovativ, aber dafür verbreitet Dixon mächtig Stimmung, wie er ja auch jüngst im Mai in «Benissimo» unter Beweis stellte. Einzig bei Lucky Old Sun ist die Melodie als Folge Arpeggien gespielt, nicht als Boogie-Shuffle. Die CD bietet beste Unterhaltung und eine gelungene Mischung von Klassikern und Eigenkompositionen. Ausserdem singt Dixon wirklich mit einer grossartigen Soulstimme, die getrieben durch den unbarmherzig bearbeiteten Flügel den Songs ihren Pep verleihen. Errol Dixon verdient sich zurecht den Titel «the hardest working man on stage», und er hat Freude an seiner Musik, die er mit dem Publikum teilt. Vielleicht hört man nicht jedesmal die ganze CD durch, denn über 65 Minuten läuft auch perfekt ausgeführter der Boogie-Woogie gerne etwas Gefahr, eintönig zu werden, aber es wird bei jedem einige Lieblingsstücke geben.

Die Titel sind: Midnight Train (1961), Sweet Loving Baby (1970), Bonner Strasse Blues (1975), I'm So In Love With You (1975), Vanessa Boogie, When The Saints Go Marching in, Boogie And The Blues (1987), Errols Boogie (1987), Mr. Boogie Woogie (1990), Open The Door (1990), Rock'n'Roll, Mikel Row The Boat (1992), Jack The Ripper, Baby Come Closer, Errols Boogie Woogie (1995), The Way I Feel, Jump For Joy, The Fly, Up And Down, Lucky Old Sun (1997), I Still Love You, Dance Mr. Blues (2003).

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Solides Werk

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Ganz anders als der Titel suggerieren mag, gibt es kein Standbild bei Henrik Freischlader. Jede neue Scheibe zeigt neue Facetten des Musikers und seine Entwicklung lässt einen staunen. Freischlader hat sich durch solides Handwerk, ausgedehnte Tourneen und sorgfältige Einspielungen auf CD eine treue Fangemeinde erarbeitet. Nun ist sein neues Album erschienen: Still Frame Replay. Es ist ein abwechslungsreiches Werk geworden, das modern interpretierten Blues mit jazzigen oder funky  Elementen bietet, teilweise harten Rock, aber auch langsame Stücke enthält.

Begleitet wird er von Moritz Fuhrhop (Piano, Hammond), dem noch sehr jungen Max Klaas (Perkussion), Björn Krüger (Schlagzeug) und Theofilos Fotiatis (Bass). Er selbst spielt Gitarre, Bass, Schlagzeug und natürlich singt er auch. Freischlader spielt neben Gitarre auch Bass und Schlagzeug. Die anderen Musiker sind auf keinem der Tracks alle zusammen zu hören. Ein Stück weit also eine weitere «Solo Freischlader CD mit Begleitung». Die Songs verlieren durch das Dubbing vielleicht an Spontaneität und Authentizität, sind aber sorgfältig arrangiert und wirken so rund und in sich geschlossen.  

 

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Erfrischende Kombination

blindboysofalabamatakethehighroadcdcover.jpgSeit ihrer Gründung 1939 unter dem Namen The Happyland Singers hat die Gospelgruppe The Blind Boys Of Alabama schon viele Leute für die schwarze Musik interessieren und begeistern können. Die sechs Sänger und Musiker sind: Jimmy Carter, Billy Bowers, Ben Moore, Eric "Ricky" McKinnie, Joey Williams und Tracy Pierce. Der 81 jährige Clarence Fountain, neben Jimmy Carter das einzig übrig gebliebene Gründungsmitglied, tritt nur noch auf, wenn seine Gesundheit es ihm erlaubt. Ohne Zweifel haben die Blind Boys Of Alabama Musikgeschichte. Über 70 Platten und CDs wurden eingespielt, die Gruppe trat vor mehreren Präsidenten auf, war in unzähligen Filmen zu hören und in so gut wie allen amerikanischen TV Shows zu Gast. Sie gewannen insgesamt 6 Grammies, 4 davon in Folge. 2007 wurden sie in die Gospel Music Hall of Fame aufgenommen. Nun ist ihre neuste CD erschienen: Take The High Road. Produziert wurde sie von Jamey Johnson und ist der Versuch, Gospel und Country zu verschmelzen und es ist die erste CD dieser Art in der siebzigjährigen Geschichte der Gruppe.

Rolf Winter

Burnett tut’s für Gregg

Die neueste CD von Gregg Allman mit dem Titel Low Country Blues ist ein tolles Stück Arbeit. Und wenn man sich einen Gefallen tun will, tut man gut daran, diese CD zu erstehen. Sie hat definitiv die Qualität, aber auch die Vielseitigkeit, um zur «Lieblings-CD» zu werden. Im Autoradio, im Badezimmer, vor der Stereoanlage oder über Kopfhörer unterwegs, diese CD wird drin bleiben, sie wird bei jedem Hören besser. In bewährter Anwendung seiner Aufnahmetricks klingt auch diese CD von T-Bone Burnett wie eine historische Aufnahme, was gut passt, denn die 12 Titel sind überwiegend Coverversionen, so dass man die historischen Originale als Vergleich hören kann. Allman klingt wie die angehäufte Lebenserfahrung selbst. Also tolle Stimme – tolle Musik, eine klare Kaufempfehlung. Man gönnt sich ja sonst wenig!

Rolf Winter

Minnie Mouse in Memphis

2010 erschien die CD Memphis Blues der 80er Jahre Ikone Cyndi Lauper. Diese ist eine reinrassige Blues-CD, aber es braucht etwas Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat. Das Album enthält elf Titel, und dabei greift das schrille Girlie von Girls Just Wanna Have Fun auf fachkundige Hilfe zurück. Unter Mithilfe von Charlie Musselwhite, Allen Toussaint, Johnny Lang und sogar B.B. King konnte sie so ein interessantes Album einspielen.

Marc Winter

Natürliche Eleganz

«Cat Walk» ist bekanntlich die englische Bezeichnung für den Laufsteg, auf dem Models herumstaksen. Es ist auch der Titel der jüngsten CD von Walter Baumgartners Bluesband Walt’s Blues Box. Das Cover setzt diesen in der Regel unterernährten egozentrischen Damen in ihren hohen Schuhe die natürlich Eleganz einer Hauskatze entgegen. Musikalisch nimmt die Band Vergleichbares vor: Manche der heute unter der Bezeichnung Blues angebotenen Titel reizen die Grenzen des Genres gewaltig aus. Da hört man von Hardrock bis Soul-Funk Musik, die eigentlich mit Blues ausser vielleicht dem 12-Takt-Schema wenig gemeinsam hat. Diese Entwicklung bei der «Konkurrenz» beantwortet Walts Blues Box mit klassisischem oder behutsam modernisiertem Blues reinster Machart. Eine CD voll mit Chicago Blues, zwölf fetzig und gut abgestimmte Songs. Eine runde Sache, oder eben, die natürliche Eleganz des Blues.

Rolf Winter

Kanadisches Wunderkind?

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Am 31. März war der vorerst einzige Auftritt von Jimmy Bowskill in der Schweiz - im «Dolder 2» in Feuerthalen. Wer es erlebt hat, wird wissen: Der Kanadier Bowskill ist ein vielversprechender Gitarrist und Sänger einer Bluesband. Und für jene, die es verpasst haben: Der Bluesnews-Redaktion liegt seine CD Live vor. 12 Titel (darunter Kompositionen von Paul Rodgers oder Peter Green) geben einen Einblick in die Fähigkeiten, aber auch in die Grenzen des erst 19-jährigen «Wunderkindes».

 

Marc Winter

Vielseitige Roots Musik

Big Mama ist der Künstlername von Montserrat Pratdesaba, einer katalonischen Künstlerin, die ihre Liebe für den Blues in Barcelonas «Cova del Drac» entdeckte. Uns liegt ihre Albumveröffentlichung von 2005 vor, die im Internet von verschiedenen Seiten herunter zu laden ist. Die CD Blues Rooted bietet einen bunten Mischmasch an Stilrichtungen, darunter auch schönen und hörenswerten Blues, stets aber ist es in erster Linie «Roots Music», also einfache und ursprüngliche Musik ohne grosses technisches Equipment, immer mit der legendären Back Porch im Hinterkopf, also amerikanische Hausmusik aus dem Süden.

