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ZZ Top am Sierre Blues Festival 2017

Wenn Legenden auftreten, hat das immer seinen eigenen Reiz, besonders wenn sie - wie ZZ Top – eine grosse Portion Selbstironie mit auf die Bühne bringen und mit ihren eigenen Klischees spielen. Da sind Dutzende von kleinen, über die Jahre zusammen gekommene Gags, die sie in ihre Show einbauen und irgendjemand kennt sie immer. Dadurch schaukeln sich Publikum und Künstler gegenseitig hoch und nullkommanichts entsteht eine Bombenstimmung. Das war auch in Sierre nicht anders. Ausserdem schienen die drei in bester Stimmung und grosser Spielfreunde, da spielte es auch keine Rolle, wenn sie mal aus dem Takt fielen.

Bald sind die zwei bärtigen Männer und der Glattrasierte, der den Bart nur im Namen trägt, fünfzig Jahre auf der Tour. Da schnurrt also eine erfahrene Maschinerie ein perfektes Programm herunter, glücklicherweise ohne dass es eine Pflichtübung ist, oder in Routine erstarrt. Mindestens kommt es so rüber. Natürlich breiten sie die ganze Palette ihrer typischen Gags und Gadgets aus. Die erwähnten Auspuffrohre etwa, oder auch das «Thing», eine Kreuzung aus Keyboard und Staubsauger mit angeschlossenem Auspuff, das furchtbar interessant aussieht, auch wenn es ganz gewöhnlich klingt. Dann die rotierenden, mit Schaffell überzogenen Gitarren, die seit den Zeiten des Albums Eliminator zur Standardausrüstung gehören, wann immer sie Legs spielen. Typisch auch allerlei Knarzgeräusche, mit tiefer Stimme eingeworfene Schlüsselworte und vor allem das Spiel mit den gaaanz tiefen Basstönen, das Dusty Hill mit grossem Vergnügen zelebriert.

Musikalisch gibt es kaum etwas zu berichten. Jeder kennt den Sound der Gruppe, jeder kennt die Titel. Erstaunlich fanden wir, dass der Anteil junger Leute sehr hoch war, anscheinend gelingt es Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard immer noch, auch den Nachwuchs zu begeistern, was nicht selbstverständlich ist. Sierre hatte schon in früheren Ausgaben Altrocker wie Nazareth, Status Quo oder Uriah Heep im Lineup, die aber überwiegend ältere Semester auf die Plaine Bellevue lockten. Auf jeden Fall ging aber die Rechnung der Festival Leitung auf, die weniger attraktiven Bluesacts mit einem grossen Namen quer zu subventionieren. Es dürften sich mehrere Tausend Leute versammelt haben, um die Texaner zu erleben.

Für die Band ungewöhnlich: Nach einigen Songs bat Billy Gibbons den Festivaldirektor Silvio Caldelari auf die Bühne, der sich nicht nur jahrelang darum bemüht hatte, ZZ Top im Programm zu haben, sondern deswegen auch das Festival vom August in den Juli verlegen musste. Er hat sich damit einen Traum erfüllt, wie er dem Publikum mitteilte. Bestimmt hat er damit auch den Traum vieler Festivalbesucher wahrgemacht.