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Rapperswil Blues’n’Jazz 2017

 

Das Rapperswiler Blues’n’Jazz Festival 2017 teilt sich dieses Jahr den Termin am Wochenende zwischen Juni und Juli mit dem Open Air St. Gallen und dem Albani-Fest in Winterthur. Für Anhänger der Musikrichtungen, die erkennbar auf den Ursprüngen der Afro-Amerikanischen Erfindungen Jazz und Blues gründen, bleibt aber Rapperswil der Ort des Interesses. Hier waren gestern zarte Piano-Klänge und die feine, an Norah Jones erinnernde Stimme der unglaublich einnehmenden Emily Bear zu hören, aber auch die Solothurner Bluesquartett The Rivals um Frontmann Johnny Fontane, die gehörig Stimmung machten und die später verstärkt wurden durch Justina Lee Brown, eine soulig-bluesige Sängern, die nicht nur äusserlich wie eine junge Tina Turner wirkte. Die Band war gut eingespielt, Fontane weiss, wie man im Publikum Stimmung erzeugt und er zeigte eine virtuose Bluesgitarre, wobei das Publikum nach der Hinzunahme von Lee Brown noch etwas enthusiastischer wirkte.

Am Fischmarktplatz heizen SoulVirus feat. Andrew Robinson dem Publikum ein, ehe um halb neun Popa Chubby im Trioformat und das Publikum mit seinem harten Bluesrock antrieb, das dem einsetzenden Regen tapfer standhielt. Popa Chubby (der einst auf den Namen Theodore Joseph Horowitz hörte) war nach 2012 zum zweiten Mal in Rapperswil und das Publikum war Wachs in seinen Händen. Tatsächlich war es beeindruckend, mitzuerleben, wie er auch beim weiss-der-Himmel-wievielten Male Hey Joe noch Spielfreude ausstrahlte. Interessant war die Eröffnung des Konzerts mit Somewhere over the Rainbow, mit dem er das Publikum abholte. Seine bewährte auf Coverversionen aufbauenden eigenen Versionen kamen gut an, und die etwas holzschnittartige Begleitband liess seine differenzierte Virtuosität perfekt aufscheinen.

Am Kapuzinerzipfel spielte die Zürcher Formation Cilia Hunch Musik, die man wohl in einem weiteren Sinn dem Jazz zuordnen kann, wenn das Sextett auch die Bezeichnung «Future Soul» verwendet. Die Band wirkte wie ein Zusammenschluss von zutiefst Musikbegeisterten, die nicht mehr nur alleine üben wollten, sondern die ihre Fähigkeiten vereinten zu einer abwechslungsreichen Mischung, die für musikalisch offene Ohren ein Genuss war. Psychedelische Klänge waren ebenso zu hören wie tiefe Grooves, dazu der Doppelgesang von Fernanda Ramos und Mariel Zambellis, die toll harmonierten. Die Stücke behielten aber ihre feine Spannung, ihre überraschende Abwechslung immer wieder durch das unglaubliche Schlagzeug von Paul Amereller, der immer wieder vorführte, dass das Schlagwerk den Charakter des Songs definiert, indem er es verstand, diesen Charakter leicht zu verändern und spannend zu halten. Schön, dass es in der Schweizer Musikszene Cilia Hunch gibt, die Band war wirklich eine der Entdeckungen des Abends.

EmilyBearDie andere Entdeckung war klar Emily Bear, die im Trio auftrat, eine Pianistin, jung, mit schöner Stimme und einem gewinnenden Wesen, die Klavier spielt, seit sie sitzen kann und die das Zeug hat als Weltstar eine der neuen Jazz-Pianistinnen werden, welche sich in den letzten Jahren etabliert haben. Leider dröhnte der Fügel manchmal etwas matschig aus den Lautsprechern, aber die ausgezeichnete Musikalität der Instrumentalstücke war dennoch klar zu erkennen.

Am Samstagabend wird erneut das Seeufer Rapperswil in abwechslungsreichen Klängen erbeben und swingen, sorgfältig arrangiert und konzertiert durch die Festivalleitung. Neben der Hauptattraktion Züri West (22:15–23:30 Bühne Fischmarktplatz) sind dies aus Sicht der Bluesliebhaber natürlich dessen «Vorband» auf dieser Bühne, Henrik Freischlader (20:30–21.45), und ebenfalls Vorfreude ist berechtigt für den Auftritt von Chicago-Veteran Big Daddy Wilson (22:00–23:15, Curtiplatz), der auf «Voice»-Phänomen Marc Amacher und seine Band folgt (20:15–21:30). Wilson, ein aus North Carolina stammender Musiker, spielt wie Albert King und Otis Rush eine umgedrehte Rechtshänder-Gitarre mit links. Schon diese Besonderheit rechtfertigt vielleicht einen Besuch.

Also Regenschutz gepackt, eingedenk des Norddeutschen Mottos «Es gibt kein schlechtes Wetter, bloss unzureichende Kleidung». Wer den Blues will, muss manchmal etwas leiden, das gilt auch fürs Publ