Rolf Winter

 Der Hexer aus New Orleans

Nach über 70 Jahren Lebenszeit und nach über 50 Jahren Bühnenerfahrung hat Malcolm John Rebennack, Jr. seine Bühnenpersönlichkeit gefunden: Als Dr. John ist er der Weisse Voodoo-Hexer, der die Pianotradition New Orleans’ fortführt und dies unterstützt durch Mojos, Federboas und allerlei abergläubischen Schnickschnack. Nach einem Zwischenspiel als «Southern Gentleman» ist er nun zurück zu seinen Ursprüngen und geriert sich erneut als «The Night Tripper». Und die Rückkehr zu seiner beads-behangenen Grusel-Geisterbahn-Person tut ihm gut: eine Grammy-Nomination ist der Lohn für sein aktuelles Album, das seit Herbst 2010 erhältlich ist: Tribal ist eine faszinierende CD, auf der die Musik durchgehend stimmt und die einen Meister seines Faches bei der Arbeit zeigt.

Rolf Winter

Höchstes Niveau

Die Luzerner Bluesband Bluecerne hat an der CD-Taufe vor Monatsfrist die neue Scheibe Bluecerne vorgestellt. Es ist eine durchwegs reife Leistung geworden, toller, vielseitiger Blues mit tollem Groove. Musikalisch erinnert der Sound an Joe Louis Walker oder «Mighty» Sam McClain und wie dieser flirten die sieben Mitglieder der Band mit Soul und all das ergibt tolle Musik mit grosser Bandbreite. Auf der aktuellen CD wird dieses zudem in hervorragender Qualität angeboten, und so kann man zum neuen Album nur gratulieren. Im Artikel wird das Album differenziert rezensiert.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Starker Auftritt

15. Januar 2011, Stadtkeller Luzern, Bluecerne hatte zur CD Taufe eingeladen. Gerappelt voller Saal, ausgezeichnete Stimmung und eine gut aufgelegte Band, die einen entspannten Auftritt hinlegte. Vorgetragen wurden natürlich in erster Linie die Songs der CD, die rundum gelungen ist. Sie demonstriert, dass Bluecerne zum Besten gehört, was die Schweizer Bluesszene zu bieten hat. Butterweicher Soul bis klassischer Chicago Stil, abwechslungsreiches Repertoire, toll arrangiert und gekonnt gespielt.Ausdrucksvoller Gesang, starkes Keyboard, tolle Gitarre, präzise Bläser- und Rhythmusgruppe. Der unerwartete Auftritt Darrell Nulischs zeigte dann für einmal Rentato Cazzaniga am Schlagzeug, wo er vor Bluecerne lange gewirkt hatte, während Darrell den Part des Sängers übernahm. Schliesslich gab es noch einen hübschen, spontanen, gemeinsamen Auftritt mit Laurent Gilliéron und Cla Nett.

Für Bluecerne lässt sich das Jahr gut an. Nach der erfolgreichen CD Taufe wird die Band am 18. Und 19. März die Schweiz an der European Blues Challenge in Berlin vertreten. Sie wird dort ohne Zweifel eine gute Figur machen und hat alle Chancen, dort auch zu gewinnen.

Rolf Winter

Im Auftrag des Herrn

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Das Quartett Kaluzny Blues Band, abgekürzt KBB, spielt christlichen Blues. Ihr neustes Album Little Man bringt sieben einwandfrei gespielte Songs. Bis auf einen akustischen Song sind alles moderne, sauber gespielte und makellos produzierte, aber wenig originelle Blues-Rock-Guitar-Stücke. Die Texte der sechs selbst geschriebenen Songs aber sind eine bemerkenswerte Abwechslung gegenüber herkömmlichen Blues-Lyrics. Hier geht es nicht um böse Frauen und eifersüchtige Männer, die ansonsten mit ihrer Männlichkeit protzen. KBB erzählen Geschichten aus dem Leben, durchaus „blueswürdige" Themen wie Spielsucht, Alkoholmissbrauch, nur erwähnen sie stets mehr oder weniger dezent einen Ausweg: den christlichen Glauben. Die Mischung aus Heilsversprechen und dem Blues ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber auch interessant. Und für das christliche Musikpublikum schliesslich ist es musikalisch eine Abwechslung zum christlichen Pop.

Rolf Winter

Retro vom Meister

Jimmie Vaughan hat sich einige Jahre Zeit gelassen mit seinem neuen Solo-Album, der Sammlung Plays Blues, Ballads and Favorites. Herausgekommen ist dabei sozusagen ein Vintage-Konzept-Album, für das er auf die Hilfe alter Bekannter zurückgriff. Jimmie Vaughan ist bekanntlich ein Meister der Musik der 50er und 60er Jahre, und so zeigt er auch auf dieser CD, wie zeitlos der Sound ist, den die Menschen erstmals hörten, als die Frauen Petticoats trugen und die Männer die Frisuren trugen, die Jimmie bis heute behalten hat: die Tolle. Alles an dem Mann ist Vintage, authentisch und lebendig, und das macht seine Musik so modern.

Rolf Winter

Weihnachtsempfehlungen

Braucht noch jemand Last-Minute-Geschenke für Weihnachten? Die Bluesnews-Redaktion hätte da noch einige Dinge vorzuschlagen, die dem Freund des gepflegten Blues auch dieses Jahr unter dem Tannenbaum Freude bereiten dürfte. Hier werden deshalb unsere Top-Five-Empfehlungen im Bereich CDs und DVDs kurz besprochen:

Harry Connick Jr. ; LaVern Baker; Cindy Lauper; Jimmie Vaughan und Oscar Jordan.

Rolf Winter

Hank Williams hat eines gemacht, Cher hat eines gemacht, nun hat  Buddy Guy sein 26. Studioalbum ebenfalls unter dem Titel Living Proof erscheinen lassen. Die CD ist erneut ein erfrischender Beweis, dass gute Musik keine Frage des Alters ist, denn Buddy Guy zeigt noch immer jedem Jungspund, wo der Barthel den Most holt, wenn es um Gitarrenblues geht. Und auf dieser neuesten Scheibe kriegt er prominente Hilfe: Carlos Santana kreuzt die Saiten, und dann gibt es als besonderes Juwel die erste Studio-Zusammenarbeit mit dem «King of the Blues» selbst: B.B. King und Buddy Guy in ihrem ersten jemals aufgenommenen Duett.

Rolf Winter

Die Kraft des Grooves

Das italienische Quartett Morblus um Gitarrist und Sänger Roberto Morbioli wurde auf Bluesnews neulich schon anlässlich eines Live-Auftritts vorgestellt. Hier geht es nun um deren Live-CD Live in Europe also wohl ein Zusammenschnitt einzelner Songs auf der jüngsten Tournee. Das aktuelle Album von Morblus enthält die schon in der Besprechung seines Live-Auftritts erwähnte Mischung aus Klassikern und Eigenkompositionen, was nicht erstaunt, denn es ist schliesslich eine Kompilation aus Live-Mitschnitten. Die Band zeigt 11 zeitlose Songs in modernem Gewand. Für Blues-Puristen kann es stellenweise etwas zu funky sein.

Rolf Winter

Eric alters-weise

 

Eric Clapton singt Autumn Leaves? Das soll wohl ein Witz sein? Keineswegs. Und er macht das auch noch gut. Das neue Studioalbum Clapton enthält zur Hälfte unsterbliche Klassiker der Jazz-Tradition der 20er bis 50er Jahre. Und wenn der Meister auch bluesige Versionen der Songs präsentiert, es bleiben die Klassiker des «Great American Songbook». Doch mit seiner Wahl der Songs zeigt Clapton auch deutlich: die Zeit des Gitarrenheldentums sind endgültig vorbei — es zählt das Kollektiv. Und das beinhaltet viele Weggefährten Claptons. Der 65-jährige Brite lässt es gemächlicher angehen. Das Album macht eine Menge Spass, wenn man sich darauf einlässt, aber es wird auch manche überraschen. Clapton kann zwar nicht so gut singen wie Rod Steward, aber er zeigt ihm dennoch, was eine Harke ist.

Rolf Winter

Viel Gefühl und hohe Virtuosität


Greyhound George ist der Künstlername von Jürgen Schildmann, einem Blues-Enthusiasten, der wie viele die Gitarre gewählt hat und der mit grosser Virtuosität einen ansprechenden Mix aus Eigenkompositionen und Covers präsentiert. Aktuell liegt seine zweite solo und akustisch eingespielte CD All You Can Eat vor. Diese bietet alle Varianten des akustischen Blues: Slide, mit und ohne Harmonica, Instrumentalstücke wie gesungene, Slide und Picking, oftmals alles im selben Stück. Sein Stil erinnert an grosse Vorbilder wie Son House oder Tampa Red oder – in jüngerer Zeit – der junge Keb’ Mo’. Die CD von Greyhound George macht grossen Spass, und sei den Freunden des akustischen Blues wärmstens empfohlen. Bleibt zu hoffen, dass Greyhound George gelegentlich den Weg in den Süden schafft und dass man ihn auch hier in der Schweiz live erleben kann.

Rolf Winter

Wenn Steine weinen


Sandra Rippstein hat eine Traumstimme. Mit ihrer neusten CD Sweet Soul Music hat sie dafür ein Gefäss geschaffen, das ihre Vorzüge perfekt zur Geltung bringt. Und wenn die Dame schon Rippstein heisst, bietet sich der Vergleich an: Wie in der griechischen Sage Orpheus einst die Steine zum Weinen brachte kann Sandra Rippstein mit ihrem Organ und unterstützt durch The Rippettes mehr als nur unterhalten: sie kann berühren. Die neueste CD, die man über die Website der Künstlerin bestellen kann bietet zwar nur 38 Minuten Musik, aber diese sind rundum zu empfehlen.
 
Rolf Winter, Redaktionsleitung

Starkes Piano

Nico Brina - Who Cares, Just Boogie (2010)


Nico Brina, der Boogiepianist aus Biel hat eine neue CD veröffentlicht: Who Cares, Just Boogie heisst das Album mit 18 Titeln, die alle aus seiner Feder stammen. Er wird am Schlagzeug begleitet von seinen langjährigen Begleitern, entweder Tobias Schramm (Tracks 2,3,4,8,9,12,13,16 und 17) oder Charlie Weibel (Tracks 1,6,7,14,15 und 18), dem er auch den letzten Titel Charlie’s Boogie gewidmet hat. Auf den Titeln 1,2,3,4,8,9,12,13 und 16 ist zudem Eisse Hommes am Bass zu hören. Ausserdem spielt Rod Piazza die Bluesharp auf dem vierten Titel Crying Cats and Dogs, sowie Bruno Kyburz Saxophone im Song Hitchhike Boogie. Nico Brina versteht es, einen Song langsam zum Sieden zu bringen und diese Steigerung der Spannung zieht sich auch von Song zu Song durch die ganze CD. Gesamtlänge der CD etwa 50 Minuten.

Rolf Winter

CD mit Überraschungseffekt

Nach der Neuformation der Crossover Blues Band, bluesnews berichtete hier darüber, sollte im Frühjahr eine neue CD erscheinen, die dann auch mit leichter Verspätung Ende Juli erschienen ist, da durch den Wechsel das bereits vorhandene Material neu verarbeitet werden musste.

Herausgekommen ist eine Scheibe mit fünf Titeln, zusammen nicht ganz 25 Minuten, also eher eine Demo CD. Die Band hat versucht, ihr Spektrum darzubieten, was ganz gut gelungen ist, soweit das mit fünf Titeln möglich ist. Dafür haben sie sich keine Allerweltstitel ausgesucht, sondern ausser dem unverwüstlichen Hoochie Coochie Man nur eigene Songs aufgenommen. Ausserdem kann die CD mit einer wohl unbeabsichtigten Überraschung aufwarten. . .

Rolf Winter

Alle Spielarten des Blues


Joe Bonamassa
hat mit Black Rock eine neue CD (bereits die zehnte!) herausgebracht, auf der er mit einem Trio (keyb, b, dr) als Begleitung nicht nur zeigt, dass er das Blues-Fach beherrscht, sondern sich als vielseitiger Musiker präsentiert, der die Grenzen des Genres auslotet und mitunter sprengt. Das Ziel ist gute Musik, nicht die einfache Zuordnung zu einem Genre, und so strahlt die neue Scheibe Lebensfreude ohne Ende aus, und mit einer erstaunlichen Bandbreite an Stilrichtungen sie ist vielleicht die beste, die er je gemacht hat. Die Wurzeln der Covers und der eigenen Songs bleiben bei Bonamassa klar im Blues, und diese sind fest und verleihen ihm Halt. Auf der CD sieht ein guter Freund als Special Guest vorbei: B.B. King singt auf einer Duett-Version von Willie Nelsons Evergreen Night Life.

Marc Winter

Roots Blues vom Feinsten

Bei der Beschäftigung mit diesem Tessiner Blues-Trio entsteht bald eine Vermutung: Marco Marchi hat keine Zeit. Die Bandwebsite ist «under construction» und die Myspace-Seite des Tessiner Roots-Blues-Trios Marco Marchi & the Mojo Workers ist auf die Schnelle zusammengenagelt worden, und müsste eigentlich mal überarbeitet werden: Die englischsprachige Selbstvorstellung ist ziemlich holprig formuliert. Aber Marco Marchi hat keine Zeit für Dinge wie Websites oder Texte. Denn Marco Marchi beschäftigt sich anscheinend vor allem mit seinem Kerngeschäft: Playing the Blues. Er ist mit jeder Faser seines Körpers Blues-Gitarrist und studiert eben liebe neue Arrangements als dass er den MySpace-Text überarbeitet, und das ist gut so.

Rolf Winter

 


Cremiger Radio-Sound aus Irland

Fetziger und kräftiger Bluesrock, selbst geschriebene Songs, tolle Singstimme — das sind die Merkmale der irisch-deutschen Band The Nightcrawlers auf ihrem Erstlingswerk It’s The Devil in Me. Die CD enthält 10 Songs, die Blues und Rock in unterschiedlichem Mass wiedergeben. Die Band sucht ihre Form noch, die CD ist ein Potpourri von Stilrichtungen, als Konstanten sind der aussergewöhnlich gut Gesang und die Gitarre zu nennen. The Nightcrawlers werden wohl bald auf Festivals anzutreffen sein, denn sie spielen äusserst mehrheitsfähige Musik, mehr oder weniger auf der Basis des Blues.

 

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Blues aus dem Ruhrpott

ChrisKramerCrazy» Chris Kramer hatte beim Deutschen Rock und Pop Preis 2009 gleich fünf Preise abgeräumt: Gold in der Kategorie: Bester Instrumentalsolist, sowie Silber in den Kategorien: Bestes Arrangement, Bester Rhythm & Blues-Sänger, Bestes Rhythm & Blues-Album und Bestes Blasinstrument. Höchste Zeit also, diesen interessanten Gitarristen, Harpspieler, Sänger und Komponisten auf Bluesnews.ch vorzustellen.

Chris Kramer ist sowohl solo unterwegs, spielt daneben mit Dirk Edelhoff als Duo und tritt zusammen mit Martin Engelien (Bass), Dirk Edelhoff (Gitarre) und Josef Kirschgen (Schlagzeug) in seiner Band „Crazy“ Chris Kramer und Band auf. Ein weiteres Projekt ist Groovehands mit Bernd Kullack (Geige), Wolfgang Engelbertz (Bass) und Mirko van Stiphaut (Gitarre). Hier ist das Experimentierfeld, welches Blues, Funk, Bossa Nova, Klezmer, Jazz, Zigeunerswing, Country, Bluegrass sowie originelle Coverversionen von Pop- und Rockklassikern miteinander verbindet. 17 Jahre lang hat Chris ausserdem in Workshops zukünftigen Harpspielern das Mundwerk beigebracht und vier Lehrbücher geschrieben. Er ist zweifellos eine der interessanten Figuren in der deutschen Bluesszene. Wir haben uns die beiden neusten Publikationen von Crazy Chris Krameran: die CD . . .unterwegs und die DVD Live und Solo angesehen und –gehört.

Rolf Winter

 Unendliche Weiten, sehnsüchtiges Verlangen

StefanImoberstegChangingLanesCDCover.jpgGrosse Musik, Grosse Gefühle, Grosse Weiten im Geist, das präsentiert der Schweizer Gitarrist und Sänger Stephan Imobersteg auf seiner neuesten CD, das mit dem Titel Changing Lanes schon deutlich macht, dass der feinfühlige Berner neue musikalische Horizonte sucht. Seit längerem unterwegs, scheint er mit diesen Aufnahmen seine Bestimmung gefunden zu haben: American Music Made in Switzerland.

Die Zweitlings-CD des Berner Oberländers Stephan Imobersteg liegt der Redaktion vor, und deutlicher als die erste CD, Why We Hang Dreams, fällt diese CD eher in den Bereich Blues, weshalb bluesnews.ch sich einen vergnüglichen Abend mit dem Anhören dieser CD bereitet hat. Die Musik auf Imoberstegs neuer Scheibe ist abwechslungsreich, vielseitig und sie geht unter die Haut. 

Rolf Winter

Die zeitlose Spielfreude des Blues

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MickPiniMoonshineCDCover.jpgDer Schweizer Bluesharp-Spieler Jan Hartmann und der britische Gitarrist und Sänger Mick Pini haben 2007 eine wunderbare CD eingespielt, die man immer und immer wieder gerne hört. Das Duo spielt schönen und fein gespielten Blues, mit einem Dialog zwischen Harp, Stimme und Gitarre, der zeigt, dass sie sich verstehen. Die CD ist eine Fundgrube für kleine musikalische Juwelen, und das Format akustische Gitarre und Bluesharp ist mit Duos wie Sonny Terry & Brownie McGhee, Junior Wells & Buddy Guy oder Cephas & Wiggins gut bestückt, und dieses schweizerisch-englische Duo braucht sich nicht vor den grossen Vorbildern zu verstecken.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Vielseitig und Funky

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Morblus heisst die vom 1965 in Verona geborenen Gitarristen und Sänger Roberto Morbioli im Jahre 1991 gegründete italienische Bluesband mit dem wortspielerischen Namen. Die weiteren Bandmitglieder sind Daniele Scala (Hammond & Keys), Paolo Legramandi (Bass und Begleitgesang) und Marco Sacchitella (Schlagzeug).

Obwohl Morblus schon in St. Gallen und Rapperswil an Festivals aufgetreten ist, blieb sie hierzulande nur wenig bekannt. Das soll sich nun ändern, die Planung für eine Tournée in der Schweiz ist in vollem Gange und als erstes werden Morblus am 23. Januar 2009 am 5. Out Of The Blue's Samedan auftreten. Die weiteren Termine stehen noch nicht fest. Bluesnews wird sie rechtzeitig im Kalender publizieren.

Einen Vorgeschmack bieten  eine DVD Road Tracks, die 2006 live an einem Konzert in Verona aufgenommen worden ist, sowie I can't Go Wrong, die letzte von sechs bisher erschienenen CDs der Band, die hier vorgestellt werden soll. Sie ist ebenfalls 2006 erschienen. Die CD ist sauber aufgenommen, der Sound gut, das Booklet enthält alle Texte und Informationen zum Lineup, unklar bleibt nur die Zusammensetzung des Chors.

Rolf Winter

Keine Sorge, Mit dieser CD ist alles in Ordnung!

CrushIceWhatWentWrongCDCover.jpgDie Band CrushIce wurde auf bluesnews bereits in diesem Kurzporträt vorgestellt , jetzt ist von der jungen Schweizer Band ein neuer Tonträger verfügbar, der die musikalische Bandbreite der Einflüsse widerspiegelt. In erster Linie aber sind die 14 Songs ein Garant für gute Laune. CrushIce müssen sich entgegen ihrem Albumtitel wirklich keine Sorgen machen, ihre jüngsten Studioaufnahmen sind eine Freude anzuhören.

CrushIce scheint einer dieser Fälle zu sein, bei der alle Bandmitglieder gleichberechtigt zusammenarbeiten. Die Stücke tragen die Handschrift der einzelnen Musiker und das Programm ist sehr abwechslungsreich und unterhaltsam.

 

 

Rolf Winter

 

EttaJamesLeopard.jpg Der auf Bluesnews.ch bereits mehrfach erwähnte Film Cadillac Records mag vielleicht auch den einen oder die andere dazu veranlasst haben, sich erneut oder zum ersten Mal intensiver mit Etta James zu beschäftigen. Bei mir war auf jeden Fall der Film der Anstoss und ich wollte mich etwas ausführlicher mit der «Matriarchin des Blues» beschäftigen. Hier eine Einschätzung anhand zweier sehr unterschiedlicher Live-CDs jüngeren Datums.

Etta James ist natürlich eine bekannte Grösse im Blues, die grosse Frauenstimme der Klassischen Chess-Ära, die mit wunderbaren und zeitlosen Titeln wie I'd Rather go Blind oder ihrem ersten Riesenhit, At Last von 1961 den Bluesgesang in Chicago ebenso mitbestimmt hat wie Big Mama Thornton oder Koko Taylor. Etta James hatte dabei stets einen Hang zu R&B, also zu etwas plüschigeren Arragements mit mehr Streichern und Hörnern. Ein Beispiel aus dieser Zeit ist ihr Titel Sugar on the Floor. Mit anderen Worten: ihre frühen Aufnahmen, also jene, die Beyoncé in Cadillac Records covert, sind makellose Meisterwerke und die frühen Aufnahmen von Etta James sind rückhaltlos zu empfehlen.

 (Bild aus der Sammlung von inszenierten, aber sehr schönen Bildern von Etta James: http://www.starpulse.com/Music/James,_Etta/Pictures)

 

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Akustisches Kabinettstück

Gregor Hilden spielt in verschiedenen Projekten, unter anderem auch mit der eigenen Gregor Hilden Band. Er hat auch 12 CDs veröffentlicht. Darunter ist nach meinem Wissen keine rein akustische Aufnahme und ich würde ihn irgendwo in Blues/Funk/Soul einreihen. Auch Richie Arndt, seit 15 Jahren Kopf des Bluesrock-Trios Richie Arndt & The Bluenatics würde ich nicht unbedingt als akustischen Blueser beschreiben. Auch er hat eine respektable musikalische Karriere und ein beachtliches Oeuvre an CDs vorzuweisen. Timo Gross, ebenfalls ein gestandener Blueser, der eher in die Blues/Bluesrock Kategorie passen würde, bildet zusammen mit Frowin Ickler und Michael Siegwart seine eigene Band und auch er hat mehrere CDs veröffentlicht.

Wenn diese drei Musiker sich zu einem Projekt zusammen finden und zwölf rein akustische Songs einspielen, kann man also gespannt sein. The Vineyard Sessions heisst die CD, die am 13. November 2009 veröffentlicht wird.. Die Songs sind alle von den drei Musikern geschrieben, teilweise neu, teilweise wurden Songs aus früheren Jahren eigens zu diesem Projekt neu arrangiert.  Aufgenommen wurde die CD in Bad Bergzabern an der Südlichen Weinstrasse Pfalz, mitten im Weingebiet, deshalb auch der Titel der CD.

Marc Winter

Keeping Stevie Alive

Wir wollen alle, dass der Blues am Leben bleibt: «Keeping The Blues Alive» als Motto. Das Schweizer Blues-Quartett Big Deal leistet mit dem Album Back in the Saddle - Texas Rhythm & Blues seine Teil dazu: Sie erhalten die Musik von Stevie Ray Vaughan & Double Trouble am Leben. Auf ihrer CD präsentieren sie sich als Coverband, aber sie zeigen auch weitere Varianten ihres Könnens. Die Musiker um Frontman Mike Mosher bieten tolle Musik und gute Stimmung.

Rolf Winter

Solid Groove und funky Sounds

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Das Schweizer Power-Trio Bluesballs ist produktiv: Sie haben eben ihr drittes Album 3 veröffentlicht, da ist es für die Bluenews-Redaktion höchste Zeit, sich ihr zweites Werk anzuhören, das der Redaktion vorliegt. Die neue Scheibe kann wie die Vorgänger auf der Website der Band   angehört und erworben werden. Hier soll die CD Playing On Me von 2008 besprochen werden, eine lebensfrohe und spielfreudige Sammlung von Cover-Versionen in der musikalischen Tradition von Stevie Ray Vaughan. Doch Bluesballs ist nicht einfach eine SRV-Tribute-Band.

Rolf Winter

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Fetziges Piano mit sattem Schlagzeug

Ein Schlagzeug, ein Klavier, selbstbewusster Gesang, das ist alles, was es für guten Blues braucht. Bob & Tom zeigen auf Ihrer Erstlings-CD, wieviel Musik ein Blues-Duo machen kann. Freitag, der 18. September ist CD-Taufe, wo man sich auch mit eigenen Ohren von den Fähigkeiten der beiden Vollblut-Musiker überzeugen kann.

Rolf Winter

Blues, Gospel und Dialekt

Irene Zwahlen Back to Bümpliz 

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Die neue CD der stimmgewaltigen Berner Sängerin Irene Zwahlen liegt vor, ein Album mit dem Titel Back to Bümpliz. Diese CD ist die erste Solo-Veröffentlichung Zwahlens unter eigenem Namen, die allerdings bereits eine erfahrene Musikerin mit verschiedenen abgeschlossenen anderen Projekten ist, zuvor als Irina auftrat oder als Irina & Gadjos, Irene & The Flourious Three oder zu Beginn des Jahrzehnts als Teil der The 4 Flames. In all diesen Formationen arbeitete Irene Zwahlen stets mit Multi-Intrumentalist Chris Habegger zusammen, der auch auf Back to Bümpliz alle Saiteninstrumente ausser der elektrischen Gitarre spielt. Die Dame scheint also in der Tat schon ziemlich rumgekommen sein, auch musikalisch. Sie lässt sich nicht auf ein Genre reduzieren und sang zuvor von Chanson und Tango über Soul oder Jazz-Titel jede Form der schönen Musik bis zu Musical-Klassikern wie Summertime. Daneben sang sie schon im weitesten Sinn Schlager (Heb Ab an der «European Song Contest» 2004 Vorentscheidung) und sogar Schweizer Dialektlieder (Hemmige, Zigünerin). Das neueste Projekt von Irene Zwahlen ist nun also ein Blues-Album mit einer vergrösserten Begleitband. Dabei ist die Rückkehr nach Bümpliz vielleicht eine lokale, aber musikalisch ist es ein Aufbruch zu neuen Ufern.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Prächtiger Funk

Groovepack, Funky 2008 

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Die Bandbreite der Sissacher Gruppe ist gross. Sie spielen Blues, Soul und Funk. Für die CD Funk haben sie sich, wie der Titel vermuten lässt, auf funkige Titel beschränkt. 10 Titel haben sie eingespielt, wobei der Eröffnungstitel Come By And See gleich zweimal vorkommt, die House  Version beschliesst die CD.

Die Scheibe kriegt man, einmal gestartet, nur schwer zum stoppen, ein Titel fordert den nächsten, bis die CD zu Ende ist. Wer anschliessend nicht gut drauf ist, sollte den Tag besser zu Hause verbringen. Manchmal staunt man, dass es nur fünf Musiker sind, die da spielen. 

 

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Bluesgeschichte musikalisch

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Ein bemerkenswertes Projekt, das zwei Generationen traditioneller Bluesmusiker des Chicago Stils zusammen geführt hat. Ein Projekt dieser Art hat es bisher in dieser Form noch nicht gegeben.

Da treffen Billy Boy Arnold (1935), John Primer (1945), Billy Branch (1951) und Lurrie Bell (1958), die noch allesamt mit den Grossen der Blüte des Chicago Blues gespielt haben auf eine junge Generation Chicago Bluesmusiker: Matthew Skoller, Billy Flynn, Johnny Iguana, Felton Crews und Kenny „Beedy Eyes" Smith. Zusammen bilden sie das Projekt Chicago Blues - A Living History und touren mit ihrer Show als The Chicago Blues Ambassadors seit Anfang Sommer 2009 durch Europa, wo sie an 16 Festivals auftreten. Eine Rezension ihres Auftritts beim Piazza Blues Festival findet sich auf dieser Seite .

Wer keine Chance hat, die Show zu sehen, kann sich nun mit der Doppel CD trösten. Wer sie erlebt hat, wird sich die CD sowieso kaufen wollen und erhält dafür  21 ausnahmslos gute Titel und ein an biographischen Inhalten reichhaltiges Booklet, das auch noch mit hübschen historischen Aufnahmen versehen ist.

Bluesnews Wertung: sehr empfehlenswert!

Rolf Winter

Blues and Much Moore

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Eine Familienpackung Gary Moore für die Ohren

Plant jemand in den Sommerferien einen Roadtrip? Oder bleiben alle zuhause? Schön in der Sonne liegen und vollen Sound auf die Ohren? Dann haben wir hier den perfekten Tipp für einen faulen Sommer randvoll mit Gitarren-Bluesrock Satt: Gary Moore hat seine fünf Auftritte in Montreux auf CDs gebrannt und bringt sie als 5-CD-Box für einen geradezu lächerlich günstigen Preis: Fr. 41.- oder bei Amazon Deutschland sogar nur €21.-

Auf dieser kleinen CD-Box, die mit einem kleinen Booklet versehen ist, aber sonst keine Schnörkel und Extras bietet, konzentriert sich auf die Musik, von der es dann auch reichlich gibt. Die Scheiben sind Aufnahmen von Konzerten Gary Moores als Frontman und unter eigenem Namen an folgenden Daten: 7. Juli 1990, 16. Juli 1995, 9. Juli 1997, 7. Juli 1999 und 6. Juli 2001. Also immer in schön mehrjährigem Abstand kam Gary Moore mit seiner jeweiligen Band nach Montreux und spielte seine Art der Musik. Moore hatte seinen Ursprung im Hard Rock, damals als Gitarrist der 70er Jahre Hardrock-Band Thin Lizzy. Nach deren Auflösung 1979 machte er sich an eine Solokarriere, in der der Mann aus Belfast relativ erfolgreich war, am bekanntesten wohl seine Ballade Still Got The Blues.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Zeitreise

Nico Brina , 25 Years Live On Stage (2009)

nico_brina_25_years_live on_stageCDCover.png Was macht ein Musiker, der sein 25 jähriges Bühnenjubiläum feiert? Er nimmt seine erfolgreichsten Titel und packt sie auf eine CD. So auch Nico Brina, der Pianowizard aus Biel. Er hat  16 Titel aus seinem Repertoire ausgewählt, die einen repräsentativen Querschnitt durch seine musikalische Laufbahn zeigen. Als Musiker, dessen Stärke im Live Auftritt mit Bühnenshow liegt, hat er ausschliesslich Liveaufnahmen ausgewählt, die alle zwischen 2004 und 2008 entstanden sind. Sie sind eine gute Demonstration von Nicos Können als Boogie Pianist. Die Mitschnitte sind von unterschiedlicher Qualität, teilweise ohne Nachvertonung oder andere Bearbeitung der Aufnahmen, um das authentische Livegefühl zu vermittlen, wie Nico Brina uns wissen liess. Die Titel sind Boogie Woogie Titelentweder aus dem Boogie Songbook, oder Eigenkompositionen (Happy Ol' Boy, Back Seat Boogie, Hip Shaking Boogie, I've Heard A Little About You, Walk On Boogie,  Nico's High Speed Boogie),dazu gibt es noch andere Songs (Route 66, Before You Accuse Me, Gee Baby Ain't I Good To You, Early In The Morning, In The Ghetto, One Night) Insgesamt also ein guter Querschnitt durch Nico Brinas Schaffen, das all seine Qualitäten zeigt. Nico's Highspeed Boogie ist sein Beitrag zum Guiness Buch der Rekorde und demonstriert Nicos Qualitäten als Unterhalter.

Rolf Winter

 Ginger Live, 2008

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Die ist eine phantastische CD, ein beachtlicher musikalischer Exploit der tollen jungen Schweizer Band Ginger. Das hier zu besprechende Album Live Zürich ist ein Konzertmitschnitt von einem Auftritt im Frühling 2008 im «Kulturmarkt» in Zürich, und die CD ist schlicht der Hammer.

Die Band legt einen feurigen und hoch konzentrierten Auftritt hin, in dem sie weitschweifig ihre spezielle Musik zelebrieren. Das kürzeste Stück ist mit 5:08 das Intro, die weiteren sind weit über sieben, zum Teil über zehn Minuten. Der Sound von Ginger ist die detailgetreue Reproduktion von 1970er Jamrock, dezent modernisiert bei den Gitarrenklängen. Man mag den Sound auch als eine Form des «Alternative Rock» bezeichnen oder meinetwegen als «Retro- Grunge», oder, wie die Band selbst es nennt: «Psychedelischer Bluesrock» aber was damit gemeint ist der stark gitarrenlastige und stets übersteuerte Sound, in dem Soli dann enden, wenn der Gitarrist meint, dass jetzt genug sei. Eric Clapton bezeichnete den Sound bekanntlich einst als «Woman Sound», und er meinte damit grosse Verzerrung aber rausgedrehte Höhen, so dass ein hohler heulender, zuweilen schluchzender Klang entsteht. Dazu kommen Fuzz-Box, Wah-wah und alle weiteren Mittel, den Klang zu verfremden.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

Reife Leistung

Walt's Blues Box Walk Down The Road (2009)

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Am 30. Mai 2009 fand im Albani Music Club eine CD Taufe statt. Walk Down The Road heisst Walt's Blues Box‘ neuste CD, die erste seit Jonas Wolf an Stelle von Lukas Schwengeler zur Band gestossen ist. Sie enthält 12 Titel und ausser My Babe von Little Walter, sind alles eigene, zum Teil neue Kompositionen. Im Gegensatz zur 2007 erschienenen CD Live At Albani, bei der die Band in der Hälfte der Titel von den beiden Saxophonisten Roman Weissert und Raffaele Lunardi sowie dem Trompeter Silvan Kieser verstärkt worden ist, spielt die Band hier alleine. Dadurch ist diese Scheibe intimer, typischer für die Band.

Die Aufnahmen sind eine gute Mischung zwischen klassischem Bluesstil und modernem Arrangement. Die ersten vier Stücke sind funkige Nummern über das Thema Nummer eins: die üblichen Probleme zwischen den Geschlechtern. Die weiteren Stücke ein bunter Strauss verschiedener Lieder.

Rolf Winter

Se non è vero, è ben’ trovato 

Charlie Morris Band Ten Tell Tales (2009)

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 Es ist keine leichte Aufgabe, die neueste CD der Charlie Morris Band zu beschreiben, ohne sich dabei zu wiederholen. Denn auch mit der neuesten Produktion - ihrem fünften Album - liefert die Charlie Morris Band unter der Führung von Bandleader Charlie Morris zehn brandneue und selbst verfasste Songs ab, die mit der bewährten Mischung aus Blues, Louisiana-Sound und einem Schuss Rockabilly daherkommen, und erneut ist das Album ein Ohrenschmaus und ein grosser Genuss. Die Charlie Morris Band hat einen distinkten Sound, der ihnen eine musikalische Identität verleiht, ohne in irgendeiner Weise eintönig zu sein. Dieser Sound ist der Zusammenarbeit der vier Musiker zu verdanken, bei der die Rhythm Section Marco «Speedy» Jeanrenaud an den Fellen und David Clarke an den dicken Saiten den Soundteppich legen, auf dem die Tasten, bzw. Saiten von Markus Baumer und Charlie Morris tanzen.

 

Rolf Winter

Blues aus Erster Hand

Eddie Taylor Jr. — I Got To Make This Money, Baby (2007) EddieTaylorIGotCDCover.jpg

Eddie Taylor Jr. wurde zum Bluesman geboren, und wenn man der Genetik trauen kann, dann ist er mit äusserst vielversprechenden Anlagen gesegnet. Sein Vater war Eddie Taylor (1923-1985), ein grossartiger Gitarrist der Chicago-Tradition und massgeblicher Mitgestalter der Songs von Jimmy Reed, seine Mutter Vera Taylor, eine wenig bekannte Sängerin. Allerdings ist es das Schicksal von Eddie Taylor Senior, selten als eigenständiger Musiker wahrgenommen zu werden. Obwohl er mit Big Walter Horton und John Lee Hooker spielte, bleibt er vornehmlich als Begleitung Jimmy Reeds in Erinnerung, obwohl der etwas ältere Taylor den Freund aus Jugendtagen Reed in seine Band aufnahm, und ihm auch riet, sich auf Gesang und Harmonika zu konzentrieren und die Gitarrenarbeit ihm überlassen. Eddie Taylor ermöglichte im Hintergrund als Bandleader und Arrangeur den Erfolg von Jimmy Reed als Frontman und Liedschreiber.

Rolf Winter

Chicago im Zürcher Oberland

Good Morning Blues (2003) und Ready 4 You (2006)

LarrysBluesBandGoodMorningCover.jpgLarrysBluesBandReady4YouCover.jpgAuf Bluesnews.ch wurde bereits zu einem früheren Zeitpunkt Larry's Blues Band vorgestellt  und auch der von Larry betriebene Musicshop wurde auf unserer Website schon zum Thema. Deshalb soll hier auch nicht gross die Band vorgestellt werden, sondern diese Rezension beschränkt sich auf das Wesentliche - die Musik.

Zur Erinnerung: Larry's Blues Band ist ein Trio, das bei Gelegenheit durch Gastauftritte verstärkt wird, etwa durch den Harp-Spieler Walter Baumgartner . Das Trio setzt sich zusammen aus Larry Schmuki (g /voc.), Markus Fritzsche (b./voc.) und Beat Aschwanden (dr). Von der Band liegen zwei CDs vor, Good Morning Blues von 2003 und Ready 4 You von 2006. Die erste CD wurde in Larrys Studio in Hinwil aufgenommen, die zweite wenige Kilometer entfernt im Studio von Markus Fritzsche in Wetzikon. Die drei leben also nicht von der Musik, betreiben diese aber semi-professionell.

Rolf Winter

Neu herausgegeben

Jimmy Witherspoon feat. Robben Ford - Live at the 1972 Monterey Jazz Festival (Reissued 2008)

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Dies ist ein Live-Album, auf dem hauptsächlich ein Konzert von 1972 zu hören ist, das Jimmy Witherspoon in Monterey, Kalifornien, beim örtlichen Jazz Festival zu dessen fünfzehnten Ausgabe gab. Das «Monterey Jazz Festival», dass es noch immer gibt, war schon Gastgeber für schlicht ALLE Grössen des amerikanischen Jazz, wobei die Grenze zum Blues stets offen gehandhabt wurde. Im Jahr 1972 spielten neben Jimmy Witherspoon das folgende Lineup: The Modern Jazz Quartet, John Hendricks, Cal Tjader Quintet, Thelonious Monk, Sonny Rollins Quartet, Joe Williams, Herbie Hancock Septet, Quincy Jones Orchestra und Roberta Flack (Jazz-Sänger Joe Williams (12.12.1918 - 29.3.1999) ist nicht der Gitarrist und Country-Blueser «Big» Joe Williams, der «Master of the Nine-String Guitar» Joseph Lee Williams, 16.10.1903 - 17.12.1982)).

 


 

Rolf Winter

bobmeyerthreefoldreturncdcover.jpgAls diese CD auf den Tisch der Bluesnews-Redaktion landete, schoben wir sie in den CD-Spieler und wussten sofort, dass dies keine einfache Rezension wird. Bob Meyer ist aber nicht nur für Rezensenten eine Herausforderung, sondern auch für Hörer. Er ist ein musikalischer Extremist, ein radikaler Spieler, jemand, aus dem die Musik einfach herausquillt, und der uns daran teilhaben lässt.

 

Der Mann sitzt mit seiner Gitarre alleine da, spielt und singt dazu (nicht auf allen Songs). Das Spezielle ist die konsequente und manchmal brutale Frugalität, mit der er seine Gitarre spielt. Viele Songs bestehen aus einem Akkord, und die Gitarre ist mehr wie ein Perkussionsinstrument als eine harmonische Begleitung. Manchmal klingt er sogar wie jemand, der gar nicht Gitarre spielen kann, sondern nur darauf herumprobiert (das vierte Lied I'm A Fool scheint nur auf zwei den dicken zwei Saiten gespielt). Immer aber macht er den Eindruck von jemandem, der für sich spielt, der nicht versucht, dem Publikum zu gefallen, sondern der das, was er tut, einfach tun MUSS.

Rolf Winter

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Die neueste CD von Mr. Blues & the Tight Groove wurde Ende vergangenen Jahres veröffentlicht.

Die neue CD enthält 14 Titel, von denen drei Eigenkompositionen sind und die anderen elf Songs Covers. Von diesen elf sind erneut die erstaunliche Zahl von fünf Titeln Coverversionen von Stücken von Kenny Neal. Gleichwohl ist dies bei weitem nicht bloss eine weitere CD mit Covers, denn die einzigen beiden wirklich populären Stücke sind B.B. Kings Help the Poor und der Closer Sweet Home Chicago (wie immer Robert Johnson zugeschrieben, aber auch hier die zumeist gespielte R&B-Version (vgl. The Blues Brothers, Luther Allison oder Elmore James ). Die Eigenkompositionen wurden laut liner notes geschrieben vom Gitarristen René Hemmig und Howard Joseph. Dieser figuriert auf der CD sonst als Adressat für Buchungen, ist also der Agent der Band. Die Redaktion von Bluesnews vermutet, dass es sich bei Howard Joseph um den «bürgerlichen» Namen von Sänger und Bandleader Mr. Blue Rivers handelt (vergleichbar einem gewissen McKinley Morganfield der als Performer bekanntlich auch unter anderem Namen auftrat). Dass Joseph und Hemmig gute Songs zu schreiben in der Lage sind, dokumentieren neben dem Titelsong noch die beiden Titel Mr. DJ und Oh, how I need you.

Rolf Winter, Redaktionsleitung

mrbluebluedancercdcover.jpgMr. Blue & The Tight Groove haben eine neue CD veröffentlicht. Unter dem Titel Blues Dancer haben Mr. Blue Rivers (voc), René Hemming (Gitarren), Jürg Frei (Bass), François Kaech (Keyboards), Beat Riggenbach (Saxophon, Bluesharp) und Paul Buser (Schlagzeug) 14 Titel auf die Scheibe gebrannt, die dem Ruf der Band gerecht werden, alle Spielarten des Blues zu beherrschen.

Der erste Eindruck ist gut: Die Songs von Robert Johnsons, B.B. King,  Kenny Neal, Lucky Peterson, Buddy Guy und 3 Eigenkompositionen sind abwechslungsreich arrangiert und frisch und schwungvoll vorgetragen. Eine ausführliche Rezension der CD folgt demnächst hier.

Rolf Winter

 

Bluesaholics - Sandra Rippstein sings Bluesaholics & Le téléphone

bluesaholicssandrarippsteinsingscdcoverbluesaholicstelephonecdcoverDie Schweizer Bluesband Bluesaholics wird kommendes Jahr volljährig. Höchste Zeit also für Bluesnews.ch, endlich eine der CDs dieser einzigartigen Schweizer Bluesband zu rezensieren. Hier werden die beiden Maxi-Singles (oder Mini-CDs) rezensiert, die 2004 und 2005 erschienen sind: Sandra Rippstein sings Bluesaholics (Copyright 2003) und die darauf folgende Maxi Le téléphone, auf denen sich jeweils vier Songs finden.

Die Bluesaholics sind ein Beweis dafür, dass Fusionen auch erfolgreich sein können: Die Formation ging aus dem früheren Bands Blues Company (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen deutschen Band aus Osnabrück, die 2008 am Blues Festival Basel spielte) und Hagelwätter Blues Bänd hervor. Was ist nun das Einzigartige an den Bluesaholics? Da ist zum einen die Tatsache, dass sie in ihren Songs sprachlich nicht auf englisch festgelegt sind. Dies beweisen sie eindrucksvoll mit Le téléphone. Daneben sind Bluesaholics schon fast so etwas wie eine Big Band: Aus dem ursprünglichen Sextett wurde inzwischen eine elfköpfige Combo, komplett mit dreiköpfiger Horn-Section und drei (!) Verantwortlichen für den Gesang.

Marc Winter

Wer ist Paul?

Das Quartett Paul & The Release strahlt Unabhängigkeit aus und das Bestreben, ihren eigenen Weg zu finden und diesen auch zu gehen. Die Band besteht aus Sänger, Gitarrist und Harp Spieler Andrea C. Fürer, Gitarrist Urs Baumann, Bassist  Ede  und Schlagzeuger Paul Fausch und ist keine Gruppe von Anfängern, von jungen Enthusiasten. Der Band geht es weder um Eitelkeiten noch um Individuen, sondern um das Zusammenarbeiten, um das gemeinsame Produkt - die Musik. Ihre Promo CD Got a Gig? ist gleichzeitig Vermarktung der Band und augenzwinkernder Kommentar auf die Gesetze der Musikbranche. Das Cover von Got a Gig? ist aufgemacht wie eine Zeitung. Unter der Titelzeile Blues Independent und dem Datum Mai 2004 folgen in Artikelform die Beschreibungen der einzelnen Titel und Fotos der vier Musiker. Interessant scheint an diesen Bildern, die offenbar Aufnahmen aus der Recording Session darstellen (alle tragen Studiokopfhörer), dass keines der Bandmitglieder in die Kamera sieht. Andrea C. Fürer ist mit geschlossenen Augen versunken in seinem Gesang, Urs Baumann hoch konzentriert auf sein Gitarrenspiel, Bassist Ede (Brügger, wenn man die Nachnamen der Eigenkompositionen kombiniert) kämpft mit den Kabeln an seinem Bass und Paul Fausch ist über eines seiner Becken zu sehen, ein Bild äusserster Konzentration.

Rolf Winter

muddyfeetswamplandcdcover.jpgDie Potsdamer Blues-Band Muddy Feet versteht es, richtig einzuheizen. Die Band, die selbst sich auf ihrer Webseite  als «The Potsdam Berlin Blues Connection» nennt, macht auf ihrer neuen CD Swampland keine Gefangenen. Kompromisslos, manchmal brachial geht es da zur Sache. Ihre Art der Musik, von der Band selbst als «Swamp Bluesrock» umschrieben, definiert sie wie folgt: «Muddy Feet verschmelzen den Blues aus Louisiana, den Rock aus Texas mit dem Mojo des Südens zum Swamp Bluesrock».

Wenn man sich ihre CD anhört, ist auf dem ersten Stück No More Love schon viel davon zu hören, was die Band ausmacht: ein Louisiana Swamp Blues über ein Gitarren-Lick, das aus einer einfachen Kadenz besteht. Im Stück kommt eine Brücke, die von der Harmonika bestritten wird. Der Song wurde ohne überflüssige Schnörkel eingespielt und macht einfach gute Stimmung.

Rolf Winter

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B.B. King ist der selbst ernannte «King of The Blues». Aber wann hat er sein letztes wesentliches Album eingespielt? Das ist lange her. Bis jetzt. Dieses Album von 2008, produziert von T-Bone Burnett, hält den teilweise grossspurigen Ankündigungen und hohen Erwartungen stand.

Burnett, der Produzent u.a. des Soundtracks von Brother Where Art Thou und dem Riesenhit Raising Sand von Bluesgrass-Legende Allison Krauss und Led Zeppelin-Sänger Robert Plant, hat hier aus dem achtzigjährigen King ein grossartiges Album heraus gekitzelt. Entgegen verschiedener Ankündigungen (auch auf Bluesnews) ist es musikalische NICHT eine Rückkehr zu den Wurzeln des «Blues Boy» aus Indianola, Mississippi, Riley B. King. Dieses Album ist ein Alterswerk im besten Sinn, eine reife Leistung, ein weises Album.

Rolf Winter

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Was ist das Geheimnis einer guten alten Rock'n'Roll Band? Einen guten Kontrabass, bei dem man hört, wie die Saiten auf das Griffbrett knallen, einen stetigen Drummer der wie ein Puls die Band antreibt, ein kratziges Saxophon für die Ornamente und ein Piano, dass den Boogie-Woogie-Swing aufrechterhält. Wenn dann noch eine gute Gesangsstimme hinzukommt, ist das Rezept für guten Rock'n'Roll bereits fertig. Wenn das Rezept stimmt, ist es auch müssig, über Genregrenzen zu diskutieren, denn wo der Boogie-Woogie aufhört, der Piano-Blues weitermacht und wo der Rock'n'Roll reinkommt ist unerheblich, wenn es fetzt. Und das tut diese CD von Hamp Goes Wild ohne Zweifel.

Rolf Winter

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Obwohl Wynton Marsalis mit 46 Jahren noch sicher kein alter Mann ist, so ist er doch ein «elder statesman» der Musik. Willie Nelson ist mit 75 Jahren Lebenserfahrung sicher ein solcher. Die beiden haben sich nun zusammengeschlossen und gemeinsam eine CD gemacht: Two Men With The Blues. Da fragt man sich schon: Ein Jazzmusiker wie Marsalis, ein Country-Veteran wie Nelson, und zusammen spielen sie Blues? Ja, das tun sie. Nelson ist ein Chamäleon, er hat ja mit Countryman auch ein Reggae-Album eingespielt und seine musikalische Versabilität bewiesen, und so singt er hier überzeugend den Blues.

Und Marsalis? Der steuert hauptsächlich die Musik zu dieser Kooperation bei. Wynton Marsalis spielt mit wohl von ihm selbst ausgebildeten Musikern vom Jazz at Lincoln Center in New York. Als Artistic Director dieses Centers hat Marslais auch die Räumlichkeiten für die Aufnahme am 12. und 13. Januar 2007 organisiert und sein Bruder Delfeayo Marsalis arbeitete mit beim Abmischen des Albums. Lediglich der Session-Musiker Mickey Raphael spielte zuvor schon vielfach mit Nelson.

Rolf Winter

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Das Cover der neuen CD von B.B. King zeigt den «König des Blues» bei einem kleinen Seelein, der stark dem See ausserhalb Clarksdale, Mississippi gleicht. Sollte es dieser See sein, so steht B. in der Mitte zwischen Tuttweiler, dem mythischen Geburtsort des Blues, Clarksdale, dem Zentrum im Delta und Indianola, seiner eigenen Heimatstadt.

Da Produzent T Bone Burnett den King zurück zu seinen Wurzeln führen (oder eher: lotsen) wollte, wäre dies auch ein passendes Bild. Ungewöhnlich ist, dass B.B. King seine Lucille auf dem Rücken trägt, so als sei er ein Hobo. Die CD ist noch nicht publiziert, sie wird in Europa erst im Oktober zu haben sein, aber auf Amazon.com sind immerhin schon mal Clips der Stücke zu hören, die einen ersten Eindruck vermitteln können.

 

Rolf Winter

buddyguyskindeepcdcover.jpgDie neuste CD von Buddy Guy ist erschienen. Das heisst, einer der massgeblichsten und einflussreichen Blues-Musiker der Gegenwart hat ein neues Studio-Album veröffentlicht. Diese CD zu rezensieren ist extrem schwierig, denn sie ist beim einen Anhören relativ langweilig, kann beim nächsten Anhören aber auch sensationell mitreissend sein. Wie so häufig hängt es von der Stimmung ab, in der man sich beim Hören befindet, ob einem diese CD gefällt oder nicht. Es hängt aber auch davon ab, welchen Buddy Guy man mag. In der langen Karriere hat er verschiede Reinkarnationen seiner selbst auf Tonträger gebannt, und je nachdem, welchen Buddy Guy man liebt, kann diese CD perfekt sein oder ein Missgriff. Ihr merkt schon, geneigte Leser: dies wird eine längere Rezension. Im nächsten Abschnitt folgt eine kurze Rekapitulation Buddy Guys.

Marc Winter

Starkes Debut


Die Erstlings-CD der noch jungen Formation „Biscuit Jack " (2003,
Gigs seit 2006) ist kurz. Lediglich knapp unter 21 Minuten dauert es, die fünf Songs der Band um das Gründungsduo Fredy von Moos (Bass) und Sascha Koch (Gitarre und Gesang) anzuhören. Die Band scheint sich gesagt zu haben, lieber 20 Minuten guter Musik als ein Stunde mit zum Teil noch nicht ausgefeilten Songs. So enthält die CD eine kurze, aber feine Auswahl an mit einer Ausnahme selbst geschriebenen Titeln.

Rolf Winter

Die neue CD

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Wenn Richard Koechli fest auftritt, dann schwappt ihm bestimmt das Bayou-Wasser aus den Stiefeln. Nur ist die Frage, ob er je fest auftritt, denn er ist die Verkörperung des Prinzips „In der Ruhe liegt die Kraft". Passenderweise heisst seine hier zu besprechende CD laid-back.

Koechli ist ein Schweizer Gitarrist, der in der Schweiz und in Frankreich lebt. Seine Spezialität ist das Slide-Spiel, aber das ist beileibe nicht alles. Er ist ein grossartiger Gitarrist und wunderbarer Sänger mit geschmackvollen Arrangements.

Die aktuelle CD laid-back ist die vierte Scheibe unter eigenem Namen (Erstling 1993 Trains of Thought als Richi Köchli), aber Koechli hat sich auch als Produzent, Arrangeur und Buchautor einen Namen gemacht. All dies weiss seine Website www.richardkoechli.ch zu berichten, und all dies ist vielleicht interessant, aber noch kein Ohrenfutter. Deshalb den Silberling in den CD-Spieler und ab geht die Fahrt: 

Rolf Winter, Redaktionsleitung

johnlyonscdcover.jpgWenn ein Musiker die verschiedenen Einflüsse seiner Vorbilder aufnimmt und sich in seinem eigenen Spiel davon inspirieren lässt, kommt im besten Fall etwas hervorragendes, neues heraus. Das neuste Album der John Lyons Blues Band ist so ein Werk. Es vereint Titel der verschiedensten Bluesstile, ist makellos gespielt und sehr gut aufgenommen. Die tolle Mischung aus sanften Titeln und rockigem Blues.

Es fällt schwer, die Band einzuordnen, so breit ist ihr Spektrum und dies fällt auf dieser CD angenehm auf. Ganz offensichtlich sind hier viele Einflüsse, die John inspiriert haben zu hören. Die CD demonstriert Johns Talent als Gitarrist und gibt seiner schönen Stimme Raum. Sehr elaborierter Blues mit komplexen Titeln und dazu noch schönen Texten. Eine Bereicherung jeder Blues Sammlung!

Rolf Winter, Redaktionsleitung

waltsbluesboxlivealbanicdcover.jpgDas ist vielleicht ein Album! Leider konnte ich das Konzert nicht erleben, aber trotzdem weiss ich mal wieder, wieso ich live Alben so mag: Es steckt etwas von der Atmosphäre in der Musik drin, das im Studio schwer zu erreichen ist. Wer keine Gelegenheit hatte, das Konzert zu erleben, sollte sich die CD unbedingt anhören, es ist Live Konzert in der Stube. 

 

Ein runder Abend in elf Titeln. Wunderbar harmonieren alle Beteiligten zusammen. Sicher führen Marco Besoni am Schlagzeug und Markus Schelling am Bass die Band rhythmisch durch den ganzen Abend. Walt's Blues Box und The Uperclass Windmachine fügen sich zu einem ganzen, als ob sie immer zusammen spielen würden. Ich nehme an, die Musiker hatten einen ebenso schönen Abend, wie das Publikum.

 
Rolf Winter

Die neue CD der Charlie Morris Band

  charliemorriswhatascenecdcover.jpgWelcher Ort liegt auf der Mitte der Wegstrecke zwischen New Orleans und Chicago? Fragt Charlie Morris, er wird die Antwort wohl wissen. Denn auf seiner neuen CD What a Scene finden die Mitglieder der Charlie Morris Band eine Annäherung an diesen Ort von beiden Seiten. Ihr Live-Album ist eine Mischung aus Chicago-Bluesnummern und der rhythmisch komplexen Musik Louisianas. Die Band um Leader und Sänger/Gitarrist Charlie Morris spielt elf Stücke und die Aufnahme scheint bei einem einzigen Live-Auftritt gemacht zu sein. Es ist an keiner Stelle erkennbar, dass mehrere Auftritte zusammengeschnitten wurden.

 
Die Band zeigt drei verschiedene Arten des Blues, alle Nummern haben neben dem Gitarrensolo auch noch ein Solo des Pianisten, der Keyboard und Piano zu spielen scheint (wenn das ein elektronisches Piano ist, hört man den Unterschied auf jeden Fall nicht). Ihre drei Varianten des Blues sind der Shuffle, als der etwa das Eröffnungsstück „Can't Do Nothing" und das achte Stück „Don't Mess With My Money" daherkommen. Die Shuffles sind solide, wenn auch nicht Extraklasse. Wirklich toll wird es, wenn die Band entweder einen Chicago-Blues anstimmt, was bei Stück Nr. 6 „May Not Be The First One" der Fall ist oder beim Closer, Muddy Waters' „Champagne & Reefer".
Rolf Winter

ltherallisonhandmedown.jpgLuther Allison Hand Me Down My Moonshine - . Inakustik 1992, Ruf Records 1994. Die Publikationen der beiden Verlage sind identisch.

 
 

Erinnert Ihr euch an die Unplugged-Welle? Eine Sendung auf MTV namens Unplugged stellte bekannte Musiker vor, die ihre Hits akustisch vortragen sollten. Elton John war da und andere, und dann kam Eric Clapton mit einem grossartigen Auftritt und dem nachfolgenden Superhit, seinem Album Unplugged. Es folgte ein Arm voller Grammys für Clapton und eine neue Welle: Jeder nahm unplugged-CDs auf (Nirvana Unplugged in New York, Rod Steward hatte auch eines etc.). 

 

1992 setzt sich deshalb Luther Allison in seiner Küche in Frankreich hin und zeigt den anderem Mal, wie das geht. Er lieferte danach diese CD aus, die nach Meinung der Redaktion ein Meilenstein des Blues ist, aber zumindest eine wunderschöne CD.

 
 
Rolf Winter
Tolles Debutalbum

Die erste Studio CD der Band ist begeisternd. So wünscht man sich ein Debütalbum. Gleich die erste Nummer mit dem gleichen Titel wie die CD lässt  aufhorchen und es geht erfrischend und kraftvoll weiter. Unüberhörbar der Einfluss von Steve Ray Vaughan, Albert Collins, ohne dass es sich um eine Imitation handelt. Henrik Freischlader entwickelt durchaus seinen eigenen Stil.  Dazu hat er eine markante Stimme. Das alles abgerundet durch eine wunderbar eingespielte Band. Die Aufnahme ist erstklassig.

Diese CD lässt sich ohne  Abstriche empfehlen, vorausgesetzt, man mag harten, dynamischen Bluesrock. Oder war es Rockblues? Egal, mein Tipp: kaufen.

Wer sich selbst ein Bild machen will, auf der Homepage des Musikers könnt Ihr Samples von allen elf Titeln hören.

